Von Dünkirchen nach Cuxhaven

Aus dem hafen am mittig bin ich gut heraus gekommen, der wind war mässig. Teilweise lief der motor mit, aber zum sonnenuntergang war es fast windstille. Eine sandbank war in der nähe, anker fallen gelassen und der schlaf kam schnell.

Am tag zwo habe ich den ersten windpark passiert. Danach durch ein feld von schiffen auf der reede. Es war ein guter wind, der abends kräftig wurde. Grosse wellen und der wind nahm dann in der nacht ab. An schlaf war nicht zu denken. Zu viel windabnahme, dass am morgen nichts mehr ging. Die nacht war schlecht, alle zwanzig minuten radaralarm ausser zwei mal.

Tag drei fing mit einer drift an, motoren bei der restdünung ist kein spass und mir fehlte ein wenig schlaf. Kaum hatte ich zu mittag etwas gegessen fing der wind wieder an, am nachmittag sind es um dreizig knoten gewesen, kleine genua reichte. Dann kam noch die küstenwache per flugzeug vorbei, das übliche: woher, wohin, wie viele. Da meine genua schon wieder einen kleinen riss hatte ist erstmal eine planänderung eingeschoben. Eine unterbrechung in Den Helder, kenne ich, war ich am anfang der reise schon einmal, war gut.

Sechs verkehrstrennungsgebiete habe ich überquert, beim ersten musste der leere tanker etwas ausweichen. Der wind war bei über fünfunddreizig knoten, die wellen um fünf meter und der tanker war zu schnell. Innerhalb von zwanzig minuten war er auf dem radar. Die letzten passagen gingen recht gut und am ende kam ich an einem weiteren windpark heraus. Danach um null uhr noch ins off vom fahrwasser und zwei stunden treiben lassen und dabei minutenschlaf geerntet. Die wellen waren noch zu hoch, noch einmal den motor anwerfen und bis zur anfangstonne Den Helder sich fortbewegen. Fünfzehn meter tiefe und zwei stunden schlafen. Am morgen kreiste dann ein grosses küstenwachenschiff um mich herum. Die gleichen fragen, die mich nervten und nach kurzer zeit gab ich ihnen den tipp, er sollte doch bitte seine flugkollegen kontaktieren.Nach weiteren vier kalten stunden war ich dann in der marina und wurde vom zoll, küstenschutz und der polizei begrüsst. Wieder die daten aufnehmen, der zoll wollte das schiff besichtigen, so what. Ich möchte keine meiner freunde ins schiff lassen, es wäre mir peinlich. Aber der zoll darf gerne in die rumpelkammer, den süff durchsuchen und ins stinkende klo hinein, wer es denn unbedingt braucht.

 

20231015 bugstauraum

 

Danach zum hafenmeister, der hat mir erstmal ein leckeres bier geschenkt, hinterher unter die dusche. Auch die waschmaschinen und trockner sind im preis eingeschlossen. Somit sind fünfundzwanzig euronen nicht viel. Wasser strom wifi alles mit drin. Ich würde sie als die beste marina auf der reise bezeichnen.

Einen heizlüfter habe ich mir gekauft, im secondhandladen in der stadt. Und es war nicht der einzige dieser art, fünf andere waren gleich neben an. Reuse ist auch mein motto, finde ich gut. Es gibt keine garantie auf die produkte und für fünf euronen kann man das auch verschmerzen. Ärgerlich war danach mein supermarktbesuch, das kassensystem wollte meine karte nicht akzeptieren, die war vom falschen finanzhaigeldsystem. Der gesamte einkauf kam in eine tragetasche und ich war unterwegs, um eine geldabhebemaschine zu finden. Ich konnte keine bank finden und musste mich durchfragen. Die ATMs sind sehr rar, an einen bin ich vorbei gelaufen. In einem buchladen war so ein gerät und meine karte funktionierte.

Nach über einer woche gab es endlich ein wetterfenster, entweder sieben bis acht windstärken oder drei. Die reise nach Vlieland, zwei inseln weiter, sollte laut dem hafenmeister nur fünf stunden dauern, ich habe zehn gebraucht. Das ablegemanöver war gut und auch das spätere zum anlegen. Zuerst nur mit motor gegen die strömung und nach zwei stunden kam die genua hinzu. Motorsegeln bei dünung fast gegen an war kein spass und am ende wurde es dunkel als ich den bojenweg gefunden hatte. Nur hier gab es zwei wege, die einen flackerten nervös und mein weg langsam. Viele lichter, dazu kardinalstonnen und leuchtfeuer, da habe ich auch unfreiwillig abkürzungen genommen. Immer mal ein blick auf die karte und plötzlich war die hafeneinfahrt ganz nah. Die flut schob ordentlich, gebremst und rechts abgebogen. Die einfahrt war nicht breit und dann machte das schiff nochmals eine neunzig grad drehung. Mit vollgas rückwärts bin ich trotzdem in die dalben gefahren. Das schiff war fest aber nicht verkeilt. Mit viel motor rückwärts und wieder frei, allerdings jetzt hinten an die anderen dalben. Also noch einmal hinaus und ein neuanfang. Und wieder hat mich diese querströmung ans holz gedrückt, leicht rückwärts und hinein. Fünf meter weiter war der spuk vorbei. Der hafen war fast leer und der erste steg war meiner. Der wind drückte mich sanft daran, festmacher raus und da war ich. Das verschlussblech vom anker ist verbogen, das querbrett zwischen der reling hat eine absplitterung und das pendelruder ist nur noch ein kleiner stumpf. Am nächsten tag habe ich mich noch einmal verlegt, es sollen bis zu zehn windstärken kommen.

