Robinsons Insel

Die teile der rollgenua passten nicht richtig. Ich bekam nur fünfundzwanzig kugeln jeweils in die drei reihen hinein. Es sollte aber eine mehr sein, muss auch so gehen. Bei der montage gab es dann die nächste enttäuschung, die distanzstücke passten nicht. Und diese lösung ist rigger bedingt. In Spanien hat der rigger nicht die richtigen dimensionen der quetschverbindungen benutzt und die unteren plastikstücke um den kopf verkürzt. Dadurch sind sie auch schon mal auf dem deck gelandet. Also wurden die neuen auch geköpft bzw. einer davon, um meine selbst gebauten zusätzlich einzusetzen, passt.
Ich hätte mein rigg mal vor der order inspizieren sollen. Jetzt ist es zu spät, die beiden oberen distanzstücke am mastkopf sind flöten gegangen. Diese wurden nicht ordnungsgemäß mit loctite verschraubungen versehen und ich hatte sie nur vorsichtshalber mit tape gesichert.
Wie das leben so spielt fand ich eine hälfte der stücke auf dem lochblech meines steges. Die teile sind nicht schwimmfähig, sehr großes glück. Das zweite teil ist das neue distanzstück von unten, geht so mit kabelbinder und mehr tape. Somit ist das rigg fertig, jedenfalls brauchbar.

Vieles habe ich in der zeit hier in Puerto Montt nicht zum laufen bekommen, es muss so gehen. Am morgen habe ich noch die genua angeschlagen, natürlich zur falschen seite. Also die genuaschot noch einmal anders herum und beim nächsten ausrollen sollte es richtig sein.
Die marina hat schon ihr geld erhalten und ich will am So hier weg. Es fehlt nur noch die zarpe der armada. Diesmal stellten sie sich ein bisschen an, sie sind die größten und ich sollte zunächst noch einmal die leuchtfeuersteuer bezahlen. Aber ich hatte die in landvariante gewählt und nicht die jahresgebühr abgedrückt. Nach einer halben stunde war das dann auch überlebt und ich bin formal wieder frei.

Es fehlte nur noch der frische einkauf bei einem gemüsegroßhändler. Danach zurück zum schiff und die krummen beine vom schleppen regenerieren. Der zweite aufbruch ging durch die stadt, wieder einen neuen kurzhaarschneider kaufen und weiter zum supermarkt. Ich bin bei mcdoof vorbeigekommen und an den fritten- und hühnerläden. Es zog mich nicht direkt hinein, hatte jedoch trotzdem eine auswirkung. Am abend gab es dann gegrilltes huhn, bei mir ohne fritten, aus dem supermarkt. Somit vollverpflegt und das geld für den schlechten segelmacher noch an der cashmaschine gekauft.
Den beiden von der Ledda wollte ich meine letzten pesos überlassen, für sprit, hilfe oder die duschpumpe, aber sie wollten es nicht annehmen. Danke dafür, denn ich könnte es vielleicht noch auf der nächsten insel gebrauchen, hoffentlich.
Das schiff ist soweit seetüchtig und morgen geht es los, Sonntag ist ein guter tag.

Es war windstill im hafen, alles soweit fertig, die armada antwortet über funk nicht, so what. Motorstarten und er springt wieder einmal nicht an. Also wieder an den magnetschalter heran, noch eine weitere dichtung eingefügt und die kiste läuft. Vorsichtshalber noch einmal starten und es funktioniert.
Leinen los und auch die schwarze. War einfach, noch einmal winken und raus aus dem kühlen tal. Der himmel fing an leicht zu weinen, das hörte aber auch gleich wieder auf.

20180506 abfahrt

 

In der ersten bucht konnte ich noch die unterstützungsgenua rausziehen, alles war super. Nach drei meilen hörte der wind vollständig auf, also nur mit dem motor weiter. Wenn da nicht der extreme dieselgeruch wäre. Einen blick auf die einspritzpumpe und diese siffte erheblichst. Ich hatte den magnetschalter nicht richtig fest angezogen, nur halb. Dann zur mitte dieser bucht, motor aus und zum zweiten mal das ganze reparieren. Inzwischen kann ich es auch blind. Nach zehn minuten war es vollbracht, kein getropfe mehr und der motor ist startwillig. Um die fünf liter diesel sind in der bilge gelandet, sehr schade.
Je weiter ich mich von Puerto Montt entfernte, desto besser wurde das wetter. Nach zwanzig seemeilen habe ich nördlich von Calbuco geankert und mich auf mein sonnendeck gesetzt. Dann noch versucht, den tropfdiesel von der motorwanne aufzusaugen, und feieranbend.

