Kann das ganze nicht einfach sein? Das wäre doch eine schöne sache. Am Fr sollte die probefahrt sein, zuerst um zwei, da war aber mächtig wind, also um vier. Somit hatte ich noch einmal zeit, die baumpersenning zu checken. Ein schnellverschluss war nicht an der richtigen position, also zurück zur schneiderin. Um halb fünf waren alle am schiff, noch einmal schnell die reffleinen positionieren.
Meine idee war, dass die leinen am mast anfangen, nach oben gehen, über eine rolle, dann durch das segel nach hinten durch eine zweite rolle, danach hinten über die rolle im baum nach vorn. Über die zweite rolle vorn im baum, nach unten und zu den klemmen. Dafür wurden die seile abgemessen.
Dann waren vier männer, ohne mich, damit beschäftigt, ihre version zu installieren. Einen palstek hinten um den baum, nach oben über die rolle und zurück an die endrolle im baum. Durch den baum, nach oben zur zweiten rolle am segel, dann nach unten über eine weitere rolle zum mastfuß und von dort aus zu den klemmen. Somit waren einige fallen zu kurz und mussten getauscht werden, aber nicht alle.
Die probefahrt begann nach sechs und es lief recht gut, das schiff segelt mit dem gross oder mit der genua. Diese ist noch immer zu tief, und ich glaube, sie haben sie nicht gekürzt. Also werde ich sie vorn mit einer strippe höher legen. Das einrollen funktioniert auch.
Was schwieriger ist, ist das reffen. Mal eben das grossfall lösen, das reff anziehen und danach das gross wieder straffen muss geübt werden. Nach über einer stunde waren wir wieder im hafen.
Am Sa kommen sie hoffentlich früh, um die befestigungspunkte der palsteks zu fixieren und die passenden fallen zu liefern. Danach kann ich auslaufen. Das hier ist noch europäisches Festland, wie soll das erst in afrika oder am ende der welt laufen?
Ich bin am Sa früh hoch, um acht. Ein letztes mal geduscht und die hafenkarte abgegeben, dafür habe ich einen galizienpass erworben, für fünf euro. Darauf gibt es bis Vigo fünfzehn prozent rabatt auf die marinagebühren. Da hat sich das teil schon beim ersten besuch amortisiert.
Erst um elf uhr konnte ich reklamieren, dass das dritte reff nicht funktioniert, das seil ist zu kurz. Nachdem man mir das geglaubt hatte, gab es ein neues seil, 55 meter. Währenddessen wurden die reffpunkte am baum befestigt. Der chef hat dann mit mir die neue reffleine eingezogen. Dann gab es mein ok, obwohl die genua schlecht geschnitten ist. Die hätte hinten tiefer, vorn höher und das unterliek gerade geschnitten werden sollen. Ich habe sie höher gezogen und es geht so lala.
Dann ging es um die rechnungen, nach mehreren anpassungen waren auch sie ok. Dann habe ich mich noch schnell von allen verabschiedet und von cadenote gab es noch ein präsent, eine pizza mit deckel und einer thunfisch füllung. Eine spezialität aus galizien und kalt, wirklich lecker. Nach sieben monaten fiel der abschied irgendwie doch schwer. Bei kaum wind habe ich abgelegt und bin richtung La Coruna motort.
Der wind kam von vorn und frischte auf, also kam nach dem abbiegen die genua raus und das segeln begann. Ging recht gut mit vier knoten. Danach habe ich die scheu vorm neuen gross ignoriert und bin mit beiden segeln gefahren. Das ging gut, nur die zielbucht habe ich nicht erreicht, da ich viel zu spät los bin. Nach La Coruna tauchte eine sehr lange steinwand auf, über einen kilometer lang und dahinter war ein industriehafen. Meine karte ist nicht mehr aktuell, da der ganze hafen umgebaut wird. Da wo ich ankern wollte, waren neue steinwälle und ich habe ein letztes stück vom alten hafen gefunden. Nach zwei proberunden liege ich an einem betonklotz und hinter mir am schwimmsteg der hafenlotse. Morgen geht es weiter richtung Muros.
Doch ich hatte die rechnung ohne den wirt gemacht. Nach dem bildermachen habe ich ein viertel vom geschenk verspeist und mit bier nachgespühlt. Der tag war anstrengend, die festmacher habe ich noch einmal kontrolliert und dann ab in die koje. Das war so um neun und draussen noch hell. Um elf ertönte draußen eine fürchterliche sirene. Ich aufgesprungen und durch die luke den erregten polizisten wahrgenommen. Er redete freundlicherweise auch gleich englisch mit mir.
Es war nicht möglich, eine segelpanne vorzuschieben, um seine aufforderung des sofortigen verlassens des platzes zu verhindern. Er drohte mit einer irren geldstrafe – das nächste mal werden es motorprobleme sein. Morgen früh ginge nicht, ich müsse sofort weg. Also das schiff schnell wieder seeklar gemacht, radar an, pc an, alle wichtigen leuchten, und der herr Perkins war auch noch warm. Der polizist verschwand erst auf der mole, als ich am ende des hafenbeckens war. Mit promille vorsichtig auf in die dunkle nacht um halb zwölf.
Der nächste abschnitt der reise war auf der karte schon abgesteckt und die gribfiles sagten kaum wind vorher. Hinter der hafenmole war die see sehr flach. So ging es unter motor richtung Muxia. Was mich genervt hat, war der fehlende schlaf, aber La Coruna wollte ich in der nacht auch nicht ansteuern. So bin ich schön nach route gefahren, habe sorgfältigst das radar beobachtet und die sog. ‘Costa da Morte’ im dunkeln, aber bei kaum wind und wellen umrundet. Das hätte hier auch anders aussehen können.
Die nacht wurde immer kälter und zum schluss hatte ich zwei hosen, zwei jacken, pullover, sweatshirt und, wie schon den ganzen tag, die mütze an. Es war eine lange nacht.
Eine alternative ankerbucht war bei fehlendem mond auch nicht anlaufbar, und so passte es genau, zum sonnenaufgang in Muxia zu sein. Ein stegnachbar hat mir um halb acht beim anlegen geholfen und danach ging es erstmal ins bett. Das waren die ersten sechzig seemeilen der weiterreise – das abenteuer fängt wieder an.