Die fahrt von Rügen zum Darß war wohl doch viel gewesen, eine tätigkeit, die man lange nicht gemacht hatte. Ich hatte neun stunden gesteuert, gesegelt, winschen bedient und am ende Themroc fast in zehn motorbooten geparkt. Sabine war als backup da, ich musste den ernstfall üben.
Somit war der Mo zur erholung und zum tanken. Wären wir weiter gesegelt, hätte es mit sicherheit eine meuterrei auf dem schiff gegeben, also ein ruhiger hafentag.
Ich habe meinen waschsalon eingeweiht, diesmal auf dem schiff, da es wasser gab. Lief super, dauert nur ein wenig. Aber mittags gewaschen und am nachmittag trocken – super anschaffung die maschine. Danach wieder den wassertank befüllen und eine landstromverbindung mit einem neuen stecker herstellen.
Wer es aufmerksam verfolgt hat: wir sind nicht auf dem Darß, sondern auf dem festland, aber alles in sichtweite.
Übrigens bin ich bei skype zu erreichen, unter schaarmarkt zu finden. Da geht natürlich nur wenn ich online bin.
Dann kam der tag des abschieds, das macht mich sehr traurig. Sabine hat nach längerem hin und her die heimreise angetreten. Die zwei wochen waren toll, jeden tag ein neues abenteuer. Das wird wohl auch in der nächsten zeit mein motto bleiben.
Heute morgen habe ich noch mal aufgeräumt und die mülltüte gefüllt, dafür ist der navitisch wieder frei. Solange ich die windsteueranlage nicht nutzen kann, habe ich einen bolzen mit haken installiert und festgezogen. Jetzt bleibt das ruder auf gerade aus und fängt nicht an zu vibrieren. Das stühlerückengeräusch – in der koje immer gut zu hören – habe ich auch gefunden. Es war die windfahne, die versucht, das pendelruder zu bewegen.
Ansonsten war nur laufende wartung angesagt. Besonders lecker war die reinigung des duschsumpfes mit der abwasserpumpe. Eine sehr nasale angelegenheit. Das ist aber nur halb so schlimm wie die explosion meiner vakuumtoilette. Die ursache ist zu geringer flüssigkeitsstand und lange wege des spühlwassers. Das ist uns schon mehrfach passiert, einfach nicht lecker.
Das ablegen in Boltenhagen mit einer festen landleine hat nicht so recht funktioniert, danach habe ich es traditionell gemacht und es funktionierte. Ein wenig aus dem hafen fahren und dort ist eine eingezeichnete reede. Das erste einhandmanöver ankern und hat auch geklappt. Als ich das schiff fertig klariert hatte, kam das unwetter.
Mein windgenerator schrabbelte wieder an irgendwas und machte zu viel strom. Dann habe ich ihn kurzgeschlossen, das mochte aber der batteriecontroller nicht. Also wieder angeschaltet und er lief nicht mehr. Ich hoffe, dass es sich bald wieder einrenkt.
Nach mehren versuchen habe ich auch den ankeralarm mit dem gps hinbekommen. Intuitiv läuft da nichts. Nur RTFM.
Morgen will ich richtung westen, fehmarn wäre gut, dänemark auch.
In der nacht war ich öfters wach geworden, checken wo ich bin. Der tag fing vor sieben an und um acht uhr war der anker schon wieder an bord. Ein bisschen motoren tut gut, da er wegen nichtfunktionierendem windgenerator nun der einzige ernergielieferant für die batterien ist. Bei der tonne sechszehn bin ich dann abgebogen, nur die genua rausgezogen und kurs west. Mit dem festgesetzten ruder der windsteuerrung fährt es sich gleich viel besser, das schiff reagiert schneller.
Ich kam bis hinter das trennungsgebiet der kadettrinne und dann war der wind fast weg. Das gedachte ziel Gedser habe ich fallen gelassen, mit dem restwind wollte ich nach Hesnaes. Eine fehlplanung, denn der wind verschwand, und so hätte ich auch nach Gedser motoren können. Egal. Dann alles für das anlegemanöver bereit gelegt und doch falsch. Hier im hafen gibt es keine poller, sondern nur ringe. Daran hatte ich nicht gedacht, klappte trotzdem alles hervorragend, die besatzung des plastikschiffes, denen ich im vorbei fahren das licht genommen habe, sprangen aus ihrem schiff und halfen.
