Die nacht in Peenemünde war ein neues abenteuer. Nicht nur, dass der hafen vom mrv-verein, der den hafen betreibt, gerade die wende verlassen hat. Aber er hat sogar wlan und saubere sanitäranlagen. Für den wlan empfang muss man aber direkt vor die halle und es ist laaaaaaaaaannnnngsam. Aber für einen halben euro pro stunde ist es akzeptabel. Die menschen vom verein sind freundlich und nett, sollte man anlaufen und unterstützen.
Nach dem rundgang durch diese ortsansamlung ging es zum duschen, klönen und dann haben wir das neue zelt zum sonnenschutz wieder abgebaut. Zehn minuten später zog sich der himmel zusammen, leuchtfeuer ringsum um waagerecht fliegendes wasser. Das essen im schiff war auf der baustelle recht schwierig – wenn ich zeit habe, baue ich weiter. Eigentlich hätte das deck am nächsten morgen sauber sein müssen, von dem starkregen in der nacht, ist aber nicht.
Und dann sind wir das erste mal auf dem meer gesegelt. Leichter wind und langsame geschwindigkeit. Dahin, wo wir hinwollten, ging es nur auf kreuzkurs, am späten Nachmittag nur mit motor. Dafür ist die marina in Swinemünde zu empfehlen, sehr geräumig, mit wlan und günstiger als im bauhafen in Stettin. Aber vorsicht bei wind aus richtung hafen, denn gegenüber wird staubiges schüttgut entladen.
Ein weiterer hafentag mit kleinreparaturen und zur erholung. Der nächste hafen ist im günstigsten fall zwanzig seemeilen entfernt. Das wollen wir morgen früh angehen.
Das mit dem wind ist eine sparsame sache. Unter zwei windstärken muss ich das segel gar nicht entfalten. Somit kam die heizölfock zum einsatz. Eine langweilige küstenfahrt mit alter dünung, so dass man an die kotzgrenze denken konnte. Es blieb alles drin. Der zielhafen war nach fünf stunden erreicht und wir sind gleich in den fischerreihafen abgebogen. Eine gute wahl, denn die neue marina nebenan ist wegen einer regatta ausgebucht. Mal sehen wie viele hier noch stranden, an meiner seite habe ich schon einen plastikbrocken kleben. Und die windaussichen für die kommenden tage sind auch nicht viel besser. Aber gemach, langsam sich richtung westen vorarbeiten, denn ich will im september, lieber zum anfang hin, in Hamburg anlegen. Der weg in den süden ist noch weit.
Der rückweg nach Swinemünde war wie die hinfahrt, auch mit motor und nur mit der genua. Langsames segeln ist auch schön. Da wir den zielhafen schon kannten, war keine eile geboten. Dieser hafen war aber auch wegen regattateilnehmer stark eingegrenzt. So lagen wir dort, wo wir vor zwei tagen schon mal lagen. Die fuzzies von hafenbüro wollten ihre ausgegebenen duschmarken nicht als zahlungsmittel akzeptieren, der boy von der rezeption wollte auch nicht den hafenbucheintrag von vor zwei tagen kopieren. Wasser aufgetankt und dann ein erholsamer abend.
Der nächste morgen war ruhig und relativ früh. Es galt noch, die duschmarken durch den automat zu juckeln, brötchen kaufen gehen (ich habe einen richtig tollen bäcker gefunden, keine lackierte pappe als brötchenapplikation) und vor dem auslaufen die restlichen zahlungsmittel an der tankstelle abgeben. Dafür gab es fünfzig liter motorensaft und die restlichen blechmünzen hat der nette tankwart bekommen. Die windhose haben wir nur vom hafen aus gesehen, war aber im zielhafen gesprächsstoff nummer eins, die die es überlebt haben.
Der segeltag war dann recht kurz, eine halbe stunde wind und frieden, nach der abbiegetonne. Dann habe ich die genua wieder eingerollt und den Perkins im keller wieder angeworfen. Für die stabilität blieb das gross stehen, denn einmal raufziehen pro tag reicht. Themroc ist wohl doch ein motorsegler.
