Cadiz ist anders

Das ankommen im america hafen von Cadiz war einfach und auch das anlegen mit drehen, fast wie ein alter profi. Danach bin ich gleich zum hafenchef gelaufen, anmelden und so. “Und so” heißt umlegen in eine box, die leer ist. Es ist auf dem papier hochsaison und der hafen ist leer, gut so.
Danach das fahrrad ausgetütet und um die altstadt herum bis zum südlichen haupttor geradelt. Diese über dreitausend jahre alte stadt existierte schon, bevor sich so ein typ an ein rechtwinkliges balkenkonstrukt hat nageln lassen. Viele meinten, diese stadt erobern zu müssen, und somit ist das heutige ergebnis das einer dauernden zerstörung und der anschließenden neugründung.

In der altstadt, und nur diese habe ich mir angeschaut, gibt es nur an den plätzen bäume. Die straßen sind so um vier meter breit, viel schatten und totale bodenversieglung. Zum meer hin sind die felsen über vierzig meter hoch.
Auch hier ist die lebensmittelversorgung recht dürftig, ohne plan findet man nichts. Andere vor mir hatten recht, der weg zur marina ist weit und die arme können lang von dem eingekauften werden.

20150714 cadiz stadtmauer

 

20150714 cadiz stadtmauer

 

20150715 cadiz altstadt

 

Eigentlich ist die stadt nett, mich stören nur die horden von touristen, die aus den kreuzfahrtschiffen herausgepumpt werden. Und hier liegen die großen mit viertausender stärke. Morgens rein in den hafen, maschine läuft weiter, rauspumpen und abends wieder einsaugen und weiter zum nächsten hafen. Das versaut die infrastruktur und die preise.

Am Mi habe ich mich dann zwei meilen südlicher verlegt, in die bucht von Cadiz. Vor mir die neustadt mit den unschönen hochhäusern und hinter mir die werft und der umschlagshafen. Ich wollte noch weiter, aber da ist eine mastköpfende brücke, und hier ist es ok. Die verwirrende brücke ist noch ganz neu und soll in einem monat eröffnet werden. Ich glaube erst in ein paar zeitintervallen, denn es fehlt noch so viel an dem teil. Aber es fährt sich darunter durch, wie in Hamburg.

20150716 cadiz brueckenbau

 

20150715 cadiz altstadt

 

Der Do war ein segeltag, jedenfalls für drei seemeilen, denn da war ich schon auf der anderen seite beim puerto sherry. Um mal die lage zu blicken, bin ich den fluss hinein, in die stadt. Einkaufsmöglichkeiten habe ich vom wasser aus nicht gesehen, der nautical club liegt im fluss und so bin ich in die schon ausgeschaute bucht zwischen der mole und der marina gefahren. Der ankergrund ist eigentlich gut bis matschig. Nach dem dritten mal hielt er auch. Als ich ankam, waren hier vier schiffe, dann kamen die ganzen ausflügler und es wurde recht voll. Am abend waren es dann nur noch sechs.
Die liegen jetzt am Fr noch immer da, es bläst kräftig und die kids von der segelschule haben richtig zu kämpfen. Der strand am ende der bucht ist auch leergefegt, und das ist wörtlich zu nehmen. Ein kleiner sandsturm kommt dort auf. Ein paar stunden später dreht der wind komplett und der sand landet wieder an dem ursprünglichem platz.

20150717 puerto sherry strand

 

20150717 puerto sherry strand

 

Am abend waren es schon drei schiffe mit dem heimathafen Hamburg in der bucht. Wobei die einen vom rhein sind. Ansonsten habe ich alles beobachtet und am Sa morgen das schlauchboot zu wasser gelassen. Ein brot kaufen gehen und den müll mal wegbringen. Die preise im hafen sind gepfeffert, der espresso ist teurer als in Lissabon. Wifi haben sie auch nicht, mist. Also nach dem frühstück wieder anker auf und auf die andere seite nach Cadiz.
Der versuch, mal so im vorbeischippern meine mails abzurufen, ist gescheitert, nur neue gripfiles habe ich laden können. Die sehen gut aus, will ich doch am vierten august schon in Gibraltar sein.

Die nacht in der bucht von Cadiz war windstill und das ist nicht gut. Der besuch kam zur dunkelheit und blieb bis zum morgen. Viele tote und ein verletzter, der in der nacht immerhin noch das moskitonetz mit den löchern aufgelegt hatte. Das muss besser werden.
Mit dem morgentlichen kaffee bin ich in richtung marina gefahren, die fender vorbereitet und mal schnell dort angelegt.
Dann die wichtigsten daten aus dem netz gesaugt und weiter. Der frische wind ließ natürlich gleich hinter dem hafen nach und so ging es mit dem motor nach Sancti-Petri oder so.
Ankern gegenüber der marina laut bibel war nicht, alles mit moorings gepflastert und eine habe ich mir davon gegriffen. Natürlich die falsche und was dann der marinero gesagt hat, konnte mein geringes spanisch nicht entziffern. Aber er hat mir eine neue zugewiesen und dabei geholfen. Vier euronen für die nacht sind ok.
Hier gibt es kostenloses wifi, aber nur mit einem spanischem handy oder es wird eine email zum postfach gesendet. Nur: wie soll ich auf meine mails zugreifen, wenn die deppen den zugang nicht freimachen. Zu kurz gedacht, schlecht gemacht. Und im postfach landete auch nichts!

Da war wohl ein missverständnis mit dem marinero, weil am abend ein anderer kam und ich sollte doch ins büro, der formalitäten wegen. Die nacht kostet jetzt vierzehn euronen und der typ von heute mittag dachte, es wäre tip für das anreichen der mooringleine, nix da. Somit habe ich noch zehn drauf gezahlt und bleibe. Gedacht hatte ich mir das anders.
Denn dieser ort wird erst zum abend hin akzeptabel. Am So nachmittag sind hier so etwa um tausend wasserfahrzeuge und noch mehr menschen. Die anfahrt hierher ist fest betonnt und dann kommen noch die segler mit den eiern in der hose und segeln unter vollzeug mit ihren vierzig fuß schiffen noch durch den hafen. Dazwischen sind schwimmer im fahrwasser, surfer, stehpaddler und kajakfahrer. Von links kommen kleine motorboote, dann mal cat auf einem schwimmer oder ein jetski. Im mooringfeld wird gern gas gegeben und dieses gebiet wird zum wasserskilernen genutzt. Eine größere fähre rundet das ganze ab, akustisch das geschrei von zig kindern links und rechts am ufer. Und ich mittendrin und versuche, einhand eine mooringleine zu fischen. Zur falschen zeit geht hier der fluss mit vier knoten – also wenn man nicht her muss, lasst es sein.

Das ablegen von der mooring ging auch im strömenden fluss ganz gut. Einen tag später am morgen und es sind nur noch die schiffe an den bojen hier, kein geschrei, richtig angenehm. Der wind war null und so ging es wieder einmal mit dem motor richtung süden.
Am kap trafalgar bin ich sehr nah ran gefahren, weil kein wind und keine wellen waren. Der boden kommt teilweise auf fünf meter hoch, dazu eine strömung von vorn und dünung von hinten. Das wasser kocht dort und bei wind ist unbedingt abstand zu halten.

20150720 kap trafalga

 

20150720 kap trafalga kueste

 

Insgesamt fünf stunden später war ich in Barbete, eine traurige marina. Alles sauber, ein wenig alt und nicht fertig geworden. Die gebäude leer, das kleine museum geschlossen, die boxen leer. Auf der anderen seite hat der beachclub schon lange keine gäste mehr gehabt. Ein zweites informationszentrum auch zu. Die marina hat natürlich kein wlan, dafür die bar in der mitte des hafens, wenn sie nicht auch gerade geschlossen hätte.
So bin ich in die stadt gelaufen, um mit der welt zu kommunizieren. Der supermarkt ist am ende des ganzen hafenbereichs und recht groß. Man könnte im fischereihafen kurz festmachen, hundert meter laufen und den supermarkt leerräumen. Wollte ich auch, habe aber dann doch zweimal das fahrrad benutzt.

Hinterher noch einmal duschen, dann bezahlen und ablegen. Vor dem hafen kann man wunderbar in sand ankern und es soll den nächsten tag keinen wind geben.
Kaum hatte ich geankert, da kamen schon vier weitere schiffe und haben es nachgemacht. Leider gibt es hier auch kein wifi, da die bar von gestern heute zu hat und so ist entspannung angesagt.

Politisch inkorrekt kann ich auch sein, weil es mich nervt, was der schlitzi mir in Ayamonte an gartenschlauch verkauft hat. Keine zweimal benutzt, das gewebe im schlauch ist eine attrappe, und bei leichtem druck gibt es blasen im schlauch und die platzen dann auch. Ist ärgerlich, weil ich gestern die waschmaschine angeworfen hatte und alle paar minuten den schlauch neu verbinden musste. Diese vier stücke sind nur beispielhaft, es sind mehr. Hoffentlich sind die anderen sachen, den ich dort gekauft habe, haltbarer.

20150720 billigschlauch

 

Die entspannung war nicht so, wie erhofft. Schwell in der bucht und meine blutsaugenden mitbewohner mussten auch noch zur strecke gebracht werden. Es halten sich hartnäckig ein paar von ihnen in irgendwelchen ecken.

Am morgen bin ich dann bei windstille weiter in richtung Tarifa. Schon aus der entfernung konnte ich das gejammer der windsurfer wahrnehmen, die schon seit tagen auf wind warten. Für mich eigentlich gut, denn gibt es kein hack in der Straße von Gibraltar. Und dazu kommt die zeitlich günstige tide, so dass ich um fünf uhr am nachmittag weiter segeln werde. Gripdaten sollten stimmen und schon kann ich den ankerplatz an der östlichen mole vom hafen verlassen.
Ausserdem ist es seit gestern abend in Barbete spannend: ich kann afrika sehen, seit sich der dunst verzogen hat.

