Schiffsfindung

Wie viele andere schiffsbesitzer habe ich einen findungsweg zum schiff. Ich fasse mich mal kurz, da es genug andere geschichten zu diesen thema gibt. Nach der durchsicht der standardliteratur und erfahrungsberichten verschiedener weltumsegler kam ich zu dem entschluss, ein schiff aus stahl sollte es sein, damit ein schwimmender container oder baumstamm nicht die weiterfahrt in der rettungsinsel erzwingt. Es sollte groß genug sein, um darauf leben zu können, lang genug sein, um voran zu kommen, einigermaßen ruhig segeln, und es sollte sich notfalls wieder gut verkaufen lassen.

Meine rahmenparameter waren: 10-14m, ein mittelcockpit sollte es haben, langkieler, langfahrttauglich mit einfacher technik, als slup getakelt und mit dicker isolierung. Besichtigt habe ich über 10 verschiedene schiffe, das richtige war nicht dabei oder mein budget war zu kurz. Da ich bald segeln wollte, wurde ich leider ungeduldig. Achtung: ungeduld ist gefährlich und kann verdammt teuer sein.

„Themroc“ ist ein weiteres Anton Luft-schiff, gebaut nach einem selbstbauplan des verstorbenen ingenieurs Anton Luft. Dieser hat stark von der bootswerft Feltz in Hamburg und deren schiffen, insbesondere der skorpion-baureihe, abgekupfert. Aus dem rundspannter hat er einen knickspannter konstruiert. Seine eigenwillige, zuweilen schrullige, aber stringent einfache und schnelle vorgehensweise hat mir dennoch gefallen. Nach erster recherche kam ein eigenbau aber zeitlich nicht in frage. Im jahr 2007 wurde leider kaum eines dieser ca. 50 mal verkauften baulizenzen als schiff angeboten. Die ursache war einfach: alle waren noch immer am bauen. So schnell wie beschrieben, ging es also doch nicht. Zumal ein schiffausbau immer noch die gleiche zeit wie in allen bausystemen beansprucht, was sich noch schmerzhaft zeigen sollte.

Ich wurde auf mein schiff über mehrere bootsbörsen und in der eBucht aufmerksam. Die kontaktaufnahme mit dem verkäufer verlief reibungslos. Fotos und beschreibungen, ausstattungslisten wurden versendet und so fuhr ich nach Cherbour in Frankreich für eine besichtigung. An diesem regnerischen tag kam wieder einmal einer am bahnhof an, auf dem ein anderer gewartet hatte. Nur war ich leider derjenige. In geistiger umnachtung kaufte ich es für einen vermeintlich günstigen preis. Natürlich habe ich viel zu viel dafür ausgegeben. Wie viele andere bootsbesitzer musste auch ich diese erfahrung machen.

Das schiff wurde 2001 in Köln auf kiel gelegt und 5 jahre lang gebaut. Die wichtigsten schweißnähte wurden von einen polnischen schwarzwerftarbeiter in seiner freizeit vorgenommen. Der rumpf strakte nicht, wie A.L. es vorgesehen hatte. Schweißverzug an vielen stellen am rumpf, ergebnis von laienhafter ausführung durch meinen vorbesitzer. Der innenausbau erfolgte mit den zwei linken händen des eigners. Danach wurde es von Köln bis Cherbour, Bretagne, in zwei sommern unter motor gefahren. Der neue motor hatte nur 150 betriebstunden auf der uhr. Die fatalen reiseberichte und baubeschreibungen hatte ich zuvor im WWW gefunden und sie schreckten mich nicht ab. Ich dachte, ich wüsste, was auf mich zukommt. Das schiff war auf den ersten blick fast vollständig ausgerüstet, bis auf das laufende gut und die segel. Und es war fast vollständig fertig gebaut worden, ein lenzsystem fehlte zwar vollständig und die winschen waren auch nicht selbstholend. Das eine oder andere war noch zu schweißen, u.a. der mast war noch in 3 teile zerlegt.

Diese besichtigung erfolgte im august 2007 in Cherbourg an land bei regenwetter und ohne probefahrt. Mein flieger nach Paris hatte verspätung, dadurch musste ich den nächsten zug vom Gare du Nord nehmen und kam erst zum abend an. Schlechte vorraussetzungen für eine intensive besichtigung. Der unterwasseranstrich war schadhaft, die blumige mündliche ausstattungsliste war geschönt, die inneneinrichtung war für meinen geschmack eine zumutung und in einer dilettantischen ausführung. Das könnte ich ja mal schnell ändern, dachte ich. Die große euphorie war nicht vorhanden, aber ich dachte, meine suche sei jetzt beendet. Eine kurze preisverhandlung, kaufvertrag, anzahlung von nur 20 €, zweifel. Alles in der reihenfolge.

Es wurde noch eine motorinspektion gemacht und dann kam das schiff auf dem landweg im september 2007 nach Hamburg. Dort, wo es hin sollte, war der kran defekt, und so wurde es in Wedel abgeladen. Ich habe es unter motor 15sm bis in den bestimmungshafen, einen schiffsfriedhof in Hamburg-Rothenburgsort gefahren und an land setzen lassen. Bei der ersten demontage der inneneinrichtung kam dann mein blankes entsetzen……und daraus wurde das notwendige refit.

Und wo war das?