Der abschied von der marina ging recht flott, nur muss die entscheidung erst fallen. Ich habe am abend den termin gelegt, zum hochwasser am Di mittag. Das einhandablegemanöver mit einer heckleine zum eindampfen, wobei das mit dem schiff nicht geht, ging gut, keine schäden. Das ziel, die insel la Mère, habe ich zwei stunden später erreicht, langsam ist ratsam. Abseits der fahrrinne war alles vorhanden, von nullkommadrei bis einskommasieben meter unter dem kiel, also immer mehr als eine handbreit.
Wer hier ankern will, muss das wissen: Vor der insel auf der meerabgewandten seite ist es flach und sehr bequem. Bei hochwasser ankommen, den tiedenhub berücksichtigen und dann in den schlamm eintauchen. Ist besser als in einer marina, fast wie an land stehen. Es schaukelt auch noch bei niedrigwasser, aber das ist nur das eigene entstandene loch, in dem man schwimmt.
Wenn kein wind weht, ist der tropische sound aus dem wald der insel zu hören oder die fischer, die hier auf andere wasserstände warten. Ich mache indes ein backup der rechner und festplatten und das dauert. Ausser den temporären fischern ist niemand hier, schönste ruhe.
Der nächste tag war genauso ruhig, der wind nahm ein wenig zu und keine wellen. Mal wieder runter kommen und limen, so wie auf Tobago.
Am nächsten morgen dann aktion, nach dem kaffee und vor dem frühstück. Inselerkundung, leider waren auch schon andere touristen mit dem gleichen ziel auf der insel. Der rundweg soll neunzig minuten dauern, ich habe eine stunde gebraucht. Trampelpfade und ein paar markierungen im urwald light. Die anlandungszone ist mit picknicktischen voll und dann geht es an den affen vorbei rund um die insel. Diese hatten wir bei der ankunft ja links liegen gelassen, umso besser für mich. Ein blick auf die insel le Père war auch möglich.
Immer bei der mutter ankern ist auch langweilig, und so bin ich am Fr zum vater gefahren, da auch dort bald die wochenendausflügler kommen werden. Bei halbem hochwasser den anker aus dem schlamm gezogen und die drei seemeilen motort, der kühlschrank sollte auch mal wieder richtig laufen. Zur abwechslung ist das wasser grüngrau im gegensatz zu ockerbraun. Somit habe ich es auch ein stück weniger weit nach Cayenne, das ich morgen früh mit dem ablaufenden wasser angehen will.
Der erste solosegeltag seit der atlantiküberquerung ging tatsächlich nach Cayenne. Schönstes wetter, leichter wind und alles in die richtige richtung. Zur mittagszeit kam ich bei niedrigwasser an und habe mich vorsichtig zum alten anlegesteg vorgetastet. Soweit, so gut, bis auf den schwell hier. Ans ufer kommt man nicht, oder ich sehe es nicht. Also geht es morgen wieder weiter zu den Iles du Salut.
Ich bin schon um sechs uhr wieder wach geworden, die party in der stadt und auf dem anleger waren nicht schlaffördernd. Und zum sonnenaufgang hat das ablaufende wasser angefangen. Ich bin im richtigen augenblick los, denn genau wie am vortag hat sich der ort, den ich verlasse, hinter einem regenschleier versteckt. Aber erstmal mit dem motor raus und später die genua dazu.
Lief alles ganz gut, viel welle und nach dem passieren des leuchturmes bin ich nur mit dem segel weiter. Das führte aber zu einer erstmaligen aktion, segeln auf grauem untergrund in den karten, keine tiefenangaben. Dabei waren es zwischen vier und acht meter unter dem kiel. Trotzdem fiel das echolot oft in den alarmzustand, ich sag nur: trübes wasser. Und dann habe ich das erste mal seit wochen wieder die regenbekleidung angehabt, einige warme schauer gab es auch draußen auf dem meer.
Um die mittagszeit herum war ich dann endlich bei den inseln, an der ersten lagen zwei touristenkatamarane, an der anderen insel wurde ein kreuzfahrtschiff ausgebootet. Weiße menschen auf landgang, der zoll war auch vor ort und die moorings waren besetzt. Mein anker fiel vor der hauptinsel Ile Royale, hing aber zuerst an der boje, die am schiff hängen geblieben war, und dann hat sich das seil vom eimer in der winchnuss gehimmelt. Schiettankermanöver. Aber letztendlich liege ich im schwell, die optik ist besser als gestern. Weniger boote hätte ich toller gefunden.
Der schwell ändert sich je nach ebbe oder flut, hält sich jedoch in grenzen. Als das kreuzfahrtschiff weg war, kehrte hier die ruhe ein, ich war das einzige schiff. Und die nächsten tage das gleiche szenario, morgens um zehn kommen die touristenkatamarane und kippen ihre fracht auf der hauptinsel aus. Dann legen sie sich an eine mooringtonne und warten. Zum mittag kommt dann das polizeischiff und legt sich an die spezielle gelbe tonne. Der zoll kommt später liegt an der anderen insel. Zum abend hin werden die menschen wieder eingeladen, die offiziellen machen feierabend und alles ist wieder ruhig.
Am Di habe ich mal das schlauchboot ins wasser gelassen, recht früh vor den touristen. Ein inselrundgang, um das auch abzuhaken. Es gab unglaublich viele warnschilder auf der insel und am eingang noch der hinweis zu den schildern: obey. Na, genau mein thema.
Dann habe ich erst mitbekommen, wieviel wind gerade weht und was für wassermengen sich zwischen den inseln durchquetschen, so viel zum schwell. Die Ile du Diable ist allein kaum zu erobern, anlanden ist zur zeit auch nicht möglich. Die versorgung erfolgte früher nur über eine seilbahn, so konnte von dort auch niemand verschwinden. Die andere Ile Saint-Joseph kann man besuchen, auch dort saßen strafgefangene.
Auf der hauptinsel war es recht lauschig, nur nicht für die in der falschen montur. Oben auf dem plateau gab es nette häuser für das personal, ein krankenhaus, eine kirche und weitere gebäude.
Hinter dem gefangnistrakt ist heute eine müllkippe. Es kommt vieles auf die insel und die reste bleiben.
Als ich dann wieder hinunter gelaufen bin, kamen mir die ersten touristen entgegen. Es leben hier einige menschen auf der insel, personal zum betrieb, für das restaurant und für die gartenpflege. Seit siebzig jahren ist der knast geschlossen und sehr viel zerfällt, wichtige gebäude werden erhalten und der rest ist für die natur freigegeben.
Und dann am abend ein neues schauspiel, das polizeiboot kommt zurück. Ok, aber dann kommt das nächste in der ausführung achtzig meter lang, ein kreuzer mit kanonen. Meine zeit läuft hier ab, bis morgen mittag muss ich ablegen, teilten mir die jungs vom kleinen schiff mit, ein raketenstart steht bevor und dann ist das hier sperrgebiet. Passt sich gut, wollte sowieso morgen richtung Kourou.
Am morgen wurde es dann noch einmal hecktisch, alles läuft aus, die maritime polizei kam wieder vorbei, dabei war ich schon in der vorbereitung zur weiterfahrt, alles bestens. Die rakete kann ich auch schon von sehr weitem sehen, ich weiss nur noch nicht, wann sie startet.