Der Anfang der Biskaya

Mein gefühl sagt mir zur zeit, dass ich mehr den motor an habe, als zu segeln. Könnte auch fast hinkommen, denn der wind ist spärlich im vorhof zum grossen wasser.
Bei meinen vorbereitungen für die abfahrt am Sa musste doch noch etwas dazwischen kommen. Der französische zoll diesmal, gleich zu dritt. Die üblichen fragen, dann testweise das schiff durchsucht, ein protokoll erstellt und gute reise.
Danach konnte ich noch duschen gehen und los ging es. Erstmal wieder mit herrn perkins, bis zur landspitze.

20140927 kanalinsel

 

20140927 kanalinsel

 

Dann kam der wind, wie versprochen, aber eher schwach. Dafür habe ich das ablaufende wasser genutzt und bin bis zu neun knoten gelaufen, davon vier vom strom. Das schwachwindsegeln war so lala. Und meine windsteuerung druckt immer noch nicht, baustelle. Dafür habe ich zum abend hin bemerkt, dass mein windanzeiger wohl doch funktioniert. Ich kann zwar noch keine daten richtig abgreifen, aber der autopilot versteht es. So kann ich einen kurs zum wind fahren, sehr nützlich, kostet aber strom.
In der nacht habe ich dann versucht zu schlafen, zuerst in der plicht und später als es feuchtnass wurde unten auf einer matratze. Ab und zu meldete sich mister x-ray, oft nur falscher alarm.
Zum sonnenaufgang hörte der wind auf – und rien ne va plus. Gezeitenstrom, kein wind, der versuch zu motoren, aber wozu.

20140928 mitreisende

 

20140928 windstille

 

Also habe ich auf das ablaufende wasser gewartet und bin noch einmal mit dem motor nach Roscoff gefahren, das ganze im nebel, aber das kenne ich ja schon. Das war dann mehr mit motor, als ohne.
Die neue marina in Roscoff ist ganz ordentlich, nur läuft das wasser links rein und rechts wieder raus, ein herausforderung beim anlegen, wenn es nicht gerade hochwasser oder niedrigwasser ist.
Abends bin ich dann durch den ort gelaufen, nett, sieht so aus wie vor hundert jahren oder sie bauen hier halt nach der optik.

20140929 roscoff abfahrt

 

Am morgen dann noch meinen obolus abgedrückt und mit dem hochwasser raus ins meer, mal wieder mit dem motor und das sechs stunden lang, um die strömung auszunutzen. Dann das genommen, was sich windhauch nennt, zwei windstärken und der versuch, mich vom land zu entfernen. Zum sonnenuntergang kam dann der sog nach rückwärts. Das gebiet muss man mögen, ich eher nicht.

Im dunkeln kamen die fischer, und um zehn uhr habe ich noch einmal den motor angemacht, aber nur für eine stunde, um an einer kleinen insel vorbei zu kommen. Während dieser zeit habe ich meinen autopiloten gekillt oder die steuerpumpe, also geht es vorerst nur mit der windfahne und das geht glücklicherweise gut.
Dann war wieder der sog da, der wind wehte und ich durch die nacht. Ein wenig geschlafen, wenn alarm da war nach dem rechten gesehen. Und es war viel alarm. Zum morgen hin war ich unterhalb eines weiteren trennungsgebietes vorbei. Dann drehte der wind freundlicherweise auch in meine richtig, noch nicht süden, aber ein klein wenig nach süden.
Auf den kaffee am morgen hatte ich mich schon gefreut. War auch schon alles in der kanne, habe noch schnell den wasserkocher weggestellt und ritschhh, kippppp, klirrrr.
Der fussboden hätte durchaus mal gewischt werden können, aber nicht so.
Die einkaufsliste hat sich somit auf eine glaskanne und einen dosenöffner erweitert. Letzteren finde ich nicht oder habe keinen mitgenommen.

Den ganzen tag bin ich in richtung westen gesegelt und ein wenig nach süden. Das schiff hat das allein geregelt. Gegen abend drehte der wind, aber nicht für mich nach süd, sondern nach norden. Kurz entschlossen habe ich dann noch eine wende gefahren, wenn der wind weiter dreht geht es richtung süden.
In der nacht bin ich viermal geweckt worden, irgendwo waren schiffe. Das schlafen in der mittelkabine bei schräglage ist auch nicht ohne, aber besser als im kondenswasser in der plicht. Ausgeschlafen ist etwas anderes.

Als kleines frühstück gab es dann wieder einmal ein müsli mit selbstgezogenem kefir. Und dann kamen auch meine ersten delphine, sehr nah am schiff, also um einen meter. Andere machen fotos – ich denke, wir wissen wie die tiere aussehen.
Wenn das in dieser geschwindigkeit weiter geht, dauert es noch ein wenig bis Spanien.

