Fangen wir doch bei der einklarierung an, easy. Ich malte mir im kopf schon den horror zurecht. Das liegt vielleicht auch an dem älteren herrn, der für die bio-security unterwegs war. Meine schlimmsten befürchtungen trafen nicht ein. Er machte den papierkram, hier sollte nein angekreuzt werden, mach ich mal. Sie haben ein stahlschiff, da ist ja kaum holz dabei, also viele neins. Ein kurzer gang durchs schiff, soweit ok. Keine frischware, super. Müll gesammelt, bestens. Macht nur zweihundertdreißig dollar, die hälfte vom üblichen durchschnitt. Am ende schnell schnell, denn der zoll mit der immigration stand schon am ponton.
Auch hier alles easy, eine kurze geschichte von der riffstrandung, ein paar formulare und fertig, null dollar. Dann zur marina und die nächste hürde gestartet. Eine gültige haftpflichtversicherungpolice über 5m euro vorweisen, per mail und ok. Und eine taucherbesichtigung für den rumpf vereinbaren. Das ist pflicht und wird von der australischen lokalverwaltung bezahlt, um eine übernahme der marinas durch eingeschleuste muscheln und ähnliches auszuschalten. Das soll vor zwanzig jahren schon mal der fall gewesen sein. Da mein schiff aber erst seit kurzem im wasser ist und vorher an land war, kam kein taucher. Der mitarbeiter hatte zehn giftflaschen dabei und wir verteilten das zeug im wassertrakt des schiffes und in den speigattrohren. Ich sehe das als sinnfrei, es war unnütz, aber es gab einen grünen zettel, mit dem ich durch die schleuse in die marina einfahren durfte. Aber erst zehn stunden später, nach der einwirkzeit. Eine nacht mehr am ponton, spart marinakosten.
Dieses gesparte geld wollte ich in drinks und essen umsetzen. Nur es war Montag und alle hatten geschlossen, mist.
Am nachmittag war ich humpelnd auf der suche nach einer geldmaschine. Einer wuchtete mit sehr vielen bierfässern, zeigte mir aber im lokal das gerät. Dieses wollte meine karte nicht, es gab aber trotzdem ein frisch gezapftes lokales ale. Leckerst nach drei wochen. Danach noch ein lokales lager und er meinte er müsste wieder schließen, da heute ruhetag ist, bezahlen ja, aber morgen.
Die menschen, die ich bis jetzt kurz getroffen habe, sind recht entspannt. Da muss ich auch wieder hinkommen.
Somit bin ich heute morgen um sieben uhr in die schleuse gefahren und ab zur box, die ich schon gestern begutachtet hatte. Neben mir liegt eine million, also schön vorsichtig hineinfahren. Danach ein kleines frühstück und dann auf zum supermarkt. Am kreisel habe ich erstmal eine humpelpause eingelegt, die sonne war schon recht aktiv. Da die wanderungen von gestern sich nicht auf den zustand durchgeschlagen haben, mache ich weiter. Der fuß ist morgens dünn und wächst im laufe des tages. Ich bin bis zum nächsten kreisel gelaufen, da kein auto anhalten wollte. So weit zu entspannten personen. Die erste mitfahrgelegenheit und der mann setze mich dann nach einer strecke ab, kurz vorm supermarkt, danke.
Wieder zurück in der konsumlandschaft und zwar in groß. Diesmal wollte ich hungrig einkaufen gehen, viel frisches, kaffee, müsli, milchprodukte und was ergänzt werden musste. Ein ganzer einkaufswagen voll für hundert euronen, das geht. Zurück mit dem taxi, ein chinese am steuer, wenig englisch und trotzdem angekommen. Darwin entspannt.
Die marina ist so eine retorte, ende der achtziger fertiggestellt, also schon mit etwas patina. Viele plätze sind frei und die anlage ist gepflegt, die duschen sind sehr gut. Von meiner box aus blicke ich in richtung sonnenuntergang.
