Abreise zur Heimatfront

Das mit dem liegeplatz in Carl’s hafen hat leider nicht funktioniert, er möchte dort keine zwei schiffe nebeneinander haben. Die lösung ist nun der hafen auf der anderen seite von Stanley. Einen vertrag habe ich schon und der preis ist günstig.

Der rückflug ist gebucht und bezahlt – und hier habe ich auch eine gute nachricht: Ich fliege direkt ohne umsteigen nach UK mit der Royal Air Force. Und das für kleinere kosten, da ich hier nun eine arbeitserlaubnis habe. Somit werde ich als ‘resident’ eingestuft und das spart fünfhundert pfund pro flug.

Im hafen hat sich auch einiges getan, mein mast ist nicht mehr der längste. Seit ein paar tagen liegt eine weitere yacht hier und heute am Fr brauchen sie meinen platz, um diesel abzupumpen. Am morgen vor dem kaffee haben wir die schiffe zusammengelegt und verlegt. Gleich danach kamen auch ein paar delfine im hafen vorbei.

20170901 paeckchen

 

20170901 delfine

 

Das ganze im-päckchen-liegen hat eine woche gedauert, war besser als befürchtet. Es war auch das erste mal, dass ich von einer anderen yacht auf mein schiff herabsteigen(!) musste. Ich dachte immer, mein freibord sei das höchste. Die besatzung war recht hilfsbereit und ich konnte sogar deren neues dingi benutzen, um das ruder der windsteuerung zu demontieren. Es muss ja nicht vier monate umsonst im wasser hängen.
Ich repariere, was ich kann, damit es im januar sehr schnell losgehen kann. Die bilgenpumpe unter dem wassertank wollte nicht mehr, das kannte ich ja schon von der anderen im motorraum. Also das gute wasser abpumpen und dann den tank herausnehmen, nur der wollte nicht so recht. Zu zweit und mit viel kraft löste er sich dann doch und es sah ekeligst in der bilge aus.

Ein cremiger, brauner schmodder, was nicht das zeug aus der toilette war. Es roch nicht und war auch nicht fettig, teilweise wie kerzenwachs. Das resultat eines experiments, das ich vor vier jahren gestartet hatte. Da es dort immer feucht sein werden würde, habe ich unterbodenwachs aufgetragen. Das hielt auch sehr lange, nur darf das schiff dann nicht im sommer an land stehen, denn dann schmilzt das zeug zu boden. Das ganze gemisch mit dem salzwasser und dem aluminiumgehäuse der pumpe brachte die galvanik so richtig auf touren. Der edelstahltank wollte nicht richtig rosten, der schiffsstahl auch nicht und somit blieb nur die pumpe übrig. Als ersatzteil für die andere wird sie noch einmal eingelagert werden und eine andere aus dem lager hat sie nun ersetzt. Diesmal aber oben auf dem tank, den dreck brauche ich nicht nochmal. Die bilder habe ich mir auch geschenkt, zu viel matsche an den händen.

Jetzt ist schon wieder wochenende, ich liege wieder direkt am steg. Die vorbereitungen für die überfahrt auf die andere seite der bucht sind abgeschlossen, fehlt nur noch der richte wind, am besten keiner.

Und dann war da noch die ansage, dass die pontons aus dem wasser kommen sollen. Aber fehlalarm: glücklicherweise fängt die saison schon an und die teile bleiben im wasser. Gut so, panik umsonst.

Die weiteren tage ziehen sich dahin und der termin zum rüberfahren in den hafen verschiebt sich. Das wetter ist gerade ein wenig bitter, sturm, schnee und regen. Vorgestern war es besonders heftig und ich vertraue mal meinen instrumenten. Der rumpf ist recht gut durch den anleger abgeschirmt und dadurch staut sich die luft auch. Laut meiner anzeige hatte ich aber in der mastspitze richtig viel wind, über hundert knoten in einer böe. Nur meine windanzeige zeigte nur zwei komma acht an, danach wieder werte in den neunzigern. Sie kann nicht dreistellig. Wenn jemand richtig viel wind haben will, so sollte er hierher kommen.

The Camber, der hafen auf der anderen seite ist auch schon bis ende Oktober bezahlt, in cash. Dafür musste ich zur einzigen bank auf den Falklands und habe mal ein paar dollar in pfund getauscht. Nicht nur dass sie einen wechselkurs haben, an dem sie verdienen, sondern will man britische pfund haben, so schlagen sie noch einmal ein prozent an gebühren obendrauf. Dabei sollte der umtausch von falkland pounds zu den britischen doch spassfrei sein, miese gierige gangster.
Nur noch fünf tage bis zum abflug, der transfer ist schon geordert. Läuft alles so glatt, hoffentlich rutsche ich nicht aus.

