Flussschifffahrt

Der ort Ayamonte ist überschaubar und mit dem rad gut zu erkunden. Nachdem ich die ersten beiden fuhren lebensmittel erbeutet hatte, war zeit für die stadt. Einmal quer durch, die tourizone links liegengelassen und an der schiffswerft wieder herausgekommen. Dann die alte uferpromenade zurück und beim chinesen gebremst.
Von aussen sah der laden unscheinbar aus, innen aber riesig. Alles, was man an haushaltswaren braucht, arbeitsbekleidung und tünkram.

Zuerst wollte ich nur auflagen für die plicht kaufen, habe ich dann aber doch sein lassen. Es sind vier dünne rote sitzkissen zum festbinden geworden. Aber dann gab es eine abteilung für baseballcaps, die bekanntlich gern auf segelschiffen fliegen gehen. Auch das erweiterungsgartenschlauchset wurde eingetütet und eine kochhose. Find ich gut und passend dazu ein kochpiratenkopftuch. Eine runde backform fehlte mir ja auch noch.
Um etwas fischiges zu kochen, kann der mammon über die theke wandern oder man kann selbst fangen. Dafür habe ich hundert meter sehne, drei bunte köder und normale angelhaken gekauft. Und alles in der kleinen größe, für kleinere fische. Damit ich den optionalen fisch auch an bord bekomme, gab es einen billigen aufroller und einen kescher.
Der fisch kann kommen.

Um über siebzig euronen erleichtert ging es dann zurück zum schiff, um die vorbereitungen zum ablegen in angriff zu nehmen.

Kontrolliertes ablegen gefällt mir langsam, im gegensatz zum ankommen hat man zeit. Trotz des starken windes bin ich aus der box heil rückwärts heraus. Zum anfang hat die winch mich in position gebracht und dann ein test und los.
Die richtung war landeinwärts den fluss hinauf, zuerst unter der brücke zwischen den beiden ländern hindurch und dann mittig bis aussenkurve im fluss.

Einige orte hatte ich mir im vorwege notiert und weitere hilfsmittel hatte ich erhalten. Doch ich bin der ersten schönen kurve vor anker gegangen. Weiter kann ich ja noch immer.
Im osten wird spanisches olivenöl angebaut, auf der westlichen, ankernden seite portugiesischer wein. Die bauruinen habe ich hinter mir gelassen und der fluss gehört mir.

20150624 ankerplatz rio gurdiana

 

20150624 ankerplatz rio gurdiana

 

20150624 ankerplatz rio gurdiana

 

20150624 ankerplatz rio gurdiana

 

Einige boote zogen am ankerplatz vorbei, auch zwei ausflugsdampfer. Am Nachmittag bin ich mit dem auflaufenden wasser weitergezogen. Ab und zu greift mein anker nicht im fluss, wenn die sohle aus stein besteht. Das war auch gut so, denn ich bin noch weiter gefahren.
Auf dem weg habe ich mir gedanken zum abendessen gemacht und mich abseits eines kleinen ortes niedergelassen. Der platz war gut und ruhig, beim fünften fisch und einer möwe, alle tot, habe ich aufgehört zu zählen.

Jeder fluss hat seinen geruch, ein wenig moderig, aber frisch. Das wasser ist grünlich bis ocker, die braune elbe riecht dagegen würziger und nach altem moder. Die landschaft hier ist wunderschön, beiderseits hügelige berge bis zu hundert meter hoch, bewachsen und ab und zu ein zerfallenes haus.

20150625 uferbewuchs

 

20150625 uferruinen

 

Am Fr bin ich mit dem frühen wasser weiter gefahren, hatte noch ein paar schöne ankerplätze gefunden. Doch ich bin bis Alcoutim gekommen, auf beiden seiten gibt es schöne ortschaften. Auf der spanischen seite ist auf dem berg eine festung. Hier liegen dreißig schiffe, teilweise am steg, an der mooring oder wie ich vor anker. Die ganze flussfahrt ist auch so angenehm, weil gerade nippzeit ist, das wasser schwankt um wenig mehr als einen meter.

20150626 alcoutim

 

20150626 alcoutim gasse

 

20150626 alcoutim platz

 

Flussfahrten sind für mich an sich langweilig, nur diese ist anders. Ich habe zeit, das wetter ist heiss und das gewässer ist nicht steril am ufer, wie in der heimat. Hier sollte man unbedingt hochfahren, es lohnt sich. Position: 37.28.233N 7.28.146W
und die tide ist hier ca +2std zu Ayamonte versetzt.

