Von Mindelo bis Mindelo

Die einzige marina auf den Kapverden ist in Mindelo. Dabei ist es hier sehr spannend, viele neue abenteuer können erlebt werden. Der segelmacher hat das tuch am So mitgenommen und will es in zwei tagen wiederbringen. So billig bin ich noch kein segel losgeworden, hoffentlich klappt es. Der zweite versuch besteht darin, einem dieser herumlungernden einen auftrag zu geben. Einfach nur nach geld betteln läuft nicht. So hat er die aufgabe, fünf segelrutscher in aluminium bis morgen zu organisieren. Ein kleines handgeld hat er erhalten, resultate zählen.
Dabei habe ich hier im marinashop gerade zwanzig rutscher für zwölf euronen gekauft. Das personal in solchen einrichtungen sollte wissen, was es verkauft, scannen oder nur nummer eintippen ist halt etwas wenig. So habe ich die gunst der stunde genutzt.

Diese marina hat so viel schwell und bewegung, dass die schiffe nicht lange bleiben. Wasser ist limitiert, was ich gut finde, und strom ist inklusive, aber das wlan ist bescheiden. Dafür empfinde ich die menschen als freundlich. Schall, wald und zurück, ihr kennt das.

Die neuen pläne meines mitreisenden haben meine planung durcheinander gebracht. Ich lerne immer wieder, dass alles im fluss ist und neues ständig dabei ist. Am zehnten dezember möchte er auf Sal sein. Passt alles gut, denn dann kommt sein ersatz, ein neuer mitsegler.

Die überraschung am Mo morgen war, dass der segelmacher schon fertig ist. Zwei stellen verstärkt mit neuen ösen und die naht um die erste lattentasche, die ich per hand genäht hatte, noch einmal mit der maschine nachgenäht. Achtundvierzig euronen sind, so glaube ich fair, soviel kostet es in Deutschland, einmal guten tag beim segelmacher zu sagen.
Danach bin ich das erste mal einklarieren gegangen, wir waren früh dran und das war gut so. Mo morgen und alle vom wochenende melden sich brav an. Warum muss ich crewlisten zweimal ausfüllen, meine schiffspapiere da lassen und noch geld abdrücken für zwei stunden bearbeitungszeit mit warten?

Dann haben wir heute die rollanlage repariert und das vorstag gespannt. Die beiden distanzstücke sind wieder in ihre position gebracht, mal sehen wie lange sie dort bleiben. Der anker hat zwei neue haltepunkte bekommen, damit er wieder festgeschraubt werden kann. Diese rödelrarbeiten will ich mir eigentlich sparen – das halbe schiff umdrehen, werkzeuge, schweißgerät und material suchen und das ganze hinterher wieder verstauen ist schon ein mordsaufwand. Und da ich schon dabei war, wurde die ankerkralle mit einer öse aus einer m8 mutter bestückt. So kann ich die kralle bequemer an die kette binden, damit im falle eines seilbruchs das gute stück nicht tauchen geht.

Ein weiterer nervfaktor ist das am boden liegende marina-wlan, man wartet auf den techniker. Keine verbindung zur außenwelt, da ich sie doch gerade dringend brauche.

Die segelrutscher sind eine geschichte für sich. Der erste versuch war zu groß, dabei hatten sie ein muster. Dann habe ich sehr genau beschrieben, dass es genau gleich dem muster sein muss, also wieder zurück. Auch war der preis heftig, zuerst sollten es hundertzwanzig für fünf stück kosten, achtzig war am ende der preis. Am nächsten tag kam die verbesserte version und passte soweit. Am abend gab es dann die restlichen vier. Dafür hat er noch einmal zehn euro für seine bemühungen, vier ausrangierte suppenschüsseln und das gefundene dingi bekommen. Die menschen können mit dem kaputten teil noch etwas anfangen und ich habe an dem objekt das flicken von schlauchbooten gelernt.

