Die Schönen und Bescheuerten

Die gefährliche strandungszone vorm felsen habe ich am Mi mittag verlassen. Strandungszone insofern, als viele briten hier bleiben und sesshaft werden. Man spricht heimisch, das geld ist das gleiche und es ist warm, auch im winter. Für raucher ein gefährliches pflaster, die zippen sind zu günstig, um aufzuhören. Für hartalkoholiker geht der liter whiskey schon für einen zehner über den tisch. Essengehen ist teuer und der rest auch, bis auf den sprit, so dass ich für siebzig cent für den liter diesel den tank bis zur obergrenze gefüllt habe.
Man sollte hier mit leerem tank ankommen und wieder auffüllen. Dabei ist das zeug kein mit biodiesel verpanschter saft. Die marina war auch recht günstig. Schiffe sollten aber unter zwölf meter sein, sonst kostet es sieben pfund mehr.
Da ich erst morgen in richtung norden fahren will, liege ich noch einmal in der bucht nummer eins, um mal wieder keinen gestank zu atmen und damit der knallschaden durch die flugzeuge abheilt.

20150730 bucht nr1

 

20150730 bucht nr1 kueste

 

20150730 bucht nr1 kueste

 

Als ich in der bucht ankam, ging ein frischer wind, und der legte sich zum nachmittag. Leider kam er in der nacht wieder und so musste ich meine sonnenschutzplane wieder abnehmen. Dann nahm er zu. Ich wachte von einem dauerhornton eines schiffs von mehreren minuten auf. Einige in der bucht hatten alle lichter an, ups.
Ich habe dann mal wieder den windgenerator freigegeben und er lief sehr gut. Am morgen nahm der wind nicht ab, sechs windstärken und in böen acht. Da muss ich nicht raus auf die see, denn ich liege hier noch ein wenig geschützt. Der windgenerator hat nach dem sound der stuka noch eine weitere steigerung, er wird dann bassig, und ich vermute mal, dass sich die blätter verdrehen und er sich dadurch bremst.

Ich hatte mich dann morgens noch einmal aufs ohr gelegt und um halbeins drehte der windgenerator immer häufiger aus dem wind heraus. Das bedeutet der wind nimmt ab.
Also wurde spontan ein segeltag beschlossen, mit eincremen. Nur mit der genua ging es um den felsen herum bis nach Estepona, ein hafen mit wlan. Die fahrt ging recht flott, mit fünf bis acht knoten durchs wasser. So schnell bin ich bei schönem wetter noch keine dreißig seemeilen gesegelt. Ein super nachmittag und die duschen sind hier auch super. Der wind auf dem meer war sehr unterschiedlich, teilweise musste ich ein dickes sweatshirt tragen und ein stück weiter bließ die heiße luft. Alles recht merkwürdig, waren doch zwei bis vier stärken angesagt und das doppelte kam dann in der ausführung heiß.

Im hafen bin ich dann doch einen tag länger geblieben, nicht weil es hier so schön ist, sondern um mal zu ruhen. Ich wollte mit dem watermaker weiter machen und für die hochdruckabteilung sind strom und wasser ganz gut. Die teile waren vorkonfiguriert, und ich habe sie umgesteckt, dann noch abgedichtet und das überdruckventil eingestellt. Hat alles in allem auch nur zwei stunden gedauert. Das ventil öffnet jetzt bei sechzig bar zum schutz der membrane. Der rest muss nur noch zusammengeschraubt werden, habe aber keine lust dazu. Erst wenn ich wasser schleppen muss, geht der bau weiter.

20150731 hochdruckteil

 

Der ort ist nicht schön, war kein foto wert. In den fünfzigern und sechzigern zum touriort aufgepumpt, kein richtiges flair. Dafür sind die schönen auch nicht hier.
Das wetter ist auch nicht normal, am vormittag windstill, so wie vorhergesagt, am nachmittag jedoch eine steife brise, plötzlich. Es ist ein interessantes wetterjahr.

Ich bin dann doch weiter, zwei tage in dieser marina reichen. Um die mittagszeit bin ich bei totaler flaute los, ich wollte ja nur zum nächsten hafen, der letzte vor Marbella. Doch der puerto Banus ist schon der vorort.
Vor der hafeneinfahrt legte dann eine dreißig meter yacht noch einmal den hebel auf den tisch, um vor mir in den hafen zu kommen. Diese arschkrampe erzeugte nicht nur eine dicke welle, nein er schaute auch empört, dass ich nicht gestoppt hatte. Meinen langen ausgestreckten arm mit flacher hand hat er hoffentlich nicht als gruß verstanden.

