Andere inseln, andere bräuche. Es soll sicherlich nur zu meinem wohl sein. Ich hatte mich so auf ein bier gefreut und dann die enttäuschung im supermarkt. Von Mittwoch bis Sonntag gibt es nachmittags keinen alkohol zu kaufen, also für mich wieder am Samstagvormittag bis zwölf uhr. Da sitzt die wumme aber leicht im halfter.
Die priorität an dem morgen war, den motor wieder flott zu bekommen. Die halterung und die schrauben habe ich mit dem blauen hylomar eingedeckt und alles wieder festgeschraubt. Auf der suche nach dem wagenheber habe ich dann noch fünf liter motoröl gefunden. Der selbstzweifel war unbegründet, immer etwas in reserve. Danach die bilge aussaugen und in alte kanister füllen. Am ende waren das fünfzehn liter wasserölgemisch. Noch einmal durchfetten, öl wieder auffüllen und fertig. Um zwölf uhr, mist.
Ab zum einkaufen, doch die geschäfte machten schon dicht und der supermarkt war im gemüsebereich ausgelutscht. Der versuch, bier mit auf’s band zu legen, wurde von der nachbarkassierin bemerkt, gibt’s nicht.
Auf dem rückweg noch bei der tankstelle vorbei und neue sechs liter öl gekauft, zu einem sehr hohen kurs.
Dann ging es an die liste ran, abarbeiten. Der austausch der genuashot war einfach, genau wie der austausch der umlenkrolle für den baumniederholer.
Danach war ich dreimal auf dem mast und habe aus der schotrolle einen neuen radarreflektor mit den restlichen teilen gebaut, da das rohr genau die maße hatte. Der zweite reflektor am mast bekam eine tape-operation, muss erstmal halten.
Zum schluss noch ein wenig holzarbeiten, der windgenerator bekam ein neues blatt. Da bin ich aber noch froh, dass er noch da ist. Durch die starken vibrationen hat der beide haltemuttern abgeschüttelt, die ihn mit dem mast verbunden haben, glück gehabt.
Morgen wird der strom hier am vormittag abgestellt. Ist doof, will ich doch noch wäsche waschen und mit der nähmaschine viele nähte der sprayhood nachnähen. In der zeit werde ich erstmal ein neues selbstgebrautes bier ansetzen. Der zoll hat zwischendrin auch nochmal vorbeigeschaut. Nichts anzumelden, kein alkohol und keine waffen. Das eine atoll, Ouvua, das ich vielleicht besuchen wollte, ist auch gestrichen. Dort wird man zur zeit mit dem gewehr begrüßt und sollte es dringendst meiden.
Die sprayhood nachnähen ging auch mit dem inverter und vorher hatte ich bereits ein neues ale angesetzt. Soweit sind die vorbereitungen abgeschlossen. Der versuch, meine gasflaschen zu befüllen, ist schon wieder gescheitert. Hier im hafen macht jemand das als dienstleistung, und der wollte mir erklären, dass es besonders schwer sei, diese europäischen flaschen zu füllen. Er nannte mir einen ich-will-das-nicht-tun preis von zweihundertfünfzig euronen, arschloch.
Bei der immigration war ich zu früh, da ich noch immer in der neuseelandzeit lebe, also uhr vorstellen. Das ganze dauerte dann fünf minuten und fertig. Nur den antrag für das verlassen des landes muss ich auch hier abgeben. Sollte ich also keinen dringenden grund haben, verlasse ich die insel so. Zweihundert meilen deshalb wieder zurückzufahren ist nicht drin.
Danach in den supermarkt und bier und wein gekauft. Der wein ist die neue lieblingssorte in Lille, ein muscadet und von meinem lieblingssupermarkt. Nur am abend die herbe enttäuschung, das zeug ist gekippt und in richtung portwein abgerutscht. Aber bei fünfundzwanzig euro für drei liter wird da nichts weggekippt.
Noumea ist eine französische stadt im Pazifik, mit den üblichen bausünden. Fast alles alte wurde weggebaggert, ist zerfallen und die reste werden jetzt bewahrt. Zu spät. Die urbevölkerung ist abgehängt und säuft, wenn es was zu kaufen gibt.
