Von Hamburg in Richtung Nordsee

Das war fast wieder ein eigentor, die fahrt am So. Dabei ist es am Sa noch alles gut gelaufen. Die windsteueranlage kam und wurde angebaut. Wassertank wieder aufgefüllt, noch ein paar sachen eingekauft und die todo-liste weiter abgearbeitet.
Am abend gab es dann zwei überraschungen: Zuerst kam ein baubegleiter aus Hamburg mit seinem alten holzschiff in Harburg vorbei. Es war ein versehen, ich war nicht das ziel.
Und dann stand plötzlich Tobias an der reling und wollte mal hallo sagen. Wir hatten schon mehrfach gemailt, aber das war eine überraschung. Der in Hamburg gestrandete schweizer schenkte mir dann auch noch leckere schokolade aus der heimat, danke dafür.

Am So sollte es um dreizehn uhr losgehen, durch die schleuse und dann passend für die durchquerung der katwykbrücke. Der yachthafen akzeptierte nur bargeld, also noch mal schnell los und welches kaufen gehen. Ob sie mir ein fahrrad leihen könnten, wurde bejaht, meins war schon wieder verstaut.
Die rechnung, die ich bezahlt habe, war dürftig deftig. Zwölf tage wlan, obwohl ich nur elf tage da war, ein ganzer monat wäre auch noch billiger gewesen. Die dienstleistungen der helfenden hände beim grosssbaum waren ok, die anfertigung der aluminiumscheibe hat über eine stunde gekostet. Hätte ich selber schneller hinbekommen. Für das kleine blech war noch einmal der goldfaktor angesetzt. Dafür bekomme ich ja einen ganzen quadratmeter… Die krönung war aber das mietfahrrad für einen ganzen tag – da hört bei mir der spass auf, wenn man alles vorher fragen muss, ob es was kostet.

Kurz vorm ablegen fing es an zu regnen, hörte dann glücklicherweise auch wieder auf, die regenbekleidung war schon bereit gelegt. Die erste schleusung allein funktionierte super. Und dann ging es richtung nordsee. Geplant war bis Brunsbüttel zu fahren und sich dort an die dalben legen.
Auf höhe Teufelsbrück kam noch einmal Tobias mit seinem schicken holzboot zum winken vorbei, wieder eine nette überraschung.

20140907 auf der Elbe

 

20140907 auf der Elbe

 

20140907 Tobias Segelboot

 

Und ein kurzes stück weiter wollten zwei segler geschleppt werden. Die herrenrunde, die mit mir in der schleuse war, ignorierte das. So nahm ich die beiden an die leine bis Wedel. Jeden tag eine gute tat. Wer eine regatta fährt, sollte aber auch für den rückweg sorgen.

20140907 Segelboot im Schlepp

 

Mein tidenplan funktionierte und zum sonnenuntergang war ich an der schleuse in Brunsbüttel. Nur ich wollte nicht schleusen, sondern dort auf das nächste hochwasser warten. Im nachhinein – schon die idee war absoluter murks. Nachdem ich mein curry gegessen hatte, wollte ich es mir mit fenderbrettern gemütlich machen. Da kam dann ein lotsenschiff vorbei und scheuchte mich weg. Zu grosse gefahr wegen der berufsschiffahrt. In den kanal wollte ich nicht und bin wieder auf die Elbe hinaus.

20140907 Sonnenuntergang

 

Eine vollmondnacht, war gut so. Sehen konnte ich mehr, als ich wollte, tausende lichter, meistens windräder. Geärgert habe ich mich wegen meines schlechten plans, die route bis Cuxhaven war aber immerhin schon fertig gesteckt. Um zehn uhr abends bin ich dann nach dem computer in richtung meer gefahren, bei auflaufendem wasser. Höchstens drei knoten fahrt über grund. Nachdem ich drei stunden motort bin, habe ich den anker zwischen einer reede und der sandbank geworfen. Im dunkeln in Cuxhaven anlegen fand ich noch blöder.
Mehrfach habe ich den anker kontrolliert, wecker gestellt, tiefenalarm und ein wenig geschlafen. Am morgen sieht man erst die position, die möven stehen hundert meter entfernt vom schiff. Die sonne scheint, kein regen wie vorhergesagt. Um Mittag läuft das wasser wieder ab und ich mit.

20140908 Möver stehen

 

Der weg bis Cuxhaven dauerte am nächsten mittag noch einmal vier stunden, der wind nahm zu. Den kleinen yachthafen am ehemaligen auswandererkai hatte ich ins auge gefasst. Eine grosse runde gedreht, einen platz gesichtet und mit abtreibendem wind dort angelegt. Leider zu spitz und weitere farbe musste auf die bordwand wechseln. Ich hatte nur einen versuch mit dem wind.
Die location ist spezial. In einer schallsekunde entfernt wird ein schiff mit steinen ent-und-beladen. Das hört hoffentlich bald auf. Und für die landratten unter den lesern: Hamburg liegt nicht am meer.
Ich liege jetzt beim LCF, einem verein, mit schlüssel fürs vereinsheim, dusche und kostenlosen fahrrädern. Sehr zu empfehlen. Die haben mir einen schlüssel in die hand gedrückt und wussten nicht einmal, wer ich bin. Besonders die fahrräder sind toll. Historisch, ohne schlösser und werden nicht geklaut. Der hafen in Harburg sollte mal seine geschäftspolitik überdenken.
Das clubheim hat sogar eine küche, fernseher (brauch ich nicht) und eine duschflatrate. Im nahen yachthafen hätte es die hälfe mehr gekostet, plus kurtaxe und auch ohne wlan. Letzeres habe ich in einer bäckerei im lotsenviertel gefunden, umsonst und mit heissem kaffee.
In der wartezeit habe ich kleinreparaturen durchgeführt und den matratzenbezug für die mittlere kabine fertig genäht. Auf der reede vor Cuxhaven zeigte sich die heckkabine als achterbahn, wenn die containerschiffe vorbei rasen. Morgen ist ein weiterer überlegungstag.

Die entscheidung wurde dann noch um einen tag verlängert, am Do morgen im dunkeln ist ablegen aus Cuxhaven geplant und die richtung ist Helgoland. Der wind soll drehen, alles in meine richtung. Vorher noch mal einkaufen und die vorbereitungen treffen.

Wenn die gripdaten stimmen, bin ich sehr schnell in südengland. Ab werden jetzt meine berichte unregelmässig werden, aber kontinuierlich bleiben.

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5 Antworten auf Von Hamburg in Richtung Nordsee

  1. Günter sagt:

    Hallo Wolfgang,
    Wie läuft das Rollgroß? Schon alle Segel gesetzt und kannst ohne Motor wenden?
    Kannst Dich auf Südengland freuen, hat mir bis jetzt immer gut gefallen.
    Cheers, G

  2. Detlef sagt:

    Hallo Wolfgang “Mast und Schotbruch” für Deine Fahrt auf der Nordsee.
    Der Verein bei dem du liegst heisst LCF nicht LCV, ich weiß du hast es nicht so mit der Rechtschreibung aber vielleicht möchte einer Deiner Leser ja mal die Route nachvollziehen. toi toi toi

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