Lange war es ruhig, hier im blog. Inzwischen habe ich leicht wieder fuss gefasst, sehr leicht. Nach vier monaten habe ich gelernt, dass es leichter ist die leinen zu lösen, ab zu legen zu einer langen ungewissen reise, als anzukommen. Wenn man das system verlassen hat, reift die sicht von aussen auf das system und dieses mag es nicht, wenn man im gepäck eine neue sichtweise und eine veränderte perspektive annimmt. Die neue olivgrüne gendermatrix gefällt mir nicht, die gebliebenen menschen sind verstört, eingeschüchtert und zeigen nicht einmal mehr mit dem finger auf mich. Diskussion ist zu einen fremdwort geworden, alles ausser smalltalk ist tabu oder wird als gefährlich ideologisch zersetzend abgeblockt.
Dreitausend meilen oder weiter solosegeln kann ich gut, unter menschen, die nicht miteinander reden können oder wollen geht sehr schlecht. Aber auf der globalen ebene ist es nicht anders, anstatt zu reden ist die alternative der finale krieg. Wenn die dummheit regiert und der rest dazu klatscht, ist etwas faul. Ist das nur meine schmerzliche beobachtung?
Anfang Dezember, ein stückweit bin in wieder in der brd, ich habe jetzt ein smartphone, aber bin noch nicht online. Als erstes hat mir diese neue lebenskrücke meinen alten mobilfunktarif gesprengt. Mein provider hatte mit der neuen kleinen simkarte die datenverbindung freigegeben, die alte karte war aber dafür gesperrt. Und hurra kulanz, ich muss nur einen kleinen teil davon bezahlen.
Dann habe ich noch das deutschlandticket erworben, damit ich mich bewegen kann. Wie weit wird sich zeigen. Da ich aber kurz vorm ende des monats das teil erworben habe, durfte ich für den ganzen monat zahlen. Schön, wenn sich die vorstände die taschen füllen, zinsen obendrauf und das personal, das arbeitet keine erhöhung bekommt. Sie streiken und das mit gutem recht.
Cuxhaven ist ein kleines dorf, alles ist in fussnähe oder mit dem fahrrad zu erreichen. Nur es kommt alles anders, als man sich es denkt. Es gibt hier noch ein wetterphänomen, früher bezeichnete man es als winter. Im rahmen der klimagläubigern heisst das jetzt wohl negative temporäre abweichung vom vorsätzlich modifiziert gefälschten klimarechenmodel. Kurz gesagt, es ist arschkalt und schneit. Der schnee bleibt auch noch liegen, kein spass für mich. Das letzte mal kalt war für mich auf den Falklands vor sechs jahren, von da an waren kurze hosen mit shirt angesagt. Und der gewöhnungseffekt hat sich in meinem körper verfestigt.
Das schiff war mal für einen harten winter von mir isoliert worden. Nur das war ein theoretischer gedanke. Die fünf zentimeter isolierung sind ausreichend, aber die fenster sind jetzt die kältebrücken. Hier tropft es, in der achterkabine habe ich es schon behoben, durch ein stück isolationsmaterial. Ansonsten häufiger mal trocken wischen. Das heizungskonzept ist auch nicht so gut, wie ich es geplant habe. Der ofen funktioniert zwar und alles was brennt geht dort hinein, müllreduktion. Die dieselheizung kommt demnächst dran. Der letzte einsatz war vor sechs jahren, und sie schluckt sehr viel, aber nicht alles. Also muss der gute reine diesel von Helgoland verfeuert werden.
Das war die situation seit November und jetzt ist es schon anfang Februar. Die erste kältefront ist durch und ein ende ist nicht in sicht. Die fenster in der achterkabine sind mit weiteren dämmstoffen isoliert und tropfen nicht mehr. Ab und zu muss ich in den waschsalon gehen, um meinen nassen schlafsack und die feuchte bettwäsche zu trocknen.
