Drei wochen sind ins land gegangen und ich wollte nur mal kurz hier bleiben. So ist das, wenn die brutale realität auf einen nicht existierenden service trifft. Furuno deutschland hat sendepause und antwortet nicht mehr und mein radar ist noch immer nicht am laufen. Vielleicht werde ich ohne fahren müssen.
Dafür kam gestern ein mitarbeiter von South Atlantic und hat meine windsteuerungsanlage mitgenommen. Das teil gammelt einem unter den fingern weg. Einen befestigungsbolzen musste ich durch eine schraube mit sicherungsmutter ersetzen. Bei dem kraftakt, dieses rostige teil zu entfernen, ist es abgebrochen und steckte noch in der halterung fest. Die flex kam da nicht hinein und so ging nur noch die eisensäge. Mal sehen, wann ich das system wiederbekomme.
Am Do kam dann endlich mein reparierter e-motor, und da waren es nur noch zwei probleme. Da die anschlüsse aber sehr offen waren, habe ich ein dose herum gebaut, das teil verkabelt und versucht zu starten. Er lief genauso wie der alte, er war nicht in der lage, den kompressor auf touren zu bringen. Dazu wurde er heiß. Um sicher zu gehen, habe ich noch den kompressor zerlegt, aber der läuft frei. Ohne keilriemen wollte der motor auch nicht mehr laufen, dann sprang die sicherung raus. Das war ein kurzer besuch des motors, der mittelsmann war noch auf dem nachbarschiff und hat ihn wieder mitgenommen.
Somit habe ich schon wieder mehrere baustellen, es nimmt kein ende. Ein flug in die heimat würde ab dreizehnhundert euro möglich sein, dazu kommen noch siebenhundert pro monat für den club. Das ist zusammen zu viel. Also vielleicht doch mal zurück nach Montevideo, um das radarersatzteil zu beschaffen, nur: die melden sich auch nicht mehr.
Am Fr habe ich mal schnell zwei neue kopfdichtungen für den kompressor angefertigt und ihn wieder zusammen geschraubt. Hoffentlich verträgt er das dichtungspapier, es fehlt wieder nur der motor.
Am So war ich nun endlich in Buenos Aires, die anreise war schon ein abenteuer. Zum zug gegangen und er kam sofort, dann bis zur endstation gefahren. Dort muss man dann noch einmal dreihundert meter durch einen trödelmarkt laufen, um den zug der anderen linie zu nehmen. Diesen habe ich wieder bis zur endstation genommen, ein alter kopfbahnhof.
Mit den ausgedruckten karten bin ich zuerst vom weg abgekommen, aber ich habe einen supermarkt gefunden und mich mit wasser eingedeckt. Das erste ziel waren die alten hafenbecken, die – wen wundert’s – aussehen wie in London, Hamburg oder anderen städten, die alles abreißen, um dann schicke wohngegenden oder firmenpaläste dort zu bauen. Alles sehr touristisch.
Die nahrungsmittelaufnahme bestand diesmal aus fritten einer burgerkette. Die haben die richtige größe für meine essspalte – die kieferattacke ist immer noch spürbar und der kiefer will sich nicht öffnen lassen. Gestärkt bin ich drei hafenbecken abgelaufen, und im letzten liegt noch ein schiffswrack.
Danach zu den Madres de Plaza de Mayo, welche von Alexandra Lehmler ans herz gelegt wurden, aber die madres kommen aber nur am Do abend. Also ein reinfall für mich. Der rest des platzes war enttäuschend, also wieder quer durch zur großen hauptachse. Diese straße hat sechzehn fahrspuren in vier trassen plus eine doppelte busspur in der mitte. Muss das sein, sie haben das dichteste busnetz der welt, toll. Da hat die die busmafia richtig zugeschlagen, denn es gab auch mal eine straßenbahn. Und Buenos Aires hatte das dichteste straßenbahnnetz der welt, falls das jemand wissen will. Jedenfalls bis zum zeitpunkt, als ich gezeugt wurde. In dem jahr hat die regierung kurz mal beschlossen, den schienengebundenen nahverkehr einzustellen. Aus england kamen dann schnell hundert busse, und hurra. Wenn da keiner geschmiert hat, wäre es unglaublich.
