Wie viele schlauchboote braucht der segler? Eines sollte es schon sein. Ich habe jetzt ein zweitboot, das hat mich angeschwommen. Es trieb hier im hafenbecken von Benalmadena und sah sehr verlassen aus, die leinen waren nicht gekappt, eher abgebunden. Und der eine schlauch hat ein loch, also eher entsorgung eines zehn jahre alten zodiacs. Es hat einen festen boden, die sonne hat schon viel von der oberfläche geblichen.
Also habe ich es erst mal angebunden und keiner kam vorbei. Dann am nächsten tag mit einem fall hochgezogen und das wasser lief aus dem schlauch heraus. Heute habe ich die luft heraus gelassen und den stopfen vom boden entfernt. Auch da kamen einige liter wasser heraus. Kein wunder, dass ich es nicht einfach aus dem wasser ziehen konnte. Das teil bekommt eine zweite chance bei mir, flickzeug ist schon geordert.
Sabine kam pünktlich in der mittagshitze an. Hafenbesichtigung, strand sehen und danach zum einkaufen. Am nächsten tag sind wir weiter in richtung osten gezogen, die schöne und künstliche hafenwelt mal verlassen.
Szenenwechsel: ein aufgeschwemmter alter mann mit glatze in einer dunklen umgebung schwadroniert über das grauen. Seine version ist gut, die küste um torremolinos kann das toppen, aus der sicht des individualreisenden, wenn es ihn gibt. Warum gibt es kein großgefängnis für die architekten, die geschmierten und die abkassierer, die dieses grauen gebaut haben? Eine kloake mit wohnghetto wird als urlaub an personen verkauft, und sie sind zufrieden. Welche drogen werden hier verabreicht?
Kein wind, keine wellen und der motor schob uns nach Malaga in den hafen. Mein kartenmaterial müsste mal auf den neusten stand gebracht werden, aber es ist nur eine orientierungshilfe, nicht mehr. Der alte yachthafen in Malaga existiert nicht mehr, seit einem jahr ist er ausgelagert. Der ursprüngliche ort wird gerade für kreuzfahrtschiffe abgebaggert, die auch schon anlanden.
Die neue marina Seca kostet allerdings das doppelte der letzten nächte – und ist damit, auch ohne strom und wasser, die teuerste auf de reise bis jetzt. Mit wasser und strom kostet es noch fünf euronen mehr. Die duschen sind im container, der nicht der neueste ist. Dafür ist das hafenwasser klar bis zum grund und ich bin abtauchen gegangen. Die logge ist wieder frei und ein meter leine von meiner ankerboje in Olhao ist auch abgepuhlt von der propellerwelle.
Malaga am abend ist wunderschön, besonders die altstadt. Eine kleine tapastour war angesagt, drei lokalitäten wurden angesteuert und es wurde fisch in vielen variationen serviert. Der fußweg war dann doch recht lang zur marina zurück, das alles bei gefühlten 35 grad am abend.
Die wetterinformationen versprachen weiter keinen wind und wir sind trotzdem zum hafen Caleta de Velez aufgebrochen. Unterwegs gab es aber für eine halbe stunde einen vierer wind, gut zum segeln, immerhin. Am ziel: dieser hafen ist auch olfaktorisch ein hafen, mit vielen fischerbooten.
Eine bezahlnacht reichte für den geruch. Die duschen sind sauber, aber nicht in der temperatur regelbar. Das macht nichts, denn es ist sehrsehr heiß mit einer hohen luftfeuchtigkeit. Nach dem duschen ist gleich wieder vor dem duschen. Ausserdem wird hier umstruktruriert, der hafeneister ist nicht mehr dort, wo er ausgeschildert ist.
Ein stück am hafen entlang und ein altes areal vom nautical club an der hafeneinfahrt auszumachen. Eine kleine brauchbare bucht. Von hier aus sind es dreihundert meter bis zum delikatessenalbrecht. Kommt man dort hinein, trift die kaltkeule einem direkt. Nach einer kurzen zeit ist es aber angenehm. Der oberhammer kommt erst wieder beim verlassen.
Und nun liegen wir in dieser kleinen bucht vor dem hafen und vor dem alten clubstrand. Nicht wirklich toll, aber die ankerplätze sind hier an der küste rar.
Schwell ist so eine sache, er nervt und kostet schlaf. Wir sind dann halt am morgen weiter mit dem motor richtung osten. Das maximale ziel war Punta de la Mona, doch die bucht davor war mit hotels vollgepflastert. Somit war der östlichste punkt drei punkt fünfundvierzig grad. Zehn minuten vorher hatte ich den ankerplatz vor dem Playa Catarrijan gesehen und wir haben ihn für gut befunden. Eine neunzig grad bucht, geschützt nach osten und norden hin. Das erste mal, dass ich den anker in acht meter tiefe erkennen konnte, das wasser war sehr klar. Das samstagnachmittagtreiben am strand beobachet und dabei den apéro genossen.
Aber leider auch hier eine schwellverkürzte nacht und es ging zurück bis vor Malaga, mr. perkins leistete weiterhin gute dienste. Der hafen El Candado ist günstig, leider ohne wlan.
Und in der nacht kam der erste regen seit anfang mai für mich. Somit musste das hitzebedingte schlaflager an deck beendet werden. Regen kann auch schön sein.
Es geht wieder weiter richtung westen, in einer woche ist schon wieder der abflug, wie die zeit vergeht.
