Das ablegemanöver in Montevideo war sehr gut, kaum wind und keine strömung. Der versuch control “uka” zu rufen ging zweimal schief, keine antwort. Dann brabbelte jemand etwas auf spanisch und ich habe auf englisch gesagt, dass ich den hafen verlassen werde. Ich hoffe, dass es reicht.
Dann gab es einen entspannten motorsegeltag bis zum punto maria, wo ich schon einmal geankert hatte. Aber was ist entspannt, wenn ich dauernd ausschau halten muss, ob irgendwelche netze im wasser sind. Also ein wenig anstrengende fünfzig meilen für den ersten tag.
Der zweite war fast genau so, aber zur mitte hin war genug wind, um zu segeln. Beim reinen segeln interessieren mich die netze nicht mehr, da die schraube kein wasser saugt. Nach weiteren dreißig meilen bin ich in Puerto Sauce angekommen und habe wieder im vorhafen geankert. So weit, so gut. Danach geduscht, gegessen, wein getrunken und ab ins bett.
Nur die prefektura findet es nicht gut, dass ich ankere, und so kamen sie im dunkeln und haben mein schiff mit dem schlauchboot geentert. Ich war im tiefschlaf und bin dann doch aufgewacht. Die papiere waren in ordnung, aber ich müsse in den hafen, aber erst morgen früh.
Nur jetzt weht hier eine steife brise mit regen und da fahre ich nicht in einen hafen. Zumal es dort mooringbojen gibt, und einhand ist es bei wenig wind möglich, nur nicht jetzt. Also warte ich bis zum niedrigwasser heute nachmittag, bei hoffentlich weniger luftbewegungen.
Jetzt fünf stunden später bin ich doch im hafen, nicht schön, aber ohne schaden. Die entscheidung von heute morgen hatte ich gleich wieder verworfen, denn laut meinen gribdaten sollte der wind anhalten. Also los und eine mooring im hafen erbeuten. Bis jetzt hatte ich immer glück bei solchen aktionen, heute auch wieder. Als ich vorsichtig in den hafen eingelaufen war, gab es keine freie boje, mist. Aber es gab eine freie stelle von zwanzig metern am steg, leider mit ablandigem wind. So habe ich dort zwischen zwei schiffen gedreht und eine frau mit bauarbeiterhelm hat mir geholfen. Leinen angenommen und nach bedarf wieder gelockert. Nur bin ich nicht an die mooringbojen herangekommen, um das schiff vorn fest zu machen. Da hat sich dann der nachbar erbarmt und mit seinem schlaffen schlauchboot eine verbindung hergestellt. Das war mein glück, denn meine leinen waren zu kurz, um es selbst zu machen. Nach einer stunde war es dann vollbracht, mit dem hintern zum steg und vorne zwei leinen zu zwei moorings.
Danach noch das hafenbüro besucht, die prefektura aufgesucht und fest. Geht doch.
Ich habe schlimmes von diesem ort erwartet, jedoch mag ich ihn, bis jetzt. Ein wenig heruntergekommen ist er schon, verlassene industrieruinen und das ganze nicht über zwei stockwerke hinaus. Meistens sind es nur eingeschossige häuser mit einem flachdach. Die straßen erinnern mich an Colonia, das nur dreißig kilometer entfernt liegt. Ab und zu ist das alte kopfsteinpflaster noch vorhanden, und die reste von einer schienenanbindung habe ich auch schon gefunden.
Hier herrscht das einfache leben, wer einen job hat ist könig und die jugend hängt ab, aber nicht wie in der brd. Dies ist ein großes dorf, jeder kennt jeden. Am wochenende wird herumgecrused, auch mehrmals an der hafenpromenade vorbei. Dabei fällt mir die mobilität der mädchen auf, viele auf dem roller oder mit dem rad unterwegs, dabei ist immer die thermosflasche für den mate.
Über ostern war es hier sehr idyllisch, die papierfabrik war zu, das zementwerk auch und viele menschen trieben sich am hafen herum. Nur gestern abend im dunkeln habe ich dann schraubengeräusche im schiff wahrgenommen. Das ergebnis ist ein tanker, recht groß für den kleinen hafen. Seitdem brummt sein generator und das schiff wird entladen. Ohne sprit läuft auch die zementfrabrik nicht so gut, seit heute morgen qualmt sie auch noch. Mal sehen, wie schnell ein krupphusten entstehen kann.