Ich konnte auf die schnelle keinen besuchersteg feststellen und bin langsam hinein. Die betonstege sind oben dunkelrot gestrichen, um einen teppich vorzutäuschen. Die mittleren stege sind breit genug für dicke autos, so dass die alten furzer mit dem frischen gemüse auch ja nicht zum schiff laufen müssen. Die luxusgeschäfte im hafen sind die bekannten teuren. Nach dem wenden bin ich wieder raus, wie auch die segelyacht hinter mir. Nicht meine welt.

Dann ging es halt weiter, richtung Marbella, in dem wissen, dass ich dort auch nicht die marina bezahlen will. Die stadt ist eine einzige ansammlung von hochhäusern in fünfer reihen. Seit Banus sind gelbe bojen fünfhundert meter vorm strand platziert, also keine einfahrt und nicht ankern. Der strand ist schmal, grau und sieht aufgeschüttet aus. Ich kann da kein flair entdecken.
Die folgende küste besteht aus hotelbebauung und einer küstenautobahn. Die menschen können über brücken zum strand laufen oder die ferienwohnung ist zwischen dem strand und der lauten strasse. Angekommen bin ich dann abends in Fuengirola und habe vor dem hafen geankert. Die nacht war ruhig, Aber schon krass, was menschen unter urlaub verstehen. Zu tausenden sind sie am kleinen strand vor den hochhäusern und steigen willig in die kloake, die von den motorbooten und jetskis zusätzlich mit öl geschwängert ist.

Kann man es noch steigern? Eigentlich nicht – oder es heisst Torremolinos. Die stadt wurde in den sechzigern hochgezogen und ist expandiert. Damals ging das dicke rohr noch bis auf einem kilometer vor die küste. Dumm war es nur bei auflandigem wind, wenn die hinterlassenschaften von gestern abend am morgen am strand guten tag sagten.

20150802 torremolinos benalmadena

 

20150802 torremolinos benalmadena

 

Gelandet bin ich schlussendlich in Benalmadena. Anfang der neunziger haben sie hier einen der besten yachthäfen der welt implementiert. Zwanzig jahre später ist ein wenig patina an dem tausend liegeplätzen großen hafen. Aber ein gewisser charme ist vorhanden, da die hafenbecken mit niedrig gebauten appartements versehen sind und jedes haus einen anderen baustil hat, der afrikanisch angelehnt ist. Der preis ist günstiger als in Andalusien, gefällt mir.

20150803 benalmadena hafen

 

20150803 benalmadena hafen

 

20150803 benalmadena hafen

 

Und jetzt noch etwas für die motu-gemeinde. Überdenkt doch einmal, ob ihr nicht gerade an einer motu39 baut, mit einer breite von drei vierzig – rein von den marinakosten spart das fünf bis zehn euronen pro nacht. Es ist natürlich anstrengend, in eine entsprechend kleine lücke zwischen zwei schiffen anzulegen, aber es geht. Und keiner misst nach. Die marineros interessieren sich nicht dafür und die im büro habe keine ahnung.

Nächste woche ist familienurlaub angesagt.

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6 Antworten auf Die Schönen und Bescheuerten

  1. REB sagt:

    Ahoi, WSC,

    ich wusste das alles ja garnicht und habe diese Nacht mal 2007 bis jetzt abgearbeitet.
    Respekt.

    Nur kurz: Schimmel killst Du mit Isopropanol. Final. Die Dinger brauchen über 80% zum terminieren. Das Zeug, das Du bekommst, sollte 95% haben.

    Wo bist Du grad?

    Gibts nen Tracker?

    Handbreit,

    REB

  2. Arno sagt:

    Hey,
    42 Fuß ist gerade so das Limit. Motu soll es ja auch als 44er geben. Wer geht denn schon in Marinas;-)))

    Grüße
    Arno

    • themroc sagt:

      Ihr werdet die marinas noch kennen lernen,

      und das ist eine warnung

      gruss Wolfgang

  3. Jörg sagt:

    … also mache ich mit meiner Moana 38 alles richtig?

    Danke für den Bericht und alles Gute für die nächsten Touren!

    VG
    Jörg

    • themroc sagt:

      ich denke schon,
      mein schiff ist eigentlich zu gross
      man müllt sich mit dingen voll, die man nicht unbedingt braucht.

      gruss Wolfgang

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