Die kleine schraube, die ich heute an deck gefunden habe, muss an den bestimmungsort, wahrscheinlich eine von den blöcken, zurück und gesichert werden.
Der hafen war teuer, aber es geht noch mehr, wie ich später noch feststellen durfte. Am morgen habe ich die routen geplant. Entweder durch die inselwelt obenrum und dann komme ich bei langeland heraus oder segelnd richtung westen. Der wind sollte gut werden und so segelte ich, nach langem hin und her.
Die vorbereitungen musste ich nun selber treffen, müsli vorbereiten, stullen für unterwegs schmieren und tee kochen. Beim ablegen habe ich erstmal eine rote makierung an den holzwänden hinterlassen. Der wind drückte mich immer auf die spundwand.
Das segeln war zu anfangs sehr anstrengend, hoch am wind. Nach zwei stunden bin ich mit dem schiff einig geworden, es geht nur im gleichgewicht der kräfte. In diesen fall bedeutet es, dass ich einen ungefähren kurs anlege, die genua dafür trimme und das schiff läuft geradeaus, ohne windsteueranlage. Das schiff kann es selbst. Dann bremst auch nicht mehr ein angesteuertes ruder und ab geht die post.
Gefällt mir sehr, schon weil ich im moment ohne gross fahre.
Mein ziel war Warnemünde oder Boltenhagen. Die wenden habe ich jeweils mit motor und autopilot gefahren, ging gut. Zum Nachmittag hin kam das gewitter über Gedser und so wendete ich wieder raus, mit der sonne.
Dann habe ich gerefft und bin an der front vorbei geschreddert. In dieser zeit wollte mein kühlschrank das fliegen erlernen und kam im sturzflug zu boden. Da habe ich wohl doch vergessen, das teil zu sichern, obwohl ich mir eigentlich sicher gewesen war. Die sauerrei mit dem joghurt und dem vorbereiteten müsli war überall. Die beseitigung des ärgstens und eine befestigung des flugobjektes dauerte zwei stunden im fischerreihafen von Gedser.
Dabei war ich zuvor im jachthafen, drehte meine runde und fand keinen platz. Der wind hätte mich rein getrieben, aber die lernkurve reagierte (siehe Barhöft letzte woche), also wieder raus. Im fischerhafen neben den fähren konnte ich meine runden drehen und legte mit meiner nicht schönen seite an, ohne farbverlust.
Verlustig ist aber ein betrag von zwanzig euronen, da ich nicht in ortsansässiger währung zahlen konnte und das mädel nicht heraus geben konnte. Somit habe ich aber noch etwas gespart. Das soll der gleiche preis wie im jachthafen sein, aber hier ist es rustikaler.
Der wind führte mich am Fr direkt nach Warnemünde, Boltenhagen will ich morgen erreichen. Es war anstrengend, mal kaum wind, dann regenschauer und zum schluss hohe dünung. Den jachthafen hatte ich mir vorher genau angeschaut und gleich gefunden. Ein platz war noch frei an der wand. Dann habe ich im hafenbecken gewendet und währenddessen drehte hinter mir ein plastikbrocken und parkte in meine lücke ein. Dafür bin ich dann sofort längsseits gegangen, das ganze bei regen. Natürlich müssen sie morgen früh, ganz früh aufstehen, aber diese billige abschreckungsmethode kenn ich schon.
Ein kurzer einkaufstrip durch die stadt war ernüchternd. Mein letzter besuch lag vierundzwanzig jahre zurück und hier hat sich vieles geändert, nur ein nicht kommerzielles stück vor der drehbrücke ist geblieben. Den ho-konsum vorm strand habe ich nicht mehr gefunden, ist schon lange weggebaggert für neue ressorts oder gerontenverwahranstalten für besserverdienende. Eigentlich schade, langsamer tourismus hätte besser getan.
