Französisch Guayana ankommen

Ich liege an der aussenseite eines schwimmsteges mit blick auf den urwald in die eine richtung und gegenüber, sowie zur anderen seite auf den zentralen hafen des landes. Alles, was gebraucht wird, kommt über diesen kai. Die anderen lieger wohnen auf den schiffen mit air-condition, tiefkühltruhe und waschmaschine auf dem steg, oder das segelboot dient als wochenendhaus. Eine neue interessante welt für mich.

20160113 flussaufwaerts

 

20160114 hafen

 

20160114 urwald gegenueber

 

Eine option für die zeit, die ich im sommer in europa verbringen werde, ist das boot hier zu lassen. Einen travelift soll es in diesem land nicht geben, und auf dem trockenen zu stehen, ist sehr teuer. Aber vielleicht sind die anderen beiden marinas in diesem land auch brauchbar.

Was hier nicht geht, ist der betrieb des watermakers. Ich möchte jetzt keine klogeschichte anfangen, aber so sieht mein lavac aus, wenn es mit flusswasser gespült wurde. Das wasser hat unglaublich viele sedimente.

20160113 flusswasser

 

Meine reparaturliste ist nicht lang, weil ich diesmal keine habe, alles im kopf. Vor der motorrevision war die ankerrolle dran, da sie oft klemmt und die kette nur darüber rutscht. Alles schön vorsichtig demontieren, das werkzeug intensiv festhalten, denn die anderen am steg gehen oft mit dicken magneten im wasser am steg entlang, weil sie etwas fallen gelassen haben.

Um die mittagszeit habe ich dann mein fahrrad gesattelt und bin in den nächsten ort Remire gefahren. Sechs kilometer hin, danach durch den ort gefühlte zehn und am ende war der hintern rundgeritten.
Zuerst dachte ich an eine neuauflage zum thema ‘schrottplätze der welt’, aber dieses land ist ein einziger solcher platz. Unternehmen betreiben irgendetwas mit transport, automobilreparatur oder ähnliches – und gehen pleite. Die hinterlassenschaften bleiben dort oder werden am straßenrand, wie von den bewohnern entsorgt. Wer ein grundstück hat, lässt die alte karre in der ecke stehen und kauft die nächste. Viele häuser zerfallen und im garten die ehemalige mobilität. Die ursache liegt angeblich in der situation, dass es hier europa ist und länder drumherum südamerika. Ein export von altfahrzeugen soll unmöglich sein. Vielleicht ein neues geschäftsmodell oder den schrott einsammeln.

Der ort Remire besteht aus einer rue national und ist sehr langgezogen, fußgängerwege sind mangelware und radwege dito. In der ortsmitte hatte ich bei dem ersten schild wifi gebremst, ein restaurant. Dieses – und das hat man mir auch am ende erklärt – ist keine bar, essenszwang oder fini. Wenigstens habe ich den letzten beitrag erstellen und meine mails der letzten drei wochen abrufen können. Zuviel spam dabei und die heimat ist nicht online gewesen, dabei beträgt der zeitunterschied nur vier stunden.
Auf dem rückweg habe ich drei verschiedene kleine supermärkte besucht, alle in chinesischen händen. Den ersten habe ich wegen des sortiments begutachtet, aber egal von welcher kette er stammt, immer dasselbe angebot. Die preise sind angeglichen und hoch, da muss ich sehr mit mir ringen. Frisch ist wenig, tiefgekühlt mit unterbrechungen in der kette viel. Warum müssen zwiebelringe tiefgekühlt angeboten werden, wenn es frische gibt? Und auch hier nur hühnerkeulen oder flügel, aber keine brustfilets. Ein stück afrika, wo ebenfalls die fleischreste verramscht werden. Mal sehen, wie lange ich es hier aushalte.

