Sada erleben

Die welt ist hier nur schwer zu empfangen, ich bin am rande des wlans. Abends geht es gut, am tage bin ich eher in der Sahelzone.
Zum ersten foto im fischerhafen letzte woche muss ich jetzt eine ergänzung anbringen. Das rechte rote schiff wird wohl gerade abgewrackt und das linke wohl bald. Der hafen ist nicht mehr sehr aktiv. Die überfischung hat ihren preis.

Den Sa habe ich mit wäsche waschen lassen begonnen, wassertank befüllt und um drei eine stadtbesichtigung begonnen. Bin ins zentrum geradelt, mal sehen was sich dort findet. Auf dem weg am strassenrand lag ein neues flaches nokiahandy ohne simlock und betriebsbereit. Nur mein spanisch ist ausgestorben und ich kann diese handys sowieso nicht bedienen. Ich könnte jetzt Timbuktu anrufen, nur dass ich da niemanden kenne. Wer mag der besitzer sein – kann ich mit meinem geist nicht entschlüsseln. Also erstmal eingesteckt und auf den anruf vom eigner gewartet.
Nur funktionieren diese scheissneuenteile nicht so wie man denkt – ich konnte die eingehenden anrufe nicht annehmen. Abends wurde es mir zu bunt und ich habe über meinen apparat die nummer zurückgerufen. Es war die besitzerin dran und ihr mann konnte auch englisch. Und nach kurzem wortwechsel und missverständnissen, du bist das schiff ohne mast. Nach zwanzig minuten haben sie den apparat abgeholt und eine flasche guten weisswein dagelassen. Er hat sein schiff schräg vor mir am anderen steg liegen. Heute mal wieder eine pfadfinderaktion.

Am So habe ich in der e-bucht eingekauft, das was ich sowieso noch brauche und ein paar teile mehr. Die nerverei mit dem autopiloten sollte auch ein ende haben, aber pustekuchen – jetzt ging es erst richtig los. Die sicherung sprang immer raus, somit war der motor überbeansprucht. Ich habe diesen dann von der pumpe getrennt, in der hoffnung, dass es eine saubere trennstelle ist. So mit einen zapfen in das passende gegenstück. Ist auch, nur das ganze ist mit einem simmering umschlossen. Also kam mir die hydraulikbrühe entgegen. Mist, verdammter. Danach konnte ich mit einem grossen schraubendreher und mit meinem lieblingsdreizehner die pumpe auch drehen, schwer, aber es ging. Dass dies nichts geholfen hat, war fast schon klar, aber die hoffnung stirbt zuletzt.
Somit muss ich an das system heran, will nicht recht, muss wohl aber sein.

Am Mo wurde meine sprayhood abgeholt und repariert. Das gestell wird später gerichtet, da dort der grossbaum ja rauf gefallen ist.
Dann waren auch schon der chef und die chefin vor ort, später haben wir alle nötigen teile für die reparatur aufgelistet. Wie viele übersetzungsfehler entstanden sind, werden wir später sehen.
Nach dem gespräch habe ich mich an die steuerpumpe gemacht. Interessante einfache technik, leider kaputt. Entweder ein sandkorn oder ein kleiner span. In der kolbenpumpe ist eine feine riefe. Der kolben hat sechs stempel, einer ging schwer. Der versuch, mit bordmitteln das ganze gängig zu machen, funktionierte dreiundsiebzig sekunden lang, dann stand die pumpe wieder still. Also neu kaufen, zusätzliche ausgaben, ich bin genervt.

20141020 steuerpumpe

 

So ein kleiner span oder sandkorn kostet mal eben einen dreiviertel tausender. Die französische herstellerfirma meinte, dass es sich nur lohne, das teil zu reparieren, wenn die dichtungen ausgetauscht werden müssen. Weil diese pumpe nur einen kleinen gummiring und einen simmerring hat, war es das mit den dichtungen. Also ist mein ansprechpartner der verkäufer in Deutschland und der bietet die pumpe komplett mit elektromotor für den preis an. Dann habe ich halt zwei und hoffentlich geht beim nächsten mal etwas anderes kaputt.

Der windmesser ist auch schon fast gekauft, bloß die versandkosten sind verplatint, also vierzig euronen für ein päckchen aus der Schweiz in die BRD zahle ich nicht.
Dafür bin ich in der wegwerfgesellschaft für radaranlagen angekommen. Eine ganze anlage ist um ein viertel günstiger, als nur die antenne mit kabel. Vielleicht ist das ein mögliches geschäftsfeld für meine zukunft.

Und da wären wir auch schon beim frust am Di. Die laune ist auf dem nullpunkt. Ich versuche, preise für ersatzteile zu ermitteln und bin erstaunt wie einfach es ist, wie gross die probleme für andere sind. Zum beispiel soll meine lieblingsfarbe von jotun ‚sg88’ hier über dreihundert euronen kosten, in der BRD nur die hälfte. Das problem ist der transport. Alle teile, die ich schon gekauft habe, gehen nach Berlin, weil die verkäufer nicht nach Spanien senden wollen. Dabei ist hier ein riesiger markt, wenn ich die preisdifferenz sehe.
Nun zum hauptpunkt: der neue mast. Ein seldenrigg klingt schön und der kenner sieht die dollarzeichen. Für mich ist das nicht bezahlbar. Hier liegt ein neuer und falsch konfigurierter mast herum, leider ein rollmast. Das ist ein ‘no go’ für mich. Die angebote, die ich erhalten habe, sind als orientierung gut, nur sinkt mit dem preis auch die bereitschaft, selbst hand anzulegen, nur noch aufhalten ist angesagt.
Die angebote für die segel hier vor ort können mit denen in Polen mithalten, über die ausführung kann ich noch nichts sagen. Das ganze haut mich nicht vom hocker, zieht mich eher runter. Einen mastbruch light könnte ich vertragen.