So etwas richtig tolles habe ich hier nicht gefunden, war wohl an den falschen orten. Vielleicht mache ich noch einen abstecher dorthin mit dem schiff, vor dem ersten hafenbecken ist der yacht club argentino.
Heute ist der erste märz, es ist ungewöhnlich heiß für die jahreszeit und es bewegt sich nichts. Ich klebe fest, mache kleine arbeiten und ärgere mich mit firmen, die einen solchen mistservice sich leisten, dass sie geschlossen werden sollten. Mal sehen, ob etwas bald geschieht. Dafür ist auch hier der karneval vorbei, das volk kann wieder geknechtet werden.
Etwas positives ist nun doch zu berichten, ich habe mit meinem handy ein netz gefunden und somit kann ich wieder online über mein geld verfügen, ein wunder nach zwei monaten.
Es ist schon wieder Fr und das wochenende naht. Meine liste wird mal kürzer und wieder länger. Gestern dachte ich, dass der punkt elektromotor behoben sei, hatte mich zu früh gefreut. Der motor läuft ohne riemen an, nach zehn sekunden läuft er dann deutlich schneller. Hört sich gut an, aber das ganze mit dem kompressor läuft nicht so recht. Wenn die last entsteht ab ein bar, kann er nicht mehr, zu schwach. Dummerweise hat der mittelsmann das geld schon erhalten, zu schnell von mir gehandelt. Also muss er noch einmal herkommen.
Die tage vergehen und nichts passiert, mit kleinstreparaturen vertreibe ich mir die zeit. Zur freude vieler gab es vor zwei tagen einen temperatursturz von zehn grad. Die nächte sind nun angenehm und der tag mit fünfundzwanzig grad erträglich, kleine freuden.
Auch ist aber meine überholte windsteueranlage wieder am schiff. Ein paar neue buchsen, ein paar neue schrauben mit liefer- und abholservice für fünf prozent vom kaufpreis. Für argentinien ein schnäppchen. Wieder ein großes problem weniger.
Aber dafür wird es an anderer stelle jetzt immer teurer. Für das radarersatzteil in der größe von vier gestapelten toastbrotscheiben soll der versand zweihundertsechzig euronen kosten. Ich habe mal eben bei ups hundert euro ermittelt und danach waren es von Furuno aus nur noch hundertsiebzig. Auch raffen sie nicht, dass der warenwert sehr gering sein sollte, damit ich nicht noch einmal abstecke an den zoll hier entrichten muss. Was ist das nur für eine firma, die nicht einmal das wort kulanz kennt.
Die entscheidung ist gefallen, ich mache hier den schuh. In Montevideo, wo ich schon einmal war und die prefektura mir am liebsten den arsch versohlen möchte, kann mir geholfen werden, vielleicht hoffentlich. Mit dem servicepartner war ich schon in Piriàpolis in kontakt, scheute aber die kosten für die anreise des technikers – das ist lehrgeld. Sie haben ein magnetron auf lager, der preis ist stabil hoch, aber ich werde meine ganze anlage dort auf den tresen legen. Meine hoffnung ist, dass es ein anderer fehler ist.
Deshalb war ich heute mit meiner sackkarre zum einkaufen, so um fünfzig kilogramm, und es ist heiß. Durchnässt auf dem schiff angekommen, kam auch kurz danach mein elektromotor zum dritten mal zum schiff zurück. Diesmal lief er gleich mit der vollen drehzahl an, ich hätte das gerät falsch angeschlossen. War auch so, auf dem kondensator war ein anschlussplan, leider überkopf und da vertut man sich schon mal. Also diesmal richtig konfiguriert und er lief, dummerweise in die falsche richtung. Also die brücken zwischen den kontakten geändert und er lief, hatte mehr power und brachte es auf fast drei bar, und aus. Bis zur marke von zehn ist es noch ein weiter weg. Die möglichkeit der stromunterversorgung auf meinen schiff sind wir dann noch umgangen und haben den kompletten kompressor an land geschafft. Aber auch dort ein nur wesentlich besseres ergebnis. Nun haben sie meinen kompressor, mein geld, und ich habe die hoffnung.
