Diese beschreibung des schiffausbaus / refits ist auch als eine kleine kaufberatung, als anregung für does und dont’s gedacht.
Denn: nach dem kauf ist vieles zu spät!
Vor dem kauf meines schiffes habe ich den konstrukteur AntonLuft kontaktiert und gefragt, ob er einen seiner selbstbauer kennt, der sein schiff verkaufen möchte. Natürlich schrieb er mir, dass keiner sein tolles schiff verkaufen wolle, es sei denn, er ist tot oder der persönliche status ist: in scheidung, kurz davor oder sterbenskrank. Per se also niemand, da alle kerngesund, überdurchschnittlich glücklich verheiratet sind oder den tod einfach ignorieren. Schöne aussichten, um so ein schiff zu finden. Zumal der Luft seine selbstbauer sektenartig im dunkeln gehalten hat – bloss keinen informations- und erfahrungsaustausch untereinander ausserhalb seines einflussbereiches ermöglichen, war sein motto.
Danach habe ich selbstständig weitergesucht. Hier ein kleiner hinweis auf meine schiffsbesichtungen.
Einflüsse auf entscheidungen vor und während des refits
Weisheiten fallen nicht vom himmel, meistens jedenfalls nicht, auch nicht meine. Die kaufentscheidung und der umbau von “La Fenice” zu “Themroc” ist durch viele andere projekte und fehler beeinflusst. Die wesentlichen inspirationen und quellen, die mich bewegt haben, möchte ich hier erwähnen.
Sollte nicht einmal der blasse schimmer die ideengebung bestimmen, so ist wissensdurst angesagt oder sehr hilfreich. Die erste aufgabe für die einarbeitung in dieses umfangreiche thema sollte lesen sein, sofern es nicht schon geschehen ist. Dafür möchte ich auf die existierende literatur hinweisen bzw. das, was mir zwischen die finger gekommen ist.
Das sind zumeist erfahrungsberichte von weltumseglern, um sich von der romantischen und abenteuerlichen seite zu nähern. Viele bücher habe vor und während des umbaus gelesen, dazu gehören die autoren (reihenfolge zufällig): Bobby Schenk, Rollo Gebhard, Bernard Moitessier, Burghard Pieske, Wilfried Erdmann, Uwe Röttgering, Joshua Slocum, Ernst-Jürgen Koch, Willy de Roos (nordwestpassage), Silke und Torsten Hartmann, Gerd Engel, David Lewis (Ice Bird) u.v.m. Die nicht deutsche literatur bietet eine wesentlich grössere auswahl, je nachdem, wie man es mag.
Abgesehen von der netten zerstreuung durch die bücher habe ich als wichtigstes daraus gelernt, dass ich während der reise anhalten will. Ein weiterer wunsch ist, dass ich vielleicht auch in das eis möchte. Die ausrüstung sollte so einfach wie möglich, verständlich und wartbar sein, und ich muss die augen für neue dinge offen haben. Auch zwischen den zeilen steht information.
Mit der technischen schiffbauliteratur hatte ich es nicht so sehr. Die “selbstbau bibel” von Luft hatte ich mir allerdings gekauft, sie war auch nicht so sehr technisch. Dass ich nicht das ganze schiff komplett bauen wollte, wusste ich spätestens nach dem durchblättern der seiten von: Kurt Reinke, Anton Luft, Bruce Roberts. Jeder hatte seine eigene bau-philosophie, wobei Luft und Reinke sich intensiv gegenseitig angegangen sind. Das gezicke war mir zuviel.
Und dann war noch das WWW mit bauberichten, refits und abgebrochenen projekten. Die zeit der blogs für den normalverbraucher fing gerade an. Was ich da so durchgestöbert habe, lass sich nicht alles wie das dauerhafte paradies. Wie auch? Immer geht was kaput, muss repariert werden, die baustellen werden grösser. Lernen vom blossen zuschauen oder lesen.
Blogs
Beeindruckend und weichenstellend war dieser bericht über den bau der “Dulcie-Darlene”
von Gena und Sandy aus Kanada. Der erste blog zu diesen thema, den ich gefunden hatte und der fast wöchentlich aktualisiert wurde. Die beiden frauen bauten ihr schiff, eine Bruce Roberts 43 MKII, vollständig selbst.
Angefangen haben beide im jahr 2000 und nach 10 jahren bauzeit waren sie endlich auf dem wasser. Ein bautagebuch zum staunen, mit tollen ideen und aber auch als abschreckung. Insofern als man den aufwand und zeiteinsatz direkt verfolgen konnte.
Gefunden hatte ich die seite zu ihrem tag 350 und dachte, auch ich könnte ein schiff in 350 tagen zusammen schweißen. Nachdem ich alle tage durchgelesen hatte, bemerkte ich doch, dass die beiden frauen bereits im 6. jahr und am 350. bautag waren. Deutlich kann man auch sehen, wie beide älter und besser werden. Eine sehr beeindruckende leistung. Letztentlich haben sie es geschafft und sind unterwegs.
