Welcome to New Zealand

Das ankommen in Whangarei war doch recht gut. Es war windstill, kein regen und kaum einer war in der marina unterwegs. Das anlegen in der box verlief bilderbuchmäßig, und nachdem ich fest war, war ich auch schon gefangen. Ich hatte zufälligerweise den q-steg genommen, für die einreise. Nun ich sollte auf kanal sechzehn oder achtzehn jemanden anfunken, habourmaster oder die mariana. Es war vor sieben uhr und keiner meldete sich. Die nummer, die man anrufen konnte, ging auch nicht. Mein handapparat funktioniert hier nicht. Gefangen im system, aber ich bin außen herum um die schwere absperrung dieses steges. Die ersten, die ich traf, fragte ich nach dem marinaoffice, dieses macht aber erst um neun auf. Zurück auf dem schiff gab es erstmal ein wenig schlaf, der letzte tag auf see war doch anstrengend.
Um zehn uhr klopfte dann der mann vom customs. Er hatte den ausdruck meiner mail von Samoa dabei, ein dickes formular für mich und die schreibarbeit fing an. Ein paar fragen, den stempel in den pass und ein wenig smalltalk. Dann rief er noch die marina an, für einen neuen platz für das schiff. Meine nichtmeldung per funk war letztlich ok, wir testeten, ob die marina mich hören konnte, funkstille. Den zettel für die mehrwertsteuerbefreiung gab es auch noch dazu. Alles bestens und der kollege vom Ministry for Primary Industries (MPI) würde um halbdrei kommen.
Dachte ich es mir doch, eine verschwörung der food industrie, damit alle ihre lebensmittel wegwerfen müssen, um dann diese wieder teuer neu zu kaufen. Was habe ich während der flautezeiten alles im kopf durchgespielt und mich dabei in rage gedacht.

In der wartezeit bin ich zweimal den mast hoch, in der hoffnung dass sich das genuafall dort irgendwo verheddert hätte. Und wieder eine, die zuletzt gestorben ist. Beim zweiten mal habe ich das fall vom dingikran an die genua getüddelt und den bolzen samt splint mit tape entschärft.
Er entschuldigte sich um viertel nach drei für seine verspätung und brachte zwei große müllbeutel mit, na also. Meine drei kleinen müllbeutel lagen schon bereit, dann kam das thema frischware. Eine gekeimte zwiebel hatte ich aufbewahrt, er sollte ja auch was finden. Dabei entdeckte er noch eine verschrumpelte kartoffel, auch die kam in den sack. Die frage nach diesem und jenem, ich verneinte die anwort auf einen staubsauger, schließlich ist robbie ein nasssauger. Dann kam das thema reis und hülsenfrüchte, ich holte sie aus dem fach. Er schaute nach lebenszeichen und fand keine. Irgendwelche insekten an bord, ein nein und die geschichte der erfrorenen kakalaken in den tiefen breiten und auf den Falklands. Falkland, oho, solche segler gibt es nicht oft hier. Gewürze interessierten ihn nicht und die rote paprika entpupte sich als zeituhr aus plastik.
Das thema unterwasserbewuchs war keines, geringer bewuchs im vorbeigehen gesehen. Keine outdoorsachen an bord, fahrrad oder zelt, nee. Das war es, unterschrift, zettel und die tür durfte für kurze zeit offen bleiben, da ich zum marina office musste. Noch ein kurzes telefonat zum customs, wo meine einreisekarte sei und ende. Welcome to New Zealand.

Hallo, das war es: zwei personen, keine horrorstory, kein durchsuchen, keine vernichtung von guten lebensmitteln, keine drogenhunde oder personal, das eine abstecke erwartet.
Der wechsel in die neue box entwickelte sich mit wind fast wieder zu einem crash, den ich noch mit meinen füßen abbremsen konnte. Im office gab es gleich drei kopien der mehrwertsteuerbefreiung für mich, einen plan und eine kurze einweisung. Auch habe ich einen netzzugang für das interne marinawlan unter der hand erhalten, nicht üblich, meinte die dame.
Die frage nach dem supermarkt konnte durch einen anwesenden dauerbewohner auf seinem schiff gelöst werden, er wollte sowieso dort hin.
Für einen vollen einkaufswagen habe ich zweihundert Nzdollar bezahlt und meine mitfahrgelegenheit hat freundlich auf mich gewartet. Nett, diese leute hier, sehr viel besser als erwartet.

Bis jetzt haben die mich, und eine gastlandflagge ist auch schon gekauft und vernäht.