Sobald eine lösung gefunden wird, lege ich hier ab. Die nächste station ist der Yacht Club Argentino in Buenos Aires, dort wo mein ausflug begann. Zwei tage dort, um auszuklarieren und dann rüber ins bekannte Uruguay. Bis nach Montevideo brauche ich drei tage, wenn es gut läuft. Mit offenen armen werden sie mich dort im yacht club sicherlich nicht aufnehmen.
Die letzte nacht war hell und laut, dabei noch sehr feucht. Das nass setzte sich am tage fort und erst zum tee wurde es trocken. Das einzige, was erfreulich war, ist das internet. Ich konnte ausnahmsweise mal vom schiff aus surfen. Das netz der marina funktioniert nach einem monat erstmals.
Ich bin zwar noch lange nicht durch Patagonien durch, habe aber schon mein übernächstes ziel gefixed. Malborow Sounds auf der südinsel von neuseeland, das dauert noch bis ich dort bin, aber ziele treiben mich voran.
Mein kompressor ist noch nicht wieder auf dem schiff und von der kauleiste gibt es noch keine guten neuen nachrichten. Ich habe das gefühl, dass es besser wird, trotzdem geht der mund nicht weiter auf, als dass ein schmaler pommes durchpasst.
Wieder mal ein wochenanfang und nichts passiert. Am Di ist mein mittelsmann meistens am nachbarschiff und bastelt dort. Ich hoffe, er hat den kompressor dabei, aber je länger ich hier bin, desto weniger brauche ich das teil. Eigentlich hätte ich auf die reparatur komplett verzichten, es über bord werfen und ein neues gerät kaufen sollen. Preislich wäre es günstiger gewesen, eine woche hier liegen kostet mich hundertfünfzig dollar.
Das war alles mist, warten warten warten. Am Do vormittag ist mein kompressor zurück gekommen. Ein paar videos zeigte er mir, dass das gerät gut lief. Auf dem schiff bei normaler voltzahl von zweihundertzwanzig lief er nicht mehr so toll. Bei fünf bar war schluss. Ich bin mürbe und habe dieses kapitel abgeschlossen. Das lehrgeld habe ich bereits abgedrückt und die lernkurve bildet sich gerade. Morgen am Fr mit dem hochwasser will ich hier weg und in die große stadt zum yacht club argentino. Dann aus diesem land auschecken und zurück in das ungeliebte Uruguay.
Von dort dann mehr, hoffentlich gutes.
Lieber Wolfgang,
wir hoffen, du bist gut in Montevideo angekommen und Radar bereits am Mast montiert!
Zum Artikel: das sind harte Worte über ‘das Argentinien’ und Buenos Aires! Vielleicht ein bissl zu hart, finde ich Bedenke, dass wir hier auch wunderbare Leute kennen gelernt haben, nicht nur solche wie “Mechaniker”, die uns das Leben schwer machten, oder die Kleinkriminelle, die dich bös überfielen – alles unbenommen. Sondern auch jene, die herrliche Parillas für uns machten und mit Wein und Sekt (nicht zu vergessen das sehr sehr süsse Nationalgebäck) abfüllten.
Klar, ohne die Sprachkenntnisse des Landes ist man beschränkt. Aber wo nicht.
Teuer, teuer, teuer – das ist das Land tatsächlich! Auch wir hatten falsche Informationen, aber vor allem falsche europäische Vorstellungen von Südamerika! Das ist eben der zentrische Blick eines Europas, das sich selbst am wichtigsten nimmt.
Ich hoffe, du hast beim zweiten Anlauf auf Buenos Aires bessere Erfahrungen gemacht. Die interessanten Tango-Viertel, die sehenswerten hochkarätigen Museen, den Ricoleta-Friedhof, das ehem. Hafenviertel La Boca… die unter denkmalschutz stehenden Bars, nicht zu vergessen das Gebäude des Yacht-Clubs selbst!
Sorry, ich musste mal dringend aufzählen, damit ein kleines Gegengewicht zu deinem Artikel sich bildet
Es grüßen dich herzlich die 3 aus Mar del Plata von der Chulugi!