So langsam bin ich hier etwas angekommen, kann mich mit der gegend anfreunden. Es ist grün hier, und die ursache ist der heutige tag, durchnässt. Dauerregen und ich habe die trockenen minuten genutzt, um zum büro zu laufen und dort ins netz zu kommen. Leider nur dort, dafür aber schnell.
Das andere grün wird hier sehr häufig konsumiert, der süßliche geruch der lodernden selbstgedrehten zigaretten gelangt bis in meine riechsynapsen. Die kids hier am hafen kommen mit dem moped an, drehen sich eine und fahren bekifft wieder weiter. Es wird hier viel, sehr viel geraucht, weiblein wie männlein, und keinen stört es, find ich gut. Vielleicht ist es doch ein ableger von Jamaika und nicht die Schweiz südamerikas.
Ich habe gerade die möglichkeit, im öffentlich-rechtlichen fernsehen zu surfen. Nicht alles geht und somit ist öffentlich eine farce. Es ist lange her, dass herr trimmel nach Leipzig fuhr, eintausend folgen später ist es nicht sehr viel anders geworden. Den tatort “sturm” habe ich gerade verfolgt und es sind klischees wie vor vierzig jahren. Aber es sollen nicht die rollen die geschichte erzählen, es ist bildungsfernsehen für die mittel- und unterschicht. Besser formuliert wäre bilderfernsehen angebracht. Ich bin hier im off und eine konversation über ein grundschulniveau hinaus ist selten. Die sprachen, die ich versuche zu benutzen, sind rudimentär, und so versuche ich das heimatliche sprachzentrum zu stimulieren. Was nicht funktioniert mit bildungsinformation im form eines realitätsfremden krimis zur top sendezeit, um möglichst viele graue zellen zu betäuben.
Mein thema ist, wie im blog zu lesen, einfach gewinnt. Nur ist die perspektive auf dieses thema wichtig, ich habe definitiv zu viel technik auf dem schiff. Ich kann es zwar noch kontrollieren, die beherrschung ist aber schon lange über bord gegangen, und es geht einfacher. Gestern ist hier ein zusammengebratenes dreißig jahre altes stahlschiff angekommen. Ein dschunkenrigg, kein motor, keine elektronik, kein klo und natürlich auch kein kühlschrank. Navigiert wird mit dem sextanten und papierkarten, der kompass hat abweichungen bis zu sechzig grad.
Der eigner kommt aus Australien, ist Tscheche mit russischen eltern und seit dreißig jahren mit einer deutschen frau unterwegs. Er hat sich vorgenommen, die drei größten wasserfälle der erde zu besuchen, nun ist er hier in Uruguay bei der nummer drei. Danach soll es per lkw nach Chile gehen und weiter an den pazifik. Mein respekt, wenn jemand mit einem dreißig fuß schiff so etwas macht und das nicht erst seit gestern. Ich lebe im vergleich im luxus und sorge mich um warmes wasser. Mal sehen, was ich sonst noch erfahre.
Das wochenende ist wieder da und der tanker hat auch abgelegt. Der qualm vom anfang der woche war wohl nur ein brand irgendwo, vielleicht der alte skoda, den ich beim rundgang entdeckt hatte.
Denn die fabriken arbeiten nicht, also kein lärm, kein gestank und kein staub. Entlassen werden die menschen nicht, bekommen aber auch keinen lohn. Alles in warteposition, aber der zement kommt billiger aus China. Also ein guter ort zum warten, auf mein radar.
Wenn das radar fertig ist, werde ich mit dem bus nach Montevideo fahren und es abholen, das ist billiger, als einen tag im yachtclub dort zu liegen. Wenn alles so funktioniert, wie es mal war, lege ich zum richtigen wind hier ab. In vier tagen zu dreißig seemeilen könnte ich dann in Piriápolis sein, meinem ersten ort in Uruguay bei ankunft. Noch einmal dort einkaufen und ausklarieren, das ist auch leichter als in Montevideo.
Meine aufgaben beschränken sich auf die sachen, die schon lange zu machen sind. Von Grand Canaria habe ich einen radarreflektor mitgenommen. Das plastik ist an einer stelle kaputt, an der funktionalität ändert das aber nichts. Der australier hat mich auf die idee gebracht, den reflektor zu installieren, als zweiten, weil einer ist schon im rigg. Er selbst hat auf dem meer ein schiff parallel zu seinem im abstand von fünf metern gehabt, ein überholer. Und er selbst hat ein chinesisches containerschiff gerammt.
Also wollte ich eigentlich nur kurz auf den mast, das teil mit kabelbindern montieren und wieder einmal das rigg checken. Und genau dort, wo der reflektor hin sollte, war das unterwant nicht mehr so klasse.