Am Montag morgen dann zum sonnenaufgang hoch, kaffee kochen, und während er zieht, anker auf. Die sonne blieb leider nur zehn minuten, aber es war trocken von oben. Die armada antwortete wieder nicht, macht nichts. Mein ziel war in zwölf meilen entfernung und ich erreichte Puerto Abtao in drei stunden, pünktlich zum niedrigwasser. Von hier aus geht es morgen durch den canal Chacao wieder in den Pazifik. Nur muss ich diese enge möglichst schon eine stunde vor hochwasser erreicht haben, dann zieht einen der strom hinaus. Wenn es schlecht kommt, gehen hier acht knoten strömung durch, also morgen mit dem wecker aufstehen.
Auf der fahrt hierher ist mir die steigende anzahl von pelikanen aufgefallen. Vor einem monat habe ich mal einen gesehen, jetzt sind es schon mehrere dutzende. Die jahreszeiten ändern sich.

20180507 puerto abtao

 

20180507 puerto abtao

 

20180507 puerto abtao

 

20180507 puerto abtao

 

20180507 puerto abtao

 

Die schönsten pläne funktionieren nicht, wenn das wetter nicht mitspielt. Ich bin mit dem wecker aufgestanden und es war noch dunkel. Aber es wurde auch nicht heller, die sonne kam nicht durch den nebel. Nach dem kaffee habe ich mich wieder für zwei stunden schlafen gelegt. Es wurde leicht besser, aber nicht gut und so kam es zu dem neuen plan.
Direkt am kanaleingang ist die gleichnamige ortschaft Chacao, also bis dorthin. Beinahe wäre ich noch auf grund gelaufen, aber die wellen sahen in einer reihe so anders aus, abdrehen und umfahren.
Etwas wind kam auch auf und das ziel war nah. Der nebel zog noch einmal zu und das radar ging an. Zwischen meiner zielbucht und dem festland habe ich sechs fähren gleichzeitig gezählt, da musste ich durch. Am ende war die bucht nicht so wie gehofft. Die fähren brauchen fast alles an platz und ich habe im westlichen teil geankert. Dann kamen zwei mit dem schlauchboot von dem schlepper, der in der mitte parkte. Ich möge doch den hafenmeister anrufen, was sie dann aber schon getan hatten, danke. Morgen früh geht es von hier aus weiter.

Leider ging es mit zwei stunden verspätung los, da immer noch der nebel in der luft hing. Sichtweite unter einem kilometer. Zu viel für eine sichere fahrt, aber dann klarte es doch noch ein wenig auf. Mit über acht knoten bin ich dann richtung meer gefahren, geschafft. Nur draußen gab es auch keinen wind und so lief Mr Perkins weiterhin. Ich will bis zur dunkelheit hinter der schifffahrtsroute sein und weit genug weg vom land. Nach den letzten inselchen habe ich aufs offene meer gesteuert.

20180509 letzte insel

 

20180509 letzte insel

 

Gestern abend habe ich den motor ausgemacht und die segel hochgezogen. Der kurs zu dem archipel, der Robinson Insel, war drei drei drei. Es ging langsam, aber voran. Leider war kaum in die nordwestliche richtung zu fahren, nur nach westen. Und das bisschen, das ich nach norden gekommen bin, wird gerade wieder aufgebraucht. Seit ein paar stunden fahre ich im ersten reff und es geht nach westen mit südanteil. Dafür sehr flott und morgen soll der wind auch schon wieder abgestellt werden. Somit habe ich am ersten tag über hundert meilen geschafft, die hälfte davon allerdings mit motor.

