Vier Wände und mein blaues Sofa in Europa

Nach dem ankommen ist vor dem wegfahren, und dann sind da auch noch die vorbereitungen dazwischen. Einen letzten versuch habe ich meinem windgeneratorenhersteller gegeben. Schließlich hatte er eine andeutung auf umtausch vor einem jahr abgegeben. Also den alten generator, bzw. die reste von der unfallstelle, zum hersteller zurückgesendet. Und dann, nach funkstille und anruf meinerseits, konnte das paket nicht gefunden werden, weil der laden nicht aufgeräumt war. Irgendwo im lager und laut meiner information für eine woche.

Im rausch meiner recherchen für die bevorstehenden einkäufe hat mich eine anzeige shanghait. Da wurde eine drohne mit unglaublichen eigenschaften wie eine große beworben und die versandkosten für Frankreich waren null. Ein video dazu gab es auch und der preis ganz knapp unter hundert euro. Zwei weitere clicks und das teil war gekauft, geldabwicklung über die bekannte plattform mit den blauen buchstaben, fertig und lieferung in einer woche.
Ja, endlich mal den blog aufpimpen mit bildern von oben, quer so und anders herum ergänzen. Dann fing das denken wieder an: mal einen testbericht lesen oder ansehen. Dieser war eher ernüchternd und das baugleiche objekt kostete an anderer stelle unter vierzig euronen. Ok, man hatte mich geködert und ich war zu blöd. Und doch war dieser test gut, wie ich lernte kann ohne ein smartphone das teil nicht geflogen werden, der sichtbare monitor war nicht im preis enthalten. Nur so ein telefon habe ich nicht und will ich auch noch nicht. Somit habe ich den kauf sofort wieder storniert, nur das funktionierte nicht so einfach. Mails hin und her, leider schon zu spät, das paket ist auf dem weg. Ich sollte laut dem verkäufer es nicht annehmen und zurücksenden.
Es kam an und der briefträger hat es in unseren briefkasten gepackt (ja, die haben hier den schlüssel dazu), ärgerlich. Zur post damit und retour zum absender. Am übernächsten tag war es aber schon wieder in der hauspost. In dem fall hatte es mit der kommunikation und der ausführung der französischen post nicht so gut funktioniert. Also noch einmal zurück an den versender. Weitere mails, die wollten einen einlieferungsschein sehen, den es aber nicht gab, da nur eine retoure. Nach einer woche weigerung den kaufpreis zu erstatten kamen wieder die blauen buchstaben ins rennen. Nach einer weiteren handvoll mails gab es das geld zurück, glück gehabt.

Nebenbei habe ich meine kaufliste abgearbeitet. Alles, was auf dem schiff fehlt oder gebraucht werden kann, habe ich gekauft. Und mein hauptshop war der laden mit den vier bunten buchstaben. Die bezahlung läuft über die angeschlossene bank oder transfergeldhaus.
Alles recht praktisch, und wenn der warenempfänger in der brd ist, wird das durch geringe transportkosten belohnt. Nicht nur die lebensmittel sind dort günstiger als in Frankreich, pakete von und nach auch.

Zwischendrin wieder eine handvoll mails zum windgenerator, rumgezicke. Fahrkartenkaufen und die alte heimat und die freunde besuchen, Hamburg steht noch. Ein sehr schönes erlebnis war, die warenankunft zu kontrollieren. Alles kam schnell an oder wurde bei fremden nachbarn abgegeben, fast alles. Nur die verpacker aus china für meine schalter konnten nicht zählen. Es fehlten fünf wichtige schalter, die gummikappen dafür waren allerdings im paket. Es dauerte keinen tag und das geld war wieder auf meinem konto, super. Nur die schalter wären besser gewesen.

Weitere mails zum thema ersatz der stromerzeugung durch wind versendet, natürlich war ich genervt und der verkäufer auch. Dieses quittierte er mit einer absage, das gerät sei nicht reparabel. Davon habe ich schon seit einem jahr geredet oder geschrieben und jetzt die verwunderung. Das ergebnis war kein umtausch – und pech, meine rechnungen sind auch nicht auffindbar, nun denn.