Meine lesebrille, diesmal mit bandsicherung war dabei, sonst hätte ich den gerissenen draht nicht erkannt. Wenn man denkt, man ist fertig, kommt immer wieder etwas dazwischen. Dann habe ich noch alle anderen wanten überprüft und eine zweite stelle an der anderen unterwant auf der steuerbordseite gefunden. Wieder ist ein draht von den neunzehn gerissen. Das ist die seite, an der ich die oberwantaufnahme am deck geschweißt habe.
Ich werden an diesen stellen eine drahtsicherung anschweißen, für den fall der fälle. Fragt sich nur, warum ist da etwas gerissen und wann.
Heute ist Mo, anfang der woche, in der mein ersatzteil ankommen soll. Und es ist ein guter tag, hatte ich doch die letzten beide tage fuß, wo immer ich mir den angeschlagen hatte. Mit der sackkarre und der leeren gasflasche bin ich losgezogen, da ich gestern ganz in der nähe vom hafen einen gashändler gesehen hatte. Der hatte leider zu, so habe ich mich über fünf personen zu einem weiteren händler durchgefragt, mit erfolg. Morgen kann ich sie wieder abholen.
Dann habe ich mich durch drei elektroläden gefragt für meine kohlebürsten, und am ende vier stück käuflich erworben, der preis ist mit zwölf euro ok. Somit haben meine beiden flexen frische kohle und laufen wieder. Den schock von gestern über meine unterwanten habe ich auch schon überwunden. Repariert wird übermorgen, dann nehme ich wieder landstrom.
Nur beim hinaufsteigen der kaimauer bei der rückkehr habe ich mir die sackkarre ans linke bein geschleudert. Als der schmerz nachgelassen hatte, ging’s besser, aber nun habe ich zwei tage lang knie.
Das war nix heute mit der gasbuddel, morgen. Dafür habe ich dann noch eingekauft, den status beim radarfritzen angefragt und mich an die unterwanten gemacht. Ab heute abend gibt es wind und regen satt, also vorher fertig werden. Ich weiß nicht, ob die lösung gut ist, ich denke jedoch, dass es eine weitere sicherung ist. Die ausführung von mir könnte besser sein, hält hoffentlich. Die weitere hoffnung ist, dass ich das system nicht durch das schweißen geschwächt habe. Vor dem ersten regen war es fertig und montiert. Ein kurzer absatz für drei stunden arbeit.
Heute war ich schon dreimal beim gashändler, das erste mal mit der sackkarre, hängend an der schulter. Die flasche war nicht befüllt, sie haben nicht den passenden adapter. Ob ich denn einen hätte, na klar. Beim zweiten mal war ich nur mit meinen adaptern dort, keiner ist für das system Uruguay passend. Aber in ihrem schlauen buch steht ein schiff drin, das einen passenden haben soll, also wieder zurück zum hafen. Das schiff ist nicht mehr hier, ergo keine passende kupplung und wieder zurück mit der karre, diesmal an der anderen schulter. Dort angekommen war mittagspause. Also werde ich noch einmal hin müssen, um die flasche wieder abzuholen.
Das nächste problemchen ist der windgenerator, in Montevideo produzierte er noch strom. Heute kocht der hafen bei wind um fünfunddreizig plus, böen bis fünfundvierzig. Die stuka macht nur lärm und keinen output. Es kann nicht jeder tag toll sein, mist.
Gerade habe ich noch über den windgenerator gejammert und dann habe ich mal den regler gewechselt, zum originalen. Dann war es sehr leise, vielleicht mal eine windpause. Aber nach dem blick zur windmühle war alles klar. Der gesamte rotor mit der kappe und der schraube hat sich selbstständig gemacht. Ich befürchte, dass er nicht schwimmfähig ist. Zum glück habe ich auch kein blut oder abgeschlagene köpfe gefunden. Das ist heute ein scheißtag.
Am Do bin ich wieder zum gasmann gelaufen, seine anderen adapter ausprobiert und auf eine einheitliche norm für gasflaschen gebetet. Warum muss jede kleine verfurzte region seine eigenen gewindenormen haben? Somit habe ich die flasche wieder auf meinen kleinen lastkarren geschnallt und bin zurück zum schiff. Hundert meter weiter gab es dann einen radbruch. Gewollte obsolezenz schließe ich mal bei zwanzig euronen für die karre aus, einfach nur billigst. Das kugellager hat sich zerlegt, weil die distanzscheibe fehlte, aus kostengründen. Am nachmittag habe ich es wieder zusammengeflickt.
