Ich habe schon viele schlechte handwerkliche arbeiten gesehen, oft können sie es nicht oder wollen nicht. Hier ist es der zweite fall. Der erste taucher, den ich seit einen monat anmorse kommt nicht. Eine menge geld will er haben, hat sich aber seine aufgabe noch nicht betrachtet. Der zweite wollte ein gebot abgeben, allerdings hat er gerade eine grosse tauchergruppe als betreuer und als cashcow melker. Der dritte war auch noch nicht hier, vielleicht bin ich zu ungeduldig. Nur meine idee ist es, business is now.
In einer woche sollte das neue versorgungsschiff kommen, hat aber jetzt schon verspätung. Die inselbewohner sind äusserst genervt, keine frischen waren, ausser grüne tomaten und der rest geht auch zur neige. Im pub ist die nervosität spürbar, in einer woche ist das bier auf der insel aus, panik macht sich breit.
Ich muss also auf einen taucher warten, dann auf das versorgungsschiff um frische waren zu bunkern. Skorbut soll nicht so toll sein und vitamintabletten gehen zeitweise.
Oft kann ich nicht nein sagen. Der fischer, der mein dingi gekauft hat, wollte nun auch meinen aussenborder haben. Er läuft nicht gut, ölt und ein paar teile müssen erneuert werden. Alles kein grosses ding und wir haben uns auf zweihundertfünfzig pfund geeinigt. Am Fr hat er ihn abgeholt und bezahlt, alles im fairen rahmen. Somit habe ich nur noch das alte ripp und den longtailmotor.
Ausserdem war am selben tag der waschtag. Meinen kleinen waschsalon ins cockpit wuchten und los ging es. Alles lief gut, die sonne schien und der wind war auch da. Es hat mich ein handtuch und mehrere wäscheklammern gekostet. So kann man auch das gewicht des schiffes reduzieren.
Das versorgungsschiff soll nun am achtundzwanzigsten ankommen, daumen drücken oder fingers cross. Ich verbringe einige zeit, um die drei rechner zum stabilen laufen zu bringen. Dabei ist mein alter kommunikationsrecher mit windoof und ubuntu besonders wichtig. Eine datensicherung der mails ist schon erfolgt, nur die windoof partition will nicht so recht. Dauernd bekomme ich blaue bildschirme und somit habe ich wieder ein backup eingespielt. Danach lief der rechner und ich fing an, alle programme zu löschen, die ich nicht mehr gebrauche. Das ergebnis war wieder ein blauer bildschirm. Also das ganze noch einmal, diesmal ohne löschungen und das dauert.
In der zwischenzeit habe ich ein nickerchen gemacht und bin im halbdunkel wieder aufgewacht. Acht uhr abends, ein wenig im cockpit sitzen. Dann krachte etwas sehr laut an meine reling, heftiges klatschen auf deck und ein fischiger geruch. Im dunklen wasser konnte ich delfine heftig atmen hören. Mit meiner stablampe habe ich den geräuschverursacher schnell ausfindig machen können. Ein dreizig zentimeter langer fliegender fisch. Ich habe ihn wieder über bord geworfen, aber es war wohl schon zu spät für ihn, wollte nicht mehr schwimmen.
Freitag und in neun monaten ist vielleicht weihnachten. Ich bin mit viel elan aufgestanden, vielleicht zu viel. Der tauchanzug, den ich auf Neukaledonien gefunden hatte, war sehr sehr eng. Zehn minuten hat es gedauert und ich war schon ohne puste. Die badeleiter in position gebracht, handschuhe angezogen und mit dem spachtel ging es in richtung nass. Einen ganzen meter hatte ich abgekratzt und dann war der spachtel in zwei teilen. Das ganze nach fünfzehn jahren, aber somit abbruch der operation. Ab ins dorf und neue werkzeuge kaufen, aber nur ein laden hatte welche. Sechs euronen auf den tisch und zwei neue konnten die arbeit fortsetzen.
