Was macht man mit den restlichen NZ dollars? Ausgeben. Alle vorbereitungen sind soweit abgeschlossen und der preis für ein taxi ist fünfundzwanzig, für eine strecke. Aber es soll auch einen treckingpfad am ufer entlang geben. Der war gut ausgeschildert und abwechslungsreich. Zum anfang auf einem holzsteg, danach in eine wand gegraben. In der mitte wurde es bergig, danach wieder auf einem holzsteg durch den sumpf, am strand entlang und um eine landzunge herum. Nach zwei stunden war ich im nachbarort angekommen.
Am dortigen schiffsanleger gab es eine craftbierbrauerei und ich habe mir das erste richtige IPA gegönnt. Schmeckte nach grün und toastbrot und war recht teuer. Danach weiter zum supermarkt und eingekauft. Das restliche geld ausgegeben und noch das taxi bezahlt. Mann, war ich froh, nicht mit dem fahrrad gefahren zu sein, das ging rauf und runter. Zur belohung gab es dann zum abschied eine tk-pizza. Nicht weil sie lecker war, nur essbar, sondern sie sollte mich an die selbstgemachte zu hause erinnern. Die ist um längen besser.
Am montagmorgen habe ich mich mit dem hochwasser vertan, es lief schon zu früh ab. Somit gleich los und an der tankstelle wieder festgemacht. Im marina büro sagten sie, ich solle zuerst tanken, dann zum zoll und wiederkommen, mit dem tankbeleg. Und das war eine überraschung, mit der zurückerstatteten mehrwertsteuer konnte ich fast die marinagebühren bezahlen. Nun sind meine fünf roten argentinier wieder voll.
Als es losgehen sollte, kam der nebel, aber ich war schneller, und nach zwei stunden mit dem motor kam der wind. Segelnd habe ich Neuseeland verlasssen, recht flott und auf dem richtigen kurs. Nachts um drei fing der wind an zu drehen, nach einer segelkorrektur ging es noch bis zum sonnenaufgang weiter.
Dann war erstmal schluss, motor an, um die batterien zu füllen, und um halbzehn ging es langsam mit rückenwind weiter. Die erste nacht ist nie gut, diese war keine ausnahme.
Endlich am zweiten tag nachmittags geht Neuseeland am horizont unter. Der wind dreht weiter, wie versprochen, und am abend wird er kräftig werden. Als vorbereitung habe ich schon mal das grüne curry zubereitet, nachher kann es zu spät sein. Und wie viel uhr habe ich denn? Mein gps macht schlapp, eine reise in die vergangheit. Das datum ist der 2.11.99, nur die uhrzeit stimmt, wird wohl aus dem datensatz des satelliten gelesen.
Ein weiteres system wird krank, der antrieb. Ab viereinhalb knoten fängt es an zu singen, entweder ist es das drucklager oder die kadanwelle oder das getriebe. Wenn es die welle sein sollte, habe ich bald ein weiteres problem. Bis zum nächsten ziel sind es knapp achthundert meilen.
Vorsichtshalber habe ich am abend schon mal das erste reff ins großsegel gezogen, die genua war noch verkleinert. Um halb zwei war dann das zweite reff dran. Die wetterkarte zeigte schon ein kräftiges gelb und das wird noch einen tag anhalten. Die nacht war wieder schlecht, das heftige rumsen der wellen an die bordwand stört. Der wind ist noch ein halbwind und so kommen auch die riesigen wellen.
Heuten morgen dann eine kurze kontrolle draußen, soweit alles ok, nur die dritte reffleine hat sich am radar verfangen. Diesmal klettere ich da nicht hoch. Es sind noch immer dreißig bis vierzig knoten wind, deutlich mehr als vorhergesagt. Dafür segelt das schiff sechs bis sieben knoten. Sorgen machen mir nur die brecher von der seite. Nur noch siebenhundert meilen.
Das war ein tag zum abgewöhnen. Draußen war es zu nass und gefährlich, also innen in der ecke beim kühlschrank oder auf dem fußbodenbett im durchgang sitzen. Bewegen wird bei den schlägen zum potentiellen blauen fleck oder bruch, also tief bleiben. Nachts um zwei war dann der spuk vorbei, die pause hielt aber nur vierundzwanzig stunden an.
Fangen wir mit dem positiven an, die zusätzlichen vier löcher im süllrand haben sich bewährt, das wasser ist schneller vom deck. Meine neuen fenster im pilothouse sind dicht, da flogen hektoliter seewasser drauf und sie sind trocken. Die windsteueranlage hat seit Opua gut gearbeitet, auch jetzt im sturm. Zur unterstützung konnte ich von innen unten am steuerrad nachregeln und die kurse noch verbessern.
Und nun zur schattenseite, das zweite instrument ist gestern, nachdem ich den motor gestartet hatte, total ausgefallen. Daran hängt der windsensor und so fehlte diese information. Das problem habe ich in soweit behoben, dass nun das display von unten am steuerstand oben verbaut ist. Windanzeige ist wieder da, nur das echolot ist am unteren display, und vor Neukaledonien muss ich wohl besser nochmal umbauen. Auch der versuch, einen neuen stecker zu crimpen, hat nichts gebracht. Mein lieblingskochwecker, der mich schon seit dreißig jahren begleitet, will nicht mehr klingeln. Der vorhandene ersatz tut es, sieht aber scheiße aus.