20150626 ankerplatz alcoutim

 

20150626 flussabwaerts

 

20150626 flussaufwaerts

 

Jammern wir doch mal über das wetter: gestern waren es im schiff um fünfunddreißig grad, also zum abkühlen nach unten. In der plicht unter der kleinen plane waren es über vierzig mit einem heissen wind, der nicht kühlt. Und heute am Sa soll es noch heißer werden, soviel kann man gar nicht trinken, das verdunstet sofort wieder.

Alcoutim hat weniger als tausend einwohner, der ort hat sich unterhalb eines alten castels angesiedelt. Schöne gassen und kleine strassen. Es gibt nach der akustik zwei kirchen, eine kann ich sehen. Diese fängt zuerst an zu läuten zur vollen und zur halben stunde. Dann folgt die kirche auf der spanischen seite, hier ist es eine stunde später. Dann folgt die zweite kirche und zum abschluss noch einmal die spanische. Somit hat der tag hier fünfundzwanzig stunden.

Nach dem morgendlichen kaffee am Sa ging es in den spanischen ort Sanlucar. Müllbeseitigung angehen und ein brot kaufen. Der ort ist ganz schön verbaut und das ganze  auf einem hügel. Also rauf und runter laufen, bis ich den ersten lebensmittelladen gefunden hatte, ohne brot. Das gab es dann hundert meter weiter in einer bäckerei. Von aussen kaum zu sehen und es gab nur die eine sorte, schmeckt aber.
Von den beiden orten gefällt mir der portugiesische doch mehr, vielleicht weil nachts die beleuchtung gelblich warm ist und die spanier eher auf grell hell stehen.

20150626 sanlucar

 

20150627 sanlucar ort

 

20150627 sanlucar strasse

 

20150627 sanlucar windmuehlen

 

Am So hat sich noch kein anderes wetter eingestellt, hitze über vierzig grad und im schiff sind es fünf weniger. Trinken trinken trinken, und intensiv abhängen. Gestern gab es hier ankerkino, sehr nahe des portugiesischen anlegers hat eine crew den anker nicht hoch bekommen. Und während ich da so mit dem fernglas zuschaue und kluge ratschläge mit mir diskutiere, kommt doch das französische boot neben mir sehr nahe. Auch haben sich andere boote von mir entfernt. Zuerst will man es nicht glauben, dann muss ich aber zugestehen, dass mein anker sich nach fast zwei tagen losgerissen hat. Also zur abwechslung ein ankermanöver und am ende bin ich vierhundert meter flussaufwärts zur ruhe gekommen. Dazwischen sind die anleger und die personenfähren, wo ich auch nicht liegen will.

Der Mo ist abreisetag für mich von diesem ort. Ich könnte auch länger bleiben, möchte aber weiter, da am Mi segelwind am meer angesagt ist. Während ich die vorbereitungen getroffen habe, war ein altes problem wieder da: es ist kein diesel aus dem vorderen tank zu saugen. In Ayamonte ging es noch und hier nada. Vielleicht liegt es an den temperaturen, dass der schlauch weich ist und sich unter vakuum zuzieht. Denn luft durch den schlauch bis in den tank kann ich pusten. Also sollte man bei solchen leitungen saugschläuche verwenden.
Die versicherungen tun sich immer noch schwer, für die kasko wollen sie ein gutachten, und dann soll die prämie auch noch über zweitausend euronen weltweit mit einer selbstbeteiligung von zwei prozent kosten. Will ich nicht und kann ich auch nicht bezahlen.

Dann habe ich mit dem zubehörversender aus Bremen abgeschlossen. Ich hatte den sicherungsautomaten reklamiert, der mir in der hand zerbröselt ist. Es gab ein ticket, aber nach mehreren nachfragemails keine antwort. Ein monat ist das nun her. Es ist nicht nur der schlechte service, der mich stört, sondern im nachhinein auch die preispolitik. Ich habe dort geordert, weil die transportkosten nach Spanien gering waren und weil ich mehrere teile, die ich benötigt habe, zusammen kaufen konnte. Nur die marge ist bei denen recht hoch, sollte doch die motorschaltung dort zweihundert kosten und woanders nur hundertfünfzig. Der zweite anbieter hat sicherlich nicht drauf gezahlt, nur Bremen ist gierig. Also den versender kann ich nicht empfehlen, teuer und kein service.

Am Mi bin ich dann in Spanien in dem küstenort Mazagón angekommen, die andere gastlandflagge wurde wieder verstaut. Das nächste ziel ist Cádiz.

Dieser Beitrag wurde unter Reise_2015 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.