Die frau von gegenüber, die ihr segelboot als datsche benutzt, hat mich am Do freundlicherweise nach Cayenne zum größten carrefour des landes gefahren. Die fahrt war rasant, pariser zweispuriger kreisverkehr, nur bei zweiunddreißig grad und keiner besteht auf vorfahrt. Auch eine neue erfahrung für mich, die entwöhnung vom autofahren hat schon sehr eingesetzt.
Nach dem eingeschränkten warenangebot auf den Kapverden war es für mich ein kleiner konsumschock. Ich habe über eine stunde lang eingekauft, da gibt es fast alles. Der zweite schock hieß dann hundertunddreißig und endete mit euro. Dabei war der einkaufswagen nur halb voll. Ist halt alles teurer hier als im wahren europa, oft das doppelte bis dreifache.

Durch einen tip habe ich später das nächste restaurant gefunden, einen kilometer weit vom liegeplatz an der straßenkreuzung zur hafeneinfahrt. Kreolische küche zur mittagszeit, abends ist der laden zu. Für mich hat er das wichtigste, wifi. Und das beste ist, dass er es nach betriebsschluss auch nicht ausschaltet. Das führt dazu, dass ich am späten nachmittag wieder an der strassenkreuzung sitze, von den ameisen angeknabbert werde und verbindung zur welt habe. Vielleicht werde ich dort auch mal etwas essen.

20160115 hafeneinfahrt

 

20160115 imbissbude

 

20160115 imbissbude

 

Die tage vergehen und ich verliere die wochentage, stehe mit der sonne auf und mache die luken zum sonnenuntergang zu. Die mücken halten sich in grenzen, nerven aber trotzdem, und ab und zu gewinnen sie.

Am Fr waren dann das segel, die neuen reffpunkte und die beschlagaufnahme angesagt. Auf der überfahrt haben wir die neuen punkte festgelegt und nun haben der großbaum und der mast neue löcher. Das ganze ist so anstrengend bei diesen temperaturen. Einmal segel hochziehen und das shirt ist nass, es tropft der schweiß von der nase herunter. Also alles schön langsam mit vielen pausen.
Die beiden schiffe hinter mir haben ein refit hinter sich, die franzosen hier können das wetter gut ab, oder besser als ich. Ein anderer liegt hier seit vier jahren mit seiner holzketch als gaffelschoner, oder so. Er hat ein problem, termiten. Er meint, noch ein jahr zu brauchen – wenn sie bis dahin nicht wieder kommen.

Am Sa vormittag bin ich noch einmal nach Remire gefahren, mit dem ziel, ein buschmesser zu kaufen. Beim chinesen kostet es dreizehn euro und hat eine hochgezogene spitze. Im gartencenter habe ich dann ein gerades model gefunden, mit einem cover und für das gleiche geld. Die schule im ort hat schon bessere zeiten erlebt und ist geschlossen. Und der friedhof ist ein wenig bunter als in deutschland, warum muss der tod denn dunkel sein.
Dann habe ich doch noch fotos von den schrottautos gemacht, bald mehr dazu.

20160116 friedhof in remire

 

20160116 schule in remire

 

20160116 messer

 

Am abend gab es dann ein barbecue von den beiden hinter mir, den abschied feiern. Die wollen bald richtung karibik los. Der grillabend wurden dann zum großen fest mit siebzig leuten, vielen speisen und großen mengen getränken. Ich habe rechtzeitig die kurve bekommen, und als ich auf dem schiff war, fing der regen an.
Eigentlich ist jetzt regenzeit, aber davon habe ich noch nicht viel mitbekommen. Somit halten sich die moskitos auch noch zurück, es soll aber heftiger werden.
Am So ging dann die feierei weiter, man hatte mich schon vorgewarnt, also zum frühstück gegrillte hühnerkeulen und brot mit getränk. Am abend kurz vorm regen war dann endlich schluss.

So konnte ich fast alle segler aus dieser marina kennenlernen, zwei davon wollen gern boatkeeper sein. Viele sind hier gestrandet und arbeiten an land. Andere versuchen nur, geld zu verdienen, und wollen dann weiter, und das schon seit fünfzehn jahren. Also ein gefährlicher ort, wenn man mit den umständen gut leben kann. Vorhanden sind strom, wasser, warme duschen und wc, der müll wird entsorgt – und alles ist umsonst. Die marina muss vom hafen verwaltet werden und für die ist es nur lästig mit dem geld.

Am Di will ich weiter, zuerst zur insel La mère und dann die küste hoch.

20160111 la mere

 

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