Mein windgenerator hat einen teil vom seinen holz verloren, mein anwendungsfehler. Jedoch lief er eine kurze zeit und zwar rund. Das bedeutet, dass die neuen mitgelieferten repeller nicht gleich waren, fehlende qualitätskontrolle der herstellers. Ich werde im nächsten hafen ein neues brett zurechtsägen.
Dann noch eine folge des nächtlichen reffens, ein umlenkblock für den baumniederholer wurde durch das seil gesprengt. Ersatz ist vorhanden, im nächsten hafen. Am ende dieses tages, den ich mit einer stundenlangen fahrt eines tiefergelegten serienfahrzeugs auf einer etappe paris-dakar vergleichen würde, sind schlappe hundertundzwanzig meilen herausgekommen. Dabei ist das schiff meist um sechs bis sieben knoten gesegelt, ein rätsel.
Solche tage fördern den gedanken aufzuhören und zwar so bald als möglich. Der wunsch nach einem willigen käufer wird groß, ein rückflug der wunsch. Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, werde ich meinen logischen weg fahren, um die umsegelung zu vollenden. So schnell wie möglich nach Darwin, über den indischen ozean, Südafrika und dann hoch nach Martinique. Vielleicht ein paar mal anhalten, aber bis zum ende Oktober sollte der nächste ozean passiert worden sein. Von Opua bis Kapstadt sind das schlappe zehntausend meilen ohne umwege. Dann noch einmal sechstausend nach oben. Eigentlich reicht halb rum um die erdscheibe, das war der interessantere teil.
Am mittag ist dann die lage durch einen unfall wieder besser geworden. Der kurs hoch am wind war west bis nordwest, ich brauche aber nordnordwest. Der motor lief mal wieder, um die verbrauchte energie der nacht zu erneuern. Danach habe ich ein wenig zu viel optimiert, zu viel ruder und das schiff machte eine zwangswende. Das passiert nicht allzu oft, aber hier war es mal wieder der fall. Der neue kurs ist nordost, auch nicht, wo ich hin will, aber mehr nord und wieder zurück zur ideallinie. Und das ganze im sonnenschein, es wird wärmer.
Der mäßige wind hielt den ganzen tag und am abend sah es nach mehr aus. Vorsichtshalber hab ich wieder ein reff mehr eingezogen und die genua verkleinert, wie eigentlich immer. Es ging hoch am wind mit unterstützung der windfahne nach nordost. In der nacht drehte der wind bis morgens, und um fünf war der kurs nord, super. Nur dass dann der wind aufhörte. Ich versuchte noch so einiges, zum schluss noch den autopiloten. Nach soviel aktion war dann der schlaf auch vorbei, die dämmerung begann. Jetzt nach dem kaffee um halbneun ist der motor auch wieder aus, die batterien sind geladen und die segel sind geborgen, flaute. Noch fünfhundertundsiebzig meilen bis in den nächsten hafen.
Der sechste tag auf see fing ganz langsam an, am vormittag konnten die segel wieder gesetzt werden. Zuerst mit drei dann mit vier knoten ging es voran. Am mittag fing der wind an zu drehen und ich ging in die gegenrichtung. Alles bei trockenem wetter und sonnenschein. Gestartet bin ich mit einem kurs von fünfzig grad und am morgen waren es dann schon wieder dreihundert. Eine große kurve im meer. Nur am nachmittag wurde es merkwürdig, pling pling.
Ich konnte mit den teilen nichts anfangen, hatte sie noch nie in der hand und das rätseln fing an. Vielleicht doch weltraumschrott, schließlich bin ich im pazifik, wo die teile gern mal runterkommen. Oder hat der segelmacher etwas vergessen. Nach einer stunde löste sich dann das ganze auf, alarm umsonst. Mein einer radarreflektor löste sich auf und der rest kam auch runter.
Das war ein super Sonntag, ein richtiger segeltag. Um zwanzig knoten wind, sonne und alles aus der richtigen richtung. Somit habe ich gestern hundert meilen gesegelt. Das war auch der siebente tag auf see. Ich wollte schon viel weiter sein, aber so ist das nun einmal. In der ersten woche habe ich nur fünfhundertundachtzig seemeilen hinter mir gelassen, dreihundertundvierzig sind es noch zum pass durch das riff. Sieben breitengrade habe ich schon überschritten und es wird wärmer.
Auf einem guten segeltag folgt einer zum vergessen. Es war kaum möglich zu segeln, wenn es gut lief mit drei knoten. Am abend war es dann besser, nur in der nacht drehte mal wieder der wind, ich machte eine halse und es ging weiter. Die neue richtung war nun nordost. Am morgen setzte ich den autopiloten ein, damit kam ich wenigstens nach norden.
