Mein erster gang am morgen war zur immigration, die hatten schon im hotel eine nachricht hinterlassen, ich möge mich doch melden. Autsch, jetzt nur nicht verplappern. Aber die frau von vor zwei wochen war freundlich, sie hätten mich schon vermisst. Wussten sie doch schon von der strandung und mein aufenthalt wurde einfach verlängert. Danach ging es zur Affaire Maritime, die jetzt die verantwortliche behörde sind. Alles, was mit schifffahrt und hoheitsgebiet im atoll um die insel herum passiert, ist unter ihrer verantwortung. Und jetzt fangen die probleme an. Das riff liegt am nördlichen atoll und es dürfen nur hochseeschlepper dort hin. Alle anderen hundert schlepper sind wertlos. Hochsee bedeutet hochpreisig oder nicht bezahlbar. Somit scheidet kollege Ivan mit seinen connections aus, vorerst. Die AM hat den finger drauf, jedoch die verantwortung liegt bei mir und auch das ganze zu organisieren. Ich konnte wenigstens den herrn dazu bewegen, dass er bitte die drei in frage kommenden firmen kontaktiert und diese ein angebot abgeben.
Am nachmittag dann ein kurzes telefonat mit dem konsul, um über die missliche lage zu berichten, und danach gab es ein treffen mit Yvonne, einer deutschen, die hier hängengeblieben ist. Sie kennt ein paar leute, auch den konsul und kann hoffentlich helfen. Zufälligerweise lief auch die Raven für eine nacht in den hafen ein. Die beiden lagen vor zwei wochen neben mir und sind nett. Somit hatte ich ein quartier für eine nacht, denn morgen habe ich ein zimmer in der auberge, der erste jugendherbergsaufenthalt meines lebens. Als individualist nehme ich ein einzelzimmer zum halben preis eines hotelzimmers.
Von den beiden habe ich auch ein handtuch bekommen, meine sind alle auf dem schiff. Somit habe ich noch duschgel und badeschlappen gekauft, sind auch auf dem schiff. Es ist ein wunderschöner blick über die altstadt, nur um dorthin zu kommen, heißt es bergauf. Die abkürzung sind einhundertunddrei stufen. Mit dem ganzen gepäck musste ich dort viermal pausieren, auch ich werde älter. Innerhalb der herberge geht es wieder fünfzig stufen zu meinem zimmer hinunter. Das schöne daran ist, davor ist noch ein rasenstück.
Danach das ganze wieder hinauf und den berg hinunter zur AM.
Die drei firmen sollen da gewesen sein und hätten die informationen mitgenommen. Sie melden sich per email. Deren adressen habe ich auch erhalten und nach der rückkehr sofort nachgefragt. Jeder tag zählt. Denn hier entdet die arbeit der AM schon lange, das ist mein job – delegation ohne entscheidungsbefugnis. Wenn die angebote machen, die höher als die erstattungsfähigen bergungskosten der versicherung sind, ist das das ende. Oder ich organisiere wieder selbst etwas und dann kommt Ivan doch noch ins geschäft.
Zwei angebote kamen noch am Do herein. Beide sind sich sehr ähnlich, die kosten belaufen sich um zehntausend euro. Das lässt sich ja locker aus der kohlschen portokasse bezahlen, allerdings ist das die summe pro tag, und es sind vier davon notwendig. Das ist so etwa um den verkaufspreis, wenn man schnell geld für das schiff braucht. Da fängt die kacke schnell an zu dampfen. Und die nächsten sieben jahre in der selbstinsolvenz will ich auch nicht. Dieses habe ich Ivan per mail auf googlefranzösisch mitgeteilt und auch Yvonne mit mann waren mit im boot. Nach ein paar telefonaten hier und da gab es einen anruf, ich möge um acht uhr am nächsten morgen am markt sein, die lösung setzt sich zusammen. Ein manager von einer schlepperfirma, die allen bewohnern auf einer insel gehört, Ivan ist auch da und Yvonne. Ein angebot wird zeitnah erstellt, denn es eilt. Zur zeit ist vollmond und das hochwasser ist höher und besser für die bergung, hoffnung. Jetzt warte ich erstmal auf ein ok von meiner versicherung.