Nun habe ich ein kleines problem, meine kamera schaltet sich ein und gleich wieder aus, warum, ich weiß es nicht. Von heute auf morgen und kaputt. Somit wird dieser bericht ohne bilder aus kommen müssen, sorry.
Am Sa morgen habe ich die marina bezahlt, vier dollar für eine waschmaschinenladung und alles war sehr nett und freundlich, gorgeous. Der schmaus in dem restaurant in der marina gestern abend war gut, nur arg wenig und somit zu hochpreisig. Ein überschaubarer teller mit fisch und pommes frites, allerdings aus richtigen kartoffeln, nur viel zu wenig.
Der diesel aus den Marquesas ist umgefüllt, der wassertank ist vollgefüllt und auch die plastikflaschen. Alles läuft bis jetzt wieder nach plan und in vier tagen sollte ich am neuen ziel sein, in Kopu.

Der erste motortag endete in einer kleinen netten bucht nach acht stunden. Der wind war noch nicht einmal eine idee in der ersten hälfte. Im zweiten teil war dann die genua ausgerollt und half ein wenig. Die landschaft erinnert mich an südengland, grün und mit bäumen, dazwischen wiesen oder felder. Die häuser an der küste sind keine hütten, abwechslungsreich in der architektur. Leider habe ich noch keine backsteinhäuser gesehen. Das revier hier sieht sehr gut aus. Vorgelagerte inseln, die schützen, und viele weitere nahe der küste, sieht alles verdammt gut aus.

Auckland auf der ferne, blauer himmel, wolken über dem land und den inseln.

An zweiten tag verlief alles gut, bis zum ankern. Ich habe meine tripleine vom anker überfahren und mit der schraube zerlegt. Der rest wird wohl noch dranhängen, es läuft alles ein wenig unrund. Der anker wollte zuerst auch nicht raus, mit vorwärts und rückwärts war auch nichts zu machen. Ein seil unter dem schiff hindurch zu ziehen half auch nicht, bis ich dann mit speed gefahren bin, dabei ist wohl die leine zerrissen und der anker kam frei.
Bestes wetter immer noch, kein wind und flaches wasser. Die landschaft ist wunderschön und meine kamera funktioniert nicht, sehr sehr ärgerlich.

Am ende der reise diesen jahres ist der wurm drin, mit der ganzen familie. Gestern war das wetter so schön und ich habe mich in der sonne verbrannt. Dabei dachte ich doch, dass meine bräune reicht, war halt nicht.
Heute war wieder kein wind, nur einmal kurz und den wollte ich ausnutzen. Genua raus und zehn minuten gesegelt, dann war der wind wieder weg. Meine genua wollte sich aber nur halb einrollen lassen und dann war ende. Mit power auf der winch und das ergebnis war ein verbogener handlauf, an der die umlenkrolle befestigt ist. Also die genuaschoten ab und segel per hand um das vorstag geschlagen.
Mr Perkins qualmt auch an verschiedenen löchern, die ich noch nicht analysieren konnte. Das system mit kurbelgehäuseentlüftung, nassluftfilter und ansaugschläuchen ist mein favorit. Die ganze fahrt über ohne motorraumseitenwand habe ich es kontrolliert und den motor mit frischer luft versorgt.
Am ende des jahres kommt der bruch und das gewaltig. Ich habe es dennoch vor die slipanlage in Kopu geschafft, teilweise war es nur ein meter wasser unterm kiel. Dies ist kein richtiger ort, eher ein industrielles gewebegebiet, kein supermarkt vorhanden. Viel holz, viele schrotthändler, noch mehr reifenwerkstätten und logistiklager.

Raus aus dem wasser ging so bei fünfzehn knoten seitenwind und mit schwung in den slipwagen. Beim dritten anlauf war ich drin, das boot war einfach träge in der reaktion.
Die ursache war dann auch gleich zu sehen. Am anker waren noch fünf meter seil, die restlichen fünfzehn waren mit samt der flasche um den propeller gewickelt. Wie schön, dass das am letzten ankerplatz passierte. Tauchen wäre sehr kalt gewesen und die sicht mal wieder zu wenig. Der rest des rumpfes sieht einigermaßen aus.

Viel farbe habe ich danach weggestrahlt. Das war nicht ein einfacher kärcher, das teil hat mich fast umgehauen beim abspritzen. Die druckpumpe wurde von einem motor betrieben und der ist so groß wie Mr Perkins. Ein paar kratzer am rumpf, die anoden sind weg oder nur noch eine idee. Wieder ein paar tage mehrarbeit.

