Mal eben den watermaker zu bauen, erweist sich als langfristiges projekt. Wenn ich platz hätte, ginge das ratzfatz, aber so will jedes teil durchdacht an einem guten platz installiert werden. Heute die förderpumpe angeschraubt und die schlauchtüllen ausgesucht. Schläuche zurecht geschnitten und die hintergrundbeleuchtung für die filter angebracht. Fehlt nur noch das hochdruckteil, die elektrik und dann ist es fast fertig.
Am morgen bin ich wieder den berg hinauf geradelt und habe zum schluss geschoben, es ist steil. Dann die gasflasche bekommen, auf den gepäckträger geschnallt und bezahlt. Die rollende bombe war dann fünf minuten später am schiff. Das nächste geld ging an die marina, zum spezialkurs und weiter zum einkaufen.
Alles grob eingekauft, damit der grundstock im kühlschrank vorhanden ist. Und da der supermarkt im keller des einkaufcenters ist und kein fahrstuhl existiert, ging es die rolltreppen hinab. Vor der kasse habe ich das rad angekettet und nach dem einkaufszettel gekauft, man wird nicht jünger.
Am ende wartete schon einer von der security beim rad, war aber ganz freundlich und ein wenig neugierig. Eine flasche wasser lecke und er machte mich darauf aufmerksam. Dann vollgepackt hat er mich zu einem anderen ausgang, dem lieferanteneingang, geschleust. Es sei sicherer, als die rolltreppe wieder hinauf zu benutzen – sehr angenehm überrascht.
Letztens noch geschimpft auf den transocean verein, und seit gestern bin ich vereinsmitglied. Nicht dass sich das führungspersonal oder die satzung geändert hätten oder dass das geld nicht mehr zum fenster hinaus geworfen würde, aber ich bekomme teilweise dreißig prozent rabatt in häfen. Hoho, das lohnt sich und jenseits von europa wird es vielleicht auch hilfreich. Finanziell gesehen hätte ich es schon eher beitreten sollen. Egal, zu spät.
Die marina hat mir eine nacht geschenkt, nett. Martin, der neue mitsegler, kam pünktlich am Sa, dann schiffseinweisung und noch einmal einkaufen gehen. Wieder mit dem rad und ein anderer securityman hat mich nach kurzer zeit mit dem rad durchgelassen. Alle vorräte an bord und am So ging es dann auch schon los richtung Kanarische Inseln.
Wind wehte kaum und weit draussen sollten drei windstärken sein. Der motor lief für eine stunde und das segeln begann. Für Martin war es der erste segeltag auf dem meer und es frischte auf. Flotte sieben windstärken, in böen auch acht. Alles nur mit der genua, die immer kleiner wurde, so dass es mit fünf knoten richtung süden ging.
Am morgen war es dann vorbei, windmaschine aus. Die wellen blieben und es war kein schlaf im geschaukel zu finden. Die seebeine von Martin waren gestern abend nicht vorhanden und die fische hatten party. Somit musste ich meinen am abfahrtstag gekochten erbseneintopf allein essen. Der kühlschrank war voll und die suppe passte nicht hinein. Das verfallsdatum war schon vierzig stunden später. Schade und eine weitere party für die fische mit drei litern eintopf.
Was ich sonst nicht mache, wird in dieser nacht zwangsweise ein muss sein: motoren. Immer noch kein wind und noch achzig meilen zur ersten insel Selvagem Grande, die wir bei tageslicht erreichen wollen. Ein kleiner gelber vogel hat sein ziel nicht erreicht, nur unser schiff am nachmittag. Nicht scheu und hat das schiff inspiziert. Wurde dann aber nicht wieder gesehen.
Was ist das für ein wind, zuerst eine sieben und mehr, danach nichts, nada. Jedoch ist die welle geblieben und diesmal sehr sehr unangenehm, kein schlaf in der koje zu finden. Auch am nachmittag totale flaute und dann am abend ziemlich genervt. Wenn wir am nächsten tag im hellen ankommen wollen, dann muss man am abend den motor starten.
Somit lief Mr Perkins von abends um neun bis zum Nachmittag um drei, das ganze um vier knoten. Das ist bisher mein trauriger rekord an motordauerlaufstunden, muss auch nicht wieder sein. Vor Selvagem Grande gab es dann abwechslung durch wale, hunderte von definen und darunter auch welche, die vor dem schiff springen. Die kamera ist nur leider zu langsam.
Von Funchal bis zur insel sind wir über hundertsiebzig seemeilen gefahren, es ist der einzige halt vor den Kanaren. Die beschriebene bucht im buch ist eher winzig und der anker liegt auf zwölf meter, zwei zuviel für die ankerboje. Als die inselsheriffs nicht zum schiff kamen, bin ich zum ufer geschwommen, ist schneller als das schlauchboot zu wasser zu lassen.
Die karge landschaft gefällt mir, Martin eher nicht. Dennoch erstmal entspannen und ausschlafen.
Den nächsten tag durften wir noch bleiben und haben es auch getan. Das schlauchboot ging dann doch zu wasser, motor dran, Martin drin und losfahren. Hundert meter weiter und das gute stück ging aus. Danach waren vier stunden vergaserschrauben angesagt, alles demontieren, reinigen und wieder zusammensetzen. Er lief wieder und die langeweile war auch verflogen.