Freunde besuchen, unterschlupf zu bekommen und sich wie zu hause zu fühlen, ist so eine sache. Schön, wenn man ankommt und auch freudige gesichter, wenn ich wieder abreise. Trotzdem vielen, vielen dank für eure unterstürtzung.
Die kostenoptimierung für das paket nach Neuseeland musste also neu gestaltet werden. Ich bin mit einem kaputten windgenerator angekommen, also nehme ich auch einen wieder mit zurück. Diesmal ein ähnliches produkt, allerdings aus china und in einer vollmetallausführung. Das finale zehn kilogramm paket nach NZ kostete um sechzig euro und ist ein schnäppchen. Denn zehn kilogramm übergepäck im vorraus gebucht kostet zweihundertfünfzig, ups. Einmal um die halbe welt fordert seinen tribut.

Zurück in Frankreich und nach weitere fünf nervmails mit dem windgeneratorenhersteller und einer nachfrage, ob ich meine rechnung von seinem finanzamt anfordern soll, habe ich recht schnell einen neuen windgenerator mit einem neuen regler erhalten, früher wäre besser gewesen. Somit bin ich jetzt mit zwei windgeneratoren im gepäck, da muss einiges in Frankreich bleiben.

201904 windgenerator

 

Die kommunikation mit dem segelmacher in NZ geht nur per mail, es läuft aber gut. Das ist nur mein empfinden vom sofa aus, eine kontrolle kommt vielleicht am Mo. Danach muss nur noch der geldtransfer über einen weiteren provider fließen und die segel werden hoffentlich, wie zugesichert, in Kopu abgeliefert.
Da ist dann auch noch ein anderes projekt, die ofenreparatur. Kurz vor dem neukauf habe ich doch noch einen rückzieher gemacht. Das braune transportunternehmen mit den drei gelben buchstaben, das doppelt so teuer wie die kanadische post ist, möchte zusätzlich noch eine gebühr für die zollabwicklung haben. Jetzt reicht es, also liegt eine reparatur dann doch näher.

Ganz so nebenbei durchglotze und zerlese ich randbereiche des internetzes. Mein hauptthema ist noch immer alles ums segeln, besonders einmal rum. Vielleicht treffe ich die eine oder den anderen, erkenne sie frühzeitig und kann dann schnell abdrehen.
Die vlogs der angehenden segler haben immer wieder das gleiche muster, erstmal vielen dank für die unterstützung, ohne euch wäre das gar nicht möglich. Wenn euch das gefallen hat, bitte ein like abgeben oder gebt uns geld über die bekannten plattformen. Reicht das noch nicht, dann gibt es kaffeebecher zum kaufen, erigierte warzen auf der brust, die nicht gerade klein ist, unter dem neuen shirt zum boot, welches man auch kaufen kann; oder es wird ein bild gemalt und dieses kann dann doch bitte sofort gekauft werden. Da verschmelzen dann oft dürftiger inhalt mit kobern von zahlungsmitteln. Ja, leben muss man unterwegs auch noch und das kostet halt auch etwas.

Im deutschsprachigen oder ursprungsbereich dieses genres finde ich berichte von schnellweltumseglern, die sich jetzt als schiffsexperten ausgeben und für andere sehr fragwürdige besichtigungsgutachten abgeben. Unwissenheit und falsche tatsachen behauptungen lassen einen doch schlucken.

Vlogs auf vorrat zu produzieren, ist langweilig, da die aktualität tot ist, und insbesondere wenn die person neue projekte versucht anzustoßen, oft auch null ahnung, die hilflose arme, auf girly machende frau aus norddeutschland mit einem verbasteltem schrottschiff als geschäftsmodell. Die sich verkaufende stellt seit ein paar jahren eine weltumsegelung in aussicht, ja auch die karibik kann groß sein, solange es genügend zahler gibt.

