Die letzte Reise des Feuervogels (Mai 2012)

Die reise des feuervogels ging nicht nach Gadani Beach, sondern nur nach Berlin und dort wurde er dann umgetauft. Das soll man bei schiffen eigentlich nicht machen, aber dieses ist aus eisen und nicht aus holz. Aus ‘la fenice’ wird definitiv ‘themroc’.

Die gewerblichen angebote zum landtransport von Hamburg nach Berlin lagen über 2500€, also ein grund mehr, über alternativen nachzudenken. Ich habe mich für den wasserweg entschieden, unter eigenem motor.

So sind wir an einem schönen Di morgen vor dem aufstehen mit der bahn nach Hamburg gefahren. Nach den finalen vorbereitungen sind wir dann gegen mittag zum auflaufenden wasser in Hamburg in richtung Geesthacht aufgebrochen.

start Elbe

 

Sehr sonniges warmes wetter, eine idylische flussfahrt. Die skipperin hat die abzweigung zur schleuse verpasst, schnell den computer an, karte abgeglichen und die erste grundberührung. Somit wird in zukunft vorher die karte gelesen. Dann die erste schleusung von allen mitreisenden. Lief im grunde gut ab und danach ging es in richtung elbe-seiten-kanal. An der einfahrt haben wir die mutter der skipperin mit ihren fahrrad an land gesetzt und sind bis zum schiffshebewerk gefahren. Im unterwasser kann man nicht sehr gut an der 3m hohen spundwand liegen. Oben ist es wesentlich besser. Trotzdem war das abendessen bei kerzenschein sehr nett.

Am Mi morgen das erste schiffshebewerk aller noch verbliebenen reisenden.

 

Die sonne brannte bei guten 27° und dann haben wir das faltbare partyzelt aufgestellt. Nicht sehr schiffig, aber egal. War natürlich für den sonnenbrand schon zu spät.

beide skipper unterm sonnenschutz

 

Am abend und nach der ersten 23m schleuse mit einem geplatzten fender haben wir eine parkzone bei kilometer 30 angesteuert. Ankerbier, grillen und sonnenuntergang geniessen. Durch den frischen wind wirkte die sonne nicht so stark, doch sie war es.

 

Am nächsten tag sind wir dann mit dem partyzelt in den mittellandkanal eingebogen. Es war sehr windig und das zelt gab langsam nach. Vor der ersten schleuse wurde es dann abgebaut. Lange ärmel und halsschutz waren angesagt. An dem tag sind wir bis Calvörde gefahren. Am anleger war ein hinweiss auf die existenz einer pizzaria im ort ausgehängt. Der fussmarsch dauerte länger und wir waren die letzten gäste um 21uhr. Zwei grosse pizzen, zwei grosse bier und ein weisswein für 16euro plus trinkgeld, super.

mitreisende mitreisende

 

Der Fr begann mit der fortsetzung des mittelland-kanals und der überquerung der elbe. Dabei ging meine mütze über bord. Auf der brücke wollte ich kein mob-manöver fahren, somit fuhr ich mit der schon einmal geretteten zweitmütze weiter.

brücke über die elbe

 

Kurz darauf kommt die schleuse Hohenwarthe mit nur 19m höhenunterschied. Danach folgte der elbe-havel-kanal – schön, mal nicht so eine schiffsautobahn, sondern mit engen streckenabschnitten und viel grün. Vor der schleuse Zerben war das nächste nachtlager am schwimmsteg für sportfahrzeuge, zu denen wir gehören. Wieder konnte der grill befeuert werden, alles sehr grün rundherum.

EHK schleusen privatsteg EHK vor schleuse

 

Der nächste tag fing wieder einmal mit generatorlärm an, da der computer keinen inverterstrom mit rechteckiger sinuskurve verträgt. Schon am zweiten tag musste der jockel laufen, denn ohne laptop gab es keine karten. Das als backup mitgeführte topaktuelle kartenmaterial war nur bedingt brauchbar.

backup_karte

 

Der elbe-havel-kanal ist noch nicht vollständig ausgebaut und teilweise sehr schön. Am ende des kanals geht er in eine seenplatte über. Da verpassten wir den abzweig, und vor dem eingang zum brandenburger stadtkanals machte ich eine 180° wende. Die kommunikation zwischen skipper und -in war nicht eindeutig. Also ein stück zurück und den richtigen silokanal befahren. In der folgenden seenlandschaft der havel haben wir den abzweig zum havelkanal gefunden. Dieser war noch romantischer und güner als alle anderen zuvor. Es gab jedoch nicht die bekannten liegeplätze, die wir zuvor gefunden hatten. Somit haben wir den erstbesten platz genommen, als dieser endlich in sicht kam. Längsseits an einer deckspram. Super anleger mit grosser grillterasse vorm schiff und kaum verkehr auf dem kanal.

 

Der letzte tag begann mal später, um 9uhr. In richtung Spandau. Auf den nächsten kilometern tauchten dann natürlich die vermissten liegeplätze auf, unserer war trotzdem sehr gut.  Nach einer stunde die letzte schleuse und nur für uns! Auf den bundeswasserstrassen wurde nur mit der berufsschiffahrt geschleusst, hier ticken die uhren anders. An ende des kanals noch mal rechts abgebogen und nach einer stunde zur mittagszeit haben wir in Spandau festgemacht.

Das team hatte sich nach jeder schleusung verbessert. War doch alles neu für uns. Das leben an bord war durch den rudimentären standard leicht eingeschränkt. Duschen ist ein luxus, man kann darauf verzichten, rasieren erst recht. Kanalwasser ist gar nicht so dreckig und reicht für die katzenwäsche. Genügend strom zum wasserkochen gab es nur während der fahrt. Dafür lief der kühlschrank, es gab immer kalten weisswein und die butter war nicht weich. Da der motor noch keinen schallschutz hat, war der längere aufenthalt unter deck nur mit mickeymäusen zu bewältigen. Die einweisung in die benutzung von vakuum-toiletten muss ich noch verbessern, der putzjob bei fehlbedienung ist nicht wirklich lecker.

Technisch hatte ich bedenken, da das schiff seit fünf jahren nicht mehr gefahren ist. War aber unbegründet. Der einzige schaden war der kurbelgehäuseentlüftungsschlauch, mit leichten abgasen im schiff, weil er ein loch bekam. 40sek reparatur mit tape. Ein motoröl-kühler-schlauch hatte sich gelockert, ist unter beobachtung. Das zuviel eingefüllte kühlmittel ist wieder ausgetreten, ist auch ok. Die provisorische elektrik hat gehalten. Was sehr wahrscheinlich getauscht wird, ist der inverter, der aus 24v – 220v macht. Es zeigte sich, dass einige geräte sehr zickig auf eine eckige sinuskurve, nämlich mit totaler verweigerung reagieren. Ein fender hat sein leben ausgehaucht, ich bin zu stark an die schleusenwand gefahren.

Die folgenden fakten haben mich überrascht: Für die ca. 390km lange strecke haben wir nur 145liter diesel verbraucht, bei 45 betriebsstunden, ergo 3,2l per stunde. Ich glaube, das ist sehr wenig – und das wohl, weil es auch nur eine kanalfahrt war. Somit ist der hintere tank noch nicht leer. Wir haben vier tage und zwei halbe für die fahrt benötigt und es war eine superschöne kanalkreuzfahrt ohne stress. Einen dank an die wetterfee für nur sonniges wetter. Bei regen und kälte wäre das ernährungskonzept ‘daily-grill’ gescheitert.