Der süden rückt näher.

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Sevilla ohne Barbier

Der erste tag in Sevilla war einer im club. Anmelden, strom organisieren, wlan und was sonst noch so muss. Dann habe ich noch die periode mit fast immer über vierzig grad erwischt, nicht so angenehm.
Das stromsystem ist hier noch einmal anders, als in den häfen zuvor. Der marinamitarbeiter drückte mir einen stecker in die hand und den rest musste ich selber verdrahten. Fand ich merkwürdig, aber ist hier wohl usus. Das wlan ist nicht das schnellste, aber es geht.

20150709 blick vom schiff

 

20150710 blick zum schiff

 

Eine große informationsquelle ist Klaus, der hier im club seit vielen jahren mitglied ist und hier gestrandet ist. Das wort stranden gefällt dem fünfundsiebzigjährigen nicht – ein weiteres zu hause könnte man sagen. Was wer wo wie wann, er kann es dir sagen. Somit  weiß ich auch, wo es hier das beste bier gibt und wo die waschmaschine, nämlich seine, steht. Er hat sie angeschafft und nun gehört sie zum club.

Am Mi bin ich gleich nach dem aufstehen in die stadt gelaufen, im schnelldurchgang, um einen eindruck zu bekommen. Dieser fiel sehr positiv aus, mit einer karte vom touristenbüro geht es heute abend mit dem rad ein weiteres mal los. Palast und garten und das jüdische viertel sollen sehr gut sein. Aber zwischen morgens vor dem öffnen der geschäfte und abends ab acht ist es einfach zu heiss.

Was sich nicht so gut entwickelt, sind die mückenstiche. Diese werden jetzt zu kleinen beulen, jucken aber noch nicht.

Sevilla ist sehr nett, heiß und hat dazu noch viele ältere parks. Am Do habe ich das fahrrad an land gebracht und die stadt erkundet. Als erstes ging es in den großen park, der gegenüber der marina liegt. Schöne alte alleen, das archäologische museum und der spanische platz mit dem riesigen gebäude.

20150709 allee im park

 

20150709 archiologische museum

 

20150709 spanischer platz

 

20150709 spanischer platz

 

20150709 springbrunnen spanischer platz

 

Danach ging es ins jüdische viertel, enge kleine gassen, keine hohen häuser und viel schatten. Das gebiet liegt gleich bei der kathedrale. Da ich es nicht so mit den kirchengangstern habe, wurde das teil nicht besichtigt und auch nicht der palast um die ecke.

20150709 juedische viertel

 

20150709 juedische viertel

 

20150709 platz im juedische viertel

 

20150709 eingang vom palast

 

20150709 mauer vom palast

 

20150709 kathedrale

 

Ich bin nach gefühl durch die innenstadt gefahren oder gegangen. Die gassen sind oft mit tüchern abgedeckt, um die sonne zurückzuhalten. Unten sind dann läden, die ihre türen offen haben. Somit ist es dort aufgrund der vielen klimaanlagen recht angenehm, ein ökologischer wahnsinn. Die alternative betreiben viele bars: sie versprühen wasser als feinen nebel unter dem sonnenschutz.

20150709 tuecher und strassen

 

20150709 schoene eckhaeuser

 

Die pferde der kutschen tun mir auch leid. Entweder müssen sie ziehen und zerkratzen dabei die pflastersteinstraßen, rutschen dabei fast aus. Oder, sind die touristen nicht willig, müssen sie im schatten in der hitze warten und die fliegen schwirren um die nüstern herum. Auch kein job für mich.

Zum schluss habe ich noch den aldi angelaufen, fast so schön wie zuhause. Teilweise deutsche produkte, jedoch kein knäckebrot und keine getrockneten erbsen. Dafür gouda am stück und bacon. Diese lebensmitteltempel wird es auf dem nächsten kontinent nicht mehr geben.

Meine neue reiseplanung sieht nämlich wie folgt aus: ich werde nicht ins mittelmeer fahren, das geht immer noch später oder auf der rückreise. Als nächstes ziel wird Marocco angesteuert, die küste ein stück hinab und dann rüber richtung Madeira. Danach zu den Kanaren, avocados essen.

Der Fr war ein brückenöffnungstag und so versammelten sich vier schiffe um zehn uhr abends vor der brücke. Klaus und seine frau winkten noch vom ufer her, der zweite traurige abschied auf dieser reise. Danach ging es noch drei meilen weiter zur marina an der schleuse, um in zweiter reihe die nacht zu verbringen. Diese war wieder nicht nett, mücken und um halb neun brachen alle zur schleuse auf. Ich war einer der ersten, der reingefahren ist und der letzte der rausfuhr. Reisen und nicht rasen ist mein motto, die anderen wollten noch am abend in Chipiona sein. Ich hingegen ankere wieder im fluss.
Im fluss gibt es gitterbaumfischer, eine leichte sentimentalität zu meinem alten mast. Die fischer lassen mit zwei waagerechten gitterbäumen ein netz in den fluss. Nach einer weile ziehen sie die bäume hoch und der fisch ist im netz.

20150711 gitterbaum fischer

 

20150711 gitterbaum fischer

 

Die lernkurve besteht diesmal darin, dass ich das salzwasser erreiche, wo die mücken nicht mehr sind. Morgen geht es dann zur küste, vor den hafen von Chipiona.

Und natürlich gab es dort auch mücken, ich habe wohl schon zu früh in der letzten kurve gestoppt. Diesmal aber gleich die schotten dicht und es ging. Auch gibt es am ufer wildschweine, die zur dämmerung ans wasser kommen und hinterher wieder im schilf verschwinden. Am morgen mit dem kaffee bin ich zur wirklich letzten kurve gefahren und liege gegenüber dem alten kran, den ich schon auf der hinreise gesehen hatte. Hinter mir der pinienwald mit dem naturschutzgebiet.

20150712 ankerplatz bonanza

 

20150712 ankerplatz bonanza

 

Am nächsten morgen sollte es weiter gehen, das meer ist sieben meilen entfernt. Aber vor Bonanza liegt man sehr gut, ruhig und günstig zur sonne mit viel schatten in der plicht. Der So war ein wenig nervend, die spanier machen erholung auf, im und am wasser, also mit viel lärm.
Da sich die wetterlage aber nicht ändert, bin ich auch noch den Mo dort geblieben. Der küstenabschnitt gehörte mir allein. Keine termine und keine hetze. Dann habe ich noch ein moskitonetz für ein doppelbett gefunden, oder mich daran erinnert. Die schönste zeit ist hier von sieben bis zum sonnenuntergang. Die fliegen sind alle verschwunden und die mücken noch nicht da. Die gibt es hier auch, aber zahlenmässig kein vergleich zur horrornacht.

Auch hier gibt es wildschweine und sogar rotwild. Dennoch bin ich am morgen um sieben hoch, damit ich das ablaufende wasser noch mitnehme. Das tagesziel war Cadiz, leider unter motor.
Die anfahrt nach Cadiz hat mich irritiert, dachte schon an einen fehler in der matrix.

20150714 anfahrt cadiz

 

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Ich habe sie auch, oder doch nicht

In Mazagon wollte ich zwei nächte bleiben, der technische zustand änderte aber alles. Der erste tag war mit dem verlegen des neuen dieselschlauches verplant, da würden locker wieder vier stunden draufgehen. Aber vorher habe ich noch einmal die tagestankpumpe angeworfen, vielleicht hatte sich ja etwas geändert, es soll ja solche situationen geben. Und siehe da, diesel kam und dann ein fünfzehn zentimeter langes stück braun. Dieses passierte den ersten klarsichtschlauch, und als es beim zweiten war, konnte ich die pumpe ausschalten. Die verbindung zum tagestank habe ich gelöst und den schlauch in den filtertrichter gehalten. Die zahnräder der pumpe haben bei ihrer neuen belebung das braune teil geschreddert.

20150702 dieselfilter

 

Ich muss nun keinen neuen schlauch einbauen, aber habe die pest an bord. Die panische handlung der forengemeinschaft ist die totale tankreinigung. Ich werde erstmal nichts machen. Ich habe zwanzig milliliter vom bekannten additiv in den schlauch gespritzt und in den tank gepustet. Einen liter hatte ich davon gekauft und noch kaum etwas davon benutzt. Mal sehen, wie tödlich es ist.
Ich liege jetzt am zweiten tag vor der marina am anker und im tank wird das zeug durch die wellen vermischt.
Der nächste test ist meine zweiwege filteranlage, ob die denn auch funktioniert. Der diesel aus dem tagestank muss da durch, und wenn der erste filter dicht ist, wird auf den zweiten umgeschaltet. Das muss ich nur rechtzeitig merken, wenn die leistung des motors langsam nachlässt.

Der ankerplatz vor der marina von Mazagon hat es in sich oder ich bin zu hastig. Anker geworfen, rückwärts und fest. Dann zur sicherheit mehr gas und der anker ist wieder frei. Der schlick hält nicht überall, beim dritten mal habe ich kein vollgas gegeben und es hielt bis zum nächsten morgen.
Der nächste tag fing ohne wind an und das hielt sich auch bis zum späten mittag. Mit dem anker habe ich auch einen angelköder mit hoch geholt, kann ich gebrauchen. Zuerst bin ich motort und dann dachte ich mal an diesel in den tagestank zu füllen. Es kamen nur fünf liter und dann war schluss, vakuum im schlauch. Wäre ja auch zu einfach gewesen, ein stück verstopft und dann alles wieder im grünen bereich. Der wunsch war hier mal wieder der vater des gedankens.

Dafür bin ich das erste mal vom schiff aus baden gegangen. Nicht weil mich das vierundzwanzig grad kalte wasser gelockt hat, aber ich wollte die logge wieder freilegen. Seit der drecksbrühe in Lissabon ist sie blockiert. Die operation war erfolgreich, da aber wellen das boot anhoben, habe ich weitere inspektionen unterbrochen. Aber ich habe noch ein stück rote leine in der schraube gefunden, der rest von meiner ankerboje.

