Selbsterfahrung Teil2 des Einhandseglers

Der hafentag in Boltenhagen tat mir gut, ich habe bis neun uhr geschlafen. Danach den motorcheck durchgeführt und den tagestank aufgefüllt. Zweihundertzwanzig liter diesel habe ich seit Berlin verbraucht, macht einen durchschnitt von unter drei liter pro stunde. Mr perkins ist genügsam, dennoch ist der hecktank schon leer.
Ich war noch im mast und habe mal das rigg überprüft. Die beiden augen aus zehn millimeter va am mastkopf haben sich nach unten gezogen, hieran hängen vor- und achterstag. Das ist soweit ok. Die ober- und mittelwantenbefestigungen sind auch ok. Nur die unterwantenaufnahmen machen mir sorgen. Das fünf millimeter blech mit den angeschweissten stegen hat sich nach aussen und unter verzogen. Deshalb waren die unterwanten auch so locker, um nicht zu sagen: sie wabbelten. Mal sehen, wie weit das geht, risse sind keine zu erkennen.

Am nachmittag habe ich alle vorbereitungen für ein weiteres ankermanöver getroffen. Der wind war immer noch um stärke fünf und mit stärkeren böen. Aber wenn der anker hier schon nicht hält, was soll auf der weiteren reise geschehen? Zuerst die heckleinen los und sehen wie das schiff reagiert und das langsam voraus, bis die muringleine keine spannung mehr hat. Abgeworfen und frei, um den sicheren hafen zu verlassen. Zweihundert meter weiter habe ich auf drei meter wassertiefe das ankereisen fallen lassen und später noch mehr kette, ich habe ja genug davon. Und es ist ruhiger, als im hafen, wo das schiff nicht aus den festmachern raus kommt. Bis zum sonnenuntergang war das eine gute entscheidung.
Das ausparkmanöver in Dänemark oder der besuch bei den motorbooten in Barhöfe haben doch tiefere riefen am rumpf hinterlassen. Farbe kommt da rauf, wenn ich die muße und zeit habe.

20140818 boltenhagen von aussen

 

Die nacht war ruhig, erst am morgen gab es ankeralarm. Er funktioniert, ich wache auf. Es blinkt der alarm, da die rausgelassene kette einen grossen radius erlaubte – alles tutti. Am morgen entschleunigtes aufstehen, diesmal habe ich möhren zum frühstück geschält. Dann bald ankerauf, hatte sich tief im schlamm eingegraben. Erstmal mit dem motor aus diesem labyrinth heraus. Wenn ich in der nacht davor gesehen hätte, was hier rumliegt, wäre ich wohl nicht hergefahren. Also auf dem tonnenweg zurück in die ostsee.
Dort habe ich nicht das ganze tuch entfaltet und das schiff lief trotzdem gut. Auf dem geplanten kurs bis fehmarn gesegelt. Hier bin ich nun im alten hafen in Burg, den ich von früher schon kannte. Surfen auf Fehmarn, während die anderen im hörsaal saßen. Das war ein schöne zeit, gut genutzt. Wenn der wind so hält, bin ich morgen in kiel in der nähe der schleusen.

20140820 fehmarnsund

 

20140820 fehmarnsund

 

20140820 fehmarnsund passt

 

Hat der wind gehalten? Ja von der stärke, hat aber auch gedreht, nicht zum guten. Um halbacht war ich wach, keine ganze stunde später nach dem kaffee los. Das ablegen hat wie geplant funktioniert, denn ich hatte am abend zuvor das schiff nur mithilfe der leinen gedreht. Das ging super, hatte ich so noch nicht gemacht.
Dann raus in den Fehmarnsund und die strecke gefahren, die es damals in der sks-theorieprüfung zu navigieren galt. Unter der brücke bin ich gut durch, da hätte auch noch ein elefant dazwischen gepasst.
Die weiteren fünfundzwanzig seemeilen waren für die katz, denn ich liege nun in Heiligenhafen am getreidespeicher. Rauf und runter gekreuzt, aber keine strecke gemacht. Heiligenhafen hätte ich auch schon am morgen haben können. In diesen hafen endete vor fünfzehn jahren auch mein erster segeltörn mit dickem sturm. Heute sehe die windverhältnisse lockerer.