Wieder in der marina sagte man mir, dass der markt am Montag zu hat, der nächste griff ins… Also noch einmal zum supermarkt zurück, da der andere erst um drei öffnet. Ein wenig obst, gurken und tomaten, ingwer und äpfel. Das brot war schon labbrig und so habe dann ein brot an der tankstelle erworben. Schnell noch die marina mit dem restgeld bezahlt und leinen los.
Das limit sind fünf stunden motoren und das reichte bis zur durchfahrt im süden zwischen dem festland und einer insel. Da der strom gegen mich war, habe ich am ersten platz geankert. Neukaledonien im süden besteht aus roter bis brauner erde, der gleiche farbton, der sich schon wieder auf dem schiff breit macht.
Der nächste morgen fing super an, der strom war mit mir und es ging um das südliche lange ende herum. Im südosten ist ein leuchtturm, und es schien, als wenn es wind gäbe, wenn auch leichten. Ein stück die genua herausgezogen und das schiff machte anstatt fünf über sieben knoten fahrt, hurra. Das wasser war bis hier flach ohne wellen und dann, aus dem nichts, gab es eine große dünung. Gleich darauf wurden die wellen höher und steiler, fünf bis sechs meter. Diese mussten über das außenriff gekommen sein. Das ganze dauerte keine vier minuten und war wieder vorbei, wie auch der wind. Jetzt wusste ich, warum ich das freigelegte riff beim leuchtturm sehen konnte. Das wasser von dort hat mich mit zwei knoten plus in richtung meer gezogen. Das war mein erster miterlebter tsunami .
Aufgrund dieses erlebnissses habe ich den ankerplatz ein stück weiter in einen fluss hinein verlegt. Es ist wichtig, dass der anker fasst, auch wenn das wasser kommt.
Nachdem ich geankert hatte, kamen noch drei weitere boote zu diesen platz. Er war nicht sehr fotogen, es fing an zu nieseln, aber zum ankern war er gut. Am nächsten morgen ging es dann mit motor weiter, fünf stunden waren geplant und es wurde eine mehr. Eine recht offene bucht mit sand und mud als untergrund und viel kette. Dieser teil der insel zeichnet sich durch bergbau aus, das rote zeug wird von den felsen gekratzt und hinterlässt eine zerstörte natur. Morgen wird es noch einmal mit dem motor weitergehen und übermorgen kommt dann der wind.
Ich bin mal vor dem sonnenaufgang wach geworden, als der kaffee fertig war, kam auch die sonne hoch. Heute bin ich sogar sieben stunden mit dem motor unterwegs gewesen und ankere dreißig meilen weiter. Der ort heisst Thio und hier wird die rotbraune erde verladen. Auch baggern sie intensiv die bergspitzen ab.
Unterwegs habe ich fünf kleine sandinseln mit palmenbewuchs gesehen, das gleiche schema wie auf Tahiti. Vier fahrwassertonnen, viele kokusnüsse im wasser, ein paar springende fische, die jeder eine gute mahlzeit wären, ein hubschrauber, der material auf einen berg brachte, jede menge riffe und das gleiche küstenbild. Zweimal habe ich das segel für fünfzehn minuten herausgezogen, ansonsten war es nur ententeich.
Wieder bin ich mit der sonne aufgestanden, und während das braune heißgetränk zog, ging der anker hoch. Zweimal habe ich wieder die genua herausgelassen, für die kurzen fallwindpassagen in bergeinschnitten. Ein katamaran war dann vor mir und ich habe ihn erst kurz vor dem ankerplatz eingeholt. Aber nur weil er einen fisch zerlegt hatte.
Was mich mehr stört, ist die angegriffene natur oder deren zerstörung. Jede bergspitze oder die reste des vulkans werden untersucht und abgegraben. Solange bis es sich nicht mehr lohnt. Das gold heißt hier nickel und kobalt. Braucht man alles für legierungen und auch im edelstahl. Schließlich muss ich ja nur mein schiff anschauen. Somit bin ich ein teil der zerstörung hier.
Für den nachmittag gab es dann eine wende, die beiden vom katamaran kamen vorbei und fragten, ob sie mich mit in das dorf Candela nehmen sollten. Fein, genauso habe ich mir das gewünscht. Nur es war niedrigwasser und wir kamen nur zu einer slipanlage. Der rest zu fuß und papa trug den säugling von vier monaten. Im dorf gab es dann eine überraschung, ein fest über drei tage und es fing mit einem erdofenessen an.
