Es hat fast alles gut geklappt, immigration und danach die einkäufe. Nur sollte ich am nachmittag noch einmal vorbeikommen, um die dokumente abzuholen. Warten ginge nicht, ist viel arbeit. Sie werden mich per email informieren. Um vier uhr habe ich dann an die zentrale geschrieben und dann kam auch eine antwort aus Darwin. Am mittwoch morgen könnte ich auslaufen. Mail zurück, dienstagmorgen ist meine planung, steht auch im auftrag. Ok, um zehn uhr kommen wir morgen zum ponton.
Also am morgen schleusen, tanken, marina bezahlen und warten. Sie waren pünktlich, machten ein auf wichtig, nur mein heimathafen war nach Neukaledonien verschoben worden. Wer lesen kann, ist klar im vorteil. Wurde dann handschriftlich korrigiert und für dieses eine blatt papier mit zehn angaben musste ich so lange warten.
Mit dem hochwasser bin ich ausgelaufen, nach zwei stunden kam auch etwas wind. Die nacht habe ich in der plicht verbracht, ich weiß gar nicht mehr, wann es das letzte mal war. Jetzt nach zwei tagen ohne wind bin ich gerade mal siebzig meilen von Darwin entfernt, es ist zäh.
Und ich lerne nicht dazu. Bewölkter himmel und ich creme mich nicht ein, verbanntes gesicht, lippe und nacken. Vielleicht werde ich auch nur vergesslich. Mein nächster wegepunkt ist noch dreihundert meilen in richtung westen entfernt.
Heute ist mal wieder Nikolaus, der kommerzielle beschiss an den kindern, um schon mal den weihnachtsklimbim vorzustecken. Meine schuhe waren natürlich leer. Dafür gab es seit gestern nachmittag wind. Mein ziel ist westen, aber mit dem wind konnte ich gerade nach nordwesten und später nur nord. In der nacht ging es nur mit dem groß weiter, hoch am wind und treibend. Nach dem sonnenaufgang war nur noch eine stunde wind und dann war er aus. Treibend mit einer alten dünung geht es wieder mit einem knoten nach osten. Die Timor Sea ist nicht mein freund. Nach drei tagen habe ich eine distanz von nur hundert meilen zu Darwin geschafft, zu wenig.
Am morgen hört der wind auf und es wird heiß. Segel bergen und ich bin durchnässt. Dann geht es mit einem knoten strom in richtung osten, da komme ich her. Alles nicht erfreulich und eine idee von wind kommt am nachmittag. Damit komme ich wieder nach südwest und das schauspiel wiederholt sich. Sobald ich etwas aktion verbreite, fange ich an zu schwitzen, es läuft einfach nur überall heraus, das macht keinen spaß.
Heute ist der fünfte tag auf see und eine gewisse routine ist da. Wind von abends bis zum sonnenaufgang, dann ist flaute. Das war die letzten tage so und ich komme immer mehr richtung süden. Nur das ist eine bucht und ich habe schon mal rote linien gezogen, die ich nicht überfahren sollte. Dahinter wird es riffig und felsig.
Nur heute morgen war es fast wieder so und ich nutzte die dämmerung für eine halse in richtung norden. Lief auch gut, bis zur sonne. Danach drehte der wind und nun fahre ich mit dem motor und den segeln in richtung westen. Warum nicht früher. Dreihundert meilen habe ich seit Darwin im kielwasser und bin noch keine zweihundert entfernt.
Was hat bis jetzt versagt, zum einen der windgenerator, der keinen strom produziert. Das türkenteil wird in Thailand ausgetauscht. Dann haben mich zwei rutscher am großsegel gestern verlassen und somit geht dort erstmal nur das zweite reff. Ein richtige flaute kommt bestimmt auch noch, ohne welle. Dann kann ich das fixen, ohne dass muttern oder werkzeuge über bord gehen. Als drittes ist mein windmesser noch immer nicht stabil. Zum anfang waren es zwei tage dauerbetrieb und dann war ende. Mein workaround ist, ihn ab und zu einzustöpseln, wenn ich ihn brauche. Das ging auch schon so vor Darwin. Und zum schluss überzeugt meine kühlschranktruhe nicht mit kühlleistung. Da muss ich mir was neues einfallen lassen oder eine richtige box kaufen.
