Vor ungefähr einem jahr sind wir von Hamburg nach Berlin geschippert. Eine ewigkeit ist das her. Inzwischen ist die 52.bauwoche beendet, also ein ganzes jahr – gelegenheit, um eine kleine bilanz zu ziehen.
Das projektziel ist weit verfehlt, wassertermin ist erst nächstes jahr. Soweit ist das schon bekannt. Im letzten jahr habe ich 1473 stunden mit arbeiten auf dem schiff verbracht, bin an 231 tagen dort gewesen und habe dafür 9240km mit dem auto verfahren, ohne baumarktbesuche. Die bezinkosten dafür betrugen ca. 650€, weil die kiste wenig verbraucht. Somit habe ich auch 29 arbeitstage à acht stunden im auto verbracht, also für den weg einen ganzen monat vor dem lenkrad verplempert. Diese kleine aufstellung soll hinweis und warnung zugleich sein!
Es gibt aber auch erfreuliches, mein schiff ist in Hamburg im schiffsregister angemeldet und trägt den offiziellen namen ‚Themroc’. Das ganze hat auch nur drei monate gedauert, bis alle stellen sich geeinigt hatten. Ende gut. Die löschung in Duisburg hat 40€ gekostet, die eintragung in Hamburg 61€ und der alte schiffsmessbrief, der den umweg über das BSH gegangen ist, wurde einfach handschriftlich korrigiert und nicht neu ausgestellt. So muss verwaltung sein!
Der Montag begann mit aufräumen, müllbeseitigung und wichtige teile finden. Ich vermisse eine kabelzange zum quetschen von kabelverbindern, das kleine torxbit hat sich wieder angefunden und die staubsaugertülle versteckt sich noch immer.
Weil die wasserverlegung aufgrund von lieferengpässen gestoppt ist, habe ich mich an die verkleidungen im cockpit gemacht. Nicht benötigte löcher zuspachteln und schleifen, am abend die erste farbe drauf. Für die deckenbeleuchtung sind auch schon mal zwei kabel verlegt.
Das alte instrumentenpanel habe ich am Dienstag gestripped und vorher keine fotos gemacht, dumm gelaufen. Fast alle kabel konnte ich identifizieren auf dem weg vom panel zum stecker und vom stecker zum motor. Den anlasserschalter habe ich für jede stellung durchgemessen, nur ein fehler ist bei der kabelverfolgung entstanden.
Danach ging es kurz ins bad, ein brett für den waschtisch zurecht sägen und passende löcher für die schläuche hinein bohren. Auch hier abends farbauftrag.
Die verkabelung der instrumente kam mir nicht geheuer vor. Zuerst dachte ich, dass jedes instrument mit einer sicherung versehen wurde. Es stellte sich jedoch heraus, dass das jeweils ein widerstand mit 220-ohm ist. Hier sind meine kenntnisse noch recht bescheiden, da hat der vorbesitzer wieder einmal gespart. Das sind vorwiderstände, die den strom von 24v auf 12v verbraten, das gleiche für die leitung zur einspritzpumpe, hier jedoch massiver. Alle instrumente ausser dem voltmeter sind für 12v ausgerichtet. Wenn ich das alles wieder hinbekomme und es dann auch noch funktioniert, bin ich happy.
Der elektriktrick – wie druckt das? Über zwei stunden habe ich nur damit verbracht, um die funktionsweise der temperaturfühler zu verstehen und war schon am verzweifeln. Diese haben jeweils zwei anschlüsse. Links strom rein und rechts wieder raus. Denkste! Der eine anschluss ist temperaturabhängig und so wird der widerstand geregelt und das instrument zeigt etwas an. Der andere anschluss ist für einen summer, wenn der geber im temperaturmaximum ist. Der rest über motormasse. Habe mir dabei fast die finger mit dem zu testzwecken eingesetzten heissluftfön verbrannt!
Und an diesem Mittwoch habe ich eine neue instrumententafel entwickelt, die entweder an dem alten platz vor dem innenlenkrad befestigt wird oder dank eines längeren kabelbaums in das fenster zur plicht eingesetzt werden kann. Dann kann ich auch von aussen die instrumente überwachen. Das kabel wird dann offen unter der decke geführt, geht schon.
Donnerstag kam der erste teil der schrumpfschläuche an. Ich bin dann noch mal in mich gegangen und habe meine verdrahtung der lenzpumpe unter dem wassertank als pfusch eingestuft. Also das ganze nocheinmal heraus, neuverdrahtet und mit schrumpfschlauch mehrfach isoliert. Ich will es zwar nicht, aber eines tages wird dort wasser stehen und es wäre blöd, wenn dann die pumpe streikt.
Alle weißen wandverkleidungen habe ich danach im cockpit verschraubt. Sieht recht hell und freundlich aus. Holzleisten nach unten und ein rahmen um den einstieg herum fehlen noch. Diesen baue ich gerade aus dem alten mahagonieholzbrettern. Dauert lange, weil die bretter zu kurz sind, also stückeln, wird aber noch ansehnlich.
Nur der rotbraune holzstaub ist widerlich. Und schon wieder ist die arbeitswoche zu ende.
Und da fast alle verbindungen und schläuche angekommen sind, wird nächste woche “leg das rohr” gespielt.