In fünfzig meter entfernung hinter mir ist ein griechisches restaurant, links daneben etwas zum frühstücken und ein café, rechts daneben eine indische küche gefolgt von einem koreaner. Auf zwei uhr ist Lola’s bar, in der ich schon diverse hopfengetränke probiert habe. Die musik fängt morgens um acht an, wenn der chef kommt und endet spät am abend. Alles musik, die ich hören kann, sechziger bis neunziger jahre. Nur zum abend hin dreht auch der grieche mit griechischer musik auf, das gemisch stört empfindlich mein ohr.
Heute am Do habe ich den ersten weiteren ausflug richtung city unternommen. Dabei habe ich festgestellt, dass der supermarkt schon im zentrum ist. Also von dort aus alles bis zum wasser abgehumpelt, unterwegs die ölkavernen aus dem letzten großen krieg passiert. Und, ach weh, die stadt wurde von den japanern ziemlich bombadiert. Viele hinweistafeln dazu an vielen orten. Wenn das gleiche in Hamburg wäre, dann würde man die stadt vor lauter schildern der untaten der amerikaner und engländer nicht mehr sehen können. Aber wir sind da ja anders konditioniert worden, stichwort die guten befreier.
Was den krieg überlebt hat, hier in Darwin, ist einem hurrican zu weihnachten vierundsiebzig zum opfer gefallen. Somit gibt es keine alte bausubstanz mehr, und in fünfundvierzig jahren kann man eine stadt recht gut verschandeln. Somit gib es auch keine fotos davon.
Mein fuß sieht besser aus, morgens schlank, später immer noch dick, aber keine schmerzen mehr. Den arztbesuch klemme ich mir mal, ist nach zehn tagen eh zu spät.
Auch in Australien gib es ein wochenende, auch wenn der supermarkt sieben tage in der woche geöffnet hat. Am morgen habe ich mich um mein großsegel gekümmert, latten wieder rein, am segegelkopf wieder einen rutscher angenäht, rollen getauscht und schäkel gesichert. Danach war ich nass, und es war früh am morgen. Es ist heiß hier.
Nach einer dusche begann der ausflug für den tag und zwar mit dem rad. Mein fuß wird besser und mit flip-flops kann man radeln. Darwin ist nicht wirklich groß, abgesehen von den trabantensiedlungen. Das ziel heute war der Dinah Beach Yacht Club und mal sehen, was es dort gibt. Dieser liegt nördlich der city und man kann in der fahrrinne ankern.
Am nachmittag war ich wieder auf dem schiff und wie soll es anders sein, mein hintern schmerzt. Das letzte mal war ich vor fünf wochen auf dem rad und das ist das natürliche ergebnis.
Nun ich habe ein neues problem, die geklebten nähte von meinem dingi lösen sich auf. Die temperaturen oder die uv-eintrahlung machen dem tender den garaus. Zwei, drei stellen habe ich geklebt, aber es hört nicht auf. Meine lösung ist ein feststoffboot, holz, plastik oder aluminium, aufblasbar wozu.
Der versuch, eine oder zwei personen zu finden, die mit mir nach Langkawi segeln wollen, erweist sich als schwierig. Die einen wollen kohle dafür – geht’s noch? – und die anderen haben den geburtstag des sonnengottes auf dem zettel. Andere haben es in einem monat nicht geschafft, ihr auto zu verkaufen. Also bin ich die crew.
Der seeweg zwischen Indonesien und Malaysien ist nicht ohne, fahren die kommerziellen schiffe doch wie an einer perlenkette entlang. Zudem will ich nicht in Indonesien einklarieren, die verlangen ein transponder AIS system der klasse B, tausend euronen dafür. Es sei für alle pflicht, nur nicht für indonesische fischer, also total sinnlos. Oder soll dieser teil der bevölkerung sich das richtige schiff herauspicken können. Wie meint die Chuligi: „Im AIS ist in Zeiten der Piraterie anstatt des Zielortes ARMED GUARDS ONBOARD eingetragen.“
Somit werde ich wohl außen um Sumatra herum segeln, ist nur vierhundert meilen weiter und ohne riffe oder inseln. Für die abfahrt fehlt nur noch der wind.