Die erste woche ist um und ich bin noch lange nicht dort, wo ich sein wollte. Zweihundertzwanzig meilen von Darwin entfernt und dafür über vierhundertzwanzig meilen zurückgelegt. Der wind ist hier schwach und meistens aus westen, da will ich hin. Dazu kommt eine nach osten laufende strömung mit bis zu eineinhalb knoten. Ist der wind weg, geht es rückwärts. Somit kann ich nur nach nordwesten oder südwesten segeln. Im süden habe ich die rote linie gezogen und noch norden bin ich kaum zur route gekommen. Es sind noch hundertsechzig meilen bis zum nächsten wegepunkt, das kann dauern.
Heute ist der zwölfte Dezember, der neunte tag auf see. Das ganze vorhaben ist sehr, sehr zäh. Gestern habe ich sechzig meilen gesegelt oder motort und es sind netto die hälfte dabei herausgekommen. Solange der wind von vorn kommt, wird es sich nicht ändern. Dazu kommt, dass im süden land mit riffen existiert und im norden gasplattformen, auch nicht schön. Segeln geht eigentlich nur vom späten nachmittag bis morgens um zehn, dann ist der wind ausgeschaltet. Dazwischen versuche ich zu retten, was geht. Ohne motor geht es mit über zwei knoten nach osten, mit motor zwei nach westen. Nur ich will nicht den ganzen saft schon jetzt verbrennen, den brauche ich sicherlich noch.
Meinem fuß geht es jeden tag besser, der zeh ist bis zum anschlag beweglich, nur auf stoß reagiert er mit schmerz. Nur ein anderes problem besteht noch, ich schwitze unter deck. Hier ist es durch die vielen motorstunden recht muckelig, mein thermometer zeigt allerdings nur fünfundzwanzig grad an. Das kann nicht stimmen. Somit verbringe ich die meiste zeit unter meiner plane im schatten, auch nachts.
Und eine regelmäßigkeit ist mir seit Darwin aufgefallen. Sehe ich am morgen eine seeschlange, so bleibt der tag ohne besuch. Ansonsten kommt die küstenwache vorbeigeflogen. Mal wollen sie nichts oder sie funken mich an, meist zu spät. Sind sie meilen entfernt, geht da kein gespräch, pech für sie. Somit sollte es heute ein besuchstag werden.
Natürlich waren sie da und auch am nächsten tag, wollten aber nicht schnacken. Der wind kommt jetzt erst vor sonnenuntergang und schafft ein wenig strecke. Heute habe ich mal wieder die angel ausprobiert. Am ende gab es happy fish and chips, also vegetarisch. War ein guter Freitag, der dreizehnte für die fische.
Am schiff habe ich die rutscher erneuert und das ruder gefettet. Das macht aber nach ein paar stunden doch schon wieder leichte knarzgeräusche. Bis jetzt ein guter tag, der mit pellkartoffeln ausgeht.
Der wind war bis eine stunde vor mitternacht brauchbar, dann barg ich die segel. Immerhin war es der erste tag, an dem ich fünf knoten schnell segelte und dabei einen westkurs hatte. Für drei stunden, ich bin ja diesmal nicht kleinlich. Die bohrplattform war schon in zwanzig meilen entfernung sichtbar und das schiff trieb in der strömung.
Am morgen habe ich fünf meilen verloren, und das tagesziel war es, die produktionsplattform Montara zu passieren. Das ganze mit wenig wind wie immer und mit motorunstützung. Mittags sah ich wieder eine seeschlange, doch das flugzeug kam zwei stunden später. Soviel zur neuen regelmäßigkeit, nur di e schlange am morgen zählt.
