Seit einer woche bin ich zurück im leben oder in das, was viele als solches bezeichnen würden. Normal ist auch meines dennoch nicht, ich nehme nicht an der arbeitsmatrix teil. Warum auch, bin ich doch angetreten, aus dem hamsterrad auszusteigen.
Der erste anlauf der weltumsegelung ist leider, wie viele wissen, erstmal gescheitert. Oder zumindest gestoppt und unterbrochen worden. Damit meine ich auch den mastbruch, den ich gut verarbeitet habe, es hätte schlimmer ablaufen können.
Was bisher nicht so gut lief, war das segeln allein. Das schiff habe ich soweit umgebaut, dass ich es ohne hilfe vollständig allein bedienen kann, und das funktioniert auch. Nur ist das alleinsegeln kein ausgelebter spass, weil selbstgepräche auch mit zwei stimmlagen und kopfdrehen langweilig sind. Es müssen mitsegler her, nicht immer, aber ab und zu. Freude mit jemandem zu teilen ist doch sehr viel schöner.
Während der vorbereitungszeit des schiffsbaus habe ich viele weltumsegler-blogs verfolgt. Was ich damals nicht verstanden habe, waren die vielen abbrecher, die es nur ins Mittelmeer oder in die karibik geschafft haben. Paare, die sich getrennt haben, nachdem sie schon bis nach Australien gekommen waren. Heute bin ich an dem thema näher dran und kann es verstehen.
Das thema scheitern ist in unserer gesellschaft nur negativ belegt. Die möglichkeit, daraus etwas zu lernen und es beim nächsten mal besser zu machen, ist fast unbekannt. Vor der abreise aus Sada habe ich das brandeins heft zum thema ‚scheitern‘ gelesen. Es war zufällig die aktuelle ausgabe.
In Spanien hatte ich noch ein interessantes gespräch mit dem schiffseigner drei schiffe weiter. Seine freundin würde nur im warmen und bei zwei windstärken mitsegeln. So ist er zusammen mit einem entfernten bekannten gesegelt, von Holland nach Spanien in vier monaten an der küste entlang. Da hatten sie richtig zeit, sich gegenseitig kennen zu lernen. Bis zur messerattacke kam es nicht, aber es war zum schluss feindselig und der spass an der reise blieb dadurch aus. Er will nun nur noch alleine weiterreisen.
Das ist die andere seite der medaille. Ich denke, es muss einen mittelweg geben und habe mir etwas ausgedacht.
Ich möchte ein art von ‚crowd funding‘ ins leben rufen, damit menschen eine woche umsonst mitsegeln können, mit mir zusammen. Also ein halbsoziales vorhaben, weil segeln nicht zum existenzminimum gehört. Bei kommerziellen segelreisen fängt so etwas bei siebenhundert euronen incl. verpflegung an.
Wie das funktionieren kann: Ich stelle mir einen spendenrahmen von zwanzig euro oder mehr vor, die auf ein konto eingezahlt werden können. Alle, die einzahlen, nehmen an der verlosung teil. Die zielmarke für die verlosung einer segelwoche wird jedesmal bei der summe von dreihundert euro erreicht werden. Das geld werde ich für hafengebühren, diesel, essen und trinken und für den materialverschleiss verwenden. Wer ein schiff hat, weiss, dass damit gerade oder fast nicht die selbstkosten gedeckt werden können. Der geloste gewinner fährt dann eine woche mit mir mit. Die anreise muss er selbst tragen. Kommt die summe nicht zusammen, geht das geld wieder an die spender zurück.
Zusätzlich verpflichtet sich der gewinner, ein paar oder mehr seiten aus seiner sicht über dieses abenteuer zu schreiben. Wenn genügend geschichten zusammen getragen wurden, mache ich daraus ein buch, und alle, die nicht gewonnen haben, werden es umsonst erhalten. Somit ist eine spende für jeden, der gerne liesst, auch ein gewinn. Vielleicht endlich mal eine richtige win-win-win Situation.
Diese aktion wird nicht auf einer crowd funding plattform stattfinden, sondern nur auf meiner webseite. Eine bereicherung meinerseits scheidet bei dem betrag aus. Ehrenwort oder badewanne. Gleichzeitig wissen die spender, worauf sie sich einlassen, und kennen die geschichte des schiffes. Es ist keine luxusreise mit steward, köchin und skipper, denn einfach gewinnt bleibt mein motto.
Vielleicht kommen dann noch mehr leser durch mundpropaganda auf meine werbefreie seite.
