Erneut ins Meer gespült

Freitage sind wie alle anderen wochentage auch hier in Französisch Guayana. Immer kurz vor sonnenaufgang lässt so ein arsch sein boot mit einem zweitaktaussenborder ins wasser und verschwindet mit lautem getöse und wellenschlag. Dann ist die nacht zu ende, warm wird es dann erst in einer viertelstunde.

Der letzte versuch die gasflasche befüllen zu lassen, ist ebenfalls gescheitert. Sie sind stur und befüllen nur ihre behälter, keinerlei servicegedanken oder hilfsbereitschaft. Und mein gasflaschenadapter nulliert die technische möglichkeit. Wie gern denke ich da an die Kapverden zurück.
Also bin ich mit Michel wieder nach Cayenne gefahren und habe erpressterweise eine neue flasche gekauft. Vorher hatte ich einen anderen adapter auf den anschluss geschraubt und nun war sie wieder deutsch, geht also. Fünfundsechzig taler für das gute stück mit zwölf kilogramm butan. Auf dem rückweg kann ich sie wieder abgeben und erhalte den flaschenpreis zurück, mal sehen, wann das sein wird.

20160923 neue gasflasche

 

20160923 neue gasflasche

 

Kaum waren wir wieder zurück, hat mich der taucher für die rumpfreinigung zur motorenwerkstatt mitgenommen. Mit im handgepäck war die ankerwinsch. Zum zweiten mal war ich in Cayenne an diesem tag, und Jo, der mit der grössten alusegelyacht hier im hafen, leitet dort die motorenfirma. Gemessen, ersatzteil gefunden, telefoniert und besseren simmerring gefunden und dann die welle aus dem gehäuse montiert. Ich habe etwas dazu gelernt, so geht also ein wellenaufbau. Noch einmal gemessen, noch einmal telefoniert und den noch passenderen ring geordert. Die welle blieb bei der drehbank und wir sind auf dem rückweg den simmerring holen gefahren. Ein Freitag kann sich auch positiv entwickeln.

Mein ins leben zurück geglaubter wlanhotspot des imbisses ist inzwischen nur noch zu geschäftszeiten unter der woche aktiv. Danach kann man ihn noch erkennen, aber keine verbindung aufbauen, sehr schade. Denn um drei machen sie zu und dann ist es erst acht uhr in europa. Somit geht die kommunikation nur per email aus der bar in Cayenne, in der ich glücklicherweise am morgen auch schon war.

Es ist So morgen, sieben uhr und noch alles ruhig, denn die slippenden motorboote kommen erst in einer stunde. Es ist so wie die schöne vorfreude auf weihnachten, auch als atheist. Der baum ist gekauft, die geschenke sind besorgt, die lichterkette vom letzten jahr ist wiedergefunden und es fängt leicht an zu schneien. Der duft aus der küche lässt einen schönen tag vermuten.
Doch dann passiert es, der alte tannenbaumständer von urgrossvater zerbröselt bei der baummontage, die lichterkette wurde von einer maus angenagt und eines der vielen lichter ist kaputt gegangen, nur welches. Draußen taut es schon wieder, leichtes geschrei aus der angebrannten küche. Das war’s. Gestern abend kam meine abgedrehte welle mit dem winschgetriebe, passte alles für vierzig euronen. Doch dann bemerkte ich, dass das distanzstück zu kurz ist, da fehlt ein zentimeter. Das alte stück war aber bestandteil des getriebes. Da ist ein wenig ugandaschrauben angesagt, damit der patient die krankenstation wieder verlassen kann.

20160925 ankerwinsch

 

20160925 ankerwinsch distanzbauteile

 

Die operation ist gelungen, der patient lebt wieder und ist am alten ort montiert. Dafür brauchte ich eine neue tube sikaflex und das war wieder nicht so gut. Noch vor kurzem hatte ich in einem forum getönt, dass auch abgelaufene ware brauchbar sei. Nur meine tuben haben sich in der wärme hier selbst verfestigt. Schade, nach der sechsten tube hatte ich eine gefunden, die noch leicht brauchbar war. Der rest landete im müll.

Die unterwasserreinigung ist auch pünktlich beendet worden, die logge hat er nicht richtig freigelegt, mist verdammter, brauche ich sie doch die nächsten wochen. Also werde ich morgen mal tauchen gehen müssen.

20160926 teil des unterwasserbewuchs

 

Heute morgen noch einmal schnell ins internet, danach zum grosseinkauf für über zweihundert zahlungseinheiten und hinterher alles verstauen. Das schiff grob aufräumen und um vier uhr am nachmittag war dann schon hektisches ablegen angesagt. Mal sehen wie es weiter geht. Entweder bin ich in vier jahren wieder hier oder in vier tagen, wenn der plan nicht funktionieren sollte. Zwanzig tage hat die vorbereitung jetzt gedauert, alles im plan.

20160927 abfahrt marina

 

20160927 michels boot

 

Mit der rumpfreinigung bin ich schon jetzt nicht zufrieden. Zum einen habe ich noch muscheln am rumpf gefunden und zum anderen hat er den spachtel zu scharf angesetzt und die farbe in grossen placken herunter geholt. So eine scheisse hätte ich auch selbst gekonnt, war er doch als ‘professionel’ deklariert worden, merde.
Ich wollte die logge heute frei machen und stand dann mit den flossen auf brusthöhe im wasser. Es ist eine ruhige nacht gewesen, abgesehen vom windgenerator, aber wozu habe ich ein kissen für die ohren. Also konnte ich die logge vorerst nicht frei legen, das muss draussen im klaren meer passieren.
Es zeigt sich wieder einmal: das qualitätsniveau von externen hätte man auch selbst hingekriegt, also finger weg von denen. Somit kommen wir zur polnischen wertarbeit vor zwei jahren, die nähte der sprayhood lösen sich, die reißverschlüsse sind dicht und nicht brauchbar, weil die zipper fest sind oder die enden. Flicken geht zur not, also die nächste baustelle vor Patagonien.

Das erste ziel, die insel La Mere, ist erreicht. Hier war ich schon oft, ruhiges ankerplätzchen. Morgen mit dem hochwasser geht es dann los gen süden.

 

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2 Antworten auf Erneut ins Meer gespült

  1. Gerald Wolf sagt:

    Hallo Wolfgang,
    freut mich mal wieder was von dir zu hören / lesen.
    Die Gasflaschen kannst du auch selbst umfüllen. Du brauchst nur einen Adapter um die Beiden Flaschen zu verbinden. Die leere nach unten und die volle darüber auf dem Kopf. Das Gas ist ja flüssigund und läuft nach unten. Das kannst du gleich beim Händler machen und ihm die Leere dann gleich wieder geben.
    Schön Gruß aus Bayern
    Gerry

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