Und jetzt am morgen habe ich rückenwind, ich hasse das eigentlich. Das groß ist ausgestellt, und damit der pilot steuern kann, ist die genua einen meter draußen. Die steht nicht stabil, aber so dreht das schiff nicht in den wind. Nur noch zweihundertneunzig meilen bis zum pass.
Heute ist der zehnte tag auf dem meer und seit über vierundzwanzig stunden habe ich rückenwind. Das schiff rollt von einer zur anderen seite, auch in der nacht. Also war bisher kein schöner schlaf dabei. Das gute an der situation ist, dass das schiff voll auf kurs ist und dabei fünf knoten fährt.
Das wirkt sich auf die bilanz aus, wobei ich beschlosssen habe, durch einen betonnten pass zu fahren. Dieser ist etwas weiter weg, dafür ist innerhalb der lagune die strecke kürzer. Somit sind es noch zweihundert meilen bis zur einfahrt. Seit ein paar tagen sehe ich auch schon wieder die ersten fliegenden fische. Wenn die sonne scheint, ist es deutlich wärmer, nur jetzt ist der himmel zu, bei um die fünfundzwanzig knoten wind.
Und dann nach dem mittagsmotorlauf: Houston wir haben ein problem. Vorgestern habe ich einen liter motoröl hinzu gefügt, der stab war trocken. War komisch, weil der motor sonst kaum öl verbraucht. Und heute hat es nach öl gerochen, autsch. Die motorraumwände entfernt, während das schiff wie blöd rollt, und die ganze wanne voll mit dem schwarzen saft. An der vorderen rechten motoraufhängung waren drei schrauben verdammt locker, eine vierte fehlt. Ich glaube, dass ich sie die ganze nacht über gehört habe, von links nach rechts und wieder zurück. Nun alles wieder festgeschraubt, den restlichen kanister öl in den motor und testlauf. Nichts zu finden, also ein weiterer punkt in Noumea.
Eine weitere schlechte nacht, der wind weht seit über zwei tagen aus derselben richtung. Mal stärker und gerade etwas schwächer, gestern abend fuhr das schiff bis zu sieben knoten.
Und gerade läuft auch der motor wieder, alles vorhandene öl ist dringeblieben und sollte auch dort bleiben. Nach längeren überlegungen geht das wohl auf mein konto. Diese löcher von den motorhalterungen sind nicht ins dicke material vom motorguss gebohrt worden, sondern durch. Ich hatte schon einmal eine schraube nicht mehr hineinbekommen, das war aber eine von hinten und dort sind sie höher montiert. Beim motorfundamenttausch in Kopu habe ich wohl die vorderen vier nur handwarm hineingeschraubt. Nach vielen stunden motorrütteln sind sie wieder herausgekommen. Und wenn dieses ewige rollen nicht wäre, wäre das öl auch noch im motor, eigentor.
Jetzt ist es halb elf abends und noch achtzig meilen bis zum pass. Bei tag wird das nichts und in der lagune sind es auch noch einmal zwanzig meilen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich im dunkeln da hinein soll, obwohl beleuchtete tonnen einem den weg zeigen. Oder lieber rechtzeitig die segel bergen, treiben lassen und auf das tageslicht warten.
Jetzt ist es sechs uhr und ich bin seit zwei stunden wieder wach. Von dem versuch, zwei mal vier stunden zu schlafen ist netto nicht so viel übrig geblieben, dementsprechend munter bin ich. Reichlich abstand habe ich zum riff gehalten, kein treiben, denn der wind ist immer noch kräftig. Auch das rätsel ist gelöst, ich bin seit drei tagen in der südost passatzone, leider gestern und auch jetzt bedeckter himmel mit nieselregen. In eineinhalb stunden geht das große licht an.
Warum muss das immer so kacheln, wenn ich durch einen pass fahren will, diesmal um fünfunddreißig knoten. Dahinter wieder zehn weniger. Dafür war der tag trocken und um elf war ich in der marina. Auf dem weg habe ich eine neue anomalie gefunden, autopilot gegen windfahne. Jahrelang gab es einen gewinner, die hydraulikpumpe. Nur heute gewinnt das heckteil. Erst als ich alle teile fixiert hatte, ging der normale betrieb weiter.
Der typ von der biosecurity war auch schon da, hohe hürde und einfach unter durch gelaufen. Meine kiwis gingen nicht, die solle ich doch sofort zum frühstück essen. Bitte schälen. Die orangen gingen nicht, die solle ich doch gleich trinken. Bitte auspressen. Die halbe zwiebel war als beute gedacht und ging mit weg. Der rest salami und der alte halbe brie waren in ordnung, sonst keine eier oder fleisch an bord. Das war es, halb so schlimm.
Für die optimalen achthundertundachtzig meilen habe ich tausendundzwanzig gebraucht. Dabei waren die letzten tage genau auf kurs und anstrengend. Gebraucht habe ich genau zwölf tage, das ist in ordnung.
Wenn das wetter sonnig wird, fahre ich gegen den uhrzeiger halb um die insel. Sollte es weiterhin so unfreundlich bleiben, geht es direkt nach Darwin.