Der erste tag in Sevilla war einer im club. Anmelden, strom organisieren, wlan und was sonst noch so muss. Dann habe ich noch die periode mit fast immer über vierzig grad erwischt, nicht so angenehm.
Das stromsystem ist hier noch einmal anders, als in den häfen zuvor. Der marinamitarbeiter drückte mir einen stecker in die hand und den rest musste ich selber verdrahten. Fand ich merkwürdig, aber ist hier wohl usus. Das wlan ist nicht das schnellste, aber es geht.
Eine große informationsquelle ist Klaus, der hier im club seit vielen jahren mitglied ist und hier gestrandet ist. Das wort stranden gefällt dem fünfundsiebzigjährigen nicht – ein weiteres zu hause könnte man sagen. Was wer wo wie wann, er kann es dir sagen. Somit weiß ich auch, wo es hier das beste bier gibt und wo die waschmaschine, nämlich seine, steht. Er hat sie angeschafft und nun gehört sie zum club.
Am Mi bin ich gleich nach dem aufstehen in die stadt gelaufen, im schnelldurchgang, um einen eindruck zu bekommen. Dieser fiel sehr positiv aus, mit einer karte vom touristenbüro geht es heute abend mit dem rad ein weiteres mal los. Palast und garten und das jüdische viertel sollen sehr gut sein. Aber zwischen morgens vor dem öffnen der geschäfte und abends ab acht ist es einfach zu heiss.
Was sich nicht so gut entwickelt, sind die mückenstiche. Diese werden jetzt zu kleinen beulen, jucken aber noch nicht.
Sevilla ist sehr nett, heiß und hat dazu noch viele ältere parks. Am Do habe ich das fahrrad an land gebracht und die stadt erkundet. Als erstes ging es in den großen park, der gegenüber der marina liegt. Schöne alte alleen, das archäologische museum und der spanische platz mit dem riesigen gebäude.
Danach ging es ins jüdische viertel, enge kleine gassen, keine hohen häuser und viel schatten. Das gebiet liegt gleich bei der kathedrale. Da ich es nicht so mit den kirchengangstern habe, wurde das teil nicht besichtigt und auch nicht der palast um die ecke.
Ich bin nach gefühl durch die innenstadt gefahren oder gegangen. Die gassen sind oft mit tüchern abgedeckt, um die sonne zurückzuhalten. Unten sind dann läden, die ihre türen offen haben. Somit ist es dort aufgrund der vielen klimaanlagen recht angenehm, ein ökologischer wahnsinn. Die alternative betreiben viele bars: sie versprühen wasser als feinen nebel unter dem sonnenschutz.
Die pferde der kutschen tun mir auch leid. Entweder müssen sie ziehen und zerkratzen dabei die pflastersteinstraßen, rutschen dabei fast aus. Oder, sind die touristen nicht willig, müssen sie im schatten in der hitze warten und die fliegen schwirren um die nüstern herum. Auch kein job für mich.
Zum schluss habe ich noch den aldi angelaufen, fast so schön wie zuhause. Teilweise deutsche produkte, jedoch kein knäckebrot und keine getrockneten erbsen. Dafür gouda am stück und bacon. Diese lebensmitteltempel wird es auf dem nächsten kontinent nicht mehr geben.
Meine neue reiseplanung sieht nämlich wie folgt aus: ich werde nicht ins mittelmeer fahren, das geht immer noch später oder auf der rückreise. Als nächstes ziel wird Marocco angesteuert, die küste ein stück hinab und dann rüber richtung Madeira. Danach zu den Kanaren, avocados essen.
Der Fr war ein brückenöffnungstag und so versammelten sich vier schiffe um zehn uhr abends vor der brücke. Klaus und seine frau winkten noch vom ufer her, der zweite traurige abschied auf dieser reise. Danach ging es noch drei meilen weiter zur marina an der schleuse, um in zweiter reihe die nacht zu verbringen. Diese war wieder nicht nett, mücken und um halb neun brachen alle zur schleuse auf. Ich war einer der ersten, der reingefahren ist und der letzte der rausfuhr. Reisen und nicht rasen ist mein motto, die anderen wollten noch am abend in Chipiona sein. Ich hingegen ankere wieder im fluss.
Im fluss gibt es gitterbaumfischer, eine leichte sentimentalität zu meinem alten mast. Die fischer lassen mit zwei waagerechten gitterbäumen ein netz in den fluss. Nach einer weile ziehen sie die bäume hoch und der fisch ist im netz.
Die lernkurve besteht diesmal darin, dass ich das salzwasser erreiche, wo die mücken nicht mehr sind. Morgen geht es dann zur küste, vor den hafen von Chipiona.
Und natürlich gab es dort auch mücken, ich habe wohl schon zu früh in der letzten kurve gestoppt. Diesmal aber gleich die schotten dicht und es ging. Auch gibt es am ufer wildschweine, die zur dämmerung ans wasser kommen und hinterher wieder im schilf verschwinden. Am morgen mit dem kaffee bin ich zur wirklich letzten kurve gefahren und liege gegenüber dem alten kran, den ich schon auf der hinreise gesehen hatte. Hinter mir der pinienwald mit dem naturschutzgebiet.
Am nächsten morgen sollte es weiter gehen, das meer ist sieben meilen entfernt. Aber vor Bonanza liegt man sehr gut, ruhig und günstig zur sonne mit viel schatten in der plicht. Der So war ein wenig nervend, die spanier machen erholung auf, im und am wasser, also mit viel lärm.
Da sich die wetterlage aber nicht ändert, bin ich auch noch den Mo dort geblieben. Der küstenabschnitt gehörte mir allein. Keine termine und keine hetze. Dann habe ich noch ein moskitonetz für ein doppelbett gefunden, oder mich daran erinnert. Die schönste zeit ist hier von sieben bis zum sonnenuntergang. Die fliegen sind alle verschwunden und die mücken noch nicht da. Die gibt es hier auch, aber zahlenmässig kein vergleich zur horrornacht.
Auch hier gibt es wildschweine und sogar rotwild. Dennoch bin ich am morgen um sieben hoch, damit ich das ablaufende wasser noch mitnehme. Das tagesziel war Cadiz, leider unter motor.
Die anfahrt nach Cadiz hat mich irritiert, dachte schon an einen fehler in der matrix.
Hi Wolfgang,
sieht ein bisschen aus wie die Köhlbrandbrücke… Da kommen doch heimatliche Gefühle hoch, oder?
Vielen Dank für Deine tollen Berichte. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass man auf dem Wasser nach Sevilla kommt, geschweige denn mit stehendem Mast …
Cool!
Jörg
hallo,
die sieht nicht nur so aus wie köhlbrandbrücke,
da ist auch ein stau wie auf der k-brücke drauf.
gruss
Wolfgang