Die Chenoa, die ich aus Funchal kenne, ist auch schon eingetroffen, und um fünf uhr gab es eine geführte tour über die insel.
Wir waren zu viert und zwei guides, halb quer über die insel bis zum leuchtturm in hundertdreißig meter höhe. Davor und dahinter die vögel, die nester, die steinmauern und felsen. War doch überraschend interessant und das ganze für lau. Und für mich hat sich der wundersame vogel von Madeira jetzt in naher sichtung gezeigt, die größte kolonie ist hier. Die nacht war durch den vogellärm allerdings sehr unruhig. Hinzu kamen der schlechte ankergrund und eine tosende brandung.
Am morgen vor dem frühstück sind wir dann weiter in richtung Teneriffa. Mehr schlecht als recht, kaum brauchbarer wind, der kam erst am abend und natürlich nicht in unsere richtung.
Zum sonnenuntergang wurden auch die angeln eingeholt und es hatte sich ein unbekannter fisch verbissen. Zu klein und durfte wieder zurück. Ob er es überlebt, hoffentlich.
Am morgen gab es dann die richtigen fische, zwei kleine dorados. Die haben sich am schiff rumgetrieben und waren in beißlaune. Bis die ganze sauerrei auf dem deck und hinter dem steuerstand behoben war, war später vormittag. Danach kam eine regenwolke und weiterer wind, so dass es in richtung Teneriffa mit der selbststeueranlage ging.
Bei sonnenuntergang ging noch ein thunfisch von sieben kilogramm an die angel. Da wir aber schon fisch vom morgen hatten, wurde er wieder ins wasser zurück gelassen.
Leider lief nicht alles nach gewünschtem fahrplan. Ankunft im dunkeln in einem unbekannten hafen, dabei war der wind noch recht freundlich und hat sich rausgehalten. In der marina Santa Cruz gibt es am ende einen langen steg und dieser war frei. Also sind wir längsseits gegangen, festgemacht und den schlaf ab drei uhr gefunden. Um elf war dann die erhohlungphase zu ende, anmelden, wasser, strom und wäsche waschen.
Die marina ist heute ein geheimtipp – für diejenigen, die gern auf einer baustelle wohnen, super duschen als angenehm empfinden und unter zwanzig euronen dafür bezahlen wollen. Dazu kommt noch, dass der hafen sehr leer ist, aber der supermarkt ist weit weg.
Die stadt ist im umbruch und die restaurants sind nicht nach meinem gusto. Vierzig euronen für zwei personen für mäßige tapas ist recht viel, auch falls es zum urlaub dazu gehört. Ich lebe gerade das segeln und für das geld kann ich sehr lecker für mehrere tage selbst kochen. Wenig für viel geld ist oft im hirn vieler eingepflanzt – ich habe mich davon befreit, ist halt ein entscheidender entwicklungsprozess und nicht jedermann zugänglich.
Morgens nach dem kaffee sind wir los in richtung Gran Canaria, natürlich mit motor. Wind zu wenig und die richtung geradeaus durch das verkehrstrennungsgebiet. Nur ich habe nicht ein schiff gesehen. Am nachmittag kam dann ein wenig wind und half beim spritsparen, später dann nur mit der genua. Der hafen ist klein, und davor musste uns noch ein motorboot überholen und dann rückwärts im hafen anlegen. Dieser überzeugt durch polnische preise. Wir liegen an der mauer ohne alles, strom und wasser wären aber da.
Der hafen und der ort Puerto de las Nievas sind schon eigenartig. Kleiner hafen mit abgetrenntem badebereich und fähranleger. Ein freunlicher morgen, ablegen einhand und das meer ruft. Segel hoch und ab geht es, obwohl im hafen kein hauch wehte. Bis zum wendepunkt – ja, wer hat das kreuzen erfunden, mist. Aus den dreißig wurden fünfundvierzig seemeilen. Ein alter bekannter aus der schleuse von Sevilla kam auch vorbei.
Am abend habe ich aufgegeben, Mr Perkins durfte uns helfen und nach acht waren wir in der marina Las Palmas. Wer hat nur diese scheiße in das meer gesetzt. Die hafenmauern sind in fünfzig metern tiefe hingebaut und dann eine mauer darauf.
In der marina soll angeblich kein platz sein, ich bleibe trotzdem zwei tage. Einladend ist ein wunschwort, die stadtautobahn geht direkt am hafen entlang. Was mich freut, ist der dieselpreis unter einem euro oder zwei mark west.
Morgen, nachdem Martin den heimweg angetreten hat, noch aufräumen, putzen, wäsche waschen. Das ist wohl immer das gleiche und dann am nachmittag richtung Santa Cruz aufbrechen.
Hallo Wolfgang,
jetzt bist du ja so richtig unterwegs – und ohne nennenswerte Pannen;-)
Bei uns geht es auch so langsam in die ernsthafte Planung – die Topfpflanzen wandern schon aus…
Eine Frage: mit welchem Kartenmaterial bist du unterwegs? Openseemap? Bist du damit zufrieden?
Watermaker wird in den nächsten Tagen zusammengebaut – nicht erst im Mittelmeer:-)))
Grüße und Neid von der Somnambule
Arno
PS: den Blocgg von Chenoa habe ich auch verfolgt. Ganz schön hart aber konsequent!