Es ist ein tag wie jeder andere, nur etwas anders. Ich habe die wohnung ohne schlüssel verlassen, das letzte mal die katzen gesehen und meine pflanzen. Die werden es mit hoher wahrscheinlichkeit nicht überleben. Zum einen sehr traurig, zum anderen startet jetzt ein neuer lebensabschnitt.
Die fahrt mit der deutschen bahn war länger als erwartet, verspätungen und der zug nach Stettin wartete auf die reisenden. Es geht doch.
Kaum hatte ich am schiff die arbeitsbekleidung angezogen, kam auch schon der segelmacher mit der genua und der sprayhood. Auf dem rückweg nahm er das gross mit. Somit weiss ich auch, wie die latten aus dem segel zu bergen sind, gar nicht so ohne.
Vorher und nachher habe ich die neuen kabel für die instrumente eingezogen, da habe ich schon diverse kenntnisse. Alles bis zum navitisch ist fertig. Nur mein batterieladegerät will nicht mehr, warum weiss ich nicht. Es hörte am letzten Mi einfach auf, die energie in die batterien zu pumpen. Die nächste ausgabe sehe ich schon auf mich zukommen. Das was ich an der sprayhood eingespart habe, geht in neue batterien und ein ladegerät. Ein nullsummenspiel.
Morgen ist das gross repariert, einige stellen übergenäht und der hals erhält einen uv-schutz. Danach ist das schiff segelfertig, dann kommt Sabine an und es kann übermorgen losgehen.
Wenn es so weiter geht, wie der Di, wird es gut. Die todo-liste ist auf das notwendige für den nächsten tag beschränkt, damit die reise starten kann. Ich habe sechzig liter wasser einmal um den hafen geschleppt. Am abend merkte ich, dass der tank randvoll ist. Ich wollte nur nicht noch einmal zur quelle, hat also gepasst.
Der segelmacher hat mein gross überholt, den kopfeinfädeler und alle lattentaschen dichtgenäht. Diese blockierten beim einfädeler, nun nicht mehr. Er legte mir den ballen aufs schiff und meinte jetzt keine zeit zu haben. Dabei liess er mir noch ein tool für die latten da. Nun hatte ich die teile an der backe. Das herauslösen war nicht ohne, aber mit dem teil konnte ich die latten wieder eintüten. Und da ich nicht wusste, was später ist, habe ich das segel wieder in die rollanlage eingezogen. Heidenarbeit. Als ich fertig damit war kam der segelmacher zurück und er wollte mir doch dabei helfen. Er half beim nächsten step, aufrollen, hochziehen und wieder einrollen. Am ende machte ich das richtige einrollen allein, gut fürs lernen, wie es ablaufen muss.
Der flüssigkeitsverlust war extrem, ich musste mir auch die augen trocknen. Ich kann diesen typen von segelmacher in Stettin empfehlen, er heisst Rugalla, oder runnersails. Die abrechnung war wie besprochen, das gross ging aufs haus. Die sprayhood werde ich mal nach ein paar jahren bewerten.
Der motor lief vorsichtshalber auch mal für eine stunde, leider nicht so viele amperes wie ich wollte. Auf deck alles klariert, es kann losgehen.
Abgelegt haben wir um elf uhr. Vorher habe ich mich noch vom zeugen verabschiedet, allen anderen habe ich gewunken. Vorher wurde noch fleissig eingekauft bei temperaturen vom tropfenden schweiss. Die Oder war ein ententeich und es ging richtung norden. Nach zwei stunden haben wir schon mal die regenkleidung heraus gesucht, gebraucht haben wir sie bis zum tagesziel. Nach sieben motorstunden haben wir im stettiner haff geankert, vor dem ort Kamminke.
Eigentlich wollten wir dort an der kaimauer festmachen. Leider wollte themroc nicht durch die beiden bojen hindurch. Auf der karte war die tiefe ausreichend, unterm kiel aber nur null bis schlamm. Zwei versuche und dann abgedreht.
Das erste ankermanöver und das eisen sass beim ersten mal. Die länge der kette kann ich nicht genau bestimmen, Ich hatte die winschtrommel nicht richtig angezogen und bei der rückwärtsfahrt rauschte die kette raus. Dann noch schnell die ankerkralle angetüdelt, den ankeralarm im gps eingeschaltet und die landmarke genommen. Alles sitzt. Das erste ankerbier haben wir uns verdient.
Das gab es aber erst, nachdem ich mich neu und trocken eingekleidet hatte. Beim nächsten regen werde ich mich professioneller kleiden.
Die sonne ging um sechs uhr auf und eine halbe stunde später der anker. Um sieben haben wir die genua aufgezogen und es ging endlich mal ohne motor vorwärts. Die gpsmaus funktionierte wieder und der kurs wurde richtung penestrom abgesetzt. Nur dass der wind nicht mit dem kurs konform ging. Am ersten tag haben wird vier wenden gefahren, zum schluss auch mit dem gross zusammen. Während der fahrt habe ich noch die wanten nachgespannt, habe ich ängstlicherweise zu lasch eingestellt.