Dieser hafen ist auf der insel rugen, zwischen usedom und rügen. Muss man anlaufen! Es ist sehr schön, da der exmilitärhafen zerfällt. Rugen ist naturschutzgebiet, im hafen kein strom, kein wasser, keine mülleimer – zahlen darf man trotzdem, aber günstig. Keiner wollte in die ecke in der wir lagen, die tiefe reichte aber für uns.
Am nächsten tag endlich mal ein segeltag mit fünf windstärken. Im hafen alle leinen und fender reingeholt und dann raus. Schon das gross setzen lief schief (fall verhedderte sich in der mastbeleuchtung, alles schief ein- und ausgewickelt) – ich hätte es gleich richten sollen. Dann abdrehen, die genua ausgerollt und ab ging die fahrt.
Dann bei fünf windstärken, ein drittel gross und halbwind lief das schiff zwischen sechs und sechseinhalb knoten. Das ganze aufrecht um zehn grad, bei einer böe bis zwanzig. Kein wasser auf dem deck, trockenes segeln, auch wenn die welle von der seite kommt. So wie Anton Luft es gesagt hat, nur die geschwindigkeit muss noch verbessert werden.
Wind und sonne, es war toll, nur vor rügen zog es sich zu und das ganz schnell. Die genua geborgen und dann das gross. Ein lernalbtraum, das gross ging nicht hinein, der fehler vom morgen rächte sich. Es standen noch fünf quadratmeter und das unwetter mit querregen war plötzlich da. Dann fiel die gpsmaus aus, die sicht war null, keine orientierung. Nach einer halben stunde war der spuk vorbei. Also das gross wieder ausrollen und neu einrollen, der autopilot macht es möglich. Was für ein segeltag, an dem wir glücklich dann noch Sassnitz erreichten.
Und so ging es am So weiter. Abgelegt haben wir um zehn uhr in Sassnitz, zur übung habe ich alles alleine bedient und das gross fast ganz aufgezogen. Danach die genua und es ging los mit fünf bis sechs knoten. Rund halb rügen würde ich es nennen. Kreidefelsen, Cap arcona, Hiddensee und das ziel war der Darß.
Das ganze hat fast fünfzig seemeilen gedauert, neuer tagesrekord und um halb acht waren wir im hafen Barhöft. Dann hätte das ankerbier pünktlich geöffnet werden können. Wenn!! Der wind im und vor dem hafen hatte stärke fünf, und wir haben erstmal versucht, die rechte hafenseite zu erkunden, statt des schnell anversierten platzes an der kaimauer. Ich versuchte, im hafenbecken links herum zu wenden, rechts herum, rückwärts fahren, aber der wind machte mir einen strich durch die rechnung. Dieses hafenkino war für viele amüsement und kluge ratschläge gab es mehr als nur einen. Als ich tief hinten im hafenbecken bei den ganzen aussenbordern quer lag und nichts ging mehr, kam ein freundlicher helfer an bord. Eindampfen auf der vorderleine im vorwärtsgang an einem boxenpfeiler. Klappte soweit ganz gut, dann rückwärts und ich kam nicht raus. Das nächste mal lagen wir noch dichter an den motorbooten und schon fünf leute drückten themroc ab. Eine weitere leine wurde mit einem schlauchboot ausgebracht und per winsch habe wir uns in richtung gezogen.
Rückwärts ging jetzt gerade, ich konnte aber nicht in das andere hafenbecken einfahren. Also noch einmal ganz raus, draussen wenden und zurück. Beim ersten mal lagen wir an der mauer. Die fleissigen helfer haben uns dann noch zurechtgezogen und fest waren wir. Eine stunde später. Das ergebnis der tortur habe ich mal abgelichtet.
Das problem mit dem gross muss dringend geregelt werden und ich muss noch ruhiger beim lenken werden. Alle manöver in zeitlupe, denn sonst kostet es material.
Hallo Wolfgang,
die Motu ist nicht für Sporthäfenn gebaut – die will in Südseebuchten ankern:-)
Aber klar, Seitenwind im Hafen ist bei dem Freibord sicher kein Spaß und du wolltest ja kein Bugstrahlruder…
In einigen Monaten hast du sie dennoch im Griff und wie du schon sagst, mit Ruhe und Erfahrung wird das Ganze sicherlich machbar sein.
Hoffe, das Wetter kippt nicht und ihr habt auch im Norden noch einige schöne Tage.
Grüße von der Somnambule-Baustelle
Arno