Verkürzen wir mal die nächsten tage. Ich habe mich in der entfernung verguckt, es waren fünfunddreißig seemeilen unter motor nach Benalmadena. Den hafen kannten wir, ist ok und es gab einen platz im bereich für große schiffe, leider an der einfahrt zum inneren hafen. Da muss jeder vorbei, ist auch interessant. Zeit genug hatten wir und so wurde aus einem tag zwei.
Der nächste hafen war Estepona, diesmal nicht an der küste entlang, sondern die gerade strecke. Zur begrüßung, da ich wieder hierher gekommen war, gab es vom hafen eine flasche rotwein. Als zwölfmeterschiff bin ich am morgen bei viel wind mit dem bug an die kaimauer gedrückt worden, muringleine war sehr knapp bemessen. Der lack ist ab, aber da war schon vorher wenig farbe.
Dann mal was anderes: wind und ein segeltag. Der führte uns zum rock zurück und er hatte es in sich. Der wind, der uns an die kaimauer gedrückt hatte, war draußen frischer. Das groß hochgezogen, die genua raus und ab ging die post richtung Gibraltar. Angesagt waren bis zu dreizehn knoten wind und hier waren es schon zweimal so viele. Genua gerefft und weiter, aber immer noch schräglage. Dann das erste reff ins groß und es gab keinen geschwindigkeitsverlust.
Nur dann kam die welle von vorn, der wind auch und ein feststampfen ist öde. Kursänderungen nach links und rechts mit böen um dreißig knoten. Ab dann gab es weicheisegeln: motor an, um zu wenden, genua rein und weiter. Die vorhersage war mist und vor dem Gibraltar felsen haben wir das groß reingeholt. Nur mit motor und wind auf der nase ging es weiter, um die südspitze herum. Es wurde kalt, regenjacke an und die genua wieder ein wenig heraus gelassen. Zwischen den tankern habe ich das tuch wieder reingezogen und dann nur noch mit dem motor nach La Linea in den hafen. Hier ist der crewwechsel geplant, also mal anschauen.
Der hafen ist fünf jahre alt und viele schwimmstege sind ungenutzt. Die duschen sind gut, die wege weit. Wasser und strom gehen extra, aber wurden nicht benötigt. Somit kostet eine motu39 hier unter zwanzig euronen. Der ort hat aber plötzlich für mich gewonnen.
Der gestrige segeltag war ein zubruchgehtag: Als erstes wurde das dampferlicht k.o. geschlagen und dann abgerissen. Es hing nur noch am kabel. Bei wind und welle auf den mast zu klettern ist eine sehr schwankende angelegenheit, um die lampe zu sichern.
Im hafen habe ich noch einmal das groß rausgezogen, entrefft und wieder abgelassen. Am ende ist der zipper vom reißverschluss abgerissen. Ein job für einen segelmacher.
Die gasflasche ist auch leer, die adresse von der marina war nicht brauchbar, nur campinggasflaschenfüllung. Eine weitere adresse war auch nicht die lösung. In der marina gibt es keinen segelmacher. Und die krönung ist das freie wlan, das nicht funktioniert. Diese punkte bringen mich nicht in gute laune, eher dicker hals.
In der mittagshitze sind wir dann zu einem supermarkt gelaufen, und das war ein erfolg, da der laden riesig ist und das angebot überbordend. Mein fahrrad diente als packesel. Und da eine marina ohne wlan kein bringer ist, ankern wir jetzt vor dem hafen.
Hier war ich vor drei wochen schon einmal, diesmal kenne ich aber ein wenig die stadt und sehe den ort mit anderen augen. Nach dem grauen ist es hier fast dörflich, weil die infrastruktur auch nicht rosig ist.
Die todoliste wird also wieder länger – reparieren an den schönsten orten in der welt. Das wollte ich doch nicht.
Der tag und die nacht vor anker waren gut, ruhige see, ausschlafen. Dann habe ich wieder neue pläne gemacht und die variante mit dem frühstück gegenüber in der bucht nummer eins wurde akzeptiert. Zuerst mit der genua, dann drehte der wind und wieder mit dem motor auf die andere seite der Gibraltar bucht. Ganz schön viel verkehr hier.
In der bucht war der wind recht frisch und mein anker hielt. Die anker der spanischen motorboote um uns herum nicht. Jedoch war der weitere plan, nach Gibraltar in die bekannte marina zu fahren und dort für eine nacht bleiben. Dort wurde der dieseltank wieder gefüllt, wir haben in den letzten zwei wochen um hundertdreißig liter diesel verbrannt. Keinen wind gab es von und bis Estepona, also motorsegler ohne segeln.
In Gibraltar habe ich dann doch noch etwas neues entdeckt, der kostenfeie botanische garten, einen biergarten und ein museum, das geschlossen war. Und zu guter letzt sind wir wieder nach La Linea zurück und einen neuen platz angefahren. Nicht der, den man mir genannt hatte, sondern ich bin früher eingebogen, nachdem der wind gedreht hatte und sehr frisch war. Das resultat war diesmal kein bruch beim anlegen, ich werde langsam besser. Und hier funktioniert das wlan wieder, wenigstens ein trost.
Zwei wochen gingen zu schnell vorbei. Der neue crewzugang ist übermorgen, davor reparaturliste abarbeiten, lackpflege und so weiter. In den nächsten zwei wochen geht es nun nach Madeira mit dem neuen mitsegler.
Hallo Wolfgang,
meinen Glückwunsch zum Kurswechsel weg von der Küste der Scheußlichkeiten hin zur Blumeninsel. Guten Wind wünsche ich dir sowie einen angenehmen Mitsegler.
Gruß Hans
ja, es hat sich gelohnt,
wie die bremer stadtmusikanten