Am nachmittag ging es dann doch unter segel richtung Chipiona. Ich konnte nicht am langen steg liegen bleiben und musste in eine box, meine bedingung, dass sie leer ist. Ging ganz gut ohne farbverlust, aber wenden in einer marina mit wind stresst mich doch sehr. Somit war es ein sehr guter tag, den clip vom baumcover habe ich auch wiedergefunden, das cover als lazzybag funktioniert sehr gut. Das war der erste tag ohne kaskoversicherung, geht auch.

Sechs stunden hat die tankrevision gedauert. Den rückbau, bis ich unten am tank war, kannte ich schon, und deshalb ging es diesmal sehr zügig. Dann den revisionseinfülldeckel entfernt und am saugrohr war ein hühnerei großer, brauner kokon. Den konnte ich abziehen und fand das muster sehr interessant. So sieht doch keine dieselpest aus. Den kokon konnte ich entfalten und es kam ein küchenpapiermuster zum vorschein.
Da hatte ich wohl chirurgenqualität vor fünf jahren an den tag gelegt. Bei der revision ein papiertuch vergessen.

Vorsichtshalber habe ich die ersten dreißig liter durch meinen gelben filtertrichter laufen lasssen, bis die letzten zellstoffklumpen gefilter wurden. Dann wollte ich noch den ganzen vorderen tank in den hinteren pumpen, alles durch den filter. Mit meiner fasspumpe ging das sehr gut, doch nach zig litern habe ich schweisstropfend aufgehört. Kein bisschen dreck im filter.
Danach alles wieder zusammengeschraubt und feierabend. Die erste aktion danach war duschen.

Erfrischt ging es mit dem rad in den ort, ein badeort mit vielen appartments und kleineren häusern. Diese erscheinung hat mich an italienische küstenorte erinnert. Viele tausend menschen machen hier urlaub und kein richtiger großer supermarkt im ort, nur kleinkrämer und restaurants. Nach einer stunde mit einkaufen war ich wieder am schiff und hätte gleich noch einmal duschen können.

Eigentlich war das nächste ziel Cadiz, das wird erstmal vertagt. Im Reeds steht, dass man nach Sevilla fahren kann, ohne probleme. So bin ich am So aufgebrochen um halb zwölf, damit ich das auflaufende wasser mitnehme. Im buch steht, dass man es in einem stück schafft, ich frage mich, ob dafür der hebel auf dem tisch gelegt werden muss. Ich bin leider zu früh los und so ging es erst noch gegen den strom den fluss hinauf.

Der Rio Guadalquivir erinnert mich am anfangs sehr an die Elbe, wasser braun und links und rechts flaches land, aber ohne deiche.

20150705 flusslandschaft

 

20150705 flusslandschaft

 

20150705 flusslandschaft

 

Ein paar markierungstonnen liegen jetzt versetzt und das wasser ist um sechs meter tief. Und da bei langweiliger motorfahrt die konzentration nachlässt, ging es auch recht schnell. Piep, ein meter, ein halber, null und aufgelaufen. Rückwärts ging ein stück, wieder zur flussmitte und festgefahren. Zum glück war es auflaufendes wasser, also keine panik. Hinter mir kam noch ein ausflugsdampfer, der schaukelte mich so, dass ich ein wenig gedreht wurde. Dahinter kam ein tanker von hundert meter länge. Der entzog mir erst das wasser und seine wellen waren auch nicht sehr hilfreich, ein paar meter in die richtige richtung.
Also die genua aufgezogen, Mr Perkins auf volllast und nach fünf metern war es schon wieder ganz tief. Abkürzungen in flüssen sollte man nicht machen.

Das naturschutzgebiet auf der linken seite wechselte seine erscheinung, von flach zu baumbewuchs mit sehr vielen störchen. Halt wie an der Elbe, nur sehr viele mehr. Und wenn die bäume nicht mehr ausreichen, wird auch ein schifffahrtssignal zum nestbau verwendet. Ab und zu kommt mir das ganze wie die Camargue vor, mit flusspferden.

20150705 storchnester

 

20150705 storchnester

 

20150706 flusspferde

 

Im Reeds steht auch, dass es keine haltemöglichkeit oder ankerplätze gibt. Der ganze fluss ist ein ankerplatz. Nachdem ich das riesige flusskreuzfahrtschiff wieder eingeholt hatte, weil es dort gerade abendessen gab, bin ich einen kilometer weiter rechts abgebogen und habe gleich dort geankert. Das schiff ist mir das erste mal vor einer woche im grenzfluss begegnet.
Der ankerplatz ist traumhaft schön, gleich neben der grünen tonne und mein schiff wurde zum ladeplatz von mindestens fünfzig libellen. Ein ständiges kommen und gehen von roten und gelben.

20150705 ankerplatz  im fluss

 

20150705 libellen

 

20150705 libellen

 

Nach meinem abendessen wurde es dann recht ungemütlich. Bei soviel natur fängt die nahrungskette nicht mit den fröschen an, sondern viel kleiner und geräuschvoller. An deck ging es nicht mehr und in der achterkabine war es vom stundenlangen motoren zu heiß, aber der einzige ort des aufenthalts. Luken dicht, tür zu und mit der stablampe die surrenden eindringlinge aufgespührt. Mit dem t-shirt dann zur strecke gebracht. Erschöpft bin ich eingeschlafen, aber leider hat sich in der nacht die kabinentür wieder geöffnet. Mit folgen.
Mich stechen diese moskitos eigentlich nicht, sie waren wohl in einer notsituation. Die einstichstellen sind im dreistelligen bereich, über zweihundert, so schlimm habe ich das noch nicht erlebt. Davon bin ich dann aufgewacht.
Dann folgte die okkulte kabinenbemalung in wischtechnik mit rot. Ein richtiges massaker, das so anstrengend war, dass ich bis um halbzehn geschlafen habe.
Für das auflaufende wasser schon recht spät. Die bilder stelle ich wegen der grausamen szenen nicht ein.

Kaffee kochen, anker auf und richtung Sevilla abgeschippert. Meine nächtlichen besucher kamen von den reisfeldern links und rechts vom fluss. Das gelbe sprühflugzeug hatte wohl beim letzten mal nicht so gute arbeit geleistet, dafür heute morgen. Um halbeins bin ich am schlepper, der vor der neuen schleuse liegt, längsseits gegangen. Der kapitän war dann noch so freundlich, mit der marina und mit der schleuse zu telefonieren, denn ohne mail an die marina geht die schleuse auch nicht.

20150706 neue schleuse sevilla

 

20150706 schlepperwarteplatz

 

Aber auch die schleuse macht erst um neun uhr abends auf, die spätere brücke öffnet sich um zehn und dann bin ich hoffentlich auch schon im Club Nautico de Sivilla. Angedacht sind zwei bis drei tage aufenthalt.

Um acht uhr kam dann das containerschiff, und während es backbords in der schleuse festgemacht wurde, sollte ich es rechts überholen und mich vorn in der schleuse festmachen. Nur diese verwirbelungen der schiffe sind enorm, meine fender mussten sich viel gefallen lassen. Als das tor aufging, bin ich raus und habe den riesen vorbei gelassen.

20150706 schleusenpartner sevilla

 

Dann im abstand immer hinterher. Auch im hafen von Sevilla sind die störche auf lampenmasten und alten kränen.

20150706 altes hafenbecken sevilla

 

20150706 bruecke sevilla

 

Vor der letzten brücke, die nur alle paar tage aufmacht und gestern nur für mich, lag das tankschiff. Zuerst dachte ich an einen scherz, es heisst Wine Trader. Aber lauter tanklastzüge kamen zum schiff und pumpten, was das zeug hält. Die hanglage oder das terroir vermischen sich im schiff zum allzweckwein.

20150706 stoerche in sevilla

 

Der schlepperkapitän hat mir sehr geholfen, im Club Nautico wartete schon das personal, um mich in empfang zu nehmen. Diesmal vorwärts an die kaimauer und hinten eine mooringleine. Ich bin jetzt im zentrum von Sevilla angekommen.

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Flussschifffahrt

Der ort Ayamonte ist überschaubar und mit dem rad gut zu erkunden. Nachdem ich die ersten beiden fuhren lebensmittel erbeutet hatte, war zeit für die stadt. Einmal quer durch, die tourizone links liegengelassen und an der schiffswerft wieder herausgekommen. Dann die alte uferpromenade zurück und beim chinesen gebremst.
Von aussen sah der laden unscheinbar aus, innen aber riesig. Alles, was man an haushaltswaren braucht, arbeitsbekleidung und tünkram.

Zuerst wollte ich nur auflagen für die plicht kaufen, habe ich dann aber doch sein lassen. Es sind vier dünne rote sitzkissen zum festbinden geworden. Aber dann gab es eine abteilung für baseballcaps, die bekanntlich gern auf segelschiffen fliegen gehen. Auch das erweiterungsgartenschlauchset wurde eingetütet und eine kochhose. Find ich gut und passend dazu ein kochpiratenkopftuch. Eine runde backform fehlte mir ja auch noch.
Um etwas fischiges zu kochen, kann der mammon über die theke wandern oder man kann selbst fangen. Dafür habe ich hundert meter sehne, drei bunte köder und normale angelhaken gekauft. Und alles in der kleinen größe, für kleinere fische. Damit ich den optionalen fisch auch an bord bekomme, gab es einen billigen aufroller und einen kescher.
Der fisch kann kommen.

Um über siebzig euronen erleichtert ging es dann zurück zum schiff, um die vorbereitungen zum ablegen in angriff zu nehmen.

