Wer mich kennt, weiß, dass ich meine koffer schon drei tage vor der abreise packe, man weiß ja nie. So war ich auch schon am Sa mit den arbeiten fertig und der So war fürs aufräumen und die finalen vorbereitungen eingeplant. Hat soweit alles super funktioniert. Aber was da für ein dreck zusammenkommt, wenn man drei wochen auf dem trockenen steht. Am späten nachmittag war ich dann duschbereit, das schiff hatte es schon hinter sich.
Am abend habe ich wieder meinen gecko gesehen, es geht ihm also gut.
Am Mo morgen zuerst mal zur prefektura, ich will weg. Aber dafür muss man erst das ok der marina vorzeigen, zeigen, dass das geld den besitzer gewechselt hat. Das ging aber erst um acht uhr, ok. Danach wieder zur prefektura, noch einmal die ganzen papiere durchlesen, dann wieder nicht meinen namen in den schiffspapieren gefunden. Ich bin der eigentümer, aber das steht nicht im dokument, ein wenig hin und her und dann das ok.
Der travellift war auch schon am schiff und dann der erste kleine schock, die keile der abpallung klebten am schiff. Vorsichtig das ganze entfernt und ab ins wasser. Der motor sprang an, alles ok. Das erste seil war schon wieder auf dem schiff und dann bewegte sich das schiff nicht, keine gasannahme. Zum glück haben sie es verstanden und mich wieder zurück gezogen. Mein neuer gashebel funktionierte nicht mehr, dabei hatte ich ihn doch getestet. Also schnellumbau und nach zehn minuten war es ok. Aber der motor wollte nicht mehr anspringen, weil ich den strom dafür abgestellt hatte, schön blöd, wenn man das nicht rafft.
Dann das zweite mal aus der box raus, alles lief gut und vor dem hafen das segel ausgerollt. So ein neuer rumpf geht gut und mit fünf knoten in richtung Montevideo abgelaufen.
Ich habe das segel dreimal rausgeholt, denn der wind war unbeständig. Dafür ist es unter motor sehr, sehr viel besser als vor einen monat. Das schiff fährt wieder fünf knoten bei guten tausend umdrehungen und verbraucht deutlich weniger. Trotzdem schmerzt der aufenthalt in Piriapolis meinen geldbeutel sehr, der um vierzehnhundert euro beraubt wurde, plus achthundert für die farbe und dazu noch die lebensmittel.
Jetzt liege ich im yachtclub uruguay in Montevideo an einer mooring. Mein ankermanöver im vorhafen wollte der marinero nicht zulassen. Stattdessen wollte er mich zwischen zwei motorplastikschiffen legen und ich war darauf unvorbereitet. Keine seile, keine fender und alles eng. Teuer kann ich auch anders, morgen früh will ich eh weiter. Dafür habe ich schon geduscht, einen kalten weißwein im glas, dazu oliven und den abendlichen strassenlärm der stadt im hintergrund.
Was für eine nacht in Montevideo, und ich weiß nicht, ob diese besser werden wird. Sie hörte so um vier uhr auf, als ein beliebtes hobby der menschen hier seinen sound absonderte: Das fahren mit einem kaputten oder ganz ohne auspuff. Das ist erträglich, wenn das alte auto langsam durch die straßen tuckert. Nur dieser zeitgenosse schaltete alle vier gänge mit volldrehzahl durch und fuhr die ausfallstraße am hafen entlang. Das ganze war drei volle minuten hörbar.
Danach noch ein wenig hin und her gewälzt, bis zur blauen stunde am morgen. Kaffee vorbereitet, schiff seeklar gemacht und es wurde hell. In der nacht hat sich noch ein kat an die mooring neben mich gelegt, also auch scheiße eng und der wind fegte durch die gasse in der marina. Leinen los und das schiff fuhr nicht dahin, wo es immer hinfährt, mist, aber vielleicht brauchbar. Doch dann musste ich eine zweihundertneunzig grad kurve drehen und es wäre fast schief gelaufen. Wieder einmal glück gehabt und raus aus dem hafen, an den mohlenköpfen sah ich dann das wasser ablaufen, das mein schiff verwirrt bewegt hatte.
Montevideo in morgendlichem licht und so friedlich, als ich draußen war, ging die sonne auf. Mit der genua bin ich dann den hafen und die promenade entlang gesegelt, echt gut. Nur das panorama hat mir nicht so richtig gefallen.
Nach dem hafen habe ich mehrfach das segel entrollt und noch häufiger den motor angeworfen. Ein schöner tag bis zum nachmittag, dann wurde es sehr feucht. Meine pläne für einen ankerplatz hatte ich dann auch noch geändert, vielleicht eine gute entscheidung. Bis Colonia war es zu weit, den ausweghafen hätte ich nur im dunkeln erreicht. Und dann fing noch einmal der wind an, laut daten hätte er aus sein sollen. So ging es mit gerefftem segel bis zu sieben knoten weiter, zu meinen neuen ziel, der Banco Ortiz. Diese zahlt kein geld aus, und ist mit einer wassertiefe von real vier metern recht flach.
