Wasser ist wieder nass

Der tag der arbeit war ein ruhiger. Alle vorbereitungen für den krantermin sind erfüllt. Mein motor ist der beste, den ich je hatte. Seit dezember steht er nun arbeitslos herum, ein kurzes nettes gespräch mit ihm, schlüssel gedreht und er läuft sofort. Mr Perkins will auch weg von hier. Der seewasserfilter wird eine weitere baustelle werden, vom gehäuse läuft ein kleiner rotbrauner rinnsal herab. Der nächste schweißtermin kommt bestimmt.
Dann konnte ich einem segler hier helfen, indem wir seine elektrik mit aderendhülsen versehen haben. Zusätzlich habe ich ihn in den mast gekurbelt, das dampferlicht wollte nicht so recht. Als belohnung gab es ein bier und die karte C50 für das südliche spanien. Danke dafür nocheinmal.

Die wettervorhersage hier kann nix – land unter war angesagt, bedeckt, trocken und warm war es heute. Mit einer zweidrittel wahrscheinlichkeit kann ich das wetter von morgen voraussagen: es ist so wie heute. Aber schön, dass es trocken war.

Die kranung hat super geklappt, gleich danach zur tankstelle verholt und diesel gebunkert. Da ging aber nicht viel rein und peinlich war mir das auch. Für zehn euro habe ich getankt, somit sind die tanks randvoll, der tagestank auch und die reservekanister ebenso, es könnte jetzt also fast losgehen.
Den motor habe ich ein wenig laufen lassen, die jungs von der marina sind zum zielsteg gefahren und ich langsam hinterher. Und dann kam der wind, das manöver mit rückwärts einparken ging schief. Der eine hat mich vom pfeiler abgedrückt, der andere hat mit dem seil das schiff in die box gezogen. Wieder einmal glück gehabt, und nun komme ich auch vorwärts wieder heraus.

Der hafen zeigte am nachmittag mal wieder seine komische seite. Der wind hat sehr aufgefrischt und eine unglaubliche welle baute sich hier auf. Nicht nur mein schiff tanzt, das auf und ab fördert seebeine. Die wellen schlagen sogar über die schwimmstege.

20150502 im wasser

 

20150502 im wasser

 

Auf dem wasser ist alles wieder neu, das schlafen geht gut, die schranktüren gehen wieder auf und die bodenbretter knarzen ein wenig. Und die waschbecken entleeren sich wieder vollständig. Dem windgenerator habe ich seit gestern eine pause gegönnt, er machte über zehn ampere. Solange ich landstrom habe, können die lager geschont werden.

Nächster tag: gestern noch böses wetter und heute wieder sonnenschein. Gefällt mir, schmeisst meine pläne aber über den haufen. Dieses sonnenloch existiert heute, also habe ich einen waschtag eingelegt. Zuerst für mich und dann für die wäsche. Ich versuche, auch hier eine routine zu erzeugen, und so geht es alle drei tage in die dusche. Auf der wäscheleine konnte ich zehn shirts zählen. Ich brauche also mit meiner waschmaschine drei ladungen pro monat. Auch eine ansage, die drei stunden gebraucht hat.
Dann ist auch noch der trübsinn verschwunden, weil sich plötzlich ganz viele über hand-gegen-koje melden und mitsegeln wollen. Finde ich gut, mal sehen wie es läuft. Der erste fährt schon ab Lisabon mit, mal sehen wie weit. Der optionale aussteigepunkt ist Gibraltar, muss es aber nicht sein, wenn es gut läuft.
Mein funkgerät funktioniert auch wieder, den stecker zum funkgerät habe ich heute abend verlötet.

Am Mo habe ich dem generalunternehmer mitgeteilt, dass es nächsten Fr oder Sa hier losgeht. Also haben sie noch drei tage zeit, denn am Mo fiel die arbeit wegen regen und starkwind aus.
Bei den technischen vorbereitungen bin ich gut davor, jetzt habe ich drei identische rechner, mein Nr.1 und ein backup und ein backup für das backup. Meine navtexwetterinfobox läuft auch wieder. Die rettungsweste hat eine neue patrone und tablette bekommen.
Ein problem existiert aber doch noch: mein windanzeiger gibt keine brauchbaren informationen ab, auf jeden fall keine geschwindigkeit, mist verdammter.

Am Di zeigte sich das wetter von der guten seite und das soll auch so bleiben. Gleich am morgen kam die belegschaft von Cadenote an und hat zuerst das gross angeschlagen. Sitzt, passt und hat luft. Und da kam doch schon das erste problem, ich habe noch drei freie slots bei meinen klemmen und es kommen vier neue fallen an. Da werde ich wohl das spinnakerfall ausquartieren müssen.
Danach kam die genua in die rollanlage und war vorn zu tief geschnitten. Hatten wir das nicht sehr, sehr lange diskutiert, dass das tuch über der reling laufen soll? Also unten kürzen.
Zwischen meinen backstagen habe ich jetzt eine taille, um das vorstag zu straffen. Vielleicht ist das ganz sinnvoll. Nachdem der chefmechaniker damit fertig war, ist er in den mast geklettert und hat die defekte stufe ausgetauscht. Die liste wird schon wieder kürzer.