Kontrolliertes ablegen gefällt mir langsam, im gegensatz zum ankommen hat man zeit. Trotz des starken windes bin ich aus der box heil rückwärts heraus. Zum anfang hat die winch mich in position gebracht und dann ein test und los.
Die richtung war landeinwärts den fluss hinauf, zuerst unter der brücke zwischen den beiden ländern hindurch und dann mittig bis aussenkurve im fluss.

Einige orte hatte ich mir im vorwege notiert und weitere hilfsmittel hatte ich erhalten. Doch ich bin der ersten schönen kurve vor anker gegangen. Weiter kann ich ja noch immer.
Im osten wird spanisches olivenöl angebaut, auf der westlichen, ankernden seite portugiesischer wein. Die bauruinen habe ich hinter mir gelassen und der fluss gehört mir.

20150624 ankerplatz rio gurdiana

 

20150624 ankerplatz rio gurdiana

 

20150624 ankerplatz rio gurdiana

 

20150624 ankerplatz rio gurdiana

 

Einige boote zogen am ankerplatz vorbei, auch zwei ausflugsdampfer. Am Nachmittag bin ich mit dem auflaufenden wasser weitergezogen. Ab und zu greift mein anker nicht im fluss, wenn die sohle aus stein besteht. Das war auch gut so, denn ich bin noch weiter gefahren.
Auf dem weg habe ich mir gedanken zum abendessen gemacht und mich abseits eines kleinen ortes niedergelassen. Der platz war gut und ruhig, beim fünften fisch und einer möwe, alle tot, habe ich aufgehört zu zählen.

Jeder fluss hat seinen geruch, ein wenig moderig, aber frisch. Das wasser ist grünlich bis ocker, die braune elbe riecht dagegen würziger und nach altem moder. Die landschaft hier ist wunderschön, beiderseits hügelige berge bis zu hundert meter hoch, bewachsen und ab und zu ein zerfallenes haus.

20150625 uferbewuchs

 

20150625 uferruinen

 

Am Fr bin ich mit dem frühen wasser weiter gefahren, hatte noch ein paar schöne ankerplätze gefunden. Doch ich bin bis Alcoutim gekommen, auf beiden seiten gibt es schöne ortschaften. Auf der spanischen seite ist auf dem berg eine festung. Hier liegen dreißig schiffe, teilweise am steg, an der mooring oder wie ich vor anker. Die ganze flussfahrt ist auch so angenehm, weil gerade nippzeit ist, das wasser schwankt um wenig mehr als einen meter.

20150626 alcoutim

 

20150626 alcoutim gasse

 

20150626 alcoutim platz

 

Flussfahrten sind für mich an sich langweilig, nur diese ist anders. Ich habe zeit, das wetter ist heiss und das gewässer ist nicht steril am ufer, wie in der heimat. Hier sollte man unbedingt hochfahren, es lohnt sich. Position: 37.28.233N 7.28.146W
und die tide ist hier ca +2std zu Ayamonte versetzt.

20150626 ankerplatz alcoutim

 

20150626 flussabwaerts

 

20150626 flussaufwaerts

 

Jammern wir doch mal über das wetter: gestern waren es im schiff um fünfunddreißig grad, also zum abkühlen nach unten. In der plicht unter der kleinen plane waren es über vierzig mit einem heissen wind, der nicht kühlt. Und heute am Sa soll es noch heißer werden, soviel kann man gar nicht trinken, das verdunstet sofort wieder.

Alcoutim hat weniger als tausend einwohner, der ort hat sich unterhalb eines alten castels angesiedelt. Schöne gassen und kleine strassen. Es gibt nach der akustik zwei kirchen, eine kann ich sehen. Diese fängt zuerst an zu läuten zur vollen und zur halben stunde. Dann folgt die kirche auf der spanischen seite, hier ist es eine stunde später. Dann folgt die zweite kirche und zum abschluss noch einmal die spanische. Somit hat der tag hier fünfundzwanzig stunden.

Nach dem morgendlichen kaffee am Sa ging es in den spanischen ort Sanlucar. Müllbeseitigung angehen und ein brot kaufen. Der ort ist ganz schön verbaut und das ganze  auf einem hügel. Also rauf und runter laufen, bis ich den ersten lebensmittelladen gefunden hatte, ohne brot. Das gab es dann hundert meter weiter in einer bäckerei. Von aussen kaum zu sehen und es gab nur die eine sorte, schmeckt aber.
Von den beiden orten gefällt mir der portugiesische doch mehr, vielleicht weil nachts die beleuchtung gelblich warm ist und die spanier eher auf grell hell stehen.

20150626 sanlucar

 

20150627 sanlucar ort

 

20150627 sanlucar strasse

 

20150627 sanlucar windmuehlen

 

Am So hat sich noch kein anderes wetter eingestellt, hitze über vierzig grad und im schiff sind es fünf weniger. Trinken trinken trinken, und intensiv abhängen. Gestern gab es hier ankerkino, sehr nahe des portugiesischen anlegers hat eine crew den anker nicht hoch bekommen. Und während ich da so mit dem fernglas zuschaue und kluge ratschläge mit mir diskutiere, kommt doch das französische boot neben mir sehr nahe. Auch haben sich andere boote von mir entfernt. Zuerst will man es nicht glauben, dann muss ich aber zugestehen, dass mein anker sich nach fast zwei tagen losgerissen hat. Also zur abwechslung ein ankermanöver und am ende bin ich vierhundert meter flussaufwärts zur ruhe gekommen. Dazwischen sind die anleger und die personenfähren, wo ich auch nicht liegen will.

Der Mo ist abreisetag für mich von diesem ort. Ich könnte auch länger bleiben, möchte aber weiter, da am Mi segelwind am meer angesagt ist. Während ich die vorbereitungen getroffen habe, war ein altes problem wieder da: es ist kein diesel aus dem vorderen tank zu saugen. In Ayamonte ging es noch und hier nada. Vielleicht liegt es an den temperaturen, dass der schlauch weich ist und sich unter vakuum zuzieht. Denn luft durch den schlauch bis in den tank kann ich pusten. Also sollte man bei solchen leitungen saugschläuche verwenden.
Die versicherungen tun sich immer noch schwer, für die kasko wollen sie ein gutachten, und dann soll die prämie auch noch über zweitausend euronen weltweit mit einer selbstbeteiligung von zwei prozent kosten. Will ich nicht und kann ich auch nicht bezahlen.

Dann habe ich mit dem zubehörversender aus Bremen abgeschlossen. Ich hatte den sicherungsautomaten reklamiert, der mir in der hand zerbröselt ist. Es gab ein ticket, aber nach mehreren nachfragemails keine antwort. Ein monat ist das nun her. Es ist nicht nur der schlechte service, der mich stört, sondern im nachhinein auch die preispolitik. Ich habe dort geordert, weil die transportkosten nach Spanien gering waren und weil ich mehrere teile, die ich benötigt habe, zusammen kaufen konnte. Nur die marge ist bei denen recht hoch, sollte doch die motorschaltung dort zweihundert kosten und woanders nur hundertfünfzig. Der zweite anbieter hat sicherlich nicht drauf gezahlt, nur Bremen ist gierig. Also den versender kann ich nicht empfehlen, teuer und kein service.

Am Mi bin ich dann in Spanien in dem küstenort Mazagón angekommen, die andere gastlandflagge wurde wieder verstaut. Das nächste ziel ist Cádiz.

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Die Einsamkeit von Culatra

Ich habe es bereits anklingen lassen, das mit der idylle in Culatra ist nicht so. Man kommt dort nicht sehr bequem hin und weg, halt mit der fähre. Oder die spendierhosen sind voll, dann mit dem wassertaxi für fünfundvierzig nach Faro. Die einflugschneise des flughafens über dem kopf ist auch nicht so berauschend.

Die insel hat zwei größere ortschaften, downtown und am ende bei der einfahrt. Es gibt keine autos, nur trecker und daher auch keine strassen. Die hauptwege im ort sind aus betonplatten, daneben kann der trecker im sand fahren. Das lauschige und romantische ist mir nicht begegnet. Mehrere restaurants sind im ort, ein kleiner laden – und aus die maus.
Einer treckerspur bin ich bis zum wasser gefolgt, dort wo die gestrandeten liegen. Die leute mit den katemaranen sind hier, teilweise feste hütten am ufer. Was mir positiv aufällt, ist die müllentsorgung. Auch an dieser stelle stehen zwei große tonnen, damit die jungs den müll dort abliefern. Es gibt diese sammelplätze im ganzen ort.
Auch kam das wifi schon bis hier und sogar bis zum ankerplatz draussen.

20150618 natur auf culatra

 

20150618 treckerspur auf culatra

 

20150618 betonwege auf culatra

 

Damit ich gar nicht erst zur ruhe komme, bin ich am Fr nach Olhao gefahren und habe vor dem hafen den anker geworfen. Das ganze bei niedrigwasser und ich komme auch nur bei hochwasser wieder weg. Dies ist ein weiterer versuch, ein wenig trocken zu fallen.
Als ich an land fuhr, traf ich einen Dänen, und der gab mir den tipp, mich zu verlegen. Der ortspolizist ist wohl nicht der netteste und vor der hafeneinfahrt liegen mag der auch nicht.
Also wieder anker auf und in richtung Olhao-Ost, fünfhundert meter weiter. Hier liege ich am rand vom fahrwasser vor einer alten werft. Für einige zu weit im aktiven bereich und so fahren sie links und rechts am boot vorbei, obwohl sie dafür einen bogen fahren müssen.

Die müllgeschichte geht auch weiter: hier werden die vollen tonnen von den inseln angelandet und dann in den müllwagen gepresst. Besser als eine verbrennung vor ort. Das schiff kommt im morgengrauen und ich habe es zwei tage lang nicht gehört, sehr freundlich von ihnen.

Olhao ist auch ein netter ort mit altstadt. Diese gassen sind oft sehr schmal, nur für fußgänger geeignet. Auch hier verlassene häuser, aber nicht so arg wie in Porto. Einkaufsmöglichen sind hier viele vorhanden, und die beiden markthallen werden noch aktiv genutzt, zumindest am Sa. Eine halle für fisch und die andere für den rest.