Ein weiteres projektchen ist auch fast fertig. Mein kühlschrank musste schon so einiges ertragen, oft ist er mit einer sauerei aus seinem platz gefallen. Die türverriegelung ist beim ersten mal zerschreddert und oft auch der inhalt. Mein erster versuch war in französisch Guayana, als ich ihn flachgelegt hatte. Das ganze gestaltete sich schwierig und so habe ich es eingestellt. Nun der zweite versuch: in NC hatte ich probiert, den kühlschank nur auf den rücken zu legen. Lief nicht, der kühlkreislauf wollte nicht kreisen.
Nun habe ich es eine woche getestet, die krompressoreinheit um neunzig grad gedreht und er kühlt zufriedenstellend. Heute habe ich nun aus zwei brettchen eine halterung verleimt und geschraubt und es ist der anfang der kühlbox. Was fehlt ist ein ablauf, kommt noch. Ich hoffe, dass diese variante energieärmer ist als die schrankversion. So werde ich auch in zukunft das teil zur nacht ausschalten, am tag liefern die solarpannels genug strom zur kühlung.
Alle zwei tage mache ich einen ausflug, meist mit dem rad. Heute habe ich die gleiche richtung zum wasser eingeschlagen, wie beim letzten mal. Diesmal durch den botanischen garten, bergauf und ab und dann wieder zum fischerreihafen. Ziel war eine weitere marina, die aber auch eine retorte ist, auch mit einer schleuse versehen und das office ist nicht besetzt. Keine wirkliche verbesserung und so bleibe ich im süden der stadt. Auch ist hier ein großes problem für schiffe, dass das wasser täglich verschwindet. Nur die differenz sind sechs und acht meter. Wenn man ankert, kann man nur in einem kleinen zeitfenster das schiff verlassen. Oder man robbt durch den matsch.
Seit heute morgen habe ich auch mein reiseziel konkretisiert. Wieder habe ich nicht bis zum ende gedacht. Die informationen der werft waren reichlich, die webseite ist auch recht gut und die preise sind in bath. Ups, dreimal gelesen: der ort Satun liegt in südthailand, nah der grenze zu Malaysien. Na ja, muss auch gehen, auf nach Thailand! Somit werde ich dorthin gehen, wo die Esper auch war. Wer nicht weiß, welcher vlog das ist, das netz befragen.
Nun warte ich auf brauchbaren wind, der mich von Australien wegbringt, danach sieht es immer besser aus.
Ich bin hier gefangen, kein wind, kein wegkommen. Da es sich aber auch ändern kann, habe ich schon mal gastlandflaggen von Malaysien und Thailand gekauft. Danach noch zum supermarkt, alles aufs rad geschnallt und wieder zurück. Ich dusche bis jetzt immer vorher, für die anderen. Nach dem ankommen bin ich aber wieder durchnässt. Es ist hier einfach zu heiß und somit ist das mit der erholung auch eingeschränkt. Erst mitten in der nacht kühlt es ein wenig ab, vorher ist der schlaf rudimentär.
Ein zweites problem tritt heute das erste mal auf, meine netzverbindung will nicht so recht und der fehler liegt nicht bei mir. Ich war zum testen am ponton und dort habe ich ein netz und das kommt schnell. Auf meinem schiff will die ip-adresse nicht rüberwachsen. Muss ich mich morgen drum kümmern und der bar das verklickern.
Ich habe beschlossen, am dritten Dezember hier abzulegen. Der wind ist mau und dreht oft, auch mal von vorn. Wenn ich die höhe von westaustralien erreicht habe, sollte es normal weiter gehen. Warten kann ich auch auf dem meer, fluchen werde ich sowieso. Dreitausend meilen sind geplant und es werden sicherlich mehr. Nächstes jahr sollte ich ankommen, wenn nichts dazwischen kommt.