Das ist meine idee und ich bitte euch um reichlich kommentare zu diesem vorhaben. Negative oder auch positive meinungen sind gern angenommen. Falls ich eine vielzahl von zustimmungen erhalte, werde ich das c-projekt starten.
Moin Wolfgang,
scheitern gibt´s nicht. Und mit seinem Hobby sollte man kein Geld verdienen, man hat dann nämlich kein Hobby mehr. Wie es hier ja schon mehrfach angemerkt wurde, kann so ein fremder Gast einem das Leben zu Hölle machen, erst recht, wenn man so ein Individualist ist wie Du. Das muss alles kompatibel sein, sonst knallts. Es gibt reichlich Bücher über das Thema “Crewsegeln”. Und wenn ich an mein eigenes Projekt denke, dann würde ich außer meiner Frau keinen länger als eine Woche bei mir an Bord haben wollen. In unserer Kultur, wo der Einzelne über allem steht, wo sich jeder verwirklichen muss, da ist es schlecht, sich unterzuordnen. So, das dazu.
Und jetzt zu Deinem Porjekt. Meiner Meinung nach solltest Du Deine Yacht über die Europäischen Wasserstraßen zurück nach Berlin / Stettin holen, dich resetten, neu durchstarten. Stettin z.B. ist doch von Berlin aus super zu erreichen. Kannst Du das Boot nicht erstmal dorthin legen? Infrastruktur wie Segelmachen / Rigger usw. ist offensichtlich reichlich vorhanden, finanziell ist das vielleicht auch zu machen. Dann tank´ neu auf, such Dir vielleicht einen Job und pack das Konto voll. Sparsam sein kannst Du, Du brauchst keinen A6. Nutz das Traumrevier Ostsee, um Dich und das Boot zu trainieren, und dann startest Du vielleicht neu, einen neuen Ansatz in zwei / drei Jahren. Jung genug bist Du dann noch allemale.
Kopf hoch, weiter geht´s … Ich verweise hier noch einmal auf meinen ersten Satz…
Jörg
danke Jörg,
so wie die kommentare kommen, langsam, so wird die idee nicht besser.
Ich habe sie noch nicht in die tonne getreten.
Auf den binnenwasserstrassen wieder zurück, ist zu langweilig, zudem ich schon alles für das neue rigg organisiert und eingeleitet habe.
Es geht im nächsten frühling von Sada weiter.
Wolfgang
“Seit einer woche bin ich zurück im leben oder in das, was viele als solches bezeichnen würden. Normal ist auch meines dennoch nicht, ich nehme nicht an der arbeitsmatrix teil. Warum auch, bin ich doch angetreten, aus dem hamsterrad auszusteigen” – Ist das die Mission? Das Aussteigen aus dem Hamsterrad? Um jeden Preis beweisen wollen, dass Du anders bist als all die anderen, die nicht den Schneid haben, sich abzuwenden und neue Wege zu gehen? Selbst wenn Du feststellst, dass der eingeschlagene Weg nicht zum erhofften Ziel führt: “Was bisher nicht so gut lief, war das segeln allein…Nur ist das alleinsegeln kein ausgelebter spass, weil selbstgepräche auch mit zwei stimmlagen und kopfdrehen langweilig sind. Es müssen mitsegler her, nicht immer, aber ab und zu. Freude mit jemandem zu teilen ist doch sehr viel schöner”. Ich befürchte, dass der hier von Dir eingeschlagenen Weg noch Dein Plan zum erhofften Ziel führt. Eher liegt die Lösung in Deinem persönlichen Umfeld: Freundschaft und Partnerschaft.
Dich auf wildfremde Menschen aus unserem Kulturkreis einzulassen wird zu Enttäuschung führen.
Den Weg der kleinen Schritte willst Du nicht gehen. So gibt es also meines Erachtens nach nur zwei Wege: Eine Person an Bord nehmen, mit der Du dich dauerhaft austauschen und mit der Du Deine Erlebnisse teilen kannst, oder aufgeben. So leid mir das auch täte…
danke Jörg.
Mein hamsterrad hat mich krank gemacht, deshalb muss ich raus. Und die freunde sind noch in ihrem drin.
Die kleinen schritte werde ich angehen.
Zum aufgeben habe ich noch zeit, vielleicht fällt mir noch etwas besseres ein.
gruss WOlfgang
Mal ehrlich – wer möchte nicht raus aus dem Hamsterrad?
Allerdings gibt es da keine Patentlösungen und Wolfgang scheint immer noch an seiner Lösung zu stricken.
Wenn das “raus aus der Arbeitsmatrix” wesentlicher Motor für die immense Arbeit am Boot war, so ist nun die Suche nach der Lebensfreude angesagt. Wenn er dabei genau so beharrlich bleibt wie vormals beim Refit wird er seinem Ziel näher kommen. Da bin ich sicher.