20150619 markthallen von olhao

 

20150620 ankerplatz in olhao

 

20150620 muellumschlage in olhao

 

Die ankerkette ist auf mein neues maß draussen, fünffache länge, besser ist mehr. Die fraktion der motorbootfahrer empfindet das als zuviel und zeigen dies mit sehr nahem vorbeifahren, hatte ich schon erwähnt. Am letzten abend habe ich eine muringleine bei niedrigwasser ausmachen können und habe damit mein heck gesichert. Somit keine vorbeifahrer mehr hinten herum.
In den letzten zwei tagen sind mir drei motorboote aufgefallen, die ein motorproblem hatten – ich hoffe, einer davon ist derjenige, der mir meine plastikflasche abgefahren hat. Ich bin gegen plastik im meer, keine frage. Aber diese flasche war gut festgebunden und die leine wurde am anker abgerissen.

Mit dem auflaufenden wasser habe ich den spannenden platz bei der müllverlademauer verlassen. Diesmal hatte ich mehr als nur schlick auf dem anker. Die vielen muschelsammler, die bei trockenfall die sandbänke durchwühlen, nehmen die kleinen muscheln und tüten sie ein. Jetzt sind sie in kleinen netzen und davon gibt es einige an einer leine, die mit einem schweren stein endet.
Wenn ich angeln will, so soll das gezielt sein, die seile am anker waren nicht vorgesehen. An deck habe ich den anker nicht bekommen, dafür war die last zu gross oder die geschwindigkeit. Im engen fahrwasser konnte ich auch nicht anhalten, zu viele motorboote und das sehr nahe ufer. Also bin ich mit meiner beute bis vor Culatra gefahren, dort konnte ich mich treiben lassen.

20150621 angeln mit dem anker

 

20150621 angeln mit dem anker

 

Der stunt war für mich auch neu, auf den hängenden anker absteigen, eine hand für mich und mit dem messer in der anderen die seile durchtrennt. Das war die aufregung vor fünf und der ankerplatz vor Culatra war dann mit leerem anker sehr einfach zu erreichen.

Und warum bin ich wieder in die flugeinflugschneise gefahren?, wird sich der eine oder andere denken. Flugzeuge kommen nach fahrplan und der hört auch mal auf. Motorboote kommen immer und nerven doch sehr. Besonders aufdringlich sind die wassertaxis in der gegend hier. Zuviel power und die geschwindigkeit ist off limits.

20150623 ankerplatz vorm anleger culatra

 

20150623 fischerhafen culatra

 

Das energiethema muss ich noch einmal erwähnen. Ich habe einen wasserkocher, den nutze ich, wenn ich zuviel strom habe. Das kommt aber gerade nicht vor. Und bei diesem thema ist mir doch ein fehler unterlaufen, weil ich nicht richtig sehen konnte. Man vertraut einer anzeige gern, besonders wenn diese digital ist. Mit brille wäre es nicht passiert, aber so habe ich drei komma acht neun ampere abgelesen, wenn der wasserkocher in betrieb ist. Aber wie sollen daraus tausend watt werden, geht nicht. Mit der brille habe ich das komma erkennen können, es sind somit neununddreißig ampere, die aus den batterien gelutscht werden. Also koche ich das wasser vor anker liegend jetzt auf dem herd und der strom bleibt für den kühlschrank.

Am Di konnte ich mich dann doch von der insel trennen und bin in richtung des grenzflusses zwischen Portugal und Spanien auf. Ungefähr dreiunddreißig seemeilen, das ist locker nach dem kaffee zu schaffen. Schönes segelwetter, anfangs schwacher und nachher guter wind. Die einfahrt in den fluss bei seitenwind ist mit vorsicht zu geniessen. Die erste marina auf der portugiesischen seite habe ich lieber nicht benutzt. Höchstgeschwindigkeit einen knoten, dazu sah es sehr voll aus und viel rückenwind. Lieber kein bruch und auf der spanischen seite bin ich in Ayamonte eingelaufen. Sehr langsam versteht sich, denn auch hier gab es rückenwind. Ich hätte längsseits gehen können, mit einer drehung vor einem grossen kat oder in die halbvolle box. Es passte sehr gut, aber als ich noch einmal aufstoppen musste, bin ich verdriftet. Nun denn, das andere boot blieb heil und ich habe viel farbe an bord.

Die marina suche ich nur auf, um wasser zu tanken und einen waschtag einzulegen. Der preis von siebenunddreißig euronen für vollgeschissene stege, keine wasserschläuche, duschen im containerstyle und kein wifi ist deutlich zu hoch. Deshalb liegen hier auch kaum schiffe. Doch ist der supermarkt sehr nah und die vorräte wollen auch gebunkert werden.

Morgen wird wieder geankert und diesmal im fluss, links oder rechts wird sich zeigen.

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Ein weiteres Solo

Die vorbereitungen in Sines für die fahrt waren am mittag abgeschlossen und um drei uhr nachmittags ging es dann in richtung Lagos. Achtzig seemeilen geplant und realisiert. Zuerst war es zu ruhig, dann wurde es dunkel. Vorsichtshalber haben wir ein reff ins gross gebunden, und das war gut so.
Nach der leckeren erbsensuppe mit kasseler fing der wind etwas mehr an. Ich habe die wache von mitternacht bis um drei gefahren und es war anstrengend. Es ging teilweise mit sechs knoten dahin, doppelt so viele wie am nachmittag. Um drei konnte ich mich auch ins bett fallen lassen, wurde aber durch eine ruppige see in der kabine verwirbelt.
Der mond war um fünf aufgegangen und das südliche kap von Portugal kam in sicht. Als wir rum waren, gab es rückenwind und wir schipperten bis zur marina in Lagos. Das ganze hat zweiundzwanzig stunden gedauert, alles heil geblieben und der schlaf wurde dann nachgeholt.

Die marina ist chic und dafür nicht teuer, der gleiche preis wie in der abgerockten anlage von Nazare. Der ort ist sehr touristisch, sehr viele restaurants in der ganzen hübschen altstadt. Ein supermarkt um die ecke und sehr feine sanitäranlagen im hafen. Nur der weg um das ganze hafenbecken herum zur hafenbrücke ist sehr weit, da wir eine leere box am ende genommen hatten.

20150613 hafeneinfahrt lagos

 

20150613 kueste bei lagos

 

20150613 kueste bei lagos

 

Von der versicherungsfront gibt es noch keine neuigkeiten, oder nur negative. Und dann kam die planänderung, Uwe muss wieder nach hause und das in einer woche. Günstiger flug ab Malaga und so wird er in Faro wieder aussteigen. Das passt eigentlich auch ganz gut, so kann ich dort bei Ilha da Culatra ruhig vor anker liegen.

Das ziel ist so nahe, dass der ankerplatz in der bucht von Alvor für die nächsten zwei bis drei tage der neue standort werden wird. Der untergrund ist sandig bis matschig und die einfahrt dorthin nur bei hochwasser zu empfehlen. Zuerst in richtung der grünen tonne, dann zur roten und von dort eine lang gezogene kurve bis nach dem anleger auf der linken seite.

Position: 37 07 49.453 N    008 36 06.064 W

Den ort haben wir am So erkundet, auch sehr touristisch, klein und nett. Die uferpromenade wird durch restaurants bestimmt und am einen ende gibt es eine bar mit happy hour und wifi. Die einkaufsmöglichkeiten habe ich noch nicht gefunden, weiter draussen soll ein supermarkt sein.
Und dann gab es den ersten regen seit einem monat für mich, mal etwas anderes. Am abend kam dann noch Katamaran-Klaus vorbei. Eigentlich ist es ein trimaran. Kurzer plausch und heute ist er wieder weiter gezogen. Auch so ein paar andere haben das ankerfeld verlassen.

Damit einem nicht langweilig wird, wurde der test des generators gestartet. Lief auch ganz gut an, nach einem jahr standzeit. Eine halbe minute lief er und ging dann aus. Viele ideen zum plötzlichen absterben kamen mir in den kopf. Vielleicht zuviel wasser im abgassystem oder zu wenig diesel im tank. Beide möglichen ursachen habe ich behoben und als ich die dieselleitung gelöst hatte, um sie zu entlüften, kam die erhellung, der dieselhahn war zu. Erneuter start und siehe da, es ging. Leider ist die kupplung vom abgassystem undicht, da muss ich noch einmal ran.

Am Mo ist der ort wieder erwacht und die geschäfte haben geöffnet. Mit meiner wlanantenne kann ich das wifi vom „ria hostel alvor“ empfangen. Das hostel zu finden war dann eher schwierig, erst nach mehrmaligem fragen war ich erfolgreich. Nettes haus mit mehreren küchen, alles zimmer mit meerblick und das für zwölf euro. Warum schreibe ich das, weil der besitzer mir das password gegeben hat und ich vom schiff aus im internet bin.

20150613 ankerplatz alvor

 

20150613 ankerplatz alvor

 

20150613 ankerplatz mit blick auf alvor

 

Die ankerkette ist für die hiesigen verhältnisse recht lang draussen. Heute am Di ist vollmond und da fällt das wasser noch einmal tiefer. Somit steht das schiff im schlick und der wasserpass ist dreizig zentimeter tiefer. Damit wir morgen auch hier weg kommen, verlegen wir uns heute an die mole am meer.