Zum frühsport bin ich mit dem spachtel ums unterwasserschiff herum. Die muscheln, die sich gestern noch dem hochdruckstrahl widersetzt hatten, sind als tote ein leichtes beim abschaben. Es sieht noch immer nicht schlimm aus, aber in Uruguay war es krasser, hundert kilo muscheln und eine menge an farbe. Den propeller werde ich erstmal selber mit hitze und hammer richten, halb so wild.
Wie viele stromsteckerkombinationen gib es auf der ganzen welt, hier ist wieder eine neue. Sie sieht ein wenig britisch aus, hat aber gedrehte pole. Ein fall für den schrotthändler, der auch meine batterien kauft. Ein schnipp am waschmaschinenkabel mit stecker und es ist meins, for free wie nett. Aus Montevideo habe ich aus dem baumarkt noch eine brauchbare kupplung, ein wenig krimpen und der landanschluss ist auch gelegt. Ein organisationstag, und es sieht so aus, als ob ich hier erstmal stehen bleiben werde, weihnachtsferien.
Dann war ich doch recht froh, als ich dem menschen vom MPI mitteilen konnte, dass das schiff insektfenfrei sei. War es vielleicht auch, nur gestern abend habe ich eine fünf zentimeter große schabe gesehen, zuerst im bad, dann später auf dem küchenboden. Falls ich glück habe, ist es nur eine, was unwahrscheinlich ist, und noch unwahrscheinlicher wäre sie noch männlich. Wie kommt die denn nun wieder ins schiff?

Zur zeit habe ich ein paar neue freunde gefunden. Zum einen den pensionär, dem dieses grundstück mal gehörte, bevor er es an kopu marine verkaufte. Er hat noch immer zwei container und davon einen halben als büro auf dem gelände. Ihm ist wohl langweilig, das englische ist da näher an der realität, von retirement zu tired.
Der andere ist in meinem alter, macht irgendwas im film und hat ein altes fünfundzwanzig-meter exmarine holzboot. Gebaut in den vierzigern, es gibt noch zwanzig von vierhundertsechzig von ihnen weltweit.
Das nächste, was ich spüre, sind die sehr hohen kosten für schiffe an land. Eine woche hier kostet soviel wie einen monat in deutschland. Ich brauche eine lösung dafür.

20181221 mastarbeiten

 

Da es jetzt ein wenig unspannend ist ohne fotos, gibt es die kurztextmeldungen:

Woche eins:

Di 18: aus dem wasser und den rumpf gesäubert

Mi 19: mit dem spachtel grob den rumpf abgekratzt, eine mitfahrgelegenheit und einkaufen gefahren

Do 20: tote batterien aus dem schiff gehieft und für neununddreißig dollar verkauft, motorraum entwässert, vorbeitungen

Fr 21: segel abgenommen, neues genuafall eingezogen, viermal auf den mast, am nachmittag gab es dann eine weihnachtsparty

Sa 22: segel gefaltet und schadensaufnahme, rumpf steuerbord mit der flex bearbeitet, im nächten hauptort Thames mit dem rad

So 23: rumpf backbord mit der flex bearbeitet, fast fertig und der regen fing an

Mo 24: regen total, material aus den ecken geholt, mein kontaktmann Jonas ist vorbei gekommen, einkaufen für die nächsten tage, simkarte gekauft und sie geht mit meinem handy nicht

Woche zwei:

Di 25: regen und wind waren in der nacht heftig, holz sammeln, in der trockenphase reste vom rumpf geflext und fast alle roststellen im überwasserbereich bearbeitet, am nachmittag wieder regen

Mi 26: sieht wieder nach regen aus, ab in den motorraum: wassersammler, schläuche, kardanwelle, überlauftank vom pumpensumpf, endkrümmer mit wasserkühlung, drucklager, impeller mit kleinem riss, alles raus, demontage;
krümmer hat starke korrosion, somit weiß ich, woher das viele salz und wasser gekommen sind, drucklager geöffnet und die braune pampe, ehemals fett, entfernt und neu bestückt

Do 27: drucklagermontage, bilgenpumpe neu verkabelt, gesäubert fixierung mit brett, unterm kiel muscheln abgeschabt, motorraumwäsche ist entschieden, neue simkarte des anderen providers und guthaben gekauft, segel dem Jonas mitgegeben

Fr 28: schon wieder mit der flex am rumpf zum letzen mal, grundierung 1, ankerrolle demontiert und achse ist fest

Sa 29: telefon ist noch immer tot, grundierung 2, motorraum arbeiten, chaos im schiff, anoden gesucht und nur die großen gefunden

So 30: grundierung 3, türrahmen geklebt, motorraumbilgenpumpe mit neuem schlauch versehen, flug mitte Februar bis April nach Europa gebucht

Mo 31: grundierung unterwasser 4, achse der ankerrolle ausgepresst und wieder gängig mit viel fett motiert, ankerkettentausch für kaltes wasser, roter rumpf etwas anschleifen

Schon zwei wochen bin ich hier in Kopu und nur leichte fortschritte. Meine farbreserven waren doch größer als gedacht, somit ist ein neukauf nicht unbedingt erforderlich, hurra. Dieses jahr ist vorbei und noch zweiundvierzig tage bis zum abflug.

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