Patagonien Anfang vom Anfang

Hier im hafen von Puerto Williams an der Micalvi wird fast täglich sokoban gespielt. Ein boot verschwindet und die restlichen werden neu verschoben. Diesmal habe ich ein déja vu, liege ich doch schon wieder an dem großen aluschiff, das ich schon aus Stanley kenne. Also wieder hinaufsteigen, wenn ich das schiff verlassen will. Ansonsten liegt man hier im päckchen und jeder läuft über mein deck, um zu seinem schiff zu kommen.

Der ort ist eher trostlos, viele geschäfte haben dicke gitter vor den fenstern. Bei einem ort, der von der marine beherrscht wird, hatte ich mir das anders gedacht. Interessant finde ich die freilaufenden pferde, die als rasenmäher fungieren.

20180202 puerto williams hafenblick

 

Was macht man so, wenn die letzte reise abgeschlossen ist? Man repariert. Die liste war überschaubar und es gab auch ein paar neue tasks. Zum beispiel habe ich einen handscheinwerfer gebastelt. Man nehme eine lampe, eine bohrmaschinenhalterung und ein wenig kabel, löten und fertig. Die nächste dunkle bucht kann kommen und der frontscheinwerfer am schiff funktioniert auch wieder.

20180131 handscheinwerfer

 

Zweimal war ich heute noch im mast, um den windanzeiger zu erneuern. Das bewegliche teil ist wahrscheinlich an seiner achse gebrochen und liegt jetzt im hoheitsgebiet der Falklands. Beim aufstieg zum objekt ist mir dummerweise der neue pfeil gebrochen. Alles wieder auf los, unten den pfeil geklebt, wieder hoch und festgemacht – mal sehen, wie lange das hält.
Dann die ankerprobleme. Damit ich nicht in der dönerschneideweltmeisterschaft antreten muss, ist ein kelbschneider in der mache. Bis hier haben wir mit der machete gearbeitet, das soll nun einfacher werden, ohne tiefe verrenkungen. Das zeug windet sich einfach um den anker und ist dann bis zu einem meter dick, die ankerwinde streikt beim anliften.

20180202 kelbschneider

 

Mit der hiesigen administration lief es auch soweit so gut, war halt mal ne junta. Auf dem weg zur armarda kommt man an einem mannschaftstransportpanzer vorbei. Ich möchte eigentlich nicht wissen, wie viele damit zur ihrer exekution gefahren wurden. Nach dem nine eleven der chilenen, durch die cia angestiftet, sind etliche über die klinge geschubst worden. Alles nicht sehr schön.
Auf dem weg zum hafenmeister hat uns Ofri angeschnackt, ob wir nach Ushuaia fahren würden, und in der schnellen reaktion hatte ich ja gesagt. Schon war uns der anhalter an den fersen. Er kommt aus Israel, hat gerade seine drei jahre zwangsmilitär hinter sich und sieht sich die welt an. Er hatte es nicht leicht mit mir, musste frage und antwort stehen zur nakba, kz der palästinenser, unerlaubte siedler, krieg und vertreibung. Einen abend hatte er für uns gekocht, das war ok, aber nicht richtig etwas anderes. Der preis für die fährverbindung mit Themroc hatte ich auf eine palette bier festgelegt, ein fairer gegenwert. Kostet doch die reguläre fähre hundertzwanzig dollar.

Dann am Sa morgen sind wir mit einer crewliste von drei personen in richtung Argentinien aufgebrochen. Morgens um vier klingelte der wecker, da am nachmittag der wind schon wieder frontal kommen sollte und er auch kam.
Die einklarierungsprozedur hat er auch noch mitmachen müssen. Für mich ist es das dritte mal Argentinien, eine lachnummer von zwei stunden dauer, und ich muss mich beherrschen, nicht laut bullshitbingo zu rufen. Es ist sinnlos und zweckfrei, eine beschäftigungstherapie.
Dafür liegen wir mit dem schiff nach sieben stunden motorfahrt im yachtclub nautico in Ushuaia. Genau ein slot war für uns frei und den haben wir auch genommen. Der preis ist gut und die lage spart uns im gegensatz zum anderen club einen fußmarsch von fünfzehn minuten.

Dann habe ich mich mal ausgeruht, in der plicht und pünktlich zum nachmittag fing auch der wind wieder an. Hier kommt er dann auch mal von null auf fünfzig in ein paar sekunden. Der windgenerator hat das leider nicht verkraftet. Diesmal hat das drehgelenk aufgegeben und dabei sind alle neuen repeller zerschreddert. Wenn ich auf der backbordseite gesessen hätte, würde ich mit einen größeren splitter im kopf herumrennen, glück gehabt. Mir reicht es jetzt mit dem teil.