Mit den ersten sonnenstrahlen sind wir morgens raus auf die see. Nach kurzer zeit die genua aufgezogen und kurs richtung osten. Der wind war freundlich zu uns, hielt aber nur eine stunde, dann ganz wenig, dann direkt auf die nase. Somit war die weitere fahrt mit motor angesagt, da die einfahrt zwischen den molenköpfen nach Culatra tunlichst bei spätem auflaufenden wasser passiert werden soll. Vielen dank für diesen tipp, ich kam mit fünf knoten an und wurde dort auf zehn beschleunigt. Gesteuert hat der autopilot und das ist gut so gewesen. Das wasser kocht dort und die wirbel sind riesig.
Kurze zeit später ließ ich den anker vor dem anleger der Ihla da Culatra fallen. Diesen lauschigen geheimtipp teile ich hier mit ungefähr dreißig anderen ankerliegern, in der einflugschneise vom flughafen in Faro. Auch soll sich das bild der insel demnächst ändern, sie wollen hotels bauen und somit wird der ort seine besonderheit verlieren.

Am nächsten morgen habe ich noch Uwe zum fähranleger gefahren, damit er rechtzeitig am flugzeug ist. Das war der erste fremde und mein solo geht jetzt weiter.

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Vom Fado nach Süden

Der erste fremde geht mit, re keine neunzig nach dem ersten tag segeln. Gestern und vorgestern haben wir Lissabon erkundet, das gleiche, was ich auch schon letzte woche gemacht hatte, nur besser, da jetzt erfahrener. Die richtige buslinie, die richtige u-bahn und an der strassenbahn warten und leute vorlassen, weil man in der nächsten sitzen will. Das hat alles super funktioniert.
Am Fr morgen mit dem ablaufenden wasser sind wir los und vor sonnenuntergang in Setubal am aussensteg angekommen. Dazwischen lagen fünfzig seemeilen, wind und weniger. Und es war vieles neu und gut. Das erste mal war das großsegel aufzutuchen ein kinderspiel, halt vier hände, ich habe den clip vom baumcover wieder gefunden, der hatte sich unter dem travellerwagen versteckt.
Ein weiteres plus ist die tatsache, dass der windmesser die daten wohl richtig ermittelt, alle angaben in knoten. Das passt mit der wasseroberflächenbeobachtung und mit den gripdaten. Hier mal eine baustelle weniger.
Meine baumbremse mit einem achterabseiler hat so nicht funktioniert und das war enttäuschend. Aber er bleibt im einsatz, denn mit so einem abseiler kann man ein umgeschlagenes großsegel bei achterlichem wind auf die neue seite fieren. Ein nebeneffekt, der sehr positiv ist, eine neue verwendungskategorie.

Das anlegen zu zweit ist auch einfacher, auch wenn schon wieder farbe am steg blieb, rückwärtsgang nicht rausgenommen und kein fender am heck zum steg. Morgen gibt es neue farbe aufs blech. Und danach wird ein ankerplatz gesucht, da der wind für mehrere tage nicht zur verfügung stehen soll.

Aber vorher galt es, den ort Situbal zu erkunden, zumindest die altstadt. Laut reiseführer sollen einige strassen toll sein. Jedoch ist die ganze altstadt toll, an die zugemauerten häuser habe ich mich schon gewöhnt. Hier wurde ich aber doch sehr überrascht, denn am Sa waren viele bewohner unterwegs mit pinsel und farbe. Das motto: unsere stadt soll schöner werden. Eine sehr gute aktion, finde ich.

20150606 setubal farbarbeiten

 

20150606 setubal farbarbeiten

 

20150606 setubal farbarbeiten

 

20150606 setubal farbarbeiten folgen

 

20150606 setubal farbarbeiten folgen

 

Nach dem einkauf hat der hafenmeister schon mit den füßen gescharrt, wir sollten schon um elf ablegen. Jetzt, drei stunden später hören wir diese information das erste mal. Dann noch schnell bezahlt. Ich habe dem angestellten fünfundzwanzig cent mehr gegeben, da  ich es nicht passend hatte. Und es gibt menschen, die benutzen jetzt einen taschenrechner, um das rückgeld zu ermitteln, bildungsnotstand. Das stammt vielleicht noch aus der zeit der diktatur, als eine unglaublich hohe analphabetenquote hier in Portugal herrschte.
Die marina bei den fähren ist dennoch gut zu empfehlen, das stadtzentrum ist nahe und die fähren fallen nicht unangenehm auf.

Mein erster mitsegler Uwe und ich sind dann auf die andere seite der bucht gefahren und haben auf drei meter bei niedrigwasser den anker fallen gelassen. Von drei seiten sandbänke und keiner stört, bis auf das grundrauschen des hafens. Die entfernung vom hafen mit umweg sind sechs seemeilen, die position liegt bei:

38 26 31.667 N     008 49 12.666 W

 

20150608 setubal ankerplatz hafenseite

 

20150608 setubal ankerplatz strandseite

 

20150608 setubal ankerplatz buchtaufwaerts

 

Am zweiten tag war flaute total – zeit, um die neue fernsteuerung am unteren steuerstand wieder zu montieren. Danach auf die matratze im schatten und ein kleines nickerchern. Dieses wurde jäh durch ein lüftchen beendet, das in fünf minuten zu dreißig knoten anwuchs. Aus dem nichts, lücke in den gripfiles oder eine lokale besonderheit. Nach einer stunde war der spuk vorbei und die batterien um netto vier amperestunden voller.

Die flaute war auch am dritten tag fester bestandteil bis zum späten mittag. Diese zeit wurde für den großen reffleinentausch und seitenwechsel der rollen genutzt. Echt schweißtreibend in der prallen sonne, segel hoch und wieder runter, mehrmals. Als wir fertig waren, fing die briese wieder an, punktlandung.
Der späte nachmittag ist für einen dingigrillausflug zum strand geplant.

Dumm ist es bei auflaufendem wasser, das schlauchboot alle zehn minuten höher ziehen zu müssen. Dennoch war es ein erfolg, das erste mal grillen am strand.

Der Di war dann mal wieder bewegung, ankerplatz verlassen und richtung süden nach Sines. Dort sind wir abends angekommen, denn es gab keinen wind – keinen segelbaren wind, nebel und sicherungsausfälle. Aber heil angekommen und vorbereitung für einen längeren schlag nach Faro morgen nachmittag.

Versicherungen sind rahmabschöpfer, denn ich habe heute meine kündigung von denen erhalten, aufgrund des kaskoschadens. Dann meinte der makler, auch gleich meine haftpflichtversicherung zum oktober auslaufen lassen. Netter zug von den wichsern.

 

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Im Fadosumpf

Also zuerst ein nachtrag zum thema leerstand der häuser in den grossen städten Portugals. Wie ich mittlerweile gelesen habe, gab es eine mietpreisbindung nach dem zweiten weltkrieg von der damaligen diktatur und diese bindung dauerte vierzig jahre. Ein hohe inflation kam hinzu und die vermieter konnten die häuser nicht mehr renovieren oder hatten keinen anreiz dazu. Die bewohner zahlten mehr für wasser oder strom, als für ihre räume. Also war der zerfall die ökonomische lösung oder umwandlung in bürogebäude. Was zum schutz der bevölkerung gedacht war, ging nach hinten los. In Lissabon sollen derzeit ca. dreizig tausend wohnungen leer stehen, ich denke es sind mehr.

Die woche urlaub war sehr nett, und wenn jemand die stadt erkunden möchte, dann gutes schuhwerk und unbedingt die strassenbahnen nutzen. Allerdings muss man sitzen, denn sonst ist es anstrengend auf den fahrgestellen mit baujahr in den dreizigern aus deutscher produktion.

Der schiffsalltag besteht aus never-ending liste abarbeiten. Wenn man glaubt, alles ist so weit im grünen bereich, dann kommen neue baustellen. Das wird sich wohl bis zum ende hin durchziehen.
Heute am Di bei dreißig grad war das projekt schlauchboot angesagt. Die idee ist: Ich muss es allein ins wasser lassen können und wieder aufs schiff bringen können, ohne viel kraft. Für den gittermast hatte ich einen ladebaum, der jetzt nicht mehr geht, also muss etwas neues her. Der spinnakerbaum, der auch für die genua benutzt wird, ist der ersatz. Er dient nur für den abstand vom baum und über bords. Das ende wird von einer schot gehalten, die mit der winsch bedient werden kann.
Schwieriger waren die leinen vom schlauchboot zum schwerpunkt, so dass das teil sauber ausbalanciert schwebt. Das ganze hat mich den nachmittag gekostet, denn das boot muss mit dem motor ins wasser. Am ende ging es sehr glatt und der motortest konnte starten.

20150526 schlauchbootlift

 

20150526 spinacker ladebaum

 

20150526 spinacker ladebaum am mast

 

Den motor, aus chinesischer produktion wie das boot, habe ich letzten herbst blind über die bucht gekauft. Damals funktionierte alles, heute war der choke festgegammelt. Man sollte das meerwasser nicht unterschätzen. Aber er sprang an und läuft.

Die runde im hafen war ok, jedoch kann ich nicht vollgas fahren, dann zieht die schraube luft. Eine neue baustelle, die beizeiten behoben wird. Vom schlauchboot aus sieht man noch weitere stellen an themroc, die wieder rote farbe brauchen, steuerbords bin ich heute wieder im ‘roten bereich’.

Und wie doof ist das arbeiten im urlaub, nun denn, mitgefangen, mitgehangen, oder so. Somit mussten wir am internet bleiben, da die kommunikation zentraler bestandteil des arbeitens ist. Ich habe währenddessen ja am schiff gepuzzelt. Die kehrseite des ganzen sind die liegekosten in der marina. Vierzig am tag, nach acht nächten dort kommen einem schon die tränen.

Dann ist man froh, den ort verlassen zu können. Ich hatte mir auf der anderen seite von Lissabon eine bucht mit ort ausgesucht, Seixal. Zuerst haben wir im mooringfeld geankert, das war mir nicht so recht, da zu wenig kette draussen war. Aber dann ging ein tagesausflügler und wir haben die mooring übernommen. Von hier aus kann man bis Lissabon blicken und lauschig ist es auch noch. Wenn nur der windgenerator nicht laufen würde. Mich stört es nicht, andere dagegen finden es laut. Muss aber sein, der kühlschrank läuft auf hochtouren.
Denn vor dem ablegen kam einer von der nachbaryacht und schenkte uns einen kasslerbraten, frische tortellini, fisch und huhn. Alles aus seiner kühltruhe, da diese leer werden müsse. Vielen dank, somit ist die lebensmittelversorgung für die nächste zeit gesichert.

