Madeira ist grün

Die reparaturarie zuerst, denn es hat viel funktioniert: Der schlauch vom generator war  zum glück nur von einem verbindungsrohr gerutscht. Warum weiß ich nicht, die schellen sollten fest gewesen sein, nun sind sie es. Das erste mal, dass die motorraumbilgenpumpe wasser gefördert hat. Den rest von fünfzehn litern musste der nassauger schlucken.
Das gebrochene pendelruder habe ich zurecht gesägt, es ist zehn zentimeter kürzer und funktioniert hoffentlich auch. Die befestigungsschraube war allerdings ziemlich festgegammelt.
Dann noch ein wenig waschtag, einkaufen gehen und der gestrige tag war schon um.

Der Sa war dann fürs segel verplant. Zuerst das angefressene reffseil mit der defekten rolle ausgetauscht. Danach das segel langsam hochgezogen und alle schäkel zu den reffrollen mit band gesichert. Gleichzeitig alle verbindungsschrauben der lattenbefestigungen mit locktide gesichert.
Danach das ganze segel aus der nut gelassen und die obere offene segeltasche genäht. Ich hatte die nähahle schon fast vergessen, die ich mal zum geburtstag bekommen hatte. Danke an euch beiden, hätte sonst heute nicht gedruckt. Die segellatte wieder eingefädelt und das ganze wieder in die mastnut eingeführt. Hier sind vier hände und arme doch angenehmer als eine solovorstellung. Zumal mein daumen noch nicht voll einsatzfähig ist.

20150829 genaehtes segel

 

20150829 werkzeug segel

 

Dann noch ein nachtrag zu der geschenkten rotweinflasche: Ich bin in sachen wein kein schnösel, dieser schmeckte beim ersten mal nach kork und vor Madeira beim zweiten mal auch. Vielleicht können die fische in vier kilometer tiefe dort etwas damit anfangen.

Am So haben wir den patienten verlegt, zwei tage am steg reichen, grob ist alles wieder in ordnung. Nachdem wir uns vom hafenpolizisten abgemeldet haben, sind wir zweihundert meter weit ins hafenbecken gefahren, anker fiel und hielt.
Nach drei stunden kam ein marinero, um mitzuteilen, wir können hier nicht bleiben, da fährenwenderaum.

20150830 porto santos faehre

 

Aber ein stück weiter geht es, wohl gemerkt, wir zahlen hier nichts. Dafür wummert der großhubige dieselmotor der meerwasserentsalzungsanlage, der die insel versorgt. Stört kaum, aber am steg war er leicht leiser.

20150830 watermaker porto santos

 

Je mehr ich über diese insel lese, desto mehr beschämt mich die dumme menschheit. Die insel war noch vor einem halben jahrtausend bewaldet, nachhaltigkeit ist eine erfindung der letzten zwanzig sekunden.
Auch heute konnte ich mich nicht dazu durchringen, eine farbliche message an die hafenbetonmauer zu pinseln, dass ich hier war. Der blog sollte dafür reichen. Morgen ist die weiterfahrt angesagt, vierzig seemeilen nach Funchal.

20150830 porto santos

 

20150830 porto santos

 

20150830 porto santos abfahrt

 

Morgens nach neun abgelegt und mit segeln die insel verlassen. Lief alles ganz gut bis kurz vor Madeira. Drehende winde und zu wenig und dann drehte Mr. Perkins. Aber nach einer stunde kam der wind wieder.
Am abend waren wir dann in der marina Funchal. Missverständnisse und kurz vor dem anlegen bemerkte der marinero, dass das schiff nicht zehn meter lang ist. Dummerweise in der hintersten hafenecke und ich musste da sehr eng drehend wieder raus. Hat ohne bruch funktioniert und der boxenplatz ist ok. Der ganze hafen von Funchal wird umgebaut, ankerplätze sind nicht mehr vor dem hafen, alles verbotszone.
Dann kam noch der segelmacher vorbei, um das baumcover zu reparieren, verabredet war der nächste morgen.
Aber da war er schon wieder mit dem reparierten reißverschluss zurück. Ich habe mir gleich zwei schlitten einnähen lassen, wenn der erste wieder gehimmelt wird, kommt der zweite an die reihe, ohne erneut bei einem segelmacher klingeln zu müssen.
Den morgen bin ich mit dem rad zur gasstation gefahren. Diese liegt an der strasse, die vom kreisel an der markthalle vorbei in die berge führt. Nur die gasflaschenbefüllung ist nicht billig, kostet das doppelte wie in Berlin und das dreifache von Spanien. Die firma heisst Galp und liegt auf der talwärtsstraßenseite, da in der mitte ein kleiner fluss läuft. Der hinweg ist sehr anstrengend, der rückweg mit dem rad dauert nur fünf minuten. Madeira ist nicht platt.
Die permits für die naturschutzinseln südöstlich von Madeira sind auch beantragt und in arbeit. Langsam bin ich auf dem weg in den grünen bereich.

Laut der marina bekommen wir morgen die gleiche box im hafen wieder, mal sehen. Damit die segeltage von Eric nicht in der warteschleife im hafen verpuffen, sind wir zur besten ankerbucht auf Madeira motort, da kein wind. Gestern waren wir daran vorbeigefahren, denn die organisatorischen punkte mussten erst angegangen werden.
Diese bucht ist in den büchern gut beschrieben, ankern auf zehn meter, für mutige auch näher zum ufer. Die felsen ringsum sind vulkanischen ursprungs und vor vier jahren war ich schon einmal hier. Allerdings nur bis zum parkplatz in der inselsackgasse und konnte von dort aus ins meer schauen. Diesmal schaue ich in die landschaft mit winzigen menschen, die in der hitze hier wandern. Ich bevorzuge das baden.

20150901 bucht madeira

 

20150901 bucht madeira

 

20150901 bucht madeira

 

20150901 bucht madeira

 

Und warum ist Madeira grün? Weil die wolken hier pause machen und abregnen, so wie letzte nacht bei geöffneten luken. Morgens noch einmal vom bugbrett aus ins wasser gesprungen und die rückreise nach Funchal angetreten. Wind von hinten, also nur das groß bis fast zur südostecke. Dann plötzlich drehte der wind um hundertachzig grad. Wehe dem, der dann keinen bullenstander hat. Das ist die wichtigste erkenntnis und wird auch schon seit wochen genutzt. Nie ohne bullenstander – und nicht erst, wenn einer keinen kopf mehr hat.

Funchal sieht heute ein wenig anders aus, als vor vier jahren. Die kleinen geschäftsgassen sterben aus und die standardeuropaladenketten siedeln sich an. Überall der gleiche aufbau, das gleiche sortiment, der gleiche scheiß. Garantiert der falsche weg für mehr abwechslung.

Morgen habe ich das schiff wieder für mich, öl aufs holz, watermaker bauen, sauber machen und vielleicht ein wenig ruhe tanken, wenn hier nicht die hafenbaustelle wäre.

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