Der Do war ein guter segeltag, viel west, zum abend hin ging es mir allerdings zu weit nach süd. Also den gegenkurs angelegt und es ging zuerst nach nord ost und danach nach nord. Was will ich mehr. Vielleicht wird es durch die nacht hindurch gehen und ich nicht um mitternacht durch flappende segel geweckt. In der dunkelheit das groß zu bergen ist nicht schön, geht aber.
Seit den morgenstunden habe ich auch einen neuen mitsegler, der allerdings dahin scheißt, wo es ihm gefällt. Toastbrot, kräcker, banane und etwas apfel schmecken ihm, salat nicht. Mal sehen, wann er wieder das weite sucht.
Der wind ist heute am elften mai nicht sehr kräftig und sehr achterlich. Mit dem autopiloten kann ich aber genau zum ziel steuern, auch nicht schlecht. Die windsteueranlage kann noch nicht so gut arbeiten, da ist noch einmal eine inspektion fällig.

20180511 neuer gast

 

20180511 neuer gast

 

Am abend habe ich es zufällig hinbekommen, dass das schiff auch bei achterlichem wind selbst steuert. Eine erleichterung, wenn der wind schwach und die wellen nicht hoch sind. Das liegt aber auch daran, dass das groß im zweiten reff ist. Zuviel wind oder zu wenig wind kosten material. Heute war es zu wenig, das segel schlug ein paar mal und zwei rutscher waren gebrochen. Zum glück nicht die kauschen, denn die sind schon verstärkt.

Und da wären wir auch schon beim ersten nervthema, segelmacher. Auf einer reise ist man ihnen ausgeliefert, sie arbeiten schlecht, wollen viel geld und die kundschaft segelt eh weiter.
Ich hatte bisher vier reparatursegelmacher und der erste in Mindelo war im preis und leistung der beste. Innerhalb von einem tag repariert, geholt und gebracht.
Der zweite war gut und teurer, konnte was er sollte und lieferte pünktlich. Ein hängen gebliebener deutscher in Brasilien.
Der dritte in Uruguay kam nicht, wollte nicht. Somit folgte nach langer suche der dritte in Argentinien. Hat repariert, nicht so, wie ich es wollte, war aber ok. Der preis war hoch und es gab einen lieferservice.
Nummer vier hier in Chile war ein richtiger reinfall. Er hat vier stellen nicht repariert, eine klemme im segel vergessen, keine rutscher organisiert, nur einen halben holservice und wollte dafür noch viel geld. Dabei hatte ich sogar eine zeichnung angefertigt, was er zu reparieren hat. Auch nach herunterhandeln des preises war es für die arbeit deutlich zu viel. Konnte ich aber erst sehen, nachdem ich das segel wieder angeschlagen hatte. Also finger weg von Puerto Montt und diesem segelmacher.
Im nachhinein hätte ich eine gebrauchte segelmachernähmaschine kaufen sollen, keine Pfaff. Das hätte sich schon lange amortisiert und es wäre durch meine arbeit genauso schlecht oder besser gewesen als die zu teuren wegelagerer. Ärger ende.

In der nacht zum Sa habe ich dann die roaring fourties verlassen, wurde aber auch zeit. Und jetzt, da es nicht mehr so sehr wichtig ist, funktioniert auch endlich die wetterinfobox. Ich werde mit navtext meldungen zugeschüttet, auch gibt es eine kleine wettervorhersage.
Gestern habe ich noch den selbständigen achterlichen windkurs gelobt und zehn minuten später ist das schiff aus dem ruder gelaufen. Somit musste dann doch der autopilot ran. Der braucht strom und also muss Mr Perkins häufiger mal gestartet werden, ist aber ok für mich. Der kurs zum ziel ist jetzt drei vier eins und es sind noch dreihundertneunzig meilen. Das läuft wie geschnitten brot und die nächste windverschiebung habe ich auch in den gripfiles, die kommt sehr bald.
Durch meine neuen navtext informationen weiß ich auch, dass morgen nacht die uhren im norden und der mitte von Chile um eine stunde zurückgedreht werden. Der süden bleibt bei seiner zeit.

