Es muss wieder voran gehen, denn der winter kommt sicherlich wieder, auch wenn es wieder einmal der heisseste sommer seit dem urknall gerade ist. Das zeigt sich daran, dass es oft regnet und es durch die korrodierten genuaschienen ins schiff hinein regnet.
Für diese arbeiten brauchte ich einen kick aus meiner schockstarre und der kam urplötzlich. Die farben, verdünner, abbeizer, pinsel und mischmessbecher habe ich schon in den letzten monaten gekauft. Fehlt nur noch der start und das passende trockene wetterfenster. Wenn die durchgebolzten schrauben entfernt sind brauche ich drei trockene tage. Ansonsten läuft der regen durch dreizig löchern ins schiff hinein, ist nicht so vorteilhaft.
Für diejenigen, die nicht wissen wie ich vor sechzehn jahren die genuaschinen montiert hatte, eine kurze einleitung. Für die festigkeit der aufkommenden kräfte, die ich noch nicht kannte, kam für mich ein durchbolzen durch das deck in frage. Dafür hatte ich dreizig löcher gebohrt, den höhenausgleich mit unterlegscheiben nivelliert und mit fett sikaflex montiert. Unter deck wurden die schrauben mit gegenmuttern gesichert. Das alles passierte im rohausbau. Danach habe ich abschnitte von acrylkatuschen um die schrauben geklebt, innen darin kam luftpolsterfolie als isolierung. Das ganze wurde mit einem kolben der kartuschen verschlossen. Da das nicht für immer halten konnte haben die kolben ein kleines loch erhalten damit dort das wasser kontrolliert austreten kann. Die idee war nicht so schlecht, denn das wasser kam nach zwölf jahren vereinzelt dort heraus.
Nach der isolierung mit vier zentimeter stryrodur und einem zentimeter styropor und einer dampfsperre war das deck von unten isoliert. Ich habe alle dreizig zentimeter holzlatten an die t-eisen an der decke verschraubt, in gedanken nie wieder dort eingreifen zu müssen.
Ende Juli habe ich angefangen die deckenverkleidungen im badbereich zu entfernen. Danach wurden die gut vertapeten kolben frei gelegt, diese wurden mit einem kleinen weissen haken gezogen und die muttern waren wieder zugänglich. Das letzte neue werkzeug ist ein multitool mit dem man sägen, schleifen und schaben kann. Auf dem restetisch im Lidl irgendwo in Frankreich. Mit ersatzschleifkit für fünfundzwanzig euronen. Ich musste es sechs mal einsetzen, da die latten üben den kolben sassen. Nach der hälfte war erst mal schluss, ich bin das arbeiten in zwangslage nicht mehr gewöhnt, die arme wurden sehr lang.
Am ersten August kamen die restlichen fünfzehn schrauben dran. Alles im bereich des herdes und der arbeitsplatte. Der ganze bereich ist richtig versüfft, das viele bratfett mit salamo ohne, klebt überall. Meine pläne im letzen jahr waren andere. Schnell nach hause kommen und weniger bis null gegen den dreck im schiff an putzen. Die reinigung musste ich heute nachholen, aber auch nur grob. Da hilft nur noch abschleifen und neue farbe darüber, diesmal klarlack oder fussbodenfarbe, die ist robust.
Von den restlichen fünfzehn löchern waren sechs undicht, ein fünftel aller schrauben und auch sechs zu viel. Bei ordentlich welle oder regen tropfte es ja bekanntlich von der decke. Im bereich vom herd habe ich dann noch ein paar tote reisebegleiter und ein paar eier auf der rückseite der deckenverkleidung gefunden.
An einem sonnigen tag etwas später habe ich mit hilfe eines freundes die muttern gelöst. Er war an deck um die schrauben zu fixieren, jedoch waren diese so angegammelt und verbackt, dass sie sich nicht bewegten. Mein job war unter deck mit einer knarre und hammer. Nach der ersten mutter wusste ich wieder, was ich getan habe. Alle muttern sind selbstsichernd, verzinkt und leicht angerostet. Am ende hatte ich achtundzwanzig entfernt, also ging die suche mit den fingern auf die letzten beiden los. Diese hatten mehr matsche vom sikaflex um sich als die anderen. Alle sind demontiert und die genuaschine ist noch immer fest in der korrosion verankert.
Jetzt brauche ich nur noch ein weiteres trockenes wetterfester im heissesten sommer seit immer, sollte machbar sein.