Redundanz hat ja auch mal was gutes, in diesen fall hatte ich alle teile für den windgenerator vorrätig. Nur die nasenkappe in der mitte fehlt, weil die neue zerbrochen ist. Es geht auch ohne. Die ursache war ein kabelbruch am mastausgang, den zu finden und auszutauschen hat einen halben tag gebraucht.
Bei der sackkarre läuft das rad wieder, da haben die Chinesen an zwei distanzscheiben gespart. Nach den letzten drei sturmtagen sind die mücken heute auch am tag aktiv, ich glaube, die haben druck. Zum frühstückskaffee habe ich mal gerade zwei dutzend geplättet.
Das würde ich auch gern mit dem radarfritzen tun, leider ein delay und diese woche ist das teil nicht angekommen, vielleicht anfang mai. So langsam wäre es doch günstiger, wenn ich nach hause geflogen wäre und mich selbst darum gekümmert hätte.
Zum ersten mai ist der ort zu, nur ein bäcker und zwei kleine läden haben für ein paar stunden geöffnet. Warum auch, die straßen sind vollgekotzt, die leute sind vom feiern halbtot. Die argentinische invasion über das lange wochenende hat gestern auch schon wieder abgelegt. Von jetzt auf gleich war der ganze hafen gefüllt. Dann gestern noch schnell in barbecue, viel wein und wieder ablegen. Die ruhe kehrte wieder ein, aber nur bis zur letzten nacht und ich war ganz in der nähe der emission. Somit war der schlaf nicht intensiv und die sonne beendete die nacht. Hoffentlich bringt diese woche ein mehr an repariertem radargerät.
Die andere aktion, die ich gerade starte, nenne ich eichhörnchen. Ich sammle holz, gehe die bucht ab und nehme brauchbare stücke mit. Dies ist die vorletzte gelegenheit, denn auf den Falklands gibt es kaum bäume.
Die tage vergehen und bald ist wieder ein wochenende. Alle vier tage nehme ich landstrom, lade die batterien auf, erwärme den boiler zum duschen und nutze den strom, um zu trocknen oder holz zu zersägen. Heute musste das hartholz aus Guayana dran glauben, ein volles jotun gebinde, ofengerecht. Mal sehen, wie lange es hält.
Zudem gibt es neues von der radarmanufaktur, die teile sind in reichweite und vielleicht am nächsten Mo im zugriff. Warten ist nicht eines meiner lieblingsbeschäftigungen, aber es geht. Das gute daran ist, dass gerade ein orkan auf den Falklands wütet, wer möchte schon gern jetzt dort sein. Ich nehme es, wie es kommt.
Heute kam die nachricht, dass die teile vielleicht am Di durch den zoll sind, vielleicht. Vorgestern habe ich eine schimmernde lache im hafenbecken neben meinem schiff gesehen. Da hat wohl wieder jemand sein schiff mit diesel versorgt. Und aus irgendwelchen gründen habe ich den benzingeruch in der backskiste ignoriert, war er doch nicht innen. Dann habe ich gestern einen fallenden tropfen aus meinem außenborder gesehen. Ein liter des teuren saftes ist stetig getropft und ich habe geschlafen. Der hauptschlauch vom tank zum absperrhahn lässt es ab. Heute habe ich den motor teilzerlegt und es repariert, so eine federklammer ist nicht stark genug, um den schlauch an den anschlüssen abzudichten.
Da ich ja zeit habe, bin ich mal den strand in richtung Montevideo abgelaufen. Die schrittweite lag bei einem meter, also sehr flott, denn wenn ich langsamer gehe, laufe ich gefahr ausgesaugt zu werden. Es sind einfach zu viele mücken und ich in kurzen hosen und mit t-shirt. Am strand sind die üblichen menschlichen plastikabfälle zu sehen, fotos davon keine. Aber es ist erschreckend, wie viele es sind. Mehr interessiert hat mich dann das gestrandete baggerschiff und die angespülten makierungstonnen, insgesamt drei stück.
Nach drei stunden wieder auf dem schiff zurück musste ich duschen, die beinmuskulatur strecken und mich auf einen muskelkater vorbereiten, der sich dann wohl morgen einstellen wird.