Die hauptplattform der einnahmequelle patrion verändert sich zusehends. Die transparenz ist oft nicht mehr zugänglich. So etwas interessiert mich, wie viele unterstützer sind bereit für xyz einen betrag auszugeben. Auch zu dumm, wenn man sieht, für wie viel spenden durch die unterstützter man so einen bullshit erhält, im zeitverlauf ansteigend langweilig, erschreckend dumm, brutalste naivität. Nur die ersten in diesem markt sahnen ab und dazu gehören viel fleisch, wechselnde weibliche gäste und falsche versprechen des inhalts durch vorsätzliche nutzung zweideutig verwendbarer vokabeln. Das erhöht die klickzahlen, eine weitere möglichkeit durch werbeeinblendungen vom portal nummer eins ein paar cents zu bekommen, wenn die verkaufsshows von unnötigen bechern, shirts, caps oder oder oder es nicht wirklich bringen.

Dann sind da noch die ewigen refit- oder baustories, von denen ich ja auch betroffen bin. Da habe ich ein wenig mehr verständnis, war ich doch auch viele jahre beratungsresistent und versuchte auch, mein ding in eigenbau durchzuziehen. Nur in diesen videos reduzieren sich die themen in den meisten fällen auf farbaustausch oder antifoulingerneuerung. Eigenständige reparaturen am schiff unter widrigen umständen sind seltenst.
Oft wird der spezialist herangezogen, hoch gelobt und nach der bezahlung in verbindung mit dem ablauf der nicht vorhandenen garantie wird er dann in der luft gelyncht. Gleich darauf kommt der nächste unfähige handwerker, wird mit einem neuen auftrag versehen und das spiel geht von vorn los. Schön, dass viele menschen von diesen wenigen mit viel geld leben können.

Dann gib es noch über mehrere dutzende reiner bauvlogs, von denen ich um zehn auf der beobachtungsliste habe. Alle materialien, verschiedene schiffstypen und viele gute profis, dem amateurstatus entwachsen, dabei. Viele erinnerungen an meine zeit, viele gute jahre, die ich mir aus heutiger sicht hätte schenken sollen.

Warum tue ich mir das an, vielleicht selbstkasteiung, masochismus oder ein autoagressives verhalten. Mal sehen, wie andere versuchen, das projekt um die welt segeln anzugehen, davon lernen im guten und im schlechten, revierinformationen erhalten und besonders wichtig: deren fehler nicht wiederholen, denn die können teuer werden.

Dieser worte-blog ist schon aufwendig genug. Und dreißig stunden aufwand per video für ein zehnminütiges ergebnis will ich mir nicht leisten. Die pickligen zinken in die kamera stecken, gebrochene daumen, hose runter, brust raus, extrovertiertes herumlaufen mit dem selfiestick und dabei in die landschaft labern, bis hin zum stangenpoledance – all das ist schon vorhanden. Jeder verkauft sich so gut er kann, und wollten nicht alle diese vlogger ein ganz anderes leben beginnen bei ihrer reise um die welt.

Das paket nach NZ klemmte eine woche lang im zoll, da dieser davon ausgegangen ist, es handelt sich um ein kommerzielles paket. Es ging erstmal ein brief nach Kopu und die haben die zeilen eingescannt und an mich gesendet. Also zuerst eine mail zurück zur post, das paket ist mein privates. Einen tag später die antwort, ich möge doch den zoll informieren.
Eine mail zum zoll, erklärung, warum der absender von mir abweichend ist, eine kurze beschreibung des inhaltes des paketes. Danach noch weitere mails mit ergänzenden informationen und das paket war wieder frei und wurde ausgeliefert. Ein weiterer haken dahinter.

Die letzten tage vor ostern werde ich in der Bretagne verbringen. Ein wenig urlaub tut mir hoffentlich gut. Danach noch die organisation um den rückflug herum und das offene thema: wie spätabends vom flughafen in Auckland nach Kopu zu kommen. In anderen ländern gibt es auch bürgersteige.

 

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