Nächster tag: zweiter versuch nach Kiel, das muss doch gehen.
Nach dem abendessen in einer frittigen hafenbar sehe ich klarer. Gelockt hatte man mich mit kostenlosem wlan, aber keine verbindung. Dafür gebratene heringe aus der friteuse, mit bratkartoffen. Als ich wieder heraus kam, gab es ein deja vu. An dieser stelle stieg ich vor über vierzig jahren auf einen fischkutter zum hochseeangeln mit meinem vater. Nur gefangen hatte ich wenig, also eher nichts. Nur mit einem brotbrett und fünfzig meter sehne mit haken, da läuft nicht viel. Natürlich sieht der hafen heute ganz anders aus, dennoch ist es eingebrannt ins langzeitgedächnis.
Der wind will nicht in meine richtung, und so langsam denke ich, dass ich in der truman show bin, sobald ich auf dem wasser bin, brodelt es, bin ich im hafen ist flaute. Ich will doch nur weg von hier.

20140821 heiligenhafen getreidesilo

 

Geschenkt wird einem nichts, ist wohl was dran. Ganz easy habe ich mir das segeln nun auch nicht vorgestellt, aber dass es teilweise so anstrengend ist, kam mir nicht in die hirnrinde. Da ich die harte tour nicht so mag, bin ich beim getreidesilo liegen geblieben. Leider fangen die jungs um sieben an zu arbeiten. Dann ertönte ein signal, als wenn mein batteriecontroller alarm gibt. Davon bin ich wach geworden, und dann liefen die gebläse an. Die ladung vom vierzigtonner wurde dann auch gleich getrocknet und die staubige abluft nach dem filtern ins freie entlassen. Natürlich genau dort, wo ich liege. Den geruch vom frischem getreide find ich gut, staub im kaffee weniger.
Danach eine schiffswartungseinheit, die inbetriebnahme einer mobilen bilgenpumpe und den dieseltank wieder auffüllen. Die bilgenpumpe benötige ich für den bugkettenraum. Die luke vom deck schliesst nicht ganz, und wenn das wasser überkommt, läuft es rein. Die konstruktion als versenkte luke ist schon mist, die bausführung aber ist grosser scheiss. Alles verzogen, da muss eine neue her, so wie die backskistenluke als aufbauteil. Der zweite konstruktive fehlpass sind die speigattrohre. Hatte ich schon mal erwähnt. Kann man getrost weglassen und dafür klüsen auf deckshöhe verbauen. Wenn das schiff in eine welle eintaucht, kommt soviel wasser über, dass es über den süllrand läuft und durch die klüsen, minus des anteils, der durch die vordere luke reinsippt. Oh je.
Durch den hafentag habe ich die stadt erkundet und bin bis zum freizeitzentrum gelaufen, weil es dort wlan for free geben sollte. Zugang gab es, aber nur im tausch zum bedrucktem papier. Aber da gab es Ankes Eisstübchen, und im verbund mit einem grossen eis gab es auch den zugangscode zu ihrem netz, danke Anke. Somit bin ich wieder aktuell auf der höhe.

Morgens um sieben gab es wieder alarm im getreidesilo, dann aufstehen und kleines frühstück. Ein kleiner spaziergang hinterher, um den müll los zu werden. Danach habe ich das gross ein wenig rausgezogen, so weit es ging. Unter motor aus dem hafen und raus auf die see. War alles sehr entspannt, der wind passte mit dem kurs und ab in richtung kiel. Dort habe ich noch zweimal gewendet und bin dann unter motor in richtung zielhafen. Der sah aber nicht so aus, wie auf den karten, nur enge boxen. Dann bin ich kurzerhand daneben abgebogen und liege nun im BKYC zu Kiel, very british, und auch noch in einer box. Das erste mal so ein manöver allein gefahren, bis ich nah genug zum steg war und die leine werfen konnte. Der aufenthalt kostet fast soviel wie in Dänemark, dafür waren die vorherigen beiden nächte umsonst. Und es gibt sogar eine waschmaschine und einen trockner, all inclusive und ein schnelles netz.

Nachher kommt Sabine und am So geht es durch den kanal in richtung hamburg harburg. Entweder beim yachtclub auf der schlossinsel oder in yachthafen harburg. Dort werde ich noch notwendige reparaturen durchführen und fehlende ausrüstungsgegenstände ergänzen.

Und falls doch jemand von Hamburg nach Südengland oder von dort nach Spanien möchte, sollte er/sie sich bald melden. Natürlich als mitsegler.

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