Abends um sechs war ich soweit entfernt, dass ich durch war. Nur dann gab es dort mitten im meer ein schiff mit flakbeleuchtung. Weitere zwei konnte ich auch noch ausmachen. Sie sind die eckbegrenzungen der ölförderung. Das kannte ich schon von Brasilien her und die einordnung ging schnell.
Ab dieser position ging es dann plötzlich flott nach westen. Dicke gewitterwolken brachten sehr kräftigen wind, das schiff legte sich und es ging ab nach vorn. Eine schwache version dieses windes hält bis jetzt an, am morgen des zwölften tages.
Der erste streckenabschnitt ist geschafft, dickes rotes kreuz im kalender. Für diese schlappen vierhundert seemeilen hätte ich im normalfall vier tage gebraucht. Jetzt sind es dreimal so viele geworden. Dafür habe ich siebenhundert meilen gesegelt und dabei hundertzehn liter diesel verbraucht oder fünfundfünfzig motorstunden. Eine teure strecke in zeit und sprit.
Nur kostet das warten in der marina auf ein wetterfenster für günstigen wind zweihundert euronen. Und eine aussicht auf änderung gab es nicht. Dafür war der erste Taifun auf den Philippinen angekommen, dreizehnhundert meilen nördlich von Darwin. Auf Neukaledonien ist seit November hurrican saison und Darwin hat es weihnachten vor fünfundvierzig jahren zerplunderisiert. Somit war ein wegkommen für mich wichtig.
In dreihundert meilen könnte man rechts abbiegen, doch schon dieses kleine ölfeld nervt mit sicherheitswahn. In Indonesien gibt es hundert mal so viele förderanlagen.
Gestern war der erste segeltag, wie ich ihn mir gewünscht habe. Die sternschnuppe in der nacht war mir gesonnen. Von morgens um acht bis abends um elf fuhr das schiff zwischen drei und sechs knoten, ein geburtstagssegeln. Das ergebnis waren danach sechzig seemeilen in die richtige richtung.
Der neue wobbler als köder für meine fischfangversuche ist leider schon abhanden gekommen. Oder fast, denn das schiff drehte bei schwachem wind vorgestern und die angelleine verfing sich am rumpf. Beim einholen ist sie gerissen und nun ist er gefangen. Bei leichter geschwindigkeit klopft er am rumpf, mal sehen wie lange.
Der letzte überflug sollte auch gestern gewesen sein, denn der nächste flugplatz ist dreihundert meilen entfernt. Was für ein aufwand, um den eigenen bestandsschutz zu betreiben. Ein flugzeug, ein pilot, ein copilot, einer am radar und sicherlich einer am funk. Das ganze schon seit dreißig jahren und ich weiß nicht, wie viele flüge gleichzeitig aktiv sind. Ein teurer spaß ist das.
Und vorgestern ist mir noch etwas passiert, ein trockener squall. Die fette wolke sah sehr nass aus, darunter schien es zu regnen und ich langsam an ihr vorbei. Alle luken zu und auf das feuchte vorbereitet. Nur als ich näher kam, löste sich das teil auf, kein regen. Was blieb, war der wind, und der brachte das schiff in schräglage. Wenn links und rechts von der wolke keine schönwetterwolken wären, hätte ich gerefft. Und so ging es mit bis zu siebeneinhalb knoten durchs wasser. Der ritt dauerte eine halbe stunde und danach waren wieder zwei knoten schneckentempo angesagt.