Und da bin ich schon am Mi und das generve hat kein ende. Die frage der mail nach den vergoldeten versandkosten wird nicht beantwortet, ok. Wenn es so weiter geht, kaufe ich den windgeber im heimatland unserer besatzer für zweihundert euronen weniger.

Dann stelle ich mir schon seit zwei wochen die frage zur alternative. Zurzeit sehe ich meine reise stark gefährdet oder in dieser form nicht durchführbar. Das hängt mit der verdrahtung in meinem kopf zusammen.
Mein neues szenario könnte wie folgt aussehen. Ich beginne die reise von vorn und neu. Wenn ich einen günstigen transporteur finde, der mein schiff von hier nach Berlin oder gleich nach Stettin bringt und das ganze günstiger wird, als hier etwas machen zu lassen, muss ich scharf nachdenken. Das angebot, welches mir der rigger im sommer gemacht hat, nachdem er meinen gittermast geschrottet hat, steht zur diskussion. Das waren zehn k_eu für den mast, die takelage und die fallen mit aufstellen. Kommen noch sechs für die segel und noch einmal zwei für den grossbaum hinzu. Und wenn etwas dazwischen kommt, noch einmal zwei für speziallösungen, macht zwanzig. Und da bin ich nun am überlegen.
Ich hätte dann noch die möglichkeit, ein bugstrahlruder einzubauen und meine ostseerunde zu segeln. Andererseits müsste ich danach dann schon wieder durch die biskaya und den kanal. Dazu kommt, dass ich jetzt nicht mehr heiss bin auf die ganze runde, aber das ist vielleicht nur der jetzige deprimierte zustand.

Dann geht viel meiner energie in die verbindung zur welt, sprich online sein. Eigentlich sollte es mir egal sein, nur bin ich im hafen gefangen, kann noch nicht einmal mehr meinen standort verändern, weil luft im steuerungssystem ist. Meine beiden wlan zugriffspunkte sind weit weg und somit mache ich gerade einen dauerlivetest meiner antenne. Diese ist an meinem bootshaken in zwei meter höhe angebunden. Aber das reicht nicht aus. Ich könnte die fünfhundert meter auch zum hafeneingang fahren,nur dann müsste ich auch die begleitenden getränke mitnehmen.

Am Do habe ich den ersten kleinen erfolg errungen. Ich habe den vertrieb von airmar angeschrieben. Der windmesser kostet unter sechshundert euronen mit kabel und versand nach Spanien. Dafür muss aber cadenote das ganze ordern, verkauf an endkunden läuft nicht. Wenn tecnautic nur die guten franken in den augen hat, wird das nichts mit dem geschäft mit mir.
Am nachmittag habe ich den mastfuss entfernt. Hat auch nur drei stunden gekostet. Dabei habe ich mehr trennscheiben verbraucht, als ich das untere segment neu geschweisst hatte. Der mastfuss war sehr sorgfältig geschweisst und hat ja auch den sturz überlebt. Nur so richtig gut kam ich mit der flex da nicht ran. Nun denn, schnee von gestern. Dabei ist mir aufgefallen, dass der schwanenhals für die kabel ordentlich einen von oben bekommen hat. Nicht nur der eine bogen ist abgebrochen, das teil ist ein stück ins deck gedrückt worden, als der mast umgerissen wurde.

20141023 mastfusstuetzen

 

20141023 mastfuss

 

20141023 mastplatte

 

Wir haben jetzt schon fast ende oktober und so ein mast ist nicht von heute auf morgen fertig. Das dauert einen monat, in Spanien vielleicht auch etwas länger. Dann wird meine weiterreise richtig lustig, bloss keine herbst- oder winterstürme mitnehmen. Die panik ist noch nicht da, sehe aber zeit weglaufen.

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2 Antworten auf Sada erleben

  1. Arno sagt:

    Hallo Wolfgang,

    hast du schon mal überlegt bis nach Frankreich/Bretagne o. La Rochelle zu fahren? Dort gibt es einiges an Werften und Zubehör/Masthersteller. Vor ca. 2 Jahren war ich auf der Suche nach einem neuen Rigg für meine Westerly und hatte dort interessante Angebote gefunden. U.a. waren dort die Lieferanten für die französischen Volumenwerften, die Altbestände, also Masten, die für ein bestimmtes Model vorproduziert worden waren, günstig verkauft haben. Einen Link hab ich gefunden:
    http://www.z-spars.com/
    Hier eine aktuelle Liste der angebotenen Masten: http://www.z-spars.com/download/mats-occasion-zspars.pdf – der letzte Mast ist 17,9M lang und soll ca. 2500€ kosten….
    Drücke dir die Daumen, dass alles vorwärts geht.

    Grüße
    Arno

    • themroc sagt:

      danke Arno,
      das kann mir helfen, da ich sowieso mit denen in verhandlung bin

      gruss von der ungeklärten baustelle
      Wolfgang

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