Das liegen an so einer boje ist doch recht nett. Fast wie ankern, ohne das bange gefühl: hält er oder nicht? Der ort Seixal hat auch schon bessere zeiten erlebt. Im cafe mit wlan gibt es davon ablichtungen, die ursache könnte auch einfach sein. Ich lag ja schon mal falsch, nur hier wurde der fähranleger aus dem ort verlegt. Da hat sich jemand gedacht, bei fünfhundert meter eingespartem weg der fähre summiert sich das ersparte mit der zeit. Nicht in der kalkulation des neuen fährterminals war, dass dafür nun der ort im zentrum tot ist. Schade, nicht weit genug gedacht.

Der heutige ausflug ging mit dem bus zur ortschaft auf der anderen seite der roten brücke von Lissabon, Cacilhas. Auf der hinfahrt hatte ich schon die verlassenen schuppen gesehen, von nahem sehr traurig. Viele jahre gab es dort arbeit, handwerker, fischer und weiteres gewerk. Heute verfallen die gebäude und sie stehen direkt am fluss. Wenn früher die alten menschen von schnellebigkeit geredet haben, so konnte ich es nicht verstehen.

Morgen ist der urlaub fast vorbei, keine segelmeile gefahren und doch etwas dazu gelernt. Eine boje im strom mit dem schiffshaken zu greifen und fest zu halten, gelingt nicht. Hier strömt es mit zwei bis drei knoten und den massiven haken konnte ich nicht mehr von der boje lösen. Keine holzsplitter in den händen, aber auch keinen haken mehr. Kurz noch gesehen und dann war er in den fluten verschwunden.
Auch ist mein energiekonzept ins wanken geraten. Der kühlschrank braucht strom und ein wasserkocher noch mehr. Zu meinem ärgernis hat sich noch eine neue batterie verabschiedet, oder eine zelle davon. Somit ist die kapazitätsaufstockung vom letzten september wieder obsolet.
Mal sehen, wie lange die alten akkus noch halten, sind schon über zwölf jahre alt. Oder auf den kaltschrank verzichten, könnte auch gehen.

Ab morgen beginnt ein neues abenteuer, der erste fremde geht mit. Fürs doko spielen fehlen dann aber noch zwei.

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Portugal bis Lissabon

Die nacht in Nazare war viel zu teuer, alles herunter gekommen, auch die duschen. Dann bin ich in der nacht noch zum päckchen geworden, aber die franzosen waren sehr leise. Schließlich noch eine kleine tour durch den hafen, wo ich neues material für die rubrik schiffsfriedhof abgelichtet habe.

Schiffsfriedhof Nazare zur Seite

Am nächsten tag  um elf uhr habe ich abgelegt und zum kaffee um halb vier war ich in Peniche. Eigentlich hatte ich den ort erkunden wollen, viel altes gemäuer und sehenswert. Doch das problem fing schon nach der hafenausfahrt an. Eine reffleine hatte sich am gashebel verfangen, und als ich das ganze befreien wollte, hatte ich den hebel in der hand. Das ganze beim groß setzen auf dem meer.

Mann, war ich genervt und die erste idee war, die schaltung abzuschrauben und eine gripzange zum steuern zu nutzen. Das lief nicht gut und so kam die einhelbelseilsteuerung im mittelcockpit ins spiel. Nicht sehr filigran, aber es ging.

20150521 einhelseilsteuerrung

 

Ich bin schön vorsichtig in den hafen von Peniche eingefahren, sehr viel wind von schräg vorn und habe einen platz längsseits gefunden. Dort hätten locker drei schiffe hingepasst, wenn nicht so ein britischer rentner mich links überholt hätte und den platz für zwei genommen hätte, dieser arsch. Da musste ich eine zweite runde drehen und erneut ansteuern, die lücke getroffen, boot halb fest, doch leider noch leicht auf rückwärts. Somit habe ich den engländer erstmal touchiert, kurz wieder an der seilsteuerung gezogen und fest am steg. Jetzt waren in der lücke zwei boote.
Anstatt den ort zu besuchen, habe ich den unteren steuerungshebel gegen den oberen ausgetauscht, und das hat bis acht uhr gedauert. Wie schön, wenn man die ersatzteile dabei hat und die flex arbeiten kann. Jetzt muss nur eine neue steuerung für unten her.

20150521 einhebelsteuerung hebel

 

20150521 einhebelsteuerung getriebe

 

Das aufstehen richtet sich derzeit nicht nach der befindlichkeit, sondern nach dem tidenkalender. Jedenfalls wenn ich ankommen und den termin in Lissabon einhalten will. Somit um halbsechs hoch und um sieben uhr in Peniche abgelegt. Draußen segel hoch, zehn minuten probiert und wieder segel runter. Kein wind auf dem meer und im hafen kam ich nur mit mühe vom steg weg.
Ein bisschen motort, dann segel hoch und das gleiche spiel. Mr Perkins musste die nächsten zwei stunden arbeiten. Dann erneut segeln und diesmal richtig, direkt von hinten und nur mit dem groß. Mit über sechs knoten durchs wasser war auch noch das auflaufende hochwasser in Lissabon zu erreichen.

Das ganze war wohl wieder zu viel, jedenfalls sind die nieten vom rodkicker wieder abgeschert. D.h. der mechaniker in Sada hat die billigen genommen, denn andere habe ich auch nicht. Die nächsten werden die gleichen sein, nur werde ich in die niete eine schraube drehen, das muss doch zu machen sein.

Die fahrt den fluss nach Lissabon hinauf fand ich nicht aufregend, bei der tour die elbe hinauf habe ich mehr gefühle. Gefühlt haben musste das schiff auch etwas, denn in der marina wollte ich mit links anlegen. Alles war für die gute seite vorbereitet, aber die marineros wollten partout die rechte seite. Also rückwärs einparken und dann kam der wind, drehen nicht möglich. Die zwei fender auf der rechten seite sollten reichen. Vorwärts, wind und das leitsystem steg musste es auffangen. Am rumpf sind nach der aktion wieder neue kratzer – wie schön, dass ich noch vier liter von der roten farbe habe.

20150522 lissabon

 

20150522 lissabon

 

Jetzt erstmal eine woche ruhe und urlaub.

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Der Rest vom oberen Spanien – und weiter

Kurz vor zehn uhr habe ich abgelegt und kurz nach siebzehn uhr wieder angelegt, in kurzform. Dazwischen lagen über dreißig seemeilen mit beiden segeln und fünf bis sechs knoten durchs wasser. Der wind war eine schwache vier und aus fast der richtigen richtung. Nach zwei bis drei halsen bin ich in die bucht von Vigo eingefahren, dann auch mal ohne die genua, zum testen. Unterwegs gab es den ersten bruch, die zwei nieten vom rodkicker hat es abgeschert. Entweder hat der typ saumässig gearbeitet, oder die nieten sind die falschen. Zweiteres teste ich aus, denn die neuen sind schon appliziert.

Vigo und die weiterreise wollten ordentlich geplant werden. Ich hätte mir um sechs uhr abends noch die stadt zur brust nehmen können. Habe mich aber für die baumreparatur und eine dusche entschieden, gut so. Morgen wird die stadt erkundet und am nachmittag geht es weiter. Bis Porto sind es von hier ungefähr vierzehn stunden, zu lang für einen tag. Also später losfahren und dann werde ich dort am morgen ankommen.
Die marina in Vigo ist zwar chic, aber doch weit ab vom schuss. Ich liege wieder längseits am steg der großen schiffe. Hinter mir ein alter schoner und vor mir ein zweimaster von fünfzig meter länge. Die große winch hat die grösse meines lavamacs. Themroc sieht dagegen wie ein beiboot aus. Wollte ich so ein schiff haben? Eher nicht. Ich veranschlage mal einen riesen pro tag für personal, marina und unterhalt. Wer kann ehrlich soviel schotter verdienen, ohne über leichen zu gehen?

Heute hat es ganz schön lange gedauert, bis ich im zentrum von Vigo war, denn ich liege in Bouzas, einem vorort, der mit Vigo zusammengewachsen ist. Die stadt Vigo ist an einem hügel gebaut worden und so geht es auch häufig bergauf. Der hafen, in dem ich liege, lebt teilweise noch, auch wenn die fischerflotte hier eingemottet ist und auf den abwracker wartet. Auf der anderen seite werden aber auch wieder neue schiffe gebaut. Die großen kühlhäuser, die ich hier gesehen habe, sind alle ausser betrieb und zerfallen.

Wenn man teile für sein schiff braucht, ist das der richtige stadtteil, die straßen parallel zur uferstrasse. Das erste, was mir auffiel, war die alte hafenpromenade. Heute sehr zerfallen, der baustil erinnerte mich an Muros mit den rundbögen. Dort, von wo aus ich fotografiert habe, war früher der strand. Dann kam irgendwann die vierspurige straße, dann der neue fischereihafen mit lagerhäusern. Hinter diesen ruinen ist dann das sehr alte Vigo.
Ich bin an der uferstrasse weiter gefahren ins alte Vigo der jahrhundertwende. Einige schöne häuser sind noch stehengeblieben, der rest musste den schrecklichen hochhäusern weichen. Diese sind meistens acht stockwerke hoch und die straßenzüge erinnern mich an Gijon, gleicher stil. Was aber geblieben ist, sind die strassenlaternen von 1832, wenn auch heute teilweise mit led lampen.

 

Im großen und ganzen gibt es in Vigo schöne ecken. Man sollte aber gleich zum club real nautico im zentrum fahren, dann erspart man sich den langen weg mit dem rad dorthin. Und kann mir jemand sagen, was die hier mit den tausenden va-rundstangen im durchmesser von zwanzig zentimeter machen?