Die erste woche, seitdem ich die marina verlassen habe, ist vorbei. Heute ist So der dreizehnte und daher sollte ich mich auch wieder hinlegen. Wollte ich auch, aber da stieg eine riesenwelle ins cockpit und das wasser kam durch die geschlossene tür bis auf meinem schlafsack. Schöner mist und der fing gestern abend schon an. Es war schon dunkel, ich wollte mich ein wenig ausruhen und dann war der heftige regen mit wind bis zu fünfzig knoten da. Dauerte auch nicht lange und nach der winddrehung habe ich dann eine halse gefahren, kurs norden.
Wieder unten im schiff, die regengarnitur wieder abgepellt, da geht meine windanzeige nicht mehr. Schöner mist, keine richtung, keine stärke, aber muss jetzt erstmal so weitergehen. In der nacht wurde die genua noch laut, aber am morgen war es doch nicht so schlimm. Die schot hatte sich selbst auf der winsch verklemmt und war ein wenig gefiert worden. Hatte ich sie wohl im dunkeln nicht richtig belegt. Der kurs ist danach wesentlich besser und gerade geht es nach norden mit einen westanteil, was will ich mehr.

woche eins

 

Mein besucher hat sich nicht mehr blicken lassen, vielleicht auch besser so. Der vogel hat mehr hinterlassenschaften abgesondert, als er gefuttert hatte.
Dreihundertsiebzig meilen bin ich schon gefahren, hundert davon in den ersten drei tagen mit motor. Sieht bis jetzt gut aus, wären bei dem kurs von drei vier zwo noch einmal dreihundertdreißig seemeilen bis Juan Fernandes.

Dann sturm. Dieser dauerte sechunddreißig stunden, mit sieben bis acht windstärken und einer falschen welle, dann war er vorrüber. Kochen ging nicht und so verbrachte ich die zeit sitzend in der mittelkabine oder liegend auf der matratze, denn auch das sitzen am navitisch war anstrengend. Am Mo morgen war der wind sehr gut und ich konnte direkt aufs ziel zusegeln.
In dieser nacht ist einiges passiert. Zum einen konnte ich wieder besser schlafen und um mitternacht kam in fünf meilen entfernung ein größeres schiff vorbei, das radar hat es entdeckt. Dann freute ich mich über meinen windgenerator, hat er doch ein wenig, wenn auch unregelmäßig, strom geliefert. Doch dann war plötzlich ruhe in der nacht, windgenerator adé.
Was hätte man denn noch machen sollen, als die zentrale mutter des windgenerators anzuknallen und auch mit loctite zu versehen? Die türkischen modifizierten raubkopien sind absolut schlecht und gefährlich. So ein repellersatz mit aufnahmescheibe verabschiedet sich nicht im stillstand. Deshalb habe ich einen bericht über diesen fehlerhaften artikel erstellt, schaut unter verschrotten im menu nach.

20180514 wieder repellerlos

 

In der nacht zum Di war dann der ofen bezüglich des windes aus. Null wind und ich habe die segel eingeholt. Am morgen war es nicht besser, aber etwas wind kam schon mal. Mit dem motor zusammen ging es dann weiter in richtung des archipels.
Meine wetterinfobox platzt so langsam an meldungen, pünktlich um mitternacht gibt es auch eine wetterausschau. Diesmal sogar eine warnung für das Juan Fernandes Archipel, ups. Es bezog sich auf fünfunddreißig knoten wind und das für morgen. Danach dreht der wind von nordost über nordwest nach südwest, das ganze in drei tagen. Das passt mir ganz gut, dann müsste ich übermorgen fast dort sein und das wetter ist da durchgezogen.
Ich hatte unterdessen das gleiche problem, das andere segler auf langen strecken haben. Wenn etwas reif wird, dann alles gleichzeitig. Ich habe vergessen, die avocados in den kühlschrank zu packen. Gleichzeitig ist noch mein gekochter schinken offen und die bananen sind auch fällig. Da muss ich mir etwas einfallen lassen.

Heute morgen am sechzehnten mai sieht es so aus, wie beschrieben. Kräftiger wind aus nord und süddrehend. In der nacht bin ich immer weiter in richtung westen gefahren und nach der ersten tasse kaffee gab es dann ein manöver. Regenkleidung wieder an und nach einer kurzen halse war ich auf dem gegenkurs, nordost. Der wind soll im laufe des tages ja nach süd drehen und wird das schiff dann langsam nach nord mitziehen. Wäre schön, wenn diese taktik klappt.
Gestern habe ich versucht, mein datenleck zu finden, und jede steckerverbindung mit waterdisplacementvierzigsterversuch eingesprüht. Bisher kein durchschlagender erfolg, nur gerade gab es mal kurz eine windinfo. Ich baue wieder einmal auf die selbstheilungskräfte der elektronik.
Noch hundertvierzig meilen bis zum ziel.