The Camber wurde vor dem ersten weltkrieg als marinehafen gebaut und die hallen dienten der kohlelagerung für die schiffe. Diese sollten auch durch deutsche kriegsschiffe zerstört werden, ging aber nach hinten los. Für den nächsten krieg wurden dann die dieselbunker gebaut. Der anleger, der kran, die schienen und die gebäude sind alle über hundert jahre alt.

20170902 alter anleger

 

20170902 alter anleger

 

20170902 alter kran

 

20170902 exit

 

20170902 lagerhalle

 

20170902 lagerhalle

 

20170902 lorenreste

 

20170902 schienenreste

 

Der ponton für Themroc ist auch schon leer.

 

20170902 ponton

 

Es lief auch alles ganz gut, die überfahrt zur anderen seite am So nachmittag zum hochwasser. Leider ist eine leine, die auf slip war, am steg geblieben, weil sich spontan ein knoten gebildet hatte. Sie ist gerettet und wird zum schiff gebracht.
Am Mo habe ich bei leichtem wind, also fast keinem wind, im Camber eine weitere leine zum schiff gespannt. Der verantwortliche hafenmeister wollte es so. Nur musste ich mehrfach auf den alten verrotteten anleger steigen. Da knackte es schon in einigen planken, andere waren weg oder das meiste holz vergammelt und torfig. Ein abenteuer der besonderen note, das mich eine stunde gekostet hat. Nun liegt das schiff an drei leinen nach norden gesichert, drei nach westen und zwei nach osten. Und auf besonderen wunsch noch einmal zwei meter vom ponton entfernt. Da sollte nichts schiefgehen.

20170918 ponton

 

Ich liebe diese maroden plätze, nachdem das schiff vertäut war, ging es noch einmal mit der kamera los.

 

Am nachmittag wurde ich mit dem boot von Jason abgeholt, der auch auf mein schiff ein auge werfen wird. Am abend gab es ein abschiedsessen bei Bob und Janet, A&B waren auch dabei. Die nacht konnte ich dort verbringen – und die nacht war schlecht. Das erste mal seit Uruguay habe ich im warmen ohne socken, sweatshirt und jogginghose geschlafen. Es war einfach viel zu warm bis zum aufstehen um sechs.
Der transferbus kam pünktlich um kurz vor sieben uhr und ich war der einzige gast zum flughafen. Dort lief auch alles glatt, der immigrationsbeamte kannte mich ja und verabschiedete mich mit meinem vornamen. Der flieger ein A330 war leer. In jeder sitzreihe nur drei leute, also eine menge platz, nur ich konnte nicht schlafen. Dann gab es im wechsel einen film oder mahlzeit bis um mitternacht.
Die zwischenlandung auf den Kap Verden war der temperaturhammer. Morgens nach dem nachtfrost los und in Sal waren es sechsundzwanzig sehr feuchte grad. Meine restlichen zwei geldscheine von dort konnte ich in der halben zur verfügung stehenden stunde in ein getränk umsetzen. Mit dem vollgetankten flieger ging es dann noch einmal sechs stunden weiter und am morgen war ich in UK.

Ich wurde von Sabine abgeholt und bis zum nächsten tag verbrachten wir die zeit in Oxford. Wobei ich erstmal ein bad und ein nickerchen brauchte. Am nächsten tag sind wir dann von Oxford mit der bahn nach London gefahren, dann mit dem bus zum nächsten bahnhof und durch den tunnel nach Lille. Dort noch einmal zwei busse, dazwischen ein wenig laufen wegen einer innenstadtsperrung und zur sesamstraßenzeit sind wird dann zuhause angekommen. Ich schwitze hier schon bei vierzehn grad.

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Eine Antwort auf Abreise zur Heimatfront

  1. Andy sagt:

    Hallo Wolfgang,
    schön zu lesen wenn es dir gut geht.
    Wenn ich das richtig gesehen habe bist du neben der Pelagic Australis gelegen, eines der 2 Schiffe von Skip Novak. Der hat x Videos im Youtube, ein Extremsegler.
    Die Kirchbergers mit Labelle Epoche sind auch gerade auf den Falklands, wahrscheinlich habt ihr euch knapp verpasst.
    Alle Gute
    Andy

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