Warum meine gps-maus immer dann ausfällt, wenn ich sie brauche, ist mir ein rätsel. Es liegt nicht an der uhrzeit, bei schlechten wetter, wenn ich sie brauche, ist sie offline. Eine neue muss her.
Und gestern war ich so genervt davon, dass ich den rechner mit dem ausschalter gebootet habe. Das verträgt aber meine navigationssoftware nicht so recht. Alle tracks und routen, sowie einstellungen und seekarten waren weg, schade. So löscht man die vergangenheit.
Am nächsten tag war um acht uhr ablegen angesagt, schön, dass ich um sechs uhr schon wach war. Die nacht brachte heftigen regen mit wind, und so war ich um meinen anker in sorge. Er wollte gern in die reling des vorderen schiffes, es gelang ihm aber nicht.
Ich habe mir noch einen kaffee gekocht, die thermoskanne mit tee angesetzt und mir zwei knäckebrotstullen mit käse zum frühstück einverleibt. Hätte ich gewusst, was noch kommt, hätte es auch ein halbes schwein sein können. Der hafenmeister kassierte noch schnell mal ab und los ging es. Ein spitzen ablegemanöver.
Dann im hafen noch die fender und leinen rein und raus auf die see. Der abkassierer hatte noch wetter mitgegeben, böen sechs bis sieben, sonst vier bis fünf. Das training konnte also beginnen.
Der kürzeste weg wären so um vierzig seemeilen gewesen. Da mein trackingsystem noch nicht wieder läuft und ich letztlich sechzehn (!) stunden mit einem geschätzten durchschnitt von viereinhalb knoten gefahren bin, muss der umweg besonders gross gewesen sein. Zum anfang lief es nicht gut, aber das team wurde besser. Das team besteht aus mr. perkins, dem motor, sir autic, dem autopilot und mir.
Der ablauf ist immer wie folgt, leinen der genua vorbereiten, winschkurbel umstecken, dann herrn perkins aktivieren. Sir autic wird auf das wenden vorbeitet, ein wenig mehr arbeit vom perkins und rund geht es. Den autopilot auf dem richtigen kurs ausschalten, leine fieren und die andere schnell anziehen. Dann dicht holen, den beiden anderen danken und wieder ausschalten.
Das habe ich über zwanzigmal gemacht, übt ungemein. Nur mit der distanz habe ich mich schwer verschätzt.
Bei der insel Poel ging das grosse licht aus. Es folgte also ein crashkurs in nachtfahrten. Zuerst die segel runter und weiter mit dem motor. Zum glück war die gps-maus mit von der partie, denn am morgen wollte sie nicht, erst am nachmittag. Dann ging es drei stunden unter motor durch den engen wasserweg richtung Wismar, ich musste nur unterwegs abbiegen. Und was man nicht alles entdeckt, wenn ich in die karte hinein zoome. Untiefen, steinwälle und andere hindernisse. Also schön dem hauptwasserweg folgen und später zum hafen Boltenhagen abbiegen.
Die sicht war gut, kaum regen. Im hafen dann sind bei nacht die abmessungen doch anstrengend abzuschätzen. Vorsichtig habe ich meine runde gedreht und dann eine passende spundwand gefunden. Ein spitzen anlegenanöver zwischen zwei pfeilern um mitternacht.
Das nächste mal muss der trip kürzer oder noch besser vorbereitet sein. Ich geht jetzt barfuss ins bett, ohne essen.
Am späten morgen der bezahlungsschock, sechs euro mehr als in Dänemark für eine nacht. Und ich bin hier im wind gefangen. Dann kamen die mitarbeiter vom hafenmeister und haben mich an die muring gelegt. Zu dritt. Jetzt liege ich mit dem heck zur betonwand. Die windsteueranlage habe ich schon abgebaut, wäre sonst richtig teuer geworden.
Morgen werde ich wohl vorm hafen ankern und auf den richtigen wind warten.
Ich muss nach westen.