Ich habe dann auch die segel fast ganz eingeholt und per drift den tag verbracht. Wenn es keine dünung gegeben hätte, wäre es erholsam gewesen, so schwankte das schiff von einer zur anderen seite. Nervig und anstrengend, für ein schläfchen reichte es dann doch. Um halb sechs ging es dann etwas schneller weiter, die grobe richtung stimmte wenigstens. Und ein bild von den delphinen habe ich nun doch noch gemacht.

20141001 biskaya define

 

20141001 biskaya define

 

20141001 biskaya define

 

Die Nacht war im verhältnis zu den anderen entspannt. Kein alarm, trotzdem mehrfach mal nach draussen, um zu schauen. Dabei habe ich festgestellt, die buglaternen haben ein stromproblem, die sicherung ist rausgeflogen. Aber von wind keine spur, nur dünung. Wenn das so weiter geht, muss ich doch mit der blechschere an die konservendosen heran. Vielleicht bringt der Do mehr entspannung.

Vor dem kaffee habe ich versucht, das gross zu bergen, mit teilweise zerstörerischem erfolg. Ergo habe ich es wieder auf den baum gebunden. Das segel muss im baum wieder ein stück nach hinten, das geht aber nur, wenn es ganz hochgezogen ist. Dummerweise sind bei der aktion auch ein paar stücke vom keder eingerissen. Ein fall für den segelmacher, der dann auch reffkauschen oder so etwas einnähen kann.
Nach dieser aktion bin ich eine stunde motort, um vorsichtshalber die batterien zu laden, mal sehen was noch kommt. Und danach gab es eine leichte brise nr. zwei – mit ausgebaumter genua ging es langsam und in die ungefähr richtige richtung weiter. Begeistert bin ich von der atlantik dünung. Abstand der wellen um hundert meter, teilweise fünfzehn meter tief und oben auf dem kamm weht deutlich mehr wind.
Das schiff am horizont war deutlich da, gleich aber wieder weg. Zaubertrick.

20141002 biskaya dünung

 

Dann hatte der wind ein ende, wenn man von wind reden wollte. Um sechs uhr abends ein neues experiment, da mich der wind und die wellen nur wieder nach norden getrieben hatten.
Ich weiss nicht, wie viel mr perkins im standgas verbraucht, nur dass er im kanal drei knoten fahrt macht, hier im meer eher zweieinhalb. Aber um die batterien zu laden, den kühlschrank herunter zu kühlen und ein wenig musik zu produzieren, sollte er laufen.
Das mit der biskaya glaubt mir sowieso keiner, ein ententeich. Ich sage nur el-ninjo-jahr, da ist vieles anders. Und so wie es aussieht, geht es per standgas in die nacht hinein. Zum glück liefen der autopilot und die pumpe wieder. Hatte mir stunden kopfschmerzen gemacht, eher gedankliche, im gegensatz zum grossbaum, den ich am morgen gegen den kopf bekommen hatte.

Da mein grünes navigationslicht einen kurzschluss bekommen hatte, wollte ich nicht durch die nacht motoren. Also bin ich einfach dort geblieben, mit dem ankerlicht. Nicht dass ich bei über einem kilometer tiefe ankern könnte, aber sehen sollte man mich schon. Zusätzlich habe ich den kollegen x-ray wieder angeschaltet. Zusammenfassend muss ich gestehen, dass ich drei seemeielen weit getrieben bin und dass es die schlimmste nacht in sachen schlaf bisher war. Die ganze zeit der schwell und starkes schaukeln von links nach rechts.
Der standgastest wurde dann weiter geführt.

Vier stunden später hatte ich aber keine lust mehr, das ziel rückte nicht wirklich näher. Also bei warmem sonnenschein treiben lassen, mit dem resultat, wieder nach norden zu driften. Eine bequeme matratze in die plicht, leichte literatur und entspannen.
Am FJS todesgedächtnistag ging erstmal nicht so viel. Mal sehen, wann sie dieses lügengeheimnis preisgeben, von wegen wiedervereinigung.
Am Nachmittag sollte so etwas wie wind kommen, aber nicht im dreierbereich. Es reichte gerade so, dass das segel nicht einfiel. Die kurse führten nicht direkt nach La Coruna , dennoch in richtung süden. Die steuerbordlaterne leuchtete wieder, der kurze muss im hafen begutachtet werden. Eine rolle vom vorsegel habe ich getauscht und die wanten um eine halbe umdrehung leicht angezogen. Für’s basteln auf see reichte es.
Das abendessen war auch gesichert, ich hatte mein schweizer taschenmesser gefunden und daran ist ein einfacher dosenöffner. Somit konnten die mitgaben aus Harburg in form von ravioli gegessen werden.
Noch zweihundert seemeilen bis zum ziel.

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