Somit ist auch die woche zwei vorbei mit fast vierhundert seemeilen. Es war eine mühsame woche mit großem einsatz von Mr Perkins. Der aufreger der tage war die ölförderung, die es zu umschiffen galt. Die roten linien wollte ich nicht überschreiten. Die drei parallelen linien zum wegepunkt eins sind die drei möglichen routen zum ziel. Wobei mein favorit die dunkelgrüne ist. Das ende der Timorsee ist der anfang vom Indischen Ozean, der ist auch blau. Die land und seewind kombinationen hören dann hoffentlich auf.
Sie können es einfach nicht lassen, ein neuer überflug auch gestern, vielleicht ja auch heute. Dann habe ich rote tonnenbojen mitten im meer gesehen. Oben platt, ideal für seevögel zum putzen und abdrücken. Dann habe ich auch den kühlschrank ausgeschaltet. Es ist nichts mehr notwendigerweise kühlbares vorhanden. Und da ich im großem wasser bin, ist die windfahne aktiv. Mehr recht als schlecht, da der wind nicht immer kräftig ist.
Außerdem ist es der erste tag, bzw. der siebzehnte auf see, den der wind einen ganzen vollen tag geweht hat. Besserung ist in sicht.
Ein paar tage später, heute ist der zwanzigste Dezember. Der wind weht noch immer, so weit so gut. Nur er hat auch grundsätzlich gedreht. Tagsüber wechselt er mehrmals um zehn grad, jedoch komme ich seit dem letzten wegepunkt nicht mehr unter einem kurs von dreihundert grad. Den abzweig nach Bali finden wohl alle klasse. Die windfahne, die segel, der wind und das schiff, nur ich nicht. Die küste kommt immer näher, jetzt sind es nur noch siebzig meilen. Zu wenig für mich. Ich hoffe auf einen reinen westkurs, um auf meine route zurückzukommen.
Ansonsten gibt es hier nur wasser und weitere einzelne bojen im meer, diesmal sind sie schwarz. Sehr praktisch, kaum zu erkennen. Mein radar hat ein reset nach bedienungsanleitung erhalten, nachdem ich eine ungünstige tastenkombination gedrückt hatte. Der bildschirm war plötzlich invers und nicht wieder rückstellbar. Nach dem korrigieren mit kontrast und helligkeit war er dunkel. Alles wieder neu einstellen, das dauert und es läuft wieder.
Durch den ungewollten kurswechsel habe ich ein paarmal die routenbibel gelesen. Sie ist zwar schon dreißig jahre alt, aber vieles stimmt noch immer. Mein geplanter weg ist dort teilweise abgebildet und da könnte sich eine änderung ergeben. Ich sollte mich solange wie möglich unterhalb von fünf grad süd aufhalten. Solange gibt es den südostmonsum und leider auch die gefahr von zyklonen. Somit könnte ich im australischen kz für flüchtlinge auf Christmas Island vorbeischauen. Ein bier im pub trinken, etwas frisches einkaufen und weitersegeln. Die alternative route über Bali und das Südchinesische meer ist mir zuviel. Danach würde die ganze Malakkastraße kommen. Die Elbe im schiffshochbetrieb ist dagegen eine verlassene dorfstraße.
Man fing das gut an, langsam drehender wind von einem nordkurs anfangend. Jedoch kam das windende um mitternacht, davor gab es als appetitanreger einen westkurs für eine viertelstunde. Segel bergen und versuchen, im schwankenden boot zu schlafen.
So ging es auch am morgen weiter, ein intensives auffrischungstraining in kalmen. Das war die zeit für einen watermakereinsatz. Das letzte mal war zum testen vor Darwin und ich habe die prozedur nicht richtig beendet, alles ist schwarz. Die filter, die schläuche und der wassermengenanzeiger. Filter gewechselt und es lief nicht so gut wie zuvor, jedoch habe ich neue dreißig liter trinkwasser gewonnen.
Erst zum abend hin gab es einen leichten wind, wenn auch nicht sehr lange.