Mehrere stunden habe ich mit einem meissel und der flex in verbindung mit alten schleifscheiben, den rost entfernt. Die ganz grossen roststücke gingen gleich ins wasser, den rest schlucke robbi2. Die korrosion ist in der breite zehn zentimeter und teilweise auch mit lochfras. Die angemixe epoxidfarbe war zu viel für einmal und sie reichte für fünf anstriche. Der zwei komponenten lack wanderte nach einen anstrich sofort wieder in den kühlschrank und war drei tage lang brauchbar. Die butter hatte einen komischen nebengeschmack. Die dreizig löcher habe ich mit dem gelblichen malertape geschlossen und mehrfach übergestrichen. Hat beim ersten regenguss abgedichtet und hält. Nach dieser aktion hatte ich rücken, knie und schlaffe arme, vor fünfzehn jahren ging das alles sehr viel besser.
Wieder eine trockene phase in der monatsmitte, zeit um die schrauben aus der genuaschiene zu operieren. Die senkkopfschrauben mit innenimbuskopf in M8 sind richtig fest verbacken. Den imbusschlüssel habe ich gar nicht erst versucht zu benutzen. Stattdessen habe ich zwei muttern gekontert und versucht die schrauben zu drehen. Davon habe ich acht muttern verbraucht. Mit viel kraft gelang es mir in zwanzig fällen, eine schraube habe ich abgerissen und den rest durch grobe gewalt mit dem zweikilohammer hinaus getrieben. Somit sind neue schrauben auf der einkaufsliste und weitere unterlegscheiben, damit die genuaschiene keinen direkten kontakt mehr zum deck bekommen. Die schiene hat ordentlich an substanz verloren, sicherlich durch dreck und stausalzwasser in kombination mit den verschiedensten metallen. Nach über drei stunden bei dreizig grad war ich pitschnass und fertig. Fehlt nur noch den korrodierten matsch an der unterseite der schiene zu entfernen und ordentlich primer darauf. Nur heute beginnt eine kleine regenperiode, die ich für die bestellung neuer schrauben und scheiben genutzt habe.
Der sommer kommt wieder, die schrauben sind angekommen und nun beginnt der glaube an die wettervorhersage, die nur mit wahrscheinlichkeiten argumentiert. Dennoch ist die genuaschiene auf der backbordseite wieder an ihrem platz, auch diesmal mit hilfe. Ich habe unter allen positionen eine weiter unterlegscheibe plaziert, um die schiene vom deck zu trennen. Dadurch sind einige schrauben fast zu kurz geworden, so dass unter deck ich bei zwei schrauben keine gegenscheibe benutzen konnte. Die verkleidungen sind noch alle nicht wieder in position, da ich auf einen kräftigen schauer warte. Wenn man regen braucht, verzieht er sich und der dichttest der verschraubung steht noch aus.
Diese zeit nutze ich für die andere ekelige aktion, die pumpe für das wc auszutauschen. Seit St.Helena vor zwei jahren hühner ich schon damit herum. Die neue pumpe liegt schon seit April im schiff. Olfaktorisch ist es eine zumutung für potentielle gäste, ich rieche den eigenen gestankt sehr selten. Nur leckt die alte pumpe immer mehr und der nassauger robbi3 ist täglich häufiger im einsatz. Hätte ich vierzig euronen mehr ausgegeben für ein anderes pumpmodell, wäre es vielleicht einfacher gewesen, bin immer noch ein Mc. So musste ich die neue pumpe drehen und an einen neuen platz montieren. Entweder ich säge noch einen schlitz in die klappe im waschtisch oder ich muss diese jedes mal die öffnen um zu pumpen, mal sehen. Jedenfalls sind alle anschlüsse dicht, alles trocken und die restlichen trockenen schwebstoffe im schiff vergasen ihre aromen bald.
Der sommer ist wieder da, endlich. Bei dreizig grad im overall macht das arbeiten richtig spass. Die flüssigkeitsaufnahme verdunstet augenblicklich. Nun denn, die steuerbordschiene ist dran, diesmal ohne hilfe. Alle schrauben sind fest und die muttern schnell gelöst. Das ganze prozedere noch einmal und schneller. Viel rost, staub und alte farbe. Nach den ersten beiden grundierungen kam die nicht vorher gesagte dusche. Um kurz vor sechs wachte ich auf und hörte leichtes tropfen. Die dreizig löcher habe ich schnell abgedeckt, etwas wasser ist eingedrungen, ein scheissfreitag.
Noch ist die schiene unmontiert, farbe fehlt noch, die schrauben und die alten unterlegscheiben sind noch nicht sauber. Anfang September macht dann der jahrtausendsommer eine pause mit einer regenzeit. Es wird seinen gang gehen, die schiene kommt wieder aufs deck und muss dicht sein. Alle deckenverkleidungen werden wieder verschraubt und dann kommt der winter. Das eichhörnchen fängt dann an holz zu sammeln, der nordatlantik kühlt diesmal stärker ab.
Wie konnte das nur passieren, denn die klimasimulationen liefern andere daten. Diesmal kommt ein richtiger kalter winter und alle staunen klimawandelgläubig ahnungslos und auch treudumm.