Also zuerst ein nachtrag zum thema leerstand der häuser in den grossen städten Portugals. Wie ich mittlerweile gelesen habe, gab es eine mietpreisbindung nach dem zweiten weltkrieg von der damaligen diktatur und diese bindung dauerte vierzig jahre. Ein hohe inflation kam hinzu und die vermieter konnten die häuser nicht mehr renovieren oder hatten keinen anreiz dazu. Die bewohner zahlten mehr für wasser oder strom, als für ihre räume. Also war der zerfall die ökonomische lösung oder umwandlung in bürogebäude. Was zum schutz der bevölkerung gedacht war, ging nach hinten los. In Lissabon sollen derzeit ca. dreizig tausend wohnungen leer stehen, ich denke es sind mehr.
Die woche urlaub war sehr nett, und wenn jemand die stadt erkunden möchte, dann gutes schuhwerk und unbedingt die strassenbahnen nutzen. Allerdings muss man sitzen, denn sonst ist es anstrengend auf den fahrgestellen mit baujahr in den dreizigern aus deutscher produktion.
Der schiffsalltag besteht aus never-ending liste abarbeiten. Wenn man glaubt, alles ist so weit im grünen bereich, dann kommen neue baustellen. Das wird sich wohl bis zum ende hin durchziehen.
Heute am Di bei dreißig grad war das projekt schlauchboot angesagt. Die idee ist: Ich muss es allein ins wasser lassen können und wieder aufs schiff bringen können, ohne viel kraft. Für den gittermast hatte ich einen ladebaum, der jetzt nicht mehr geht, also muss etwas neues her. Der spinnakerbaum, der auch für die genua benutzt wird, ist der ersatz. Er dient nur für den abstand vom baum und über bords. Das ende wird von einer schot gehalten, die mit der winsch bedient werden kann.
Schwieriger waren die leinen vom schlauchboot zum schwerpunkt, so dass das teil sauber ausbalanciert schwebt. Das ganze hat mich den nachmittag gekostet, denn das boot muss mit dem motor ins wasser. Am ende ging es sehr glatt und der motortest konnte starten.
Den motor, aus chinesischer produktion wie das boot, habe ich letzten herbst blind über die bucht gekauft. Damals funktionierte alles, heute war der choke festgegammelt. Man sollte das meerwasser nicht unterschätzen. Aber er sprang an und läuft.
Die runde im hafen war ok, jedoch kann ich nicht vollgas fahren, dann zieht die schraube luft. Eine neue baustelle, die beizeiten behoben wird. Vom schlauchboot aus sieht man noch weitere stellen an themroc, die wieder rote farbe brauchen, steuerbords bin ich heute wieder im ‘roten bereich’.
Und wie doof ist das arbeiten im urlaub, nun denn, mitgefangen, mitgehangen, oder so. Somit mussten wir am internet bleiben, da die kommunikation zentraler bestandteil des arbeitens ist. Ich habe währenddessen ja am schiff gepuzzelt. Die kehrseite des ganzen sind die liegekosten in der marina. Vierzig am tag, nach acht nächten dort kommen einem schon die tränen.
Dann ist man froh, den ort verlassen zu können. Ich hatte mir auf der anderen seite von Lissabon eine bucht mit ort ausgesucht, Seixal. Zuerst haben wir im mooringfeld geankert, das war mir nicht so recht, da zu wenig kette draussen war. Aber dann ging ein tagesausflügler und wir haben die mooring übernommen. Von hier aus kann man bis Lissabon blicken und lauschig ist es auch noch. Wenn nur der windgenerator nicht laufen würde. Mich stört es nicht, andere dagegen finden es laut. Muss aber sein, der kühlschrank läuft auf hochtouren.
Denn vor dem ablegen kam einer von der nachbaryacht und schenkte uns einen kasslerbraten, frische tortellini, fisch und huhn. Alles aus seiner kühltruhe, da diese leer werden müsse. Vielen dank, somit ist die lebensmittelversorgung für die nächste zeit gesichert.
Das liegen an so einer boje ist doch recht nett. Fast wie ankern, ohne das bange gefühl: hält er oder nicht? Der ort Seixal hat auch schon bessere zeiten erlebt. Im cafe mit wlan gibt es davon ablichtungen, die ursache könnte auch einfach sein. Ich lag ja schon mal falsch, nur hier wurde der fähranleger aus dem ort verlegt. Da hat sich jemand gedacht, bei fünfhundert meter eingespartem weg der fähre summiert sich das ersparte mit der zeit. Nicht in der kalkulation des neuen fährterminals war, dass dafür nun der ort im zentrum tot ist. Schade, nicht weit genug gedacht.
Der heutige ausflug ging mit dem bus zur ortschaft auf der anderen seite der roten brücke von Lissabon, Cacilhas. Auf der hinfahrt hatte ich schon die verlassenen schuppen gesehen, von nahem sehr traurig. Viele jahre gab es dort arbeit, handwerker, fischer und weiteres gewerk. Heute verfallen die gebäude und sie stehen direkt am fluss. Wenn früher die alten menschen von schnellebigkeit geredet haben, so konnte ich es nicht verstehen.
Morgen ist der urlaub fast vorbei, keine segelmeile gefahren und doch etwas dazu gelernt. Eine boje im strom mit dem schiffshaken zu greifen und fest zu halten, gelingt nicht. Hier strömt es mit zwei bis drei knoten und den massiven haken konnte ich nicht mehr von der boje lösen. Keine holzsplitter in den händen, aber auch keinen haken mehr. Kurz noch gesehen und dann war er in den fluten verschwunden.
Auch ist mein energiekonzept ins wanken geraten. Der kühlschrank braucht strom und ein wasserkocher noch mehr. Zu meinem ärgernis hat sich noch eine neue batterie verabschiedet, oder eine zelle davon. Somit ist die kapazitätsaufstockung vom letzten september wieder obsolet.
Mal sehen, wie lange die alten akkus noch halten, sind schon über zwölf jahre alt. Oder auf den kaltschrank verzichten, könnte auch gehen.
Ab morgen beginnt ein neues abenteuer, der erste fremde geht mit. Fürs doko spielen fehlen dann aber noch zwei.
Hallo Wolfgang,
dann gehts ja bald richtig los. Ich habe mir letztens ein gebrauchtes Solarpaneel gekauft(65Wp) und aus China einen Regler für 10 Euronen. Lädt damit sogar bei bedecktem Himmel ordentlich. Ich kann jetzt den Kühlschrank problemlos im Dauerlauf lassen.
Weiter viel Erfolg
Peter
PS:ein weiteres Luftboot ist unterwegs. http://www.alunga.ch/
Danke für den link der alunga.
Mit 65wp komme ich nicht weit, mein kühlschrank hat auch ein eisfach und wenn es kalt bleiben soll,
dann zieht er so um 1,6ampere bei 24v. Nicht dauernd, aber ab und zu.
gruss WOlfgang