Dann war ich ko vom vielen kurbeln und der zurück gelegte weg hat uns nur ein stück voran gebracht. Also motor an. Und während dieser aktion, mit dem bergen der segel war plötzlich kein vortrieb mehr da. Motor lief, schraube nicht.
Die bilge im motorraum war voll öl, ein propfen nicht mehr im getriebe. Warum, weiss ich nicht, hoffentlich vibrationen. Manivierunfähig nennt man das. KKKKKaaaaaaaa..verdammte.
Auf der karte wurde den nächste hafen ausgesucht, den wir per segel erreichen können. Irgendwo hatte ich noch sae90, fand es aber nicht, und so wurden im getriebe zwei liter motorenöl eingefüllt. Langsam fahren, bis zum richtigen öl.
Nach der klappbrücke haben wir geankert, die marina davor war gerade noch tief genug, jedoch die pfeiler von der box zu schmal. Was für ein tag.
Die nacht verbrachten wir fünfzig meter von der fahrrinne entfernt, sehr flach das ganze. Dafür der riesige see für uns allein. Alles so ausgerichtet, wie die wettervorhersage per navtext geschehen soll, kam nicht, ist halt eine wettervorhersage.
Am nächsten morgen kam der katamaran aus Stettin vorbei motort, sind also einen tag später als wir los. Nach unseren kaffee haben wir auch den anker aus dem schlamm geholt und sind artig an den tonnen entlang den Peenestrom richtung meer gefahren. Es war heiss, kein wind oder wind von hinten, sodass die luft stand. Dazu kam noch, dass die rinne sehr schmal und sehr flach war. Mein tiefenmesser zeigte oft null an, kurz vor dem aufsetzen. Danach habe ich ein neues spielzeug erprobt, der autopilot. Er funktioniert, hurra! Gleichzeitig habe ich mir auf dem laptop die karte und den weg anzeigen lassen. Ging alles gut und wir sind schweissnass in Wolgast angekommen. Festgemacht haben wir am stadthafen, weil die brücke erst in zwei stunden öffnete.
Zeit genug für eine stadterkundung und ein besuch in der marina, in der wir später dann gelegen haben. Fischbrötchen am hafen und die vorräte im discounter vervollständigt. Kurz noch einen netten plausch am hafen, mit einer familie die ein sehr schönes holzboot haben. Der gittermast zieht das interesse sehr vieler an. Die hafenbeckenrundfahrt war aufregend, die brücke ging hoch und es war fast wie in holländischen schleusen. Zweihundert meter weiter war die vorher gebuchte box noch frei. Marina die zweite, mit dusche und wasser, aber ohne wlan.
Am Sa ging es erstmal, nach dem kaffee, in den baumarkt. Dabei habe ich dann auch schon mal wolgast erfahren. Es musste eine planer her, gegen die sonne und eventuellen regen, dazu abspanngummis. Fünf liter motorenöl können auch nicht schaden, denn die vier haushaltstücherrollen saugen gerade zwei liter öl aus der bilge. Ein wenig wartung am motor und weiter ging es nach Karlshagen. Dort wollte ich den spinnakerbaum abholen. Der hafen ist ein aufgemotzter alter kutterhafen mit wasserbau und polizei. Die ganzen neuen appartments ringsum machen es nicht schicker. Kein ort für eine nacht.
Der ersteigerte spinnakerbaum wurde abends um sieben gebracht, dann nur noch das päckchen am themroc auflösen und raus aus den hafen. Dort haben wir wieder geankert in einer tiefen rinne. Nur nachts drehte der wind, das wasser wurde flacher, tiefenalarm. Also mitten in der nacht wieder anker auf und neu auslegen. Als wir damit fertig waren kam das gewitter.
Heute sind wir nur bis Peenemünde gekommen, mal pause machen, den blog aktualisieren und aktuelle wetterdaten tanken. Wenn der wind es zulässt, geht es richtung Swinemünde. Mal sehen.
Hallo Wolfgang,
schöner Blog. Das Gewitter in Peenemünde war tatsächlich heftig und wollte einfach nicht aufhören. Wir sind bis Stralsund gekommen und mittlerweile zu Hause. Leider ist mir am Computer irgendein Fehler beim Ausschneiden und Einfügen der Fotos passiert, so dass viele Dateien verloren gegangen sind. Darunter auch das Foto von Deinem Schiff auf der Peene. (
Also, Dir noch eine gute Fahrt, zuverlässige Winde (sofern es das gibt) und reiche Abenteuer. Liebe Grüße Hille von der Lumme (dem kleine Holzboot)
hallo Hille,
schön dass ihr angekommen seit und blöd mit den bildern. Viel spass nächstes jahr beim nächsten törn.
gruss Wolfgang
Hey Alter,
das ist ja eh ganz gut so weit. Der Mast schaut auch nicht schlecht aus. Ein paar Kleinigkeiten werden vielleicht immer auftauchen.
Da wünsche ich die Handbreit
LG
Andy
Cool, das Du endlich unterwegs bist!! Viel Spaß und immer die Handbreit Wasser unter dem Kiel! Und ich wünsche Euch viele schöne Erfahrungen und Begegnungen.