Endlich steht er, fast

So viel wie möglich wird an den mast angebaut, so lange er noch liegt. Jedes verschobene und ungebohrte loch kostet in den stufen die dreifache zeit. Also habe ich schon mal die oberen und unteren beschläge der lazy jacks angebaut. Nach anleitung und so ungefähr, in der hoffnung, dass es richtig ist. Am Montagabend ist auch mein paket angekommen und dann wurde noch schnell das signalhorn installiert. Vom material her ein wenig enttäuschend, sieht aus wie meine autohupe, nur ein wenig glänzendes plastik mit einer nirokappe.
Dann sind auch noch ein paar fallen eingezogen worden, ich habe geholfen. Und glück hatte ich auch noch, denn ein einfädelbändsel ist gerissen, eineinhalb meter vorm mastkopf. Mit ein wenig teppichklebeband und einen zollstock konnte ich es herausziehen.
Die überarbeitung der sprayhood und der holzbasis war auch noch auf der tagesliste. Das gestänge musste schon vom leichten flugrost befreit werden. Das ist günstige polnische arbeit. Die befestigungen am blech mussten auch entrostet werden, ist halt ein stahlschiff.
Mein ofen ist erstmal an der wand mit seinem rohr. Die nächste heizsaison kommt in ein paar monaten. Somit ist die decke wieder vollständig, da auch die isolierung abgeschlossen ist. Also ein erfolgreicher und warmer sonniger tag.

Jetzt etwas für die schiffsbauer, denn bisher funktionierte es halbwegs: Die türen und schränke, die ich gebaut habe, gingen an land auf und zu. Als das schiff dann im wasser war, klemmte es hier und da. Und wieder an land fiel heute eine klemmende schranktür sogar auf, da das schiff sich durch die sonne erwärmt hatte. So ein kasko lebt und verformt sich, alternativ könnte man ein betonschiff bauen, dann ist es fast so wie zu hause.

Nächster tag: Morgens um zehn ging es schon los, sie kamen mit den wanten und salingen. Dass ich denen so auf die finger schauen musste, hätte ich eigentlich nicht gedacht. Es mussten noch zwei fallen eingezogen und die salinge montiert werden. Dann die salinge wieder ab, weil falsch herum montiert. Und ausserdem hasse ich es, wenn angebliche profis mit dem engländer arbeiten. Dabei noch zu schnell und hastig, kratzer inklusive.
Zum glück hatte ich noch schnell provisorische leinen an die rollen der saling durchgezogen, so konnte ich nach dem stellen die seile schnell einziehen.

Während der mittagspause wollte ich mal schnell einen sicherungsautomaten mit einer höheren leistung vom selben hersteller tauschen. Nur die befestigungsschraubengrösse hat sich verkleinert. Dann noch die leitungsmutter zu hastig angezogen und das gehäuse hat sich zerbröselt. Danach habe ich es geklebt und getaped – mal sehen, wie lange das hält. Und das noch: Mein neuer kettenwirbel ist leider genau wie der alte und somit umsonst gekauft.

Nach der siesta ging es dann um vier uhr weiter, mit dem lastwagenkran, das klappte ganz gut. Aber was mich noch nervt, ist das begehen der luken. Die achterwanten wurden angepasst, noch einmal etwas gemessen und feierabend. Die drei leitungsstränge habe ich noch in schrumpfschläuse eingetütet und die kabel durch den schwanenhals geschoben. Morgen sollen die unterwanten kommen. So im ganzen würde ich den tag als unentschieden beurteilen.

20150414 maststellen

 

20150414 kranmeister

 

20150414 mast steht

 

Das mit den unterwanten verzögert sich noch und das ist ärgerlich. Denn solange der mast nicht vollstängig abgespannt ist, mache ich keine klettertour. Dadurch kann ich die fallen noch nicht verlegen, und die elektrischen leitungen verlege ich auch noch nicht, falls diese wieder raus müssen. Zu meinem leidwesen weht noch ein wenig wind und schlagende fallen hämmern gegen den mast.
Da das rohr für die reling und den mastgenerator endlich angekommen ist, habe ich mit dem bau begonnen. Nur leider fing es am Mittwochmittag an zu regnen, also baupause für den tag.