Unterweg habe ich noch einen taucher getroffen, die mundpropaganda funktioniert hier auch. Ich quatsche jeden an, den ich kenne. Er will morgen früh vorbei kommen und die situation beurteilen. Gestern hatte ich die andere seite kennen gelernt. Der taucher will pro tauchgang einhundertfünfzig sehen, drei personen plus füllung der gasflaschen, plus bootkosten, macht einen halben riesen. Das ist jenseits von gut, dafür müssen die arbeiter hier über hundert stunden oder mehr arbeiten. Sie sind gierig, das gefällt mir nicht.
Wenigstens habe ich vom cockpit aus mich nach hinten durch gekratzt, das heck und die ganze steuerbordseite. Aber alles nur am blech des wasserpasses. Zum anfang musste ich einen kleinen oktopus vertreiben und dann gibt es noch so um hundert kleine krabben am rumpf. Der bewuchs auf dem ruder und dem propeller ist gewaltig. Selbst von Uruguay, durch den südatlantik, südpazifik und bis Neuseeland war es nicht so viel. Und hier sind es nur fünfzehn monate. Sie verschaukeln ordentlich die bootsgemeinde mit einem angeblichen antifouling. Geldschneider mit unbrauchbaren anstrich.
Samstag und der taucher kam um acht uhr vorbei. Er wollte nicht begutachten, sondern gleich loslegen. Gestern sagte ich ihm, dass ich hundert pfund zahlen kann und das reicht wohl, schnelles geld. Nach eineinhalb stunden war er über zweidrittel durch und musste zum flughafen. Vielleicht kommt er heute nachmittag oder am montag wieder. Ich habe das teilergebnis noch nicht kontrolliert, denn durch meine aktion gestern bin ich ein wenig lädiert. Viele grössere kratzer an den beinen und händen und dazu kommt ein muskelkater und ein sonnenbrand an den schultern. So einen job mache ich nicht sehr oft.
Dienstag, der letzte ausflug auf die insel. Hier wird nicht recycled, die transportkosten übersteigen den wert. Dafür gibt es eine grosse müllkippe und auch einen schrottplatz für autos. Ich hatte glück, im bus fing es an zu regnen, bis ich am ende wieder ausstieg. Die restliche meile musste ich laufen. Auf dem gelände hatte ich noch einen kleinen schnack mit einem mitarbeiter, was sie machen und vieles kontrolliert, keine verbrennung. Der spermüll wird in einem gebiet verteilt, damit sich die menschen vielleicht einige teile noch heraus nehmen können. Plastik, tierabfälle und grünabfälle gehen separat.
Nun hatte ich gehofft einen grossen fussballplatz mit hunderten von alten autos beginnend in den sechzigern zu sehen. Mein fotoapperat blieb im rucksack, die zehn zerfledderten fahrzeuge waren nur noch schrott. Eine enttäuschung. Heute habe ich erfahren, dass viele fahrzeuge im meer versenkt wurden.
Zu meinem glück habe ich eine mitfahrgelegenheit bekommen, und danach ging es nur noch bergab. Eine kurze rast in einem wartehäuschen für busse und der regen fing wieder an. Insgesamt bin ich trocken geblieben. Und das containerschiff liegt auch schon vor anker.
Vielleicht gibt es schon am Fr frische waren.
Der letzte tag im März und die auswahl an frischware ist bescheident. Zehn äpfel, zehn zitronen, pflaumen und kiwies aus Italien. Dazu lokale tomaten und eine gurke. Die eier und karotten sind für die einheimischen, macht nichts, sie waren lange in der kühlphase und fangen nach drei tagen an zu rotten. Ich habe noch ein paar kartoffeln und zwiebeln, das muss reichen. Somit wird es müsli mit zitronensaft geben, orangen und grapefruits sind nicht da.
Ich werde gleich auschecken und morgen oder Sonntag hier die leinen lösen. Nächster stop ist Horta dreieinhalbtausend seemeilen, in zwei monaten, wenn nichts dazwischen kommt.
Zum schluss die beste formulierung, die ich in den letzten monaten gelesen habe.
„Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden“
Sie soll von Karl stammen, ist aber immer noch aktuell.