Am Sa ist hier eigentlich schon wochenende, einige menschen arbeiten jedoch noch oder halb. Um für den sprung bereit zu sein, habe ich schon einmal die busse gecheckt, es gibt nur eine unternehmung für den überlandtransport. Auch weiß ich noch nicht, wo ich einsteigen soll, entweder in Belep oder auf dem schlepper in Poum. Das zweite gefällt mir besser. Belep klingt nach matratze auf dem boden, viele mücken und kakerlaken. Das gute ist schonmal, dass die versicherung ein zusage gemacht hat und auch die bergungssumme erweitert hat. Das lässt einen spielraum für die verhandlungen. Pläne machen ist ja ganz nett, nur sie müssen dann auch realisierbar sein.
Das erste ziel ist es, Themroc nach Koumac zu bringen, und der zweite schritt ist, dann weiter nach Noumea zu kommen. Irgendwer kann doch das schiff längseits nehmen und mich für ein geld zum travellift bringen. Aber erstmal den ersten schritt und dafür warte ich noch auf das angebot.
Heute am So bin ich mal in die andere marina im südlichen hafenbereich gelaufen, sieht auch nicht viel anders aus. Ein paar mehr motorboote, appartments und die marina liegt dort auch. Am ende habe ich mir eine zweite blase am fuß gelauften und die erste ist noch nicht abgeheilt. Aber ich habe eine neue idee für die bergung bekommen. Wenn ich bei niedrigwasser dort alles vorbereiten kann, kann ich auch drei schnitte in die ruderhacke machen. Links, rechts und unten, dann kommt der hammer oder der wagenheber zum einsatz und das ruder ist wieder frei. Dann muss ich nicht geschleppt werden, hat auch sein gutes.
Das neue angebot ist noch immer nicht eingetroffen, was macht der typ nur. Dafür kam noch das letzte der ersten drei hinein. Nur schlappe dreiundfünfzigtausend, melken solange die kuh auf dem hof ist.
Es ist Mo nachmittag und noch kein angebot auf dem tisch, bin ich genervt. Am Fr konnte es nicht schnell genug sein für ein treffen und nun dies. Andere denken, dass ich schon im bus nach Koumac bin, aber warum. Ein schritt nach dem anderen. Der nächste bus geht am Mi, sollte reichen. Dafür bin ich heute morgen zum zoll gelaufen und habe eine kopie der anmeldung bekommen. Damit kann man steuerfrei einkaufen, vielleicht ist das ja nützlich. Da alles so langsam geht, bin ich schon an der ausarbeitung von plan B. Neuseeland auf der südinsel zum jahreswechsel und dann rüber in die gefangenenkolonie. Im april kann ich dann den indischen ozean durchqueren und habe dabei noch zeitreserven. Meine großen missgeschicke sind mir immer in der situation des zu spät dranseins passiert. Ich sollte langsam daraus lernen.
Inzwischen haben wir Do abend und eine menge ist passiert oder fast gar nichts. Als erstes wurde ich heute in den dritten stock in der herberge umgezogen, eine neue perspektive. Die bemühungen, ein angebot von den menschen im norden zu erhalten, sind geglückt, oder gepecht. Fast achtundzwanzigtausend euro, um mich von riff nach Koumac zu schleppen. Ein vergoldeter arbeitstag, die erweiterung, um mich nach Noumea zu schleppen sind dann fast sechzigtausend euro.