20150415 generatormast

 

Die einschläge kommen immer näher. Klaus Bednarz und Günter Grass stehen seit dieser woche nicht mehr. Den ersten kannte ich nur aus dem fernsehen, als sendungen noch kritisch waren oder ich dachte, dass sie das sind. Zur blechtrommel bin ich durch den chemieunterricht in der achten klasse gestossen. Wir waren damals beim thema brausepulver angekommen, und der lehrer gab einen hinweis darauf, was man alles damit machen kann, sagte aber nichts genaues. Somit fing ich mit dem lesen des buches an.

Und weitere verzögerungen am Do, weil nicht genügend toggels vorhanden waren und diese bestellt werden mussten. Somit sollen die unterwanten am Mo kommen, ärgerliche und unnötige verzögerung. Den ganzen winter hatten sie doch zeit dazu gehabt.
Obendrauf kommt der regen und das hindert mich auch am bauen.

Der letzte absatz ist sieben stunden her, der wettergott hatte ein einsehen und ich konnte im trockenen schweissen. Ich musste ein stück vierziger rohr auf ein vierunddreiziger schweissen und es sollte nicht so mies aussehen. Ich bin zufrieden damit. Unten im rohr kam ein dickes blech mit gewinde hinein, so dass das kabel auch noch hindurch passt. In das gewinde wird der silentblock hinein geschraubt, der hoffentlich gute arbeit leistet. Zum schluss noch das ganze verkabelt und mit schrumpfschläuchen versehen. Es geht doch mehr zeit in das projekt als gedacht.
Dann habe ich eine braune pfütze unterhalb vom ofen gefunden. Nach dem schreck kam die analyse. Durch das ofenrohr drang der regen ein, weil einer beim maststellen auf die abdeckkappe getrampelt ist und die nun einen riss hat.

20150416 generatormast

 

Heute bin ich seit einem monat hier und hatte eigentlich gedacht, schon wieder im wasser zu sein. Aber das kommt noch und seit heute habe ich auch meine epirb – in der hoffnung, sie nie zu gebrauchen.
In den schauerpausen konnte ich den windgenerator fertigstellen. Er hat jetzt nur zwei abspannseile, sollte hoffentlich reichen. Die geräusche sind wie beim alten, nur diesmal auf drei metern über dem deck. Mal sehen wie sich das entwickelt.

20150417 generatormast

 

20150418 generatormast

 

Und dann habe ich noch ein sehr spezielles thema, die fäkalientanks. Dass die teile eingebaut werden müssen, ist eine augenwischerei aus meiner sicht. Also pumpt man die brühe aus dem klo in den tank, um es gleich wieder rauslaufen zu lassen. Geht aber nur im wasser und ich stehe on the hard. Zum glück habe ich nicht den wasserverbrauch einer vierköpfigen familie. Aber nach fünf tagen wird die füllgrenze von achzig litern schwarzwasser erreicht.
Die illusion, dass alles geruchsdicht ist, kam man sich auch klemmen, irgendwo diffundieren leicht fiese aromen. Bei guter belüftung kein problem, bei regen olfaktorisch durchaus bemerkbar.
Was passiert beim normalsegler: im hafen ist der hahn zu und dann auf see rohr frei. Und jetzt bin ich beim problem für die natur. Ein wenig klein oder gross ist keine gefahr für die fische, eher umgekehrt, wie ich es im mittelmeer oft beobachtet habe. Da wird sofort alles verwertet, bei den kleinmengen. Nur wenn ich hier den hahn aufmache, sehe und rieche ich die todbringende sammelwut. Ich bin froh, dass das antifouling nicht weggeäzt wird. Ich stehe mit dem schiff glücklicherweise an einem siel und der wasserschlauch reinigt dann den boden bis in fünf tagen.
Also wird in zukunft nicht lange gesammelt, mit dem ablaufenden wasser geht mein schwarzgraues mit.

Anfang nächster woche soll das maststellen abgeschlossen werden, die segel gemacht und der restliche kleinkram.

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3 Antworten auf Endlich steht er, fast

  1. Jörg sagt:

    …sehr gut das mit der Epirb…!

  2. Schilling sagt:

    Hallo!
    Langsam nimmt es ja wieder Form an.
    Hoffe dass du bald wieder ins Wasser kommst.
    Ich habe deine Seite ausführlich studiert.
    Sehr beeindruckend.
    Weiter so!:-)))))
    Ahooi
    Tino Schilling

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