Der Mi war mit ausklarieren und weiteren einkäufen verplant. Das erste ging sehr schnell, es ist ein graus zu sehen, wie unbedarftes personal akten verwaltet. Dafür hat es nichts gekostet und wir sind wieder frei. Ziel ist offiziell Sal und real auch, nur mit umwegen.
Die einkaufstour war spannend, der gemüsemarkt in der halle, ein weiterer im freien und danach zum fischmarkt. Zwei gute doraden für zwei euro mit ausnehmen, und weil der verkäufer probleme mit dem wechselgeld hatte, kostete die plastiktüte nochmal einen euro, ist ok. Fisch ist hier günstig und das sollte man nutzen, wenn man nicht angeln kann.

Am abend leinen los und raus aufs ankerfeld. Diese nacht war sehr viel entspannter, als in der marina. Der alte junggebliebene amerikaner aus Teneriffa süd sagte noch goodbye und wollte danach wieder rüber in seine heimat fahren.

20151125 ankerfeld mindelo

 

20151125 ankerfeld mindelo

 

20151125 ankerfeld mindelo

 

Es ist erstaunlich, was hier noch so vor anker liegt, jenseits des status eines seelenverkäufers. Das eine schiff wird jeden tag für mehrere stunden gelenzt und andere nicht. Ich tippe darauf, dass sie auf das abwracken warten. Dort liegen aber schon zwei schiffe und so kann das dauern. Für das eine schiff war es wohl zu lang. Später, bei der rückfahrt von Tarrafal in die bucht von Mindelo, bemerkten wir viel müll im wasser. Die ursache lag im ankerfeld. Vor zwei tagen schwamm das schiff noch und jetzt lag es auf der seite.

20151125 schiffswrack mindelo

 

20151125 schiffswrack mindelo

 

20151128 schiffswrack mindelo

 

Wir sind dann am Do morgen in richtung der westlichsten insel Santo Antao aufgebrochen. Wind von neun bis vierzig knoten und alles nur mit der genua, weil das groß noch nicht eingefädelt ist. Die ankerbucht von Tarrafal ist vor einer riesigen steinwand mit schwarzem feinen strand. Im strand legen auch schildkröten ihre eier ab.
Hier muss das großsegel bei windstille wieder an seinen platz und der watermaker muss ebenfalls kräftig arbeiten, der tank ist fast leer.

20151127 ankerbucht tarrafal

 

20151127 ankerplatz tarrafal

 

20151127 ankerplatz tarrafal

 

20151127 ankerplatz tarrafal

 

20151127 schlidkrötenstrand tarrafal

 

Es ist auch zu dumm, hier auf den Kapverden gibt es drei Tarrafals und ich hatte mich im buch vertan, denn es gibt keine hafenmole. Der ort ist trotzdem nett. Keine festen straßen, eine quelle in den bergen, drei einkaufsläden für den kleinen bedarf und vier bars. Einen ehemaliger Berliner aus Steglitz habe ich hier getroffen, der hängengeblieben ist und im rentenalter jetzt noch einmal hier heiratet.

20151127 hinterhof tarrafal

 

20151127 hinterhof tarrafal

 

20151127 spinne im netz tarrafal

 

20151127 strasse tarrafal

 

Die rückfahrt nach Mindelo lief unter motor, da zuerst kein wind wehte und dann nur mässiger genau von vorn. So lief dann der watermaker noch einmal für eine stunde. Leider springt der fi-schalter raus, es fängt langsam an, mich zu nerven.

Auch haben wir glück mit der rückreise gehabt, der himmel war bewölkt und dann fing es auch noch an leicht zu regnen. Es gibt hier nur fünf regentage im jahr. Der platz vom anfang der woche war noch frei, kein wunder, der steg hat seit unserer abfahrt keinen strom und daher auch kein wasser mehr.
Warum sind wir wieder zurück? Gerade als das essen fertig gegart war, war auch die gasflasche leer. Und dann kann ich noch ein wenig diesel tanken, das internet bemühen und frischen fisch kaufen.

Am Mo geht es dann weiter in richtung Sal.

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