Das heizungssystem hat sich geändert, die alte standheizung ist demontiert. Sie lief an, bollerte ein wenig und schaltete sich wieder aus. Der umfangreiche schaltplan gab mir zu viele möglichkeiten die ursache zu ermitteln. Da wollte ich nicht durch und habe eine neue heizung aus chinesischer produktion für kleines geld gekauft. Strom anbinden, eine batterie in die fernbedienung einlegen, diesel in den tank füllen und los ging es. Sie spricht mit mir in einem chinesischen englisch mit mir und heizt. Der verbrauch ist geringer als die alte, aber die brachte auch mehr wärme.
Beim ausbauen der alten ist mir dann die peinlichkeit aufgefallen. Der benutzte dieseltank von meinem defekten generator hatte innerhalb des tanks noch einen weiteren nicht sichtbaren dieselfilter. Und ja, nach zwölf jahren hat er sich zugesetzt. Es sah immer nach dieselfluss im schlauch aus, aber wohl nicht genug und deshalb ging die alte heizung aus. Der neukauf war also nicht wirklich erforderlich, aber wenigstens spricht jemand zu mir.
Mein ofen hat auch seine tücken und es ist nicht nur die ofenklappendichtung. Diese darf ich einmal in der woche neu ankleben, gegen nebenluft und austretendem rauch. Im brennraum habe ich ein flamblech eingebaut, im original war vielleicht auch eins vorhanden. Dadurch habe ich ein halben meter langen rotglühenden bereich im ofenrohr vermieden. Nur ich bin schon beim zweiten zentner braunkohlebrikets und die brennen anders. Der spalt vom flammblech war zu gering und der qualm ging ins schiff. Räucherware hält bekanntlich länger, aber ich brauche keine tränenden augen und den spontanen husten. Der schornstein war versüfft und zog nicht mehr. Nach einer reinigung und einer neujustierung des flammbleches brennt er wieder sauber und schafft wärme.
Die bestandsaufnahme des zustandes des schiffs sieht nicht sehr gut aus. Zehn jahre im warmen salzwasser haben spuren hinterlassen. Das ganze wassersystem ist am ende. Das drucksystem funktioniert noch immer, alle drei spühlbecken aus edelstahl sind durchgerostet, das abwassersystem ist defekt. Die wc-situation sieht nicht besser aus, es tropft hier und da. Mein herd rostet vor sich hin, zwei der drei flammen funktionieren noch. Die Elektronik ist teilweise ausgefallen, eine neue muss her. Der Motorraum erweist sich in der kälte als tropfsteinhöhle, das blech zum cockpitboden ist nicht isoliert. Dadurch rosten auch alle inoxschellen im kühlsystem, alles das gammeln kann, tut es auch. Einmal im monat lass ich Mr.Perkins für eine stunde laufen, feststehen ist sein todesurteil. Meine finazielle situation lässt eine reparatur auch nicht zu. Die provisorischen abdichtungen der genuaschienen haben nur kurz gehalten. Also bei regen oder beim abtauen des schnees läuft weiterhin wasser ins schiff. Die defektliste ist noch sehr viel länger, nur mir fehlt die kraft diese abzuarbeiten.
In der nacht ist die heizung aus, das geht aber gut. Wenn es nahe zweistellig im negativen temperaturbereich ist, habe ich ein kälteasyl in Hamburg bei freunden. Dann ist das ein luxusleben, warm, dusche und waschmaschine. Das gebrauchte klopapier kann ins wc fallend gelangen, kein abpumpen, das wlan ist mit einer flatrate und die wärme wird durch ein thermostat geregelt.
Jetzt mitte März geht es wieder voran. Ich habe wahrscheinlich einen liegeplatz in der nähe von Hamburg gefunden.
Somit kann ich vielleicht auch das deutschlandticket kündigen, das spart. Die tage werden länger und das muss nun genutzt werden. Die vorbereitungen für das ablegen im April von Cuxhaven starten. Bald kann ich auch das schiff am zielort zum wohnen umbauen, reisen und leben ist ein grosser unterschied.