Doch zuerst zum supermarkt durchgefragt und der alkohol war wieder einmal verschlossen. Dafür gab es äpfel und möhren, sowie ein brot. Auf dem rückweg konnten wir noch die reste vom essen probieren, sehr fettiges schweinefleich, irgendwelche wurzeln, trockenes hühnerfleich und salate. Das ganze für umsonst. Der rückweg war dann mit wasser unterm kiel, ein schöner nachmittag.
Ach ja, und der tsunami war keiner. An der ecke an der insel gibt es eine so kräftige strömung, und gegen die flut, da baut sich so etwas auf. Vielleicht auch besser so.
Erste aufregung des nächsten tages beim anker bergen, eine seeschlange wollte freundschaft mit meiner ankerkette schließen. Ich war dagegen und somit blieb sie in Candela. Wieder habe zweimal das segel herausgezogen, diesmal für länger. Der angesagte wind war da, fünf bis sechs windstärken, jedoch lief der motor mit. Das zickzack fahren zwischen den riffen war anstrengend. Dreimal wurde ich nass und am ankerplatz fing es schon wieder an. Eine bucht hatte ich ausgelassen, wären doch die wellen direkt dort hineingelaufen. Sieben meilen oder zwei stunden habe ich gespart und bin in eine mit der öffnung nach norden. Nur an der einfahrt war schon wieder eine verladebrücke.
Die letzte nacht hat alles getoppt, die war so mies. Denn auch in diese bucht sind die wellen hineingekommen, in der heckkabine wurde ich durch die gegend geschleudert. Erst mit ein paar kissen kam ich zur ruhe. Die verladebrücke war die ganze nacht durch beleuchtet, störte aber nicht.
Der nächste morgen war wie immer. Raus aufs meer in richtung der nächsten ankermöglichkeit, diesmal in Touhu, nahe einem yachtclub hinterm innerem riff. Die fahrt hierher war flott, der motor lief wieder mit, die halbe genua hat dazu gezogen und die sicht war schlecht. Das land war im regen eingehüllt, und wenn es frei war, war es so wie ich es mir hier idealerweise vorstelle. Keine krater, keine abgetragenen berge und keine steinlawinen vom straßenbau. Hier scheint die welt noch in ordnung zu sein.
Und dem türken erklären ab jetzt drei chinesen, wie man aus wind strom macht. Die rede ist von meinem windgenerator. Es gibt zwar auch windgeräusche, aber er läuft rund. Die frage ist nur, wie lange.
Morgen kommt der letzte abschnitt der Neukaledonienreise bis Hieghene.
Und dieser letzte teil war super gut. Die sonne schien, etwas wind war vorhanden und die landschaft war grün. Am ende gab es dann noch die überraschung am eingang zur bucht. Endlich mal anderes vulkanisches gestein zu sehen. Dafür ist die bucht ein wenig schaukelig. Ich bin am morgen das einzige schiff am ankerplatz, vorhin ist mir ein katamaran entgegengekommen. Weitere fünf kleine inseln habe ich auf dem weg gezählt, in der größten lagune der welt.
Nachher geht es noch ins dorf, zum supermarkt, es soll einen pub mit wifi geben und die tankstelle suche ich auch mal.
Der besuch des dorfes ist auf morgen verschoben. Nach der motorpflege habe ich versucht, das dingi samt motor zum laufen zu bringen. Dieses miststück sprang irgendwann an, stand im eimer und konnte wasser saugen. Dann hörte er auf. Und nun kommt so etwas multiples, bowdenzug gerissen, starterseil gerissen, ausschalter verrostet und die zündkerze funkte nicht mehr, was sie minuten vorher noch getan hat. So etwas habe ich noch nie erlebt und ich habe früher viel geschraubt. Dann das schiff auf den kopf gestellt und die schachtel mit den zündkerzen gesucht. Zum sonnenuntergang war dann alles wieder zusammen, der motor lief, wenn auch schlecht. Also morgen ein neuer versuch des besuches.
Mit einem neuen wetterbericht wird die reise in Neukaledonien hier beendet. Mich beschleicht das gefühl, dass es ab hier schöner wird, wie in den letzten beiden tagen. Aber ich muss spätestens ende Oktober in Madagaskar sein, sonst ist das wetter gegen mich. Nächster stop ist in Darwin auf der südlichen route durch die Torres Strasse.