Kanaren privat

Die familienzusammenführung ging einfach vonstatten. Der vierte mitsegler hatte sich um die mittagszeit verabschiedet und mit demselben flieger kam Sabine auf der insel an. Der weg durch die baustelle von der marina santa cruz wurde auch gefunden und dann fing der urlaub an.

Der nächste tag am Do war eine shoppingtour durch den ort. Das ziel war El Corte Inglés, das riesige kaufhaus, leider sehr teuer, aber mit einem restaurant im siebenten stockwerk. Die aussicht ist hervorragend und das wetter deutete schon die vorläufer an: Viel wind und welle aus süd. Das ist die einzige richtung, die dieser hafen nicht kann, somit auch schwell im hafenbecken, aber leicht.

20151015 santa cruz hafeneinfahrt

 

20151015 santa cruz vorhafen

 

Die nahrungsmittelaufstockung erfolgte dann auf der anderen straßenseite und wieder zurück. Unterwegs wurden mir zwangsweise die haare auf schön gekürzt, ein chinesischer laden besucht, um die asia-nudelvorräte aufzustocken – und zurück aufs schiff. Dieses war wieder trocken, denn am morgen war für hiesige verhältnisse noch land unter gewesen.

Der nächste tag war auch noch im hafen, aber am Sa ging es in richtung süden los, mit motor. Die schöne bucht mit sandstrand war das ziel und der platz für die nacht. Der wind sollte am kommenden morgen auffrischen, war dann jedoch nicht vorhanden.

201510 teneriffa lieblingsbucht

 

201510 teneriffa lieblingsbucht

 

201510 teneriffa lieblingsbucht

 

So fing die sonntagskaffeefahrt mit motor in richtung der marina San Miguel an, leichter unbrauchbarer wind von hinten. Kurz vor der südostspitze kam dann doch der verspätete wind von vorn. Genua raus und mit amwindkurs und der welle ging es ganz gut, aber nur für kurze zeit. Dann kamen zwanzig, fünfundzwanzig knoten, reffen, dreißig knoten, nochmals reffen, fünfunddreißig knoten wind. Bis neununddreißig knoten konnte ich an diesem tag ablesen. Alles bei sommerlich sonnigen temperaturen im shirt. Das aufkreuzen war mühsam und als wir an der landspitze waren drehte der wind weiter. Und natürlich wieder von vorn, wenn auch ein wenig schwächer.

Den happyhour termin um 18 uhr in der irishbar konnten wir jedenfalls knicken. Aus vierzehn meilen geplanter route waren dreiundzwanzig geworden, aus drei stunden wurden sechs. Noch eine sportliche wende im hafen gegen den wind und in den letzten freien platz eingeparkt, wo einige starke männer das rammen des stegs verhindern konnten. Was für ein tag.

201510 san miguel

 

Der windgenerator lief während der fahrt in der maximalen umdrehung mit lautem basswummern. Da der motor auch lief, musste er nicht und wurde abgeschaltet, per bremsschalter auf dem regler. Das funktionierte aber nicht. So kam der manuelle kurzschlussschalter zum einsatz, der funktionierte bei den windstärken aber auch nicht. Durch den wellengang kam der generator aber ein paar mal aus dem rythmus, und diese gelegenheit habe ich für die vollmechanische bremse per seil genutzt. Einfach bei langsamer geschwindigkeit in den rotor werfen.

20151018 seilbremse

 

Zur belohung gab es dann ein viertausend meilen bier nach dem anlegen und danach den viertausend meilen wein, weil wir uns tapfer mit lifebelt behauptet hatten. Die getränke stammten noch vom einkauf aus Polen im letzten jahr und wurden jetzt in der untersten ecke des schapps wiedergefunden – sie hatten die distanz gut überstanden.
Übrigens: Sollte jemand von deutschland aus lossegeln, müssen wein und bier nur bis nordspanien reichen. Dort ist es dann wieder wesentlich günstiger als unterwegs und zuhause. Trinkbare weine kosten der liter ab hundertdreißig cent, das günstigste gut trinkbare bier in der drittelliter dose kostet einundzwanzig cent. In portugal sind die preise zwanzig prozent höher.

Nach zwei hafennächten und ein bisschen landgang mit besuch einer nachmittäglichen karaokeshow in der bar ging es dann rüber nach La Gomera. Drei windstärken waren angesagt, sechs wurden es dann. Ging aber besser als beim letzten mal. Zum sonnenuntergang fiel der anker in der bucht Playa de Chinguarime und die nacht war sehr ruhig. So soll segeln sein.