Da schlackert auch der einheimische hier mit den ohren. Somit ist der schnellste und günstigste wieder im rennen. Heute bin ich dorthin gelaufen, auf dem weg habe ich beim hafenmeister nachgefragt, wo die firma zu finden sei und jemand hat mich die letzte meile gefahren, sehr nett. Das gespräch lief gut ab, der manager war jahrelang schlepperkapitän und kennt das geschäft, mag es aber nicht besonders. Schiffe vom riff ziehen hat etwas mit emotionen der eigner zu tun und das ist schwer. Dafür habe ich mir heute einen besuch bei mc doof gegönnt und auch gleich bereut. Sechs verfaserte hühnerreste mit einer großen portion pommes für zehn euro. Als ich in der jugendherberge ankam, war der hunger wieder da. Drecksfraß zum extrapreis, wo kann ich für ein verbot dieser fresshütten unterschreiben?
Jetzt liegt es an meiner versicherung, das ganze finanziell zu begleiten. Jeder tag für mich hier in diesem kaff kostet mich um sechzig euro. Da ist es billiger, mit dem schiff in der marina zu liegen. Ein weiteres projekt mittelfristig wird die ablösung und einstampfung von microsoft sein. Diese mistsoftware will auch noch nach einem backup eine aktivierung vom officepaket. Nur weil ich die festplatte von einem rechner in den anderen montiert habe. Strafzoll und verbotsgebühr von fünfzigmilliarden wären meine antwort darauf.
Und so langsam nervt mich auch die schnelligkeit der mitwirkenden. Am Fr geht da wohl schon nichts mehr und dann ist wochenende. Meine routine ist dann eine andere, anstatt zweimal in die stadt hinunter zu laufen, mache ich einen kleinen ausflug. Heute war ich in der reparaturmarina auf der anderen seite und habe mir das mal angeschaut. Kein luxus, aber es ist für den genannten preis ok. Die kosten für farben werden auch hier in gold aufgerufen, dinghies fangen bei sechshundert euro an.
Danach noch weiter bis zur landspitze, dabei habe ich fünf schiffwracks gezählt, hauptsächlich stahlschiffe. Wird ein weiterer schiffsfriedhofsbericht werden.
Dies ist schon das zweite wochenende in Noumea und hier ist nicht viel los. Unter der woche sind die straßen vollgeparkt mit autos, somit könnte die luft heute besser sein. Der flohmarkt hat nicht viel zu bieten, ist zwar groß, jedoch brauche ich keine kinderkleidung oder getragene schuhe. Eine weitere ecke des hafens habe ich abgelaufen, dann war ende oder das militärgelande fing an.
Die autonummern sind hier wie auf Tahiti gestrickt, eine fortlaufende zahl und ein NC am ende. Die höchste ziffer ist zur zeit um vierhundertsiebenundzwanzigtausend. Die kleinste war von einem TR6 von ca. neunzehnhundertdreiundsiebzig mit sechsundsechzigtausend. In vierzig jahren gab es eine menge an neuen autos und lastwagen. Nur fahren können die hier nicht so recht, viele verbeuelte fahrzeuge, an der landstraße stehen haufenweise schilder in menschenform für einen toten. Darauf steht dann das datum und die uhrzeit, nur das stört keinem. Auf der fahrt vom norden gab es dann viele, sehr viele schrottplätze. Morgen geht es hoffentlich wieder weiter, sonst ist das schiff bald festgewachsen oder geplündert.
Heute ist morgen und es ist Mo. Nach meiner frage, wann es denn endlich losgeht, kam die antwort, nicht in dieser woche. Also wieder das zimmer verlängern, für die nächste nacht zahlen und sich wundern. Dazu kommt noch, dass es hier gemischtes wetter gibt und der regenschirm ist noch im schiff. Somit wird es auch garantiert nichts mit der idee, direkt nach europa zu segeln. Also vielleicht doch wieder Neuseeland und die Marlborough Sounds und dann nach Australien hoch. Mal sehen, was vom schiff noch übrig ist.
Gestern abend gab es dann den vertrag, der hoffentlich schon in der prüfung ist. Und man hat mir erzählt, wie einfach busfahren ist. Somit war heute ein ausflug in die baumärkte auf der agenda, zur vorbereitung. Ein paar weitere lebensmittelgeschäfte ausprobiert und dabei noch die gegend angeschaut. Diese stadt ist außerdem von buchten umgeben, auch eine möglichkeit zu warten. Die busfahrerin hat mich auf ihrer tour mitgenommen und am ende direkt vorm baumarkt abgesetzt, in der brd fast undenkbar.