20150506 achterstagspanner

 

Da die sonne am nachmittag noch immer schien, ging es an die letzten roststellen. Ich war mit der farbe fast durch, da kam auch schon der draft meines baumcovers. Sehr gefährlich die weise rostschutzfarbe und das schwarze cover. Es hat eine stunde gedauert, bis ich der frau vermitteln konnte, wie ich die persenning haben wollte.
Vielleicht mache ich mir auch zu viele gedanken um so ein tuch, aber es soll die lazys innen haben, gleichzeitig ein lazybag sein können und das ganze demontierbar mit tenax zu knöpfen. Die lazys benötige ich nur, wenn das segel runter gelassen wird und dann verschwinden sie im beutel. Wenn man irgendwo fest liegt und die sonne brennt, dann geht ein tuch über den baum und der schatten ist da. Das funktioniert aber nicht mit lazys, die aussen sind oder an einem lazybag. Aber soweit haben sie noch nie genäht, und ich glaube, die segelmacherin ist nur eine schneiderin mit grosser nadel.

20150506 baumcoverentwurf

 

Die vorbereitungen zum ablegen sind angelaufen. Die letzten roststellen wurden beseitigt und der autopilot getestet. Und hierbei habe ich schon wieder einen dicken hals bekommen. Die alte pumpe war kaputt, so kam eine identische über den marinaladentisch. Das ganze angeschraubt, entlüftet – und ging nicht. Der autopilot steigt entweder sofort aus oder nach der umpolung pumpt, wie im RTFM zu entnehmen ist, die pumpe bis zum anschlag und dann steigt der autopilot aus. So kann ich keine automatischen wenden fahren. Wenn etwas nicht richtig funktioniert, bekomme ich zur zeit richtig schlechte laune.

Mit einem dicken hals schläft es sich auch nicht so gut, die träume sind anstrengend. Jedoch wurde auf meine mails geantwortet und die fehlersuche fing an. Als erstes habe ich zwei gekonterte neunzehner muttern gefunden, die sich auf dem ruderarm getrennt hatten. Dadurch konnte die achse vom rudergeber nicht fixiert werden. Problem gelösst, dennoch bin ich heute über fünfzigmal aus der hocke, auf das bett und von innen durch die luke hindurch nach draußen gestiegen, um auf dem display die ruderposition abzulesen. Ganz schön anstrengend.
Dennoch das war nicht das problem. Erst nach mehreren telefonaten wurde die ursache gefunden. Die steuerpumpe ist auf vollast eingestellt und kann in einer richtung nicht so viel öl pumpen. Es wird vermutet, dass im verteilerventil dreck ist. So ein dreck! Aber durch öffnen der bypasschraube dreht der motor in beide richtungen. Der praxistest kommt bald.

Die baumpersenning wurde heute mit tenaxknöpfen versehen und ich habe mit der segelmacherin dreißig löcher in den baum gebohrt. Der chef hat dann die gegenpins festgepoppt. Bequemerweise wollten sie das schrauben, ich war dagegen. Noch ein paar verbesserungen am cover und heute abend ist es fertig. Fertig sollten auch alle segel werden, mit den reffleinen.

Morgen kommt dann der erste schlauchboottest. Seit einem jahr habe ich das teil und es bislang nur im wohnzimmer aufgepustet. Davon später mehr.

Am Do abend kam noch einmal der chef und hat mit mir die fallen in den baum eingezogen. Eigentlich sollten die segel angeschlagen sein, die reffleinen positioniert und die baumpersenning fertig sein. Das soll nun alles am Fr passieren und danach soll es einen probeschlag geben, um die segel zu testen.
Das macht mir jetzt am Fr morgen sehr viel stress, denn das schiff muss seefertig gemacht werden. Nichts soll durch die gegend fliegen oder herunter fallen. Genügend stauraum wäre jetzt gut – oder weniger sachen. Aber platz im schiff, um dinge zu verräumen, wird es nie genug geben.

Vorkochen für die reise wollte ich schon gestern abend, klappte aber nicht – so muss das heute am abend passieren.

Dieser Beitrag wurde unter reisevorbereitungen, Reise_2015 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten auf Wasser ist wieder nass

  1. Hans sagt:

    Hallo Wolfgang,
    die THEMROC macht sich da gut im Wasser mit neuem Mast, Rigg und im Wind flatternden Fendern. Sada scheint wirklich kein gastliches Plätzchen zu sein und da ist der Wunsch nach baldigem Ablegen verständlich. Behalte trotzdem die Nerven und die Übersicht und bereite dich gut vor.
    Auch hört sich gut an, dass du inzwischen mehr Resonanz auf “Hand gegen Koje” hast. Bis Lissabon wirst du es auch noch alleine schaffen, nur die Ruhe.
    LG Hans

  2. Schilling, Tino sagt:

    Hi!
    Das sind tolle Fortschritte.
    Ich hoffe den Rest bekommst du auch noch in Griff.
    Viel erfolg beim ersten Probeschlag.

    Bin gespannt auf deine Reaktion mit dem neuen Rigg.
    Gruß
    Tino

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.