201510 la gomera bucht

 

201510 la gomera bucht

 

Am nächsten mittag dann kurz um die ecke nach San Sebastian in die bekannte marina. Die anmeldung erfolgte blitzschnell, ein bisschen hafenkino geguckt und danach in die stadt. Hat sich seit dem letzten mal nicht viel verändert. Da die tage schon abgezählt sind, muss es morgen wieder zurück nach Teneriffa gehen.

201510 san sebastian

 

201510 san sebastian

 

201510 san sebastian

 

Die überfahrt La Gomera-Teneriffa ist nur fünfundzwanzig seemeilen und ich habe sie noch nie auf der ganzen strecke unter segel fahren können. Diesmal war keine ausnahme. Dafür bin ich das erste mal in diesem jahr auf dem meer nass geworden und das gleich zweimal.

201510 regen an bord

 

201510 la gomera bucht

 

201510 la gomera bucht

 

201510 la gomera bucht

 

Die bucht vor Los Cristianos für die nacht zu nutzen war ziemlich bescheuert. So viel welle und regen habe ich noch nie gehabt, somit auch kein schlaf.
Gleichzeitig ist auf Tenriffa der winter eingebrochen, der Teide hat eine weiße kappe bekommen.

20151023 winter auf dem teide

 

Gerädert durch nächtliche schaukelei und regengüsse sind wir am nächten tag bei windstille in die lieblingsbucht auf der ostseite der insel motort. Wenn alles gut läuft, bleibt es diesmal ruhig. Nur ich habe mir etwas eingefangen, weiß noch nicht was, es geht aber noch.

Doch so ganz ruhig blieb es dann doch nicht, wenig schlaf, dafür immerhin keine regenschauer. Nach dem kaffeekochen sind wir in die marina La Galera gefahren, die gleiche box wie vor zwei wochen.

201510 teneriffa la galeta

 

201510 teneriffa la galeta

 

201510 teneriffa la galeta

 

Und nun weiß ich einen grund mehr, warum man in eine marina fährt: wasser tanken, strom auffüllen, diesel bunkern, heiß duschen, einkaufen gehen, müll wegbringen und reparaturen ausführen – ist alles klar. Was noch dazugekommen ist: eine nacht ruhig durchschlafen.

Am So sind wir noch zwei stunden nach norden in den hafen von santa cruz gefahren. Diesmal bin ich in eine box gefahren, der längssteg war mit schiffen voll. Das war das ende vom urlaub in diesen jahr. Gesundheitlich kämpfe ich fiebrig noch immer, das wc ist mein zuhause, doch es wird langsam besser.

Und ein weiteres ende habe ich eingeleitet, ein zeitklauthema. Ich habe mich aus den küstenseglerforum abgemeldet. Ein achtseitiger wirbel um meinen ankerwirbel, zu dem ich nur eine sachliche frage gestellt hatte. Daraufhin eine kommentierende email erhalten, die mich wachgerüttelt hat, hier ein auszug:

Alle mir bekannten pappnasen stiegen in die bütt und gaben wieder ihr bestes, auch mein lieblings-k13, der türsteher des forums, war eifrig mit von der partie – er kann einfach nicht anders, als seinen geistigen dünnschiß zu verbreiten. Ich glaube, daß ich nicht nur den recht gerne einmal in seinen arsch treten wollte.
Diese ewigen anfeindungen und subtilen gemeinheiten sind einfach zum kotzen, sie sind im tenor so negativ und oft auch richtig böse bis gehässig. Von solchen leuten soll man sich fernhalten, die ziehen runter, kosten energie und lösen nichts gutes aus. Es ist wie im richtigen leben, der repräsentative querschnitt eben.

Die wenigen konstruktiven menschen, die in dem forum ihr wissen verbreiten und helfen können, kann ich an einer hand zählen (davon ist nur einer moderator). Schade für den laubenpieperverein. Ich musste erst durch das unsägliche gequatsche, das meine frage ausgelöst hatte, und durch die email wach werden, um zu handeln – in hamburg sagt man tschüß.

Die nächste woche wird es bei mir technisch, halt eine reparaturwoche an den schönsten plätzen der welt, bei sonnigen fünfundzwanzig grad und gekühltem bier.

201510 santa cruz am anfang

 

201510 santa cruz am anfang

 

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