Auf dem weg gab es noch diese wunderschönen farben, ein sehr blauer himmel über ocker, wie das wasser der Elbe. Dazwischen noch streifen von frühlingsgrün, sicherlich algen, die aus einer überdüngung entstanden sind. Und dazu einen großen regenbogen.
Mal wieder eine erfahrung sammeln, ankern bei fünfundzwanzig knoten wind. Die küste ist sichtbar drei meilen entfernt und von dort kommt der wind bis morgen. Leider sind die wellen auch hier schon unangenehm. Der anker hält, nur das schiff bockt wie ein junges pferd, also bis jetzt keine gute nacht in sicht. Das gute ist, dass hier kein großes schiff hinkommt. Der sonnenuntergang war super, genau nach Argentinien schaue ich. In der riesigen wolke entladen sich dauernd ein paar tausend volt.
Und die nacht war gut, der wind nahm irgendwann ab und die wellen gleich dazu. In der mittelkabine war ein schlafen möglich. Am morgen war eine art motte innen am fenster, habe sie erstmal leben gelassen. Dann waren da noch ein paar mehr im rest des schiffes und auf deck schätze ich mal so um tausend in zehn verschiedenen arten. Die sind wohl in der nacht vom land aus verweht worden.
Dann kaffee gekocht und ziehen lassen. In der zeit habe ich den anker und die sechzig meter kette wieder raufgeholt. Nach der ersten tasse fing auch der wind an, zuerst sehr moderat und nachher ging es mit über sechs knoten zum ziel. Doch nach zwei stunden sah ich eine riesige wolkenwalze und in Uruguay erreichte sie das land. Darunter war es sehr unangenehm dunkel.
Als ich dort ankam, hörte der wind auf, und ich rollte das segel ein, so schnell es ging. Denn kurz darauf kam der wind genau von vorn, erst langsam und dann heftiger. Mit dem motor ging es langsam weiter, doch in dem tempo hätte ich noch über acht stunden gebraucht. Also das segel in taschentuchgröße wieder ausgerollt und einen kurs gefahren, der mich in die richtige richtung bringt. Doch dann wurde es motorsegeln mit fünfunddreißig plus knoten, und die wellen waren höher, da sie aus Argentinien kamen und zeit hatten. So richtig spaß machte das nicht, es ging aber und der wind drehte sogar noch zum guten. Nach drei stunden war der spuk vorbei und nur noch der motor an. Was für ein trip und im hafen war niemand zur hilfe, so habe ich mir eine mooringtonne gegriffen und es hat beim ersten mal funktioniert, wenn auch mit leichtem farbverlust. Mit strömung oder wind wäre das ein unmachbares manöver. Danach kam auch gleich einer von der prefektura, die sind wachsam.
Und wie wachsam die sind. Ich komme gerade von denen zurück und musste dort ein dokument unterzeichnen, in dem ich erkläre, nicht mehr ohne erlaubnis einen hafen zu verlassen. Es geht aus der erklärung nicht hervor, wo ich einen hafen ohne erlaubnis verlassen habe, aber es war zur uhrzeit, an der zurück geschossen wird. Laut meinem track muss es also Montevideo gewesen sein. Ich dachte, kein check-in, also auch kein check-out, aber war wohl nichts. Das nächste mal kostet es zwanzig zahlungseinheiten, das sind umgerechnet vierhundert dollar, also doch recht teuer der spaß.
Die hiesige marina hat kein wlan und ich überlege mir vorher, was ich alles mitnehmen will, denn einmal rudern reicht mir. Dafür habe ich nur beim durchgehen dieser stadt viele schätze entdeckt, und die rubrik ‘schrottplätze der welt’ bekommt ein kapitel Uruguay. Wobei die stadt schon etwas tolles hat, genau wie die letzte insel der Kap Verden, von Portugiesen entworfen und gestaltet. Breite straßen, große bäume, schöne häuser. Diese verfallen allerdings an vielen ecken, schade drum. Aber die alten straßen mit den platanen sind der hammer.
Prefektura, die nächste, am morgen. Ich in unterhose, weil ich im warmen motorraum unterwegs bin. Jetzt kam einer der des englischen fähig ist. Ob ich denn auch verstanden habe, was ich da gestern abgezeichnet habe. Und er wollte meine befähigungslizenz fürs segeln sehen und dann abfotografieren. Schön diese neue technik. Alles im grünen bereich, und mein ziel ist Argentinien, nun dann interessiert er sich weniger für das problem. Mal sehen, wann sie wieder am boot anlegen, hoffentlich habe ich noch die hosen an.
Gestern abend ist meine entscheidung gefallen, nachdem ich ein bier in der hafenbar mit wlan getrunken habe. Die winddaten sehen für den Sa gut aus, denn am So geht hier die post ab. Ob genügend wasser vor Buenos Aires ist, werde ich dort sehen, sonst werde ich dort ankern und abwarten.