Die nacht war wieder zum schlafen da, wesentlich besser als die letzte. Das lag wohl auch an dem blumenkohl-kartoffel-auflauf mit einem halben liter sahne, der packung gekochtem schinken und den zweihundert gramm käse zum überbacken. Sollte für zwei tage reichen, aber weg war er. Somit gab es in der nacht auch albträume.
Am siebzehnten mai scheint die sonne, der wind weht aus der richtigen richtung und noch achtzig meilen bis zum ziel. Könnte also morgen etwas mit ankommen sein.
Während ich unten am herd avocadotoast bereite, fährt doch draußen am horizont ein supertanker vorbei, hier weit weg von der küste. Das ist das schon das zweite schiff, das ich gesichtet habe. Und ich habe das erste mal ein problem mit meinem lavac, es kommt kein wasser, und auf die schnelle ist es auch nicht zu beheben. Hoffentlich muss ich nicht ins wasser, das ist im gegensatz zur luft noch sehr kalt.

Die nächste nacht endete eine stunde vor sonnenaufgang, drei fischerboote sind in reichweite gekommen und der watchman gab alarm. Leider bin ich auch ein wenig nach westen abgedriftet, der wind hatte sich gedreht. Nachdem die sonne über dem horizont auftauchte, schlief der wind komplett ein, segelbergung.
Dafür kam land in sicht, mein ziel in fünfunddreißig meilen entfernung. Jetzt treibe ich in die ungefähre richtung. Das wird wohl heute doch noch nichts werden. Ist nicht schlimm, habe es nicht eilig.
Gestern war dann doch noch ein guter tag, super segelwetter, warm mit sonne. Von solchen tagen brauche ich einige zu den Marquesas. Am nachmittag habe ich dann noch meine alte wurstpackung, den finger, in einer shampoolauge gebadet, riecht wieder gut und den nagel habe ich auch noch abgenommen.
Mein lavac geht auch wieder, ich hatte eine dichtung falsch herum im deckel eingesetzt. Dadurch konnte kein vakuum erzeugt werden und kein wasser gezogen, glück gehabt, kein tauchen.

Gestern war ich standhaft, kein wind, keine segel und nur teiben lassen. Ich habe drei meilen an dem tag gemacht. Währenddessen habe ich mal die kaputten rutscher im groß ausgetauscht und kleine wartungsarbeiten erledigt. So ging es auch in die nacht hinein.

20180519 land- in-sicht

 

Am morgen war es nicht gut, aber besser. Es ging ein leichter wind und später konnte ich mit motorunterstützung segeln. Ich hätte auch noch einen tag auf dem meer verbringen können, aber es gab da schon eine spezielle navtextmeldung:

ZCZC DA16

190430 UTC MAY 2018

PUERTO MONTT RADIO/CBP

COASTAL WARNING 0169.

SOUTHEAST PACIFIC OCEAN, CHILE.

PUERTO MONTT – ISLA JUAN FERNANDEZ.

CHART NO 550.

1.-061415 UTC STHEMROCS YACHT

DEPARTED FROM PUERTO MONTT TO ISLA

JUAN FERNANDEZ, ETA 16 MAY,

POSITION AND SITUATION UNKNOWN.

2.-VESSELS IN TRANSIT MAKE CALLS

AND REPORT SIGHTING TO

MRCCVALPARAISODGTM.CL.

NNNN

Wenn man mich schon auf dem schirm hat, sollte ich die armada besser beruhigen, bevor sie ausrücken. Habe ich mich wohl einmal wieder mit der zeit verschätzt. Abgesehen von der flaute gestern und dem nebeltag in Chacao lag ich aber fast richtig. Und viele umwege habe ich auch nicht gemacht. Statt der direkten sechshundertsechzig sind es nur hundertfünfzig mehr geworden. Das habe ich schon sehr viel schlechter erlebt.

woche zwei

 

Zum fünf-uhr-tee war ich im zielhafen und sogleich wurde ich von der armada angefunkt, mit namen, obwohl sie mich noch gar nicht sehen konnten. Der hafenmeister spricht ein gutes englisch, und nachdem ich mich nicht mehr gemeldet hatte, weil ich unter der warmen dusche stand, kam er vorbei. Nicht so wie sonst in Chile mit vollgas und dicker hose, sondern zu dritt mit dem ruderboot. Alles bestens, wo ich angehalten habe und wen ich angefunkt habe. Dann ein kurzer blick auf meine geplottete route und er war zufrieden. Morgen gehe ich dann mal vorbei.