 

20231111 pendelruderrest

 

Die erste front ist durchgezogen, mein barometer ist aus dem off wieder zurück in die skala, aber noch nicht auf neunhundertachtzig. Das ist ein sehr tiefes tiefdruckgebiet. Gestern hörte ich geräusche vom windgenerator, der drehte wie wild, produzierte aber keinen strom. Ein blick nach draussen, sah soweit gut aus. Wieder unter im schiff kam der aufschlag und ein sound von der reling. Die ursache werde ich bei windstille ergründen, dann montiere ich auch noch ein neues pendelruder, das ich in den ersatzteilen gefunden habe. Glück gehabt und dadurch wird das schiff auch leichter. Leider hat mein kleiner kugelfender ein schrapnell von den repellern abbekommen. Ein daumengrosses loch ist sichtbar, vielleicht lebt er mit ein wenig bauschaum weiter.

 

20231104 repeller

 

Die abfahrt von Vlieland hat sich immer weiter verschoben, ein sturmtief jagte das andere. Am ende sah es gut aus, laut der wettervorhersage. Ich bin gut hinaus gekommen und dann war auch der richtige wind. Nur ab Borkum musste ich kotzen. Dort haben sie schon vier windparks errichtet und einer war auf meiner route. Sah alles normal aus, nur es gab einen ais-alarm, aber kein schiff in sichtweite. Diese geldverschwendung hatte wenigstens einen sender installiert, auf der mauer. Die ganze anlage ist davon umgeben und bei gewitterhimmel in der nacht, mit den vielen blinklichtern, ist diese mauer nicht sichtbar. Der umweg hat mich weitere zwei stunden gekostet und gerade dann bliess der wind mit gewitter und regen, ganz grosses kino.
Am morgen wollte ich erstmal den tagestank wieder auffüllen, nach zehn litern kam aber nur noch schaum, der zweite und letzte haupttank ist leer. Da musste noch das alte sonnenblumenöl aus Thailand mit in den tank, weitere zwei liter. Der regen ging dann bis zum mittag weiter und erst als ich eine kleine querabkürzug durch das trennungsgebiet gefahren bin, kam die sonne heraus. Sechs seemeilen habe ich dadurch gespart, aber auch der wind blieb von da an weg. Fünf weitere motorstunden bis in den südhafen von Helgoland um fünf uhr abends. Gute vorbereitung und mal ein sehr gutes anlegemanöver, war aber auch ein ententeich. Ein sehr langer tag von Freitag neun uhr bis zum anlegen am Samstag. Neunundzwanzig stunden aktiv am ruder für hundertzwanzig meilen.
Nach dem festmachen habe ich meine inoffizielle weltreise beendet. Ein flasche cremon wurde geköpft, der korkenknall hallte durch den hafen. Hier habe ich vor neun jahren mit einem vollen tank abgelegt und bin mit dem letzte tropfen und leerem tank wieder angekommen. Und in meiner erinnerung war, dass der hafen damals sehr viel grösser erschien. Nur gross sind ganz andere dimensionen, das weiss ich jetzt besser.

Fast mitte November und ich muss einen tag länger bleiben. Draussen sind acht windstärken und fünf meter hohe wellen, der regen kommt waagerecht. Also zum hafenmeisterbüro, klingeln, auf einlass bitten und hinein. Auf die frage, wo ich kurz mich hinsetzen kann, um die neusten wetterdaten abzurufen, ein kurzes: draussen vor der tür. Willkommen in der freundlichen servicewüste deutschland. Somit habe ich im treppenhaus auf den stufen einen platz gefunden, ansatt im sturm und regen vor der tür.
Ob sie mich noch einen tag dulden würden, kam ein klares nein. Was sehr oft in anderen häfen geht, geht nicht auf Helgoland. Nach meiner aüsserung der gefühlten überhöhten preissituation im vergleich zu anderen marinas wurden sie verstockt. Es sei nur ein industriehafen und segler sind nur geduldet. Solange sie die kohle abdrücken, versteht sich. Keinerlei emphatie und nicht mit der aktuellen wettersituation vertraut. Wenn es mir nicht passt, solle ich doch einen anderen hafen auf Helgoland anfahren. Alle anderen sind zu und abgebaut und draussen weht ein sehr kräftiger sturm. Selbst im innenhafen kochte das wasser. Von den letzten fünf fendern hat nur einer überlebt. Jetzt wird der eine oder andere sagen, ja so ist das auf der insel. Aber muss das denn auch so sein, ich habe andere häfen kennengelernt, da geht es freundlicher und entspannter zu. Nur diesen beiden bundesbedienstinen ging der gedanke am frontallappen vorbei. Willkommen in dem besten deutschland, das es je gab.