Der nächste tag, der zweiundzwanzigste Dezember, und es ging weiter mit dem training in kalmen. Die themen waren flaute, schlagende segel, unnötiges motoren, kein wind, welche flüche sind erlaubt und abwarten. Zum mittag hin kurz motort, die segel hoch und runter gezogen und warten auf das sonnenuntergangsabendsegeln.
Warum können gasflaschen nicht am ende vom kaffee kochen leer sein? Sie sind es immer mitten im kochen oder backen. Das ist sehr blöd, wenn es ein linsencurry geben soll. Das ergebnis waren linsen al dente. Nur diesmal war der flaschentausch ein akt. Die letzte reserveflasche aus Neuseeland war an der reihe. Neuer gasschlauch, neuer regler und flasche. Aber alles geht und die küche bleibt nicht kalt.
Das segeln in die nacht hinein wurde ein abenteuer. Schwarze freundliche gewitterwolken sind voraus. Mal sehen, wie fett sie sind, und falls, dann vorher links abbiegen. Nur dann gab es wetterleuchten und blitze auf der linken seite, ein abbiegen nicht mehr möglich. Endlich kam besserer wind auf, ein gutes segeln. Dann kurz vor mitternacht ein sehr plötzlicher windwechsel von hundertachtzig grad in einer minute. Glücklich ist, wer einen bullenstander hat, auf allen kursen, und er war wieder hilfreich. Auf dem radar konnte ich die schauer um mich herum sehen und um ein uhr war fast alles vorbei. Kein wind mehr, segel runter und endlich schlafen. Die gewitterrückkehr kam um um drei uhr, heftiger regen, donner, und blitze ringsum, dabei wind um dreißig knoten. Ich mitten drin und das weiterschlafen war dann trocken unter deck möglich. Am morgen war alles vorbei.
Ein kleines weiteres problem gibt es hier vor Indonesien. Nicht nur, dass die fischer in ihren zwanzig meter schiffen kein ais haben, sie haben auch kein radarecho. Ich kann sie in zwei meilen entfernung sehen, da sie licht anhaben, jedoch nicht auf dem radar. Das kann ja noch lustig werden, wenn ich einen abramme.
Am einundzwanzigsten tag seit der abfahrt wurde es richtig belebt. Ich durchquerte die zufahrt bei Bali zum Südchinesischen Meer. Ingesamt sechs schiffssichtungen in nächster nähe und ich quere segelnd deren route. Zweimal an diesen tag habe ich das groß geliftet und x‑mal den motor gestartet. Der wind drehte, wenn er da war, und so bin ich zwei halbkreise gefahren.
In der nacht wurde es dann merkwürdig. Acht fischerboote um mich herum machte ich aus, am tag war keines zu sehen. Sind wohl bei sonnenuntergang aus ihren behausungen gekommen. Um kurz vor mitternacht war dann der wind auch wie immer vorbei. Ein neues phänomen tauchte auf, rings um das schiff herum schwarze wolken im kreis, dahinter freier himmel. Habe wohl den wind zu stark mit schimpftriaden beworfen.
Für frachter muss es ein graus sein, bei nacht durch dieses gebiet zu fahren. Das geht nur auf sichtkontakt, da die fischer kein radarecho haben. Mich hat dieses große schiff von links angefahren, dann um mich herum und geradeaus nach achtern weiter. Das war keine halbe meile abstand, das gebrabbel der matrosen war zu hören, der motor wummerte langsam.
Die dritte woche ist somit auch zu ende und ich habe ein drittel strecke mehr gesegelt als die wochen zuvor. Jedoch habe ich noch nicht die tausend meilen geschafft, die liegen weiter als der linke bildrand unten. Die ersten zwei tage lief es ja ganz gut, bis zum wegepunkt zwei, dem abzweig nach Bali. Dann schob mich eine strömung vom südost monsum nördlich und der wind war konspirativ dabei. Ab dem einundzwanzigsten Dezember gab es ihn nur morgens und abends und nicht stark. Weihnachten habe ich es bis auf die höhe der durchfahrt zwischen Lombok und Bali geschafft und es sind noch sechshundert meilen bis Christmas Island.