Dass sie das geschaft haben, betone ich, da viele selbstbauer zu spät anfangen. Sie haben oft die absicht, ab der rente loszusegeln. Viele sind dann zu alt und krank, starten nur für kurze zeit oder erleben die letzten bauphasen nicht mehr, da der termin mit dem sensenmann naht. Mein vorbesitzer zählt zu der gruppe der abbrecher auf fahrt.
Als persönliche lernkurve zog ich daraus: das soll mir nicht geschehen!
Sehr interessant ist das projekt von Michael Günther, der auch eine Motu42 baute. Sein forum war ein austausch von Anton Luft-schiffen nach dem tod vom konstrukteur. Viele der teilnehmer kannte ich persönlich. Leider ist das forum nach einem serverumzug nicht mehr online. Sein projekt läuft jedoch weiter und der bau wird weiterhin dokumentiert.
Ein wichtiger link auf fahrt und für den geschmack darauf ist das forum vom Trans-Ocean e.V. Viele, die dort posten, sind auch in einem weiteren wichtigen forum, dem boote-forum. Als einstiegspunkt und wissenspool sehr interessant und sehr hilfreich. Dort treffen sich viele selbstbauer. Leider ist es oft auch intellektuell flach.
Dort habe ich “La Belle Epoque” entdeckt, dem schiff der Kirchbergers aus Österreich, die auch am refit waren. Auf dieser seite findet sich die beschreibung von Claudia und Jürgen des refits ihrer La Belle Epoque, einem über 13m langen rundspanter-eigenbau von 1978. Wie gesagt: gefunden hatte ich die beiden im boote-forum. Was die beiden nicht wissen, sie haben ihr schiff mit styrodor isoliert, und durch die beschreibung bin auch ich zu dem entschluss gekommen, mein schiff mit den vorhandenen isolationsmaterial zu verkleben. Beide sind seit april 2010 auf reise.
Und dann gibt es noch die schiffe, die ich unter der Feltz-gruppe zusammen fasse, gesucht und gefunden im WWW unter dem suchbegriff „refit“. Alle haben eine gemeinsamkeit: ein schiff aus Hamburg, von derselben werft Feltz, und alle sind ca 30jahre alt mit mehr oder weniger rost. Bei meiner schiffssuche bin ich auch auf die eine oder andere Skorpion aufmerksam geworden. Entweder sie waren älter und um 10m lang, oder genau so alt und länger, dann aber wesentlich teuer. Beides wollte ich nicht. An die neueren teuren aluminium kaskos wollte ich mich nicht wagen. Da aber meine Motu42 eine knickspanterkopie der Skorpion ist, sympatisiere ich mit den feltz-schiffeignern.
Schon sehr lange online ist die “Iron Lady” von Nathalie Müller und Michael Wnuk. Die beiden sind ab 2000 mit ihrer skorpion um die welt gesegelt und kamen zu viert wieder. Der fast tägliche bericht stimmt ungeschminkt auf das fahrtenleben ein. Seit 2011 sind sie wieder unterwegs.
Bei den Wnuks habe ich auch die “Rancho Relaxo of the Seas” gefunden. David Eitzinger und Guillermina Ackerman als österreichisch-argentinische familie mit ihren beiden kindern sind seit juni 2011 unterwegs. Die SY ist auch eine Feltz Skorpion II. David habe ich noch vor der abfahrt in Berlin persönlich kennen gelernt, da sie von dort gestartet sind.
Astrid Hirtz und Björn Wolf haben ein drei jahre dauerndes refit ihrer Skorpion II “Buenavista” hinter sich. Die beiden sind seit august 2008 unterwegs und weilen derzeit in der Karibik.
Viele bilder und schöne reiseberichte gibt es von der “Amygdala“. Mal ein schiff, eine Skorpion II flushdeck, ohne grosses refit, jedoch mit einer langen suche danach. Die crew, Hans Wienand und Kornelia Wulf sind im mai 2010 gestartet.
Als letztes möchte ich noch das schiff “Taurus” von Barbara und Christoph Einspieler erwähnen. Es sind zwei österreicher, ebenfalls mit Skorpion II seit april 2010 auf fahrt und nicht wie viele anderen auf der passatroute (kanaren rechts abbiegen, rüber und durch den kanal), sondern richtung brasilien und untenrum. Finde ich persönlich spannender. Schöne reiseberichte.
Durch das WWW verfolge ich die reisen der skorpianer sehr aufmerksam. Interessant wird es, wenn es um das thema reparatur und aus dem wasser holen handelt. Hiervon kann ich nicht genug lernen. Ich bekomme dann so eine gänsehaut, wenn die berichte sich um schraubendreher, hammer und rostpickel handeln. Dann erahne ich schon die nächsten kapitel und dass der werftaufenthalt mal wieder länger dauert.
Unerwähnt müssen die vielen anderen seiten mit interessanten erfahrungen, schönen tagebüchern und spannenden berichten bleiben. Viele sind mit einem plastik- oder alu-schiff unterwegs oder schon wieder zuhause. Oder sie berichten nur in unregelmäßigen abständen, so dass leider der faden und das interesse an deren geschichten verloren geht.