20180203 repellerstueck

 

20180203 windgenerator

 

20180204 windgenerator

 

20180204 windgenerator

 

20180204 windgenerator

 

20180204 windgenerator

 

Am ankunftstag war es schönes t-shirtwetter und heute am So regnet es den ganzen tag. So sind wir zum supermarkt gelaufen und haben drei einkaufswagen voll gekauft. Zurück sind wir dann mit dem taxi gefahren, auch mal was schönes.

20180204 ushuaia oldtimer

 

Und ich wurde schon wieder angesprochen, ob ich jemanden kenne, der rüber zur insel fährt. Somit haben wir schon wieder jemanden für die rückfahrt an bord, der preis hat sich allerdings schon verdoppelt.
Am abend wurden wir dann noch zum essen in den oberen straßen von Ushuaia eingeladen. Über zwei ecken hatte Martin jemanden getroffen, und zufällig kennen sie beide eine person in Holland, kleine welt. Am abend wurde jedenfalls lecker gekocht und geschnackt.

Montag ist ruhetag, somit kann die marina nicht bezahlt werden und ergo ist so auch kein ausklarieren möglich. Meine wandertour ging durch die stadt, um dieselkanister zu besorgen. Zu hause werden einem gebrauchte plastikbehälter nachgeschmissen, hier zahlt man schon leicht dreißig euronen. Nach fünf kleineren eisenwarenläden bin ich in einem fastbaumarkt fündig geworden. Fünf neue dreißig-liter kanister wohnen jetzt auf dem schiff und das ganze für unter hundert der harten währung.
Unterwegs bin ich auf den supermarkt der französischen kette gestoßen und war doch leicht enttäuscht. So gewaltig war das angebot nicht, aber sie hatten wenigstens haferflocken, ein offener punkt weniger.

Dieseltanken am dienstag, mit der handkarre und den kanistern zur tankstelle und das dreimal. Am ende kannten wir den weg sehr gut, auch schwappte kein diesel mehr aus den sicherheitsverschlüssen der behälter. Aufräumen, verstauen und noch einmal ein paar frische lebensmittel kaufen, und dann kam auch schon Niklas.

20180206 tankwagen

 

Zwischendrin noch den club bezahlt und ab zum behördenhürdenlauf. Die reihenfolgen sollte immigration, zoll und dann die prefektura sein. Der zoll war nicht da und musste erst herantelefoniert werden, eine dreiviertel stunde wartezeit. Der wollte die zettel der prefektura sehen, also hatten wir eine fehlinformation erhalten. Auf zur prefektura, dann zurück und da gab es in unseren pässen bei der einreise zahlendreher. Wir sind also nicht ins land gekommen, großes problem. Der zoll war dann schneller und die prefektura ging auch so. Diese eineinhalb stunden haben uns dann in der nacht gefehlt.
Erst um sechs uhr am nächsten morgen konnten wir ablegen, hatten dafür aber schönen rückenwind und nach sechs stunden machten wir wieder in Puerto Williams fest, an dem schiff, das zuvor vor uns in Ushuaia lag. Hier sind übrigens alle schiffe sind mit dem alten schiff verbunden.

20180207 Micalvi

 

20180207 Micalvi

 

20180207 Micalvi

 

20180207 Micalvi

 

20180207 Micalvi

 

20180207 Micalvi

 

Und dann am Mi nachmittag noch schnell den außenborder repariert. Es roch nach sprit seit tagen, und ich wusste auch schon die ursache. Von mir schlecht reparierte benzinzufuhr vom tank aus. Hielt gerade mal eine woche und ist hoffentlich abgestellt. Der rest vom alten windgenerator ist aus dem rohr gepult und der hersteller hat sich auch schon gemeldet, es läuft.
Außerdem lief auch die beantragung der zarpe, die erlaubnis, die chilenischen gewässer im begrenzten bereich zu befahren. Es dauerte länger, die route zu ermitteln, die wege zu schönen, die tage zu strecken, als die jungs in der armada unter anleitung das dokument erstellt haben. Und immer schön über funk melden, isch gansch wischtich. Heute nacht haben sie mich schon wieder ignoriert und wollten jetzt die große nummer machen, ich hätte mich nicht abgemeldet. Vor ein paar tagen hat nur niemand auf meine drei vesuche reagiert, mehr gibt es nicht von mir.

Somit ist morgen, Do der siebte Februar, der auslauftag und die nächsten paar hundert meilen werde ich wieder offline sein.

Nächster regulärer stop ist Puerto Nantales, um Martin von bord zu werfen, die termine rufen. Mein offizielles ende in Chile ist anfang mai in Puerto Montt.

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