Dabei gibt es viele kleine plattenbausiedlungen in Noumea. Die farbige bevölkerung lebt dort und es sieht nicht sehr nett aus. Wer im erdgeschoss wohnt, lebt vergittert im käfig, verbrannte wohnungen und beschmierte wände. Dafür ist das bussystem sehr ausgebaut und die verbindungen sind häufig, und meistens sitzen hier nur farbige in den bussen oder touristen.
Mi, der erste regentag am vormittag, und ich bin unterwegs zu einer weiteren marina mit travellift. Das ganze ist eine bucht weiter oder mit dem bus sind es fünfzig minuten. Wieder vieles gesehen, das die kreuzfahrttouristen nicht zu sehen bekommen, kleine slums, wilde bebauung. Die marina war nicht einladend, die bucht ist wrackverseucht und ringsrum schwerer maschinenbau, sowie schiffsbearbeitungen. Die endhaltestelle roch nach männerklo, aber es schüttete aus eimern und dann macht man die nase zu. Kein ort der heimat, industriecharme im matsch. Somit ist diese planung auch abgeschlossen, die marina in bucht an der altstadt wird es werden. Eine zahlveränderung habe ich auch gefunden, achtundfünfzigtausend, das alte gefährt ist ein kurzer landrover serie 3.
Heute ist hier schon der erste august und die nachrichten sind nicht gut. Zuerst hat der verantwortliche in meiner versicherung eine woche unangemeldeten urlaub genommen. Ihre mails werden nicht weitergeleitet und erst am fünften bearbeitet. Ganz große nummer, besteht doch die schlepperfirma auf einer vorauszahlung und ich kann nicht aus der hosentasche fünfunddreißigtausend euro vorstrecken. Das ist schon das nachverhandelte günstigste angebot, doppelt soviel geht hier auch. Somit hat die schlepperfirma schonmal den möglichen termin um drei wochen verschoben. In dieser zwischenzeit kann ja auch mal ein nordwind kommen, auf jeden fall gibt es nächste woche eine große tide. Hoch genug, dass das schiff aufschwimmen kann. Mit dem falschen wind könnte es dann in die lagune treiben, mit glück auch dort wieder heraus. Das ganze scheint die versicherung nicht zu interessieren, aber sie hat schonmal einen schadensgutachter beauftragt. Nur bisher ist der schaden unterhalb der selbstbeteiligung. Dieses wirtschaftliche handeln von versicherungen habe ich noch nicht verstanden, aber es geht ihnen gut.
In den foren fangen auch schon wieder einige wenige an, sich die mäuler zu zerreißen, wohlgemerkt aus dem schutzgebiet brd vom sofa aus. Das hauptproblem hier besteht in der zeitverschiebung von zwölf stunden. Kommunikation ist dadurch erschwert bzw. verlangsamt. Dann ist da noch die seefahrtsbehörde, die das schiff vom riff haben will, die kosten sind denen egal. Die haben nur ihr image und das riff im fokus. Auch haben sie die hürde der schlepper gesetzt, nur hochseetaugliche sind zugelassen. Das schränkt die zahl der unternehmen auf drei ein, ein kleines oligopol. Wobei das riff kaum schaden genommen hat, bis jetzt. Das schiff ist auf der seite dreißig meter weit gerutscht, der haufen abgebrochener korallen ist kleiner als nach einem sturm. Und dann ist da noch die entfernung von fast vierhundert seemeilen bis zum atoll. Die marine wird aufgefordert zu schauen, ob das schiff noch vor ort ist, bevor geborgen wird. Einen tag hoch fahren, ein paar stunden vor ort und mehr als einen tag wieder zurück.
Mal sehen, wie es weitergeht.