20180519 juan fernandez

 

20180519 juan fernandez

 

20180519 juan fernandez

 

20180519 juan fernandez

 

20180519 juan fernandez

 

Das mit ‘dann mal’ war sehr hoch gegriffen. Der außenborder wollte mal wieder nicht, dazu wind oder regen oder beides. Nach der reanimation lief er aber wie am schnürchen, bis zur anlandung. Kurz vorher ging der motor aus, startete wieder und ich zu der ausgeschauten rampe. Nur die welle war so eklig, den motor hochgezogen und in den wellen gefangen. Die letzte hat mich stark durchnässt. Ein helfer kam auch gleich daher und wir haben das schlauchboot ins trockene geschleppt. Das war ein typ von der SAG und er hatte offensichtlich nichts zu tun, ich war sein opfer. Diese organisation soll das in umlauf bringen von fremdsaaten und planzen verhindern.

Um diese organisation hatte ich einen bogen gemacht, kontrolliert sie doch alle lebensmittel und saaten, die nicht ins land gebracht werden dürfen. Hier auf der insel hat das vielleicht einen sinn, woanders ist festland, bullshit.
Viele formulare sollte ich ausfüllen, was ist an bord, wo gekauft, welche häfen in den letzten zwei jahren angelaufen. Und das alles mit einer nassen hose und zwar durch. Eine halbe stunde später hat er mich zur armada gebracht, und er war zufrieden mit seiner arbeit, kotz.
Wieviele probleme soll ich bei euch lösen, am besten alle. Morgen wird erstmal mein abgelaufenes visum bearbeitet, gut. Woher, wohin ist auch klar, wie viele tage noch hier, keine ahnung, windabhängig. Nach einer weiteren halben stunde freigang.
Die minimarkets sind nicht für eine bevorratung geeignet, eine bar mit wifi ist nicht zu finden, vielleicht die bibliothek, aber erst in zwei tagen, morgen ist feiertag.
Zurück zum dingi, habe versucht, es in die wellen zu bringen und das ergebnis sind nasse hose, schuhe, strümpfe und mehr. Der motor sprang wenigstens an und dann durch diese kleine brandung zurück zum schiff. Mit nassen hosen herumrennen ist nicht der bringer.

Der nächste tag war ein Mo oder ein So, weil feiertag. Ich habe mich um meine datenlecks gekümmert und abgedichtet. Genau weiß ich nicht, woran es gelegen hat, einen neuen stecker gekrimmt, zuerst falsch herum, und nach stunden habe ich die drehung in der neuen kupplung gefunden. Danach laufen alle instrumente, auch wieder der pieper und die temperatur. Nur das echolot will nicht, ich glaube ja nicht, dass meine mooring in über hundert meter liegt. Da ist ein neues problem im system. Morgen geht es zur bibliothek, dort soll es ein wifi geben. Wenn ja, kommt der bericht online.

Das mit dem wifi war nichts, die menschen sind alle freundlich, aber keiner will mich in sein netz lassen. Zum schluss hat ein mitarbeiter der armada sein handy freigeschaltet und ich konnte darüber meine mails abrufen und versenden. Ausserdem gab es den letzten wetterbericht, das muss reichen.
Dann kam noch einmal die armada zum schiff und wollte fotos von meiner epirb machen, die haben sorgen oder nichts zu tun. Die zarpe ging auch recht schnell, und da ich meinen aufenthalt überzogen habe, könnte ich es auf der osterinsel regeln, mal sehen.

Was mir im nachhinein auffiel, ist die tatsache, dass es keine vergitterten fenster, kläffende hunde oder riesige mauern um die häuser gibt. Das erste mal für mich in südamerika. Auch bleiben die autos meist unverschlossen, wohin sollte auch jemand damit flüchten.

Der nächste stopp wird auf Rapa Nui oder auf den Marquesas sein. Im günstigen fall sind es dreitausendsechshundert seemeilen oder sechzig tage. Bis dahin.

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