Ausgeschlafen ist etwas anderes, nach drei stunden war ich wieder wach. Dann kam der hafenmeister, drückte mir den anmeldezettel in die hand und gab mir die schlüssel. Der hafen ist jetzt anfang mai sehr leer, nur vier andere schiffe liegen hier. Dafür habe ich unter 19 euro für eine nacht bezahlt, das beruhigt mich. Und hier gibt es kein zerren an den festmachern durch welle, geht doch.
Mit meiner antenne bekomme ich wifi auf dem schiff, dennoch will ich morgen neben dem hafen ankern, um den wind am Di zu nehmen.
Das grosse dorf Muxia ist auf einer landzunge gebaut, die einen kleineren hügel einschließt. Daran haben die menschen mehrere kirchen angeflanscht, ich sage nur: pilgerort. Ständig bimmelt es hier unkontrolliert. Das fahrrad muss man gar nicht auspacken, alles ist zu fuss erreichbar. Auch gibt es mindestens zwei kleine supermärkte.
Der unterschied zu anderen städten, die ich auf dieser reise besucht habe, ist, dass es nicht heruntergekommen wirkt. Die promenade ist neu gestaltet, die restaurants haben geöffnet. Die häuser, die zerfallen sind, sehen nicht wie bauschutt aus. Natürlich steht hier viel leer, aber es wirkt nicht tot.
Es gibt sogar doraden im hafenbecken. Für mich nicht nur ein zwangshafen.
Nächster tag: Eine option war das ankern vor dem hafen, oder weiter nach süden fahren. Die winddaten sagten leichten wind von hinten voraus. Ich habe, nachdem ich mir ein leckeres brot gekauft hatte, stullen vorbereitet und hinterher, als ich alles verstaut hatte, um elf uhr abgelegt. Die reise sollte zu einer ankermöglichkeit oder nach Muros gehen. Heute habe ich das schif nur mit der genua bewegt, da am anfang der wind nicht so kräftig war, dazu aber alte wellen. Später, als ich um ein weiteres kap herum war, kam der wind von achtern.
Seitdem ich aus Sada weg bin, ist die fünfziger sonnencreme mein begleiter, trotzdem wird die nase rot. Die ganze zeit war ich eingepackt mit mütze, trotz des sonnenscheins.
Die riesigen atlantikwellen machten richtig spass. Es kam gute laune auf und als zugabe gab es die housemartins und the white stripes, so laut der pc konnte. Nach neun stunden und vierzig seemeilen habe ich in Muros angelegt. Der hafenmeister ist nett und die dusche warm. Morgen gibt es eine stadterkundung und danach geht es weiter in den süden.
Die marina in Muros ist bis jetzt die teuerste seit Sada, zweiundzwanzig ist jetzt in der vorsaison inklusive rabatt nicht viel, dennoch teurer als Muxia oder A Pobra.
Die stadtbesichtung im schnelldurchlauf absolviert – und es hat sich gelohnt. Eine hübsche ansammlung von häusern, auch wenn ich nur den morbiden charme abgelichtet habe. An der hafenpromenade ist fast alles top, ausser an zwei stellen. Man kann an den ältesten häusern auch erkennen, dass der ort mal über einen meter tiefer lag. Zur hafenstrasse gibt es noch eine zweite und dritte, höhere hausebene. Die zweite hat schon mehr bruch und die dritte kann das noch steigern. Der rest ist gepflegt und sehr sauber. Die strassen eng, also nur etwas für kleinstwagen. Im sommer sicherlich überlaufen, aber jetzt eine reise wert.
Der ort war mal ganz beschaulich, die letzten bilder zeigen einen teil vom alten hafen. Und auch hier gibt es einen haufen delfine.
Wenn in den käfigen gefüttert wird, fällt einiges durch und das lockt auch andere fische an. Diese werden dann von den raubfischen gejagt. Und warum denken so viele, dass delfine mit einem schiff spielen wollen? Das sind intelligente jäger und sie nutzen ein schiff, um die beute besser einkreisen zu können.
Von Muros aus habe ich die reise mit dem motor fortgesetzt. Wind war null und die wellen von gestern verschwunden, also eine langweilige fahrt. Das ziel war die nächste grössere bucht, die vorletzte vor Vigo. Ich hatte mir dort eine besondere stelle ausgesucht, um zu ankern. In den letzten jahren ist die anzahl der fischzuchtgebiete doch stark angestiegen. Überall in diesem gebiet gibt es die schwimmenden käfige. Also nix mit ankern.
Schon wieder einmal in die marina, aber in eine spezielle. Ich hatte am morgen festgestellt, dass die koordinaten auf der karte, die zum galizienpass gehören, die marina A Pobra falsch anzeigen. Sie hat dieselben koordinaten, wie die marina in Vigo. Somit kann der ungeübte seemann diesen ort nicht finden. Diese information habe ich gegen einen freien tag hier in der marina eingetauscht. Bingo.
Ich liege am aussensteg, im sommer wird hier an der muringleine r-k-angelegt, aber wie gesagt, es ist vorsaison. Es war eine gute entscheidung hier anzulegen. Die erste email, die ich geschrieben habe war an Nicolas, der mir letztes jahr den kontakt zu Cadenote in Sada hergestellt hatte. Dafür habe ich mich noch einmal bedankt, seine adresse war die marina auf der anderen seite der bucht.
Am boot gegenüber wurde fleissig gestrichen und der typ kam zu mir und stellte sich vor: Nicolas. Ich meinte nur, dass ich ihm gerade eine email gesendet habe. Wie klein doch die welt ist.
Der ort sah erst nicht so einladend aus, das musste ich aber heute morgen revidieren. Links von mir liegen zwei grosse frachtschiffe, vor mir ist die marina und links ist der strand mit der promenade. Dieser ort hat dennoch charme, der ältere teil liegt nördlich der marina und hat ähnlichkeit mit Muros. Zwei bis drei ebenen zur uferstrasse, der bauzustand ist gut. Daher habe ich diesmal keine fotos gemacht, denn immer nur häuser langweilen doch.
Der südliche teil der stadt ist ein wenig herunter gekommen, geht aber.
Die versorgungsmöglichkeiten sind sehr gut, im strandbereich gibt es zwei grosse supermärkte und heute am Mi war auch noch markt. Das nächste plus ist das wifi der marina, das beste bisher auf meiner reise, besser als zuhause auf dem sofa. Somit kann man durchaus einen tag hier liegen und dann vor der marina im sand ankern.
Warum sollen eigentlich schiffsnamen weiblich sein? Das stört mich. Ich finde, dass mein kantiges, beuliges und schweres schiff männlich ist, so wie der motor und der autopilot. Die Themroc, finde ich, passt nicht zu diesem schiff.
In der nächsten zeit wird die beiträge in der anzahl vermutlich wieder weniger werden, nur jetzt ist gerade gelegenheit.
Ahoy Seemann,
so allmählich rückst du weiter in den Süden vor und es ist schön zu lesen, dass du Augen für den Charme der teilweise etwas verlassenen und morbiden Ortschaften hast.
Dein Zwischenziel Lissabon setzt dich zwar etwas unter Druck, aber begehe nicht den Fehler wie so viele andere Segler an dieser wundervollen Küste einfach so vorbei zu peitschen, denn die vielseiteigen Eindrücke entlang der Route sind allemal lohnenswert.
Mit der Zeit werden sich Häfen und Ankerplätze auch wieder füllen und dann ergibt sich bestimmt auch der eine oder andere nette soziale Kontakt. Einhandsegeln ist einsam Segeln.
Fair winds mit viel Freude am Segeln,
Hans