 

20231116 fenderreste

 

Fünfzehnter November und saisonabschluss. Um halb sieben bin ich aufgestanden, die reste im schiff verräumt, knäckebrote vorbeireitet, äpfel und eine möhre als reiseproviant. Motor starten und nichts ging mehr, ich habe ein grosses stromleck. Den jockel heraus geholt und er lief auch nicht, wieder dreck im benzinhahn. Zwischendrin immer mal wieder mit Mr.Perkins geredet und etwas gestartet. Durch diese versuche hat sich wohl der motor etwas erwärmt und zwanzig minuten später mit der allerletzten kraft startete er doch. Also während der sechsunddreizig meilen den motor bloss nicht ausschalten. Der wind war bescheiden, aber die ersten drei stunden stand die genua. Dann war ich auf der schiffsautobahn richtung Hamburg und schön weit rechts, hinter den grünen tonnen. Die sonne kam raus, kein regen und mit der flut richtung ziel. Um drei uhr war ich in der city marina, der brückenwärter war so freundlich zwischen den zeiten für mich zu öffnen. Mal sehen, ob ich den platz behalten kann, das entscheidet sich morgen. Jetzt ist es für dieses jahr erstmal das ende.

 

20231116 erster liegeplatz

 

Seit April diesen jahres bin ich von St.Helena nach Cuxhaven gesegelt. Geplant war nur bis Dünkirchen, aber da gab es andere zukunftspläne anderer. Somit habe ich beschlossen nach Hamburg zu fahren, jedoch gibt es dort zur zeit keinen platz für das schiff.

Die letzte reise diesen jahres hat mich einen monat gekostet. Normalerweise segel ich vierhundert seemeilen auf einer backe ab, jedoch nicht in der Nordsee. Wind und wellen sind nicht das problem, es ist der nötige platz. Es sind zu viele verkehrstrennungsgebiete, zu viele unnütze windparks, obwohl ich die ausnutzung des windes für gut heisse, und zu viele schiffe und förderplattformen. Es gab kaum einen augenblick, dass kein objekt im radius von acht meilen war. Kaum schlaf und somit bin ich etappenweise voran gekommen.
In diesem jahr liegen siebentausendsechshunderundzwölf seemeilen im kielwasser und dabei wurden achthundertachtzig liter diesel in vierhundert stunden von Mr.Perkins verschnabbelt. Die liste der schäden ist lang, nach neun jahren ist vieles nicht mehr so brauchbar wie am anfang, mich nicht ausgeschlossen. Die reparaturen fangen gleich an.

Das war wohl nichts mit dem liegeplatz. Der freundliche hafenmeister kam vorbei und offerierte mir einen neuen platz. Diesen hatte ich aber auch schon ausbaldowert. Ländgsseits und bei hafenmeistercontainer und den duschen. Er hat bedenken an dem finger mit den winterlichen stürmen, gut ist es, der finger reicht noch nicht einmal zu meinem einstieg. Also morgen bei hochwasser noch einmal verlegen. Ausserdem gab er mir den hinweis, dass noch stromguthaben in den säulen wäre, um die batterien aufzuladen.
Ein kleiner akt, den generator-rollschrank verschieben und schon ist man an den energiespeichern für den motor. Das voltmeter zeigte mir den finger, kaum spannung. Das ladegerät wollte auch nicht, wenn nicht eine grundsubstanz an volt vorhanden ist. Das problem habe ich überlistet und nun wird geladen. Aber warum ist mein batteriecontroller im off. Hoffentlich nur die sicherung.
Bodenplatte über den versorgungsbatterien angehoben und meine panik war da. Die batterien stehen zur hälfte im wasser, das sind fünfundzwanzig zentimeter unter den bodenbrettern. Heute habe ich schon mal dreihundert liter mit robzwo abgesaugt. Das ist nicht alles und morgen geht es weiter. Es gibt zwei mögliche wege für das wasser, eins ist die ankerwinsch und somit müsste das kettenfass voll sein. Da komme ich leider wegen der zuladung und dem chaos nicht heran. Nummer zwei sind die genuaschienen, da tropft mehr ab, als ich denke. Diese beiden probleme müssen vor einem HH besuch dicht sein. Das leben könnte mit der blauen pille so einfach sein, ich habe mich nicht dafür entschieden.

 

20231124 neuer liegeplatz

 

 

 

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