Ausflug nach Frankreich

Schon wieder ist ein monat vergangen und ich sitze noch immer in Berlin. Meistens am rechner, um die verschiedenen segelblogs zu verfolgen oder um das hirn in bewegung zu halten. Aber das ist überwiegend leichte kost. Schön, wenn es mal einen ausflug gibt, und der war vor kurzem.

Am morgen noch einen umzugsunternehmer durch die wohnung geschleust und danach zum flughafen richtung Paris Charles de Gaulle. Wieder einmal hat sich ein kreis geschlossen, denn das letzte mal war ich vor neun jahren dort, als ich mein schiff das erste mal besichtigt habe. Danach noch eine stunde mit dem tgv und Lille begrüßte uns mit sonnenschein.
Das ist was ganz besonderes, regnet es dort doch mehr, als in Hamburg.

Die stadt ist die viertgrößte in Frankreich und hat die gleiche dimension von Hamburg, jedoch aus der sicht als fußgänger zum fahrradfahrer. An der Elbe braucht man mit dem rad eine stunde quer durch die stadt, in Lille das gleiche per pedes. Alles recht beschaulich und der althausbestand ist im zwei- bis dreigeschossigen bereich. Leider etwas zu wenig grün das ganze, nur die breiten straßen werden von riesigen alten platanen gesäumt. Ein paar kleine parks und das war’s.
Die häuser sind meistens aus rotem backstein, so auch unser neues heim. Dieses liegt auf einer insel in der stadt, ehemals ein kleinbürgerliches viertel sowie arbeiterquartier für den binnenhafen. Die industrie ist schon seit langem verschwunden und neue modernere, flache wohnhäuser füllen die lücken, na ja.

Ein schnelldurchgang durch viele stadtteile am wochenende und am Mo kam der typische regen mit wind, also quer von der seite. Also noch schnell eine rundreise mit ein paar buslinien, rund um die stadt und danach zurück zum flughafen. Wäre alles ganz gut gegangen, keine spur vom streik. Doch es sollte nicht sein. Koffer abgegeben, fummelkontrolle mit wischtüchern über meine handflächen, meine hose, meinen rechner, ob da nicht mit sprengstoff gefingert wurde. Meine fresse ist diese angstmache krank, als dschihadist eigne ich mich wirklich nicht. Das war der erste nerv.

Das flugzeug war verspätet und danach gecanceled, abends um neun. Zweihundert leute genervt, hilflos und schon leicht aggressiv. Nach zwei stunden hatten wir einen neuen flug, vierundzwanzig stunden später. Ich habe den aufgegebenen koffer organisiert und Sabine die hotelgutscheine mit verpflegung. Kurz vor mitternacht haben wir das zimmer im ibis bezogen und danach noch schnell etwas gegessen, den resten eine chance, die getränke gingen extra.
Einen tag in Paris bei dauerregen kann ich mir klemmen, also nur auf den flug warten, wobei das zimmer mittags geräumt werden musste. Gerädert sind wird dann kurz vor mitternacht wieder in der berliner wohnung angekommen, einen tag später als geplant.

Meine vermutung ist, dass der hinflug nach Paris unterbucht war und somit unter einem technischen vorwand gestrichen wurde. Denn unser voller flug von Paris konnte in den nächsten beiden flügen am folgenden tag untergebracht werden. Ergo waren diese beiden maschinen auch nur halb besetzt. So hatte die billiglinie der grufthansa zwei flüge gespart und zwei weitere sind vollbesetzt. Das rechnet sich auch mit den entschädigungszahlungen und der unterkunft im hotel. Wer dabei böses denkt.

In der welt der segler passiert nichts aufregendes, sobald die ersten größeren strecken über ein meer geschafft wurden, reduziert sich der buchstabenerguss oder filmschnipselauswurf deutlich. Dabei bin ich schon bei den refitprojekten im englischsprachigen raum angekommen, wie davor schon bei den filmdokus. Dort verzeichne ich allerdings ein hohe zahl von bettelnden seglern, die für ihre filmchen gern daumen, subcribers oder spenden erhalten wollen. Neuerdings werden als einnahmequelle preisige t-shirts mit logo angeboten.
Für meinen geschmack sind langatmige monologe über den zustand der refit holzlackierung oder die dauernden delphin-sequenzen in diesen filmen eher ermüdend und abschreckend. Und gleichzeitig aus der perspektive des schnöseligen betrachters humorvoll amüsant. Habe ich das doch schon alles hinter mir und kann die leute mit ihren kleinen problemen ein wenig verstehen. Dort wird schon ein keilriemenwechsel am motor zum großen projekt und das erfolgreiche lösen einer rostigen schraube zum meilenstein.

Meine beschaffungstasks im ersatzteilbereich sind so gut wie abgeschlossen. Aufwendig war es, die passenden druckrutscher für das großsegel zu finden, und dazu jemanden, der sie mir auch verkaufen will. Da haben viele segelmacher gekniffen, liegt die bestellmenge doch bei zehn und ich benötige nur die hälfte. Aber nun habe ich sie hier in Berlin erhalten.
Dann ist eine sehr günstige bestellung eines bowdenzugs auf dem weg von China bis Berlin irgendwo hängen geblieben. Nach zwei monaten wartezeit habe ich das teil storniert. Schade für den verkäufer. Nach zwei weiteren wochen kam es dann doch noch an, ein kleines schlechtes gefühl meinerseits.
Fast die gleiche situation, wie mit meinen headsets zum skypen. Da diese nicht sehr haltbar sind, habe ich gleich drei geordert für insgesamt sechs euronen mit versand. Diese waren einen monat überfällig, obwohl sie entfernungmäßig nur aus der exzone kommen sollten. Vorsichtige reklamation und sofortige nachlieferung. Diese traf dann zwei wochen später zusammen mit dem ersten, von der post halb geschredderten päckchen ein. Nun habe ich sechs sets, der rückversand würde den warenwert sprengen.

Vor einem jahr war ich in Lissabon, das ist gefühlt sehr lange her. Im nachhinein habe ich mir meine backuplösungen durch den kopf gehen lassen und handlungsbedarf gefunden. Ich habe nur einen kompass und ein fernglas auf dem schiff. Meine sehhilfe ist nicht schwimmfähig und ein replikat ist schon gekauft. Der billigkompass ist noch auf dem weg, billig sollte beim stahlschiff genügen.

20160606 druckrutscher

 

20160606 fernglas

 

Die umzugvorbereitungen schreiten voran, der termin ist auf ende juli fixiert. Der umzugunternehmer ist bestellt und die kartons werden bald angeliefert. Auch habe ich mich von vielen alten pflanzen getrennt. Diese werden irgendwo in Berlin weiter wachsen, hoffentlich.

Die revierführer von Brasilien, Argentinien und Chile sind noch immer nicht angekommen. Das buch von Argentinien ist noch nicht einmal versendet worden, also habe ich es wieder storniert.
Mehr zu den reiseplänen im nächsten monat.

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