Somit habe ich mich heute am Fr um das ausklarieren gekümmert. Wenn das so weiter geht in diesen ländern mit verwaltungswahn und ehemals militärdiktaturen, dann bin ich jetzt soweit, dass ich die reise beende. Das kotzt mich dermaßen an, wenn einer nicht weiß, was der andere zu tun hat. Die reihenfolge ist ganz einfach, zuerst zur immigration und den stempel in den pass bekommen. Die stempeln dann auch zwei der laufzettel, die ich bei der einreise erhalten habe. Dann die marina bezahlen und mit dem zettel zur prefektura, die dann die ausreise genehmigt.
Ich bin also durch die stadt zum fährterminal und wollte dort von der immigration den stempel haben. Den wollen sie mir aber erst geben, wenn die prefektura den laufzettel gestempelt hat. Wieder zweihundert meter zurück zur prefektura. Die wollen erst stempeln, wenn die migration gearbeitet hat, autsch. Aber da die prefektura mich schon kennt, haben sie telefoniert und am ende habe ich eine adresse erhalten, wo es den stempel im pass gibt. Zum glück haben sie mir die adresse aufgeschrieben, bis ich jedoch das kabuff gefunden habe, bin ich ein paar häuserblöcke abgelaufen. Und sie wollten noch fünfundneunzig pesos von mir haben und ich hatte nur noch fünfzehn. Kein geld, keine kekse, das hatte ich schon am anfang in diesen land.
Also zu einer bank, die auf der kreditkarte geld auszahlt und zwar in dollar. Diese werde ich jemandem in Argentinien mitbringen, den ich noch nicht persönlich kennengelernt habe. Hier das problem, limit dreihundert dollar. Beim wechselbüro wollten sie nur gegen cash geld tauschen. Also ich dort noch einmal hin, habe mit einen hundert dollar schein achtzig pesos gekauft. Und wieder zurück zur immigration und den stempel erhalten. Und ab jetzt war es easy, denn die prefektura hat eine außenstelle im yachthafen, dort gab es den weiteren stempel und ende. Meinen dicken hals kühle ich gerade mit kalten weißwein.
Mit dem sonnenaufgang habe ich mich von der moorigtonne befreit, ein paar hundert meter motort und dann das segel ausgerollt. Die nächsten drei seemeilen waren die einzigen mit segel, danach war der motor allein aktiv. Es gibt hier so viele schiffsleichen und für jede zwei tonnen und das sind sehr viele. Aber keine gerammt, und die Argentinier sind nett, haben mich gleich zweimal auf das flache wasser hingewiesen. Und am ende bin ich hier im Club de Veleros Barlovento von Bueonos Aires angekommen. Das anlegemanöver war mies, aber das schiff neben mir hat keinen schaden genommen. Mein anker ging genau in den einstiegsbereich von dessen reling, aber der draht war abgehängt, glück gehabt.
Wie finde ich nur den entspannten urlaubsrythmus? Ich versuche es, aber im hinterkopf sind die zeit, die jahreszeit und Patagonien. Beschlossen war eigentlich, heute die stadt zu erkunden, aber das muss noch warten, solange ich meine drei wichtigen punkte nicht angefangen habe: radar, segel und der elektromotor. Glücklicherweise hält mich das wetter am schiff zurück, heftige böen und nieselregen von quer. Also muss der tango warten.
Diese box kann ich erst nach abarbeitung der genannten drei punkte verlassen. Wenn das schiff nicht fertig ist, kann man nicht los, und ich mach nicht den Donald Crownhorst. Es geht hoffentlich hier in Buenos Aires schneller, besser und das mit dem geld kann ich jetzt schon mal streichen.
Zuerst mal: Uruguay hatte in seiner Geschichte nur ganz kurz eine Militärdiktatur und danach sogar oft eine All Parteien Regierung.
Was die Verwaltung betrifft, stimme ich aber mit Dir überein, das wichtigste ist der bezahlte Posten, die Arbeit muss Mann/Frau dann leider auch machen, denn oft haben selbst die Beamten noch 3 weitere Nebenjobs, da die Kohle vom Staat nicht reicht.
Ich habe seinerzeit einen Vorrat von Kugelschreibern mit dem Bayern München Zeichen gehabt und in Behörden sehr schnell Kontakt zum Fussball Fanatiker gegenüber gefunden, der gegen einen dieser Stifte sogar vergass, dass die Stempel Pesos in die Kasse spülen müssten.
Für Härtefälle hatte ich T-Shirts mir Emblem dabei und auch Badetücher.
Dann hatte ich aber auch den Vorteil, dass ich leidlich die Sprache spreche.
Überhaupt, wenn das Eis mal gebrochen ist, sind sie alle sehr zugänglich und hilfsbereit. Mit mir sind sie sogar am Ende ins Ministerium gefahren, damit ich die neuesten offiziellen Seekarten bekomme, Preis umsonst, Kugelschreiber nicht mitgerechnet.