20150515 edelstahlstaebe

 

20150515 edelstahlstaebe

 

Meine wetterinformationen hole ich mir direkt über zyGrib und windfinder, meistens stimmen sie überein. Wen wundert’s, nutzen sie doch dieselbe datenbasis. Für die weiterreise nach Porto waren fünf bis sechs windstärken mit böen angesagt. Das sollte machbar sein. Um vier uhr habe ich, wie geplant, abgelegt und bin mit sonnenschein hinaus aufs meer. Schon in der bucht von Vigo lief Themroc sehr schnell und schräg. Wenn der erste gedanke zum reffen kommt, sollte man es auch gleich tun. Also gleich das zweite reff ins großsegel und die genua verkleinert. Hat außer der schräglage nicht viel genutzt, über sieben knoten durchs wasser. Auf dem meer habe ich die genua nochmals verkleinert, ohne erfolg. Bis zu neun knoten über grund. Die wellen und die strömung trieben einen vor sich her.
Das ging mir alles viel zu schnell, ich wollte erst bei tagesanbruch in Porto ankommen. Also die genua weg und das dritte reff ins groß. Mit dem restlichen taschentuch ging es immer noch mit fünf knoten voran. Der autopilot leistete volle arbeit, wind von hinten. Die wellen waren so hoch, wie nach dem unfall im oktober in der biskaya.

20150515 welle wind

 

20150515 welle wind

 

20150515 welle wind

 

20150515 welle wind

 

20150515 welle wind

 

In der nacht fiel die entscheidung, nicht nach Porto einzulaufen und stattdessen den uncharmanten hafen atlantico porto zu nutzen. Jetzt sage ich, dass es die richtige entscheidung war. Ankern im vorhafen konnte man sich abschminken und bei dunkelheit ist es hier sehr unübersichtlich. Glücklicherweise konnte ich am besuchersteg längseits gehen. Das war ein ritt zum nachdenken.

Die marina ist leicht heruntergekommen, dafür preislich angepasst. Wen die gerüche der angrenzenden raffenerie nicht stören, der liegt hier gut. Das beste ist die straßenbahn in fußnähe, die einen direkt in die altstadt von Porto bringt.
Vorweg, ich kann die begeisterung für diese stadt nicht so verstehen. Ich habe nur ein bisschen geknipst, denn wenn ich den zerfall abgelichtet hätte, so müsste ich die terrabyte platte im gepäck haben. Das schlimme daran ist, dass die häuser langsam wie karies angegriffen werden. Ein haus ist undicht, regen und feuchtigkeit haben ihr leichtes. Das zieht sich durch ganze straßenzüge.

Ich mache mir gedanken, warum das so gekommen ist. Ich vermute, dass das sterben der straßenbahn die gleichen ursachen hat. Der sprit war günstig, die leute wurden angefixt und das auto stand vor der tür. Nur in diesen strassen ist kein platz dafür. Die wohnugen waren klein und anstatt zwei nebeneinander zu nehmen sind sie in die neubauviertel gezogen. Leerstand in den altbauten, schlechte wartung und beginnender zerfall.
Was wäre, wenn auf die bananenrepublik kein eisen im letzten krieg gefallen wäre? Dann hätten wir das vielleicht das gleiche problem mit muffigen unbewohnten und maroden altstadtkernen.

 

Nun mal etwas zum schiff, da mehrere danach gefragt haben. Vorweg, für eine person ist es zu groß, zu zweit oder dritt ausreichend. Die genua ist etwas über fünfzig qm² und das groß fast vierzig mit drei reffs. Meine alte genua war zehn prozent größer und damit allein bin ich schon siebeneinhalb knoten gesegelt. Das schiff segelt recht aufrecht, wenn es schräg wird, ist der zeitpunkt des reffens gekommen. Die genua sollte hochgeschnitten sein, denn das schiff geht mit seinem gewicht auch durch eine welle.  Bei weniger als windstärke zwei kann man die segel unten lassen.
Die plicht ist noch immer jungfräulich, da war noch keine welle drin. Nur spritzer, die gegen die bordwand geschlagen sind. Auch keine welle von hinten aufs deck.
Die geschwindigkeit, die Anton L. angegeben hat, bezieht für ein kleineres schiff ohne ausrüstung. Meines wiegt sicherlich vier tonnen über der angabe des konstrukteurs, der letzte kranführer meinte etwas von achzehn tonnen. Somit ist es keine rennziege, dafür sehr stabil.
Durch ein anderes motorenkonzept könnte man sehr viel raum gewinnen, bei mir könnten es zwei kubikmeter mehr sein. Für speziellere fragen bin ich offen.

Der So verging mit einer superschönen fahrt mit fünf bis sechs knoten und windstärke bis vier von achtern. Unterweg habe ich zwei tauben mitgenommen. Die erste kam bei Porto auf’s schiff, eher eine bruchlandung. Da kann der taubenzüchter mal danke sagen, das tier war verwirrt und vier weitere kreisten vorerst ums schiff. Eine ist beim landeanflug fast ins wasser gefallen und weiter geflogen. Die bruchlandung habe ich dann auf den rettungsring gesetzt und nach einer halben stunde ist auch sie weitergeflogen.
Die zweite habe ich weit draußen vor Aveiro aufgegriffen. Mit dem landen auf einem schiff haben sie wohl wenig erfahrungen. Diese war auch eine brieftaube und richtig erschöpft. Nach einer stunde fing sie an das schiff zu besichtigen, fand ich nicht lustig, sie kam aber wieder nach oben. Als ich den ankerplatz nach einer weiteren stunde gefunden hatte, gab es noch einen schiss aufs holz und auf mein sitzkissen beim abheben, danke. Selbst als lebensretter wird man noch beschissen. Stellt sich die frage, warum haben die tierchen die orientierung verloren?

20150517 taube eins

 

20150517 taube zwei

 

Die fahrt vom segelbergen auf dem meer bis zum ankerplatz war nicht ohne, gegen den teilweise fünf knoten schnellen strom an. Hier in Aveiro sollte man unbedingt zu hochwasser oder niedrigwasser einlaufen. Der autopilot und der motor mussten echt kämpfen. Und dann kam da noch eine fähre von querab. Zuerst dachte ich: mist, und dann: hinterher. So ein autopilot ist was feines, die fähre fuhr quer aufgrund der strömung.
Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleibe, das groß ist erstmal eingetütet. Für die fahrt nach Lissabon brauche ich noch drei tage und werde daher pause machen.

Die erste nacht habe ich gut überlebt, der anker hat gehalten. Die winddaten von gestern sind nicht gut. Draußen sollen es morgen acht windstärken geben, ich habe erstmal ein paar meter kette nachgelegt. Erst am Mi morgen kann ich hier weg und das würde eine punktlandung in Lisabon bedeuten.
Dumm ist auch, dass ich nicht an land komme, hätte ich mal vorher das schlauchboot getestet, jetzt ist zuviel wind, um es aufzupusten.

Was für  eine nacht, wenn es draussen auf dem meer bläst, dann auch hier, einen kilometer entfernt. Es gibt hier keine wellen, doch das schiff zerrt an der kette. Um vier uhr wurde ich wach, um nach dem rechten zu sehen und dann passierte es auch schon: Das seil vom ankerhaken ist mit einem knall gerissen. Es war ein schon älteres geschlagenes seil. Den haken habe ich in weiser voraussicht an die kette gebunden, denn sonst wäre er auf tauchstation gegangen.
Mein windgenerator wird bei fünf windstärken leiser, aber danach kommt das geräusch einer propellermaschine auf der rollbahn. Später dann der start, und die steigerung, wenn die stuka kommt – dann ist echt reichlich wind.

20150518 ankerplatz exflugplatz

 

20150518 ankerplatz hochwasser

 

20150518 ankerplatz ortschaft

 

20150519 ankerplatz niedrigwasser

 

An dem ankerplatz war ich drei tage, superlehmiger, grauer, matschiger untergrund, der anker hielt fest. Mit dem ablaufenden wasser bin ich um acht uhr los. Das erste mal, dass die gribdaten stimmten und sie waren drei tage alt. Müssen wohl erst liegen.
Draußen das groß hochgezogen, alles hastig, da viel welle. Irgendwas hat geklemmt oder ich weiß nicht, ganz hochgezogen habe ich es nicht, also gleich das erste reff hinein. Riesige dünung und wind von hinten, dabei fünf bis sechs knoten. Nicht schlecht. Der versuch, die genua dazuzunehmen, scheiterte. Also bin ich den ganzen tag mit dem gerefften groß gefahren, bullenstander fixiert.
Später nahm der wind leicht zu und es ging sechs bis sieben knoten durch’s wasser in richtung süden. Den ersten hafen habe ich links liegen gelassen, Figueira da Foz. Das ist der hafen mit dem tödlichen unfall.
Also zum nächsten, aber dabei habe ich mich verguckt, da es bis dorthin nicht zwanzig, sondern vierzig sm waren. Nach elf stunden bin ich dort angekommen, siebzig seemeilen auf der uhr. Nur vor dem hafen das groß zu bergen, war bei kräftigem wind und welle ein akt. Danach die hafeneinfahrt zu treffen mit der querwelle eine neue herausforderung.
Im vorhafen angekommen habe ich das anlegemanöver vorbereitet und dabei ist ein fender stiften gegangen. Also noch ein fender-über-bord manöver, einhand bei reichlich seitenwind gefahren. Nachdem der kerl wieder am schiff war, fing das anlegemanöver an. Mit starkem seitenwind und der aussensteg war frei. Mehrfach vorwärts und rückwärts und rantreiben lassen, nur ein großer kratzer ist entstanden.

Herunter gekommene marina, das ist steigerungsfähig. Dieser hafen sollte mal eine große nummer werden, in den siebzigern. Ich liege nun fest in Nazaré und gehe morgen zum anmelden.

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