Das waren jetzt sechs jahre Berlin. Zum anfang bin ich noch nach Hamburg zur schiffsbaustelle gependelt und dann auf dem wasserweg zum zweiten schiffsfriedhof meiner laufbahn nach Spandau geschippert. Dann den job geschmissen, das schiff fertig gestellt und losgesegelt. Wie schnell doch die zeit vergeht.
Zum monatsanfang mal etwas erfreuliches von der arztfront, die blutwerte sind sehr viel besser geworden, und die plötzliche entzündung ist weg, einfach so. Der gesündere lebenswandel zeigt also wirkung. Das ct der nebenhöhlen ist auch in ordnung, also muss ich nur noch zweimal zum zahnarzt. Der marathonmann läuft im kopf immer mit.
Das aufräumen und einpacken für den umzug soll diesmal auch zu einem ausräumen führen. Da kommen alte schellackplatten und viele überflüssige bücher zum vorschein. Letztere füllen zwei kartons und sind zum verschenken. Dabei habe ich eine unschöne art der ebaymitmenschen kennengelernt: Zusagen und nicht kommen. Erst beim dritten mal hat es dann doch funktioniert.
Viele weitere ladenhüter haben dann noch den besitzer gewechselt, auch die schellackplatten, die ich mitte der siebziger vom sperrmüll gezogen habe. Seitdem sind sie ständig mit mir mitgezogen, wurden nicht abgespielt, doch jetzt ist damit schluss.
Der zweite zahnarzttermin ging auch glimpflich ohne narkose ab, die entzündung geht zurück. Zurück hatte sich auch die provisorische füllung vom ersten termin gezogen. Glücklicherweise am abend vor der zahnstuhlsitzung.
Die zweite neue füllung hielt leider nur vier stunden, vielleicht ist die weingummimischung daran schuld. Also am nächsten tag eine weitere dritte provisorische füllung für den zahn. Ich hoffe, dass die finale dann etwas länger in der angedachten position bleibt.
Meinen TOxit habe ich dann auch gleich vollzogen. Hatte ich doch gehofft, dass der “verein zur förderung des hochseesegelns” (TO) wieder zurück ins fahrwasser gerät – ist aber so nicht gekommen. Da werden stützpunktleiter mit hilfe von konspirativen yachtzeitschriften in einem laufenden verfahren diffamiert und dadurch gleichzeitig vorstandsunschädlich ins off transferiert. Ich empfand den vom verein geduldeten und inoffiziellen stützpunktleiter auf den Kapverden als hilfsbereit und nett, zumal diese person null geld für ihre arbeit erhält. Er hat nur einen groben fehler begangen, hat er doch einen antrag auf neuwahl des vorstandes eingereicht. Eine anwesende gerontenmehrheit auf der hauptversammlung stimmte dagegen.
So läuft das im TransOcean verein ab, das hat tradition. Bei der letzten jahreshauptversamlung in Cuxhaven wurde mit einer kleinen mehrheit auch die erhöhung der mitgliedsbeiträge um fünfundzwanzig prozent beschlossen. Insgesamt waren um neunzig mitglieder vor ort, von über viertausendfünfhundert. Sieht so ein mehrheitsbeschluss aus, wenn menschen, die nicht vor ort sind, keine stimme haben. Dieser versuchte hasenzüchterverein ist in der bredouille, will er das hochseesegeln fördern, doch die aktiven mitglieder dürfen nicht mit abstimmen, keine stimmübertragung oder vollmachten an andere abgeben. Dazu noch zu viele unsinnige, kostspielige klagen, personalaufstockungen und in meinen augen misswirtschaft. Dies ist eine demokratievariante auf einer gefangenengaleere, allerdings mit ausstiegsoption einmal im jahr, auch TOxit genannt.
Transparenz gibt es nur im sauberen bootslack. Es geht auch ohne diesen verein. Die segler untereinander helfen sich meiner erfahrung nach gegenseitig, und die stützpunktleiter helfen auch nichtmitgliedern, wie ich es persönlich beansprucht habe.
Die chilebuchbestellung teil zwei ist auch nicht angekommen. Sie ist schon zwei wochen überfällig, mit dem brexit hat das wohl nicht zu tun. Der buchhändler ist diesmal mailaktiv und der oberbuchversender hat auch die mögliche rückabwicklung schon abgenickt. Nur das hilft gerade gar nicht, weil ich es schnell brauche. Mal sehen, ob das buch notfalls hier auf dem kontinent zu bekommen ist.
Tage später: Das musste ja so kommen, rückabwicklung die zweite und buchbestellung die dritte. Ich hätte es auch direkt beim RCC bestellen können, die sind aber auch auf der insel. Somit das ganze bei einem deutschen nautikbuchhändler. Über die hälfte teurer, als die letzten beide versuche.
Umzugsszenerie: Die wohnung verschwindet jetzt sehr schnell im karton, die wände sind bilderlos und die regale alle leer. Den neuen nachmietern gönne ich die wohnung, zicken sie auch nicht rum und sind freundlich. Schlimmer ist die hausverwaltung, denn da wird am Fr nachmittag nicht gearbeitet. Wir sollten doch einfach am Mo die wohnung übergeben, während der geschäftszeiten, geht’s noch? Wenn alles gut läuft, sind die umzugsmenschen verschwitzt am mittag fertig, dann folgt die wohnungsübergabe und ich sitze abends im bus in richtung Lille. Alles schon gebucht, unstornierbar. Aber da sind die grausamen realitätsgrenzen des arbeitswütigen dienstleistungsgewerbes. Weil es so warm ist, geht am Fr nach zwölf nichts mehr, was für ein unglaublicher wohnungsverwalterservice. Somit machen wir die neuen nachmieter zu bevollmächtigten der wohnungsübergabe, und damit hoffentlich nicht den bock zum gärtner.
Zurück zum buch: Beim dritten mal hat es jetzt endlich gedruckt, der revierführer für Chile in der neuen dritten auflage wurde heute von den braunen männchen abgeliefert. Wie immer freundlich, schnell und unbeschädigt. Die gelbroten versuchen das schon seit vielen jahren. Vielleicht sollte es auch so sein, die beiden ersten bestellversuche hätten nur die alte zweite auflage gebracht.
Und zum schluss noch eine gute nachricht von der farbbeschaffungsproblematik. Ein fünfliter gebinde meiner lieblingsfarbe in Berlin zu erstehen, scheiterte schon vor einem jahr. Jetzt hatte sich ein weiterer motubauer auf den weg noch Holland gemacht, um größere mengen zu kaufen. Die abwicklung für meinen topf lief schwierig und doch ist er jetzt da. Vielen dank, Richard, für deine mühe.
Das war es erstmal mit diesem system. Mehr das nächste mal aus dem land des weißbrotes.