Der vierundzwanzigste Dezember ist so etwas besonderes, an land. Hier auf dem meer sind alle tage gleich wichtig. Dieser zeichnete sich mal wieder mit wenig wind aus und viel donner in den wolkentürmen um mich herum. Der wind zum abend wollte sich heute nicht einstellen, und so blieb ich in der ruhigen mitte der gewitter. In dieser nacht habe ich keine fischer gesehen und es blieb ruhig und trocken. Vor dem sonnenaufgang war es dann spiegelglatt, null windhauch und das hält an.
Eigentlich sollte ich noch nicht in dem kalmengürtel sein, der fängt erst bei fünf grad an. Somit versuche ich jeden brauchbaren wind mitzunehmen, um ein bißchen südlicher zu kommen.
Am fünfundzwanzigsten war flaute bis mittags. Dann kam eine fette schwarze wolke näher und die windmaschine ging an. Ganze zehn minuten lang und sechs knoten fahrt. Unter der wolke in der mitte fing der regen an, dann wolkenbruch. Dahinter sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins und ende. Wieder eine ganze zeit lang nichts.
Diese stunden warten auf die zweite sichtbare, sich nähernde wolke. Dabei bin ich eingeschlafen und das schwarze hatte sich aufgelöst. Dafür gab es mal wieder sonnenuntergangssegeln bis um zehn. Um mich herum konnte ich neun einzelne gewitter zählen, bin aber nicht nass geworden.
Der nächste tag, der sechsundzwanzigste Dezember, ergab von morgens bis mittags leichtes segeln. Dann aber schnell das segel bergen, da die wolke, auf die ich zufuhr, einen schwarzen trichter zum meer hin gebildet hatte. Sieht gefährlich aus, habe zu viele naturkatastrophenfilme geschaut. Und an diesen tag wurden die ersten tausend seemeilen überschritten, zwei weitere fehlen noch.
Nur irgendetwas stimmt hier nicht, strömung stimmt nicht, kommt nicht nach karte und stärke. Es sollte nordwest monsum sein, stimmt nicht, wind kommt oft aus süd oder nord. Wo bin ich? Vierundzwanzig tage seit abfahrt, wenn das so weiter geht, brauche ich noch sechs wochen.
Am nächsten morgen durch einen heftigen regenschauer geweckt, obwohl ich schon unten im schiff geschlafen hatte. Dann kam auch das gewitter mit querwind und blitzen. Ich war noch nie so nah dran, das wummern des unmittelbaren donners geht durch die schiffswand. Die entladung davor ist in der luft spürbar. Soweit alles heil geblieben, sechs liter trinkwasser in einer schüssel aufgefangen und der neue tag beginnt mit einem kaffee aus regenwasser.
Meine gedanken kreisen um das thema: reite ich ein totes pferd? Seit sechs tagen dümpele ich hier im meer umher, die etmale sind im durchschnitt um fünfunddreißig meilen. Damit komme ich nicht an oder bin vorher verhungert. Der letzte frische apfel ging heute durch meinen mund. Das letzte mal segeln war bei zehn grad südlicher breite. Wenn sich die konvergenzzone dorthin verschoben hat, muss ich wieder südlich kommen. Das passiert gerade jetzt, motorsegeln und kurs südwest. Sollte das nicht funktionieren, muss was neues her. Der diesel ist endlich, vielleicht zurück nach Bali und die andere route nehmen.
Gestern war motorsegeln, soweit möglich, angesagt. Sechzig meilen sind es per breitengrad zum nächsten. Ich habe die diagonale mit dem etwas wind gewählt. Dass es hier auf dem zehnten wesentlich anders aussieht, kann ich nicht sagen. Wolken, wasser und wellen. Eine langgezogene dünung und die gewitter waren auch weniger in der nacht. Auch die fischer sind wieder unterwegs, diesmal zählte ich drei am horizont. Es sind noch vierhundert meilen bis Christmas Island und ich werde es wohl ansteuern müssen.