Hallo Wolfgang,
so ganz will mir das nicht in den Kopf. Ich meine man kann ja alles was einfach ist auch kompliziert machen. Aber warum verkaufst du nicht einfach eine Woche segeln für 300 Euro. Wer zwanzig Euro verzocken will, kann sich doch auch 300 Euro für eine Woche leisten. Und was ist wenn mal ein Pärchen mit will. Da bleibt ja ein nicht unerhebliches Restrisiko bestehen. Alternativ wäre es natürlich auch eine Chance: Kerl A-männlich gewinnt Dame B-weiblich (oder umgekehrt). Da könnten sich dann ganz neue Konstellationen ergeben
.
danke Klaus,
für mich sieht es einfach aus, scheinbar nicht für jeden.
Natürlich kann jeder mitfahren, der seine kosten trägt, vielleicht wird es so enden.
Dann ist auch das restrisiko geringer.
gruss Wolfgang
Also es wäre wohl eher angemessen, dass potentielle Mitsegler entlohnt werden sofern sie angeheuert werden. Fröhliche Weihnachten, Gitta
hallo Gitta,
verwandschaft fährt zu anderen konditionen mit.
Wolfgang
muss Verwandschaft mehr bezahlen?
Gruß
Klaus
freunde kann man sich aussuchen
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
da hast du dir aber eine komplizierte Nummer ausgedacht. Sehr problematisch in Organisation und Durchführung. Wer macht den Notar bei der Tombola und was ist mit dem Wetter? Das allein bestimmt doch den Fahrplan. Stell dir einen enttäuschten Hauptgewinner vor der seine Gewinnwoche gemeinsam mit dir in irgendeinem Hafen abwettern darf. Tolle Wurst.
HgK mag da schon realistischer sein, wenn du die Ziele vorgibst und Crew/Gesellschaft dazu zu deinen Vorgaben (z.B. Bordkasse) einlädst. Versicherungstechnischer Bohei wäre dabei auch zu beachten. Doch was ist mit der Chemie auf engem Raum bei möglicherweise ruppigen Bedingungen? Ohne vorheriges Kennenlernen und möglichst viele gemeinsame Schnittmengen sehe ich das auch nicht Konfliktfrei.
http://www.segelnumdiewelt.at/ beschreibt aus der Sicht des Mitseglers. Das reine Vergnügen war es für den Volkmar da auch nicht immer. Der Bruder Leichtfuß http://www.bruderleichtfuss.com/mitsegeln/ kann auch berichten.
Nette Mitsegler sind dünn gesät. Jemand passenden zu finden dürfte bei einer Verlosung schwieriger sein als bei gezielter Suche über die entsprechenden Kanäle (Crewbörsen etc.). Dazu hättest du jetzt noch die Zeit. Wieder zurück auf der THEMROC gehen die Uhren anders. Da wirst du nicht mehr am Rechner hocken und Einzahlungsbewegungen auf einem Konto monitoren können und und…….
An deiner Stelle würde ich auf die Suche gehen und dabei die Augen für den glücklichen Zufall offen halten. Dazu wünsche ich dir viel Erfolg,
LG Hans.
danke Hans für deine ideen.
Das risiko der beta-harmonie kann man für eine woxhe eingehen. Notar, ausloser und was noch dazu zählt bin ich in einer person.
Bei dem wetter im schiff abhängen ist allerdings ein gau.
gruss Wolfgang
Hallo Wolfgang
Finde ich eine gute Idee mit deiner Auslosung/Crowd Funding Sache. Hat für mich, wie du geschrieben hast, einen sozialen Charakter und jeder der bisschen Mut zum Zocken hat, wird schlussendlich belohnt. Damit man ein bisschen mit fiebern kann, sollte Auslosung, Geldstand usw auf deiner Seite aufgearbeitet sein.
Hast du dir aber auch folgendes überlegt: Wenn man Leute an Board nehmen will, muss bereits im voraus (evt sogar einige Monate) bestimmt werden wo und an welchem Datum man zusteigt und wieder von Board geht. Diese Koordination der Termine erfordert die mehr oder weniger Einhaltung eines Zeitplans/Törnplans deinerseits. Könntest du dich damit (mit dieser Einschränkung) anfreunden?
Mit monaten im vorraus kann ich nicht planen, 4 wochen vielleicht. Der preisunterschied bei den flügen ist auch nicht so hoch.
Eine kleine statistik wird natürlich eingefügt, macht das ganze spannender.
danke für die anregung
Wolfgang