Mein letztes müsli habe ich heute gegessen und frisches sind nur noch die kartoffeln und die zwiebeln. Mein wassertank klappert auch, somit wird gerade das zweite drittel abgesaugt. Diesel für eine motorstrecke zur insel wäre auch noch vorhanden, warte aber lieber auf den wind. Noch zwei tage bis zum jahreswechsel.
Heute ist der dreißigste Dezember, der achtundzwanzigste tag auf see und der neunte tag ohne richtigen wind. Ich habe es bis zum zehnten breitengrad geschafft und es sah gestern so aus, als ob es ab hier besser mit dem wind geht. Aber um mitternacht war es wieder vorbei und bis jetzt am nachmittag ist noch kein wind gekommen. Ich habe zwei alternativen. Die erste ist, so weiterzumachen wie bisher und auf wind zu hoffen. Es sind noch dreihundertfünfzig meilen bis Christmas Island, und dort muss ich diesel, wasser und essen kaufen. Dabei ist noch nicht klar, ob es dort einen anleger für mein schiff gibt. Das dingi hat sich im letzten monat weiter aufgelöst und eine fahrt damit kann zum abenteuer werden. Ich lese nur etwas von einem ankerplatz. Von dort aus sind es noch einmal fünfzehnhundert meilen bis Langkawi.
Alternative zwei ist umkehren und nach Bali zu segeln, das sollte einfacher sein und sind zweihundertdreißig meilen. Auch dort muss ich mich neu verpflegen und danach die zweitbeste route nehmen. Durch das Südchinesiche Meer, nach Singapur und die Malakkastrasse rauf. Das sind noch einmal vierzehnhundert meilen mit viel schiffsverkehr. Teilweise kann man ankern und sich ausruhen.
Und ich habe mich für die zweite alternative entschieden. Denn sollte sich der nordwestmonsum einstellen, so gibt es ihn auf die nase. Ich hätte das alles früher haben können, hätte ich genauestens gelesen und nicht nur die texte überflogen. Mein bedarf an einer weiteren kalmensession ist restlos gedeckt.
Die letzte woche hatte es in sich, negativ gesehen. Zum segeln viel zu wenig wind. Die etmale unter vierzig meilen und das meist noch mit vielen motorstunden. Zwei, drei tage flaute sind ok, das ist für mich normal. Nur hier kommen wir schon in den zweistelligen bereich. Da hat man viel zeit und ich bin zu dem entschluss gekommen, ich reite ein totes pferd. Da kann man soviel mit der peitsche antreiben, wie man will, es wird sich nicht wesentlich fortbewegen. Diese erkenntnis ist nicht offensichtlich, könnte doch morgen der wind kommen. Eine woche unter dreihundert seemeilen und nur zweihundert nach westen.
Der letzte tag dieses jahres und es geht zurück. Das ist nicht einfach für mich, das erste mal. Bisher gab es alternative lösungen in die zielrichtung, zurück auf los und neustarten. Es sind heute noch zweihundert meilen und das gegen die strömung und bei dem schwachen bis keinen wind. Motorsegeln oder ohne segel am tag, und abends kommt der motor aus, oder wenn das schiff drei knoten segeln kann. Dann fällt die genua nicht immer ein und entfaltet sich wieder. Diesel ist genug vorhanden, und wenn ich in sechs tagen ankommen sollte, ist das ein Montag, genau richtig. Der gestrige umkehrtag war auch richtig, denn ich habe nur sechszehn meilen gesegelt oder bin getrieben. Das ist erheblich zu wenig für diesen trip.
Hier endet auch erstmal der erste teil auf dem weg zur werft, da es auch jahresende ist.
Vorwärts vorwärts, wir müssen zurück.