Die pinguinlauftage sind über das wochenende hinweggegangen, wieder ein normaler bewegungsablauf. Dafür gibt es heute am Mo einen regentag, der schon gestern abend angefangen hat. Nicht so schön, aber es sind zwanzig grad im schiff, mal wieder zeit, hier aufzuräumen. Außerdem ist heute wieder ein stromtag, somit kann die feuchtigkeit der nacht auch getrocknet werden. Morgen kommt hoffentlich mein teil aus dem zoll und dann geht es endlich wieder weiter.
Noch keine mail erhalten, kommt sicherlich noch. Ich habe hier mit einem skipper geschnackt und das macht mir jetzt wieder sorgen. Hier ist ein Belgier, der sein schiff verkauft hat und seit jahren in Patagonien war.
Er emfiehlt mir, nicht ohne permit von den Argentiniern zu den Falklands zu fahren. Er kennt einige, die probleme dadurch bekommen haben. Mit strafe und so. Da ich aber noch nach Ushuaïa will, entsteht das problem. Eine erlaubnis von einen verfickten land, das keine völkerrechtlichen ansprüche auf das gebiet hat, vielleicht geographische. Aber deren interesse ist eher monetär begründet.
Somit könnten sich meine reisepläne wieder leicht ändern, nach Mar del Plata und dort die absurde erlaubnis erhalten. Laut aussage soll es kostenfrei sein, nur dauert es sieben bis zehn tage, wenn ich glück habe. Also nehmen sie hintenherum liegeplatzgebühren ein, was mich wiederum nervt.
Dann ist mir gestern abend noch die handbrause von der küchenarmatur zerbröselt. Einen unglaublichen schrott habe ich vor drei jahren eingekauft, war aber billig. Zum glück habe ich noch ersatzanschlüsse. Der hauptträger macht es aber auch nicht mehr so lange.
Und es kam gestern noch die mail, dass das radar funktionieren soll, hurra. Heute bin ich dann zum busschalter gelaufen und habe für morgen eine hin- und rückfahrt gebucht. Leider nehmen sie nur bargeld. Es geht voran.
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt mit einem wecker aufgewacht bin, gestern war so ein tag. Um halb zehn ging der bus. Das model war aus den achtzigern und bis auf die tankanzeige gingen keine instrumente. Das abenteuer fing an und endete nach zehn haltestellen an der schnellstraße. Dort stand dann der richtige reisebus und in zweieinhalb stunden war ich in Montevideo. Vom busbahnhof habe ich dann irgendeinen bus zur altstadt genommen und stand dann vor verschlossener tür beim radar.
Also einmal wieder um die straßen gelaufen und eine neue fotoausstellung gefunden. Das letzte mal war es die stadt im aufbau, und diesmal Fitzcarraldo. Ein wachmann der bilder gab mir dann diese große postkarte, die motivation brauche ich auch für den nächsten teil der reise.
Danach zurück und man gewährte mir eintritt, und als die mechaniker zurückkamen auch eine vorführung der reparierten antenne. Und alles nur, weil auf der platine etwas nicht läuft, was konnten sie auch nicht sagen. Es sieht für mich nach obsolezenz aus, einen monat nach garantieende.
Nachdem ich tausend minus fünf besatzergeldeinheiten per karte abgedrückt hatte, bin ich wieder zurück zum busterminal. Leider konnte ich den bus nicht umbuchen und mußte über zwei stunden warten. Die rückfahrt war im dunkeln, also nichts mehr zu sehen, die scheiben beschlagen. Dabei habe ich auf der hinfahrt drei schrottplätze von der straße aus gesehen. Autos und lkws aus den dreißigern bis sechzigern, der rest fährt noch. Nach dem erneuten umsteigen in einen noch älteren bus als am morgen war ich nach über elf stunden wieder auf dem schiff. Man war das anstrengend.
Es wird herbst, die bäume sind gelb bis braun belaubt, einige sind auch schon kahl. Die temperaturen sind auch nicht mehr sommerlich, aber zwanzig grad reichen mir auch. Gestern war hier landunter und somit habe ich erst heute die radarantenne am mast montiert. Sie funktioniert und ich mache drei kreuze.
Dafür habe ich von der imigration der Falklandinseln per mail erfahren, dass sie meinen pass bestempeln wollen, wenn ich dort bleiben möchte. Die sollten sich mal an Cuba ein beispiel nehmen, dort wird auf einem stück papier gestempelt und danach kann man in die usa reisen, wenn man das will. Ergo werde ich definitiv nach Mar del Plata fahren, weil die jungs meinen, das ist meins. Dann kann ich dort noch lange landleinen kaufen für Patagonien.
So mittag, ich denke an nichts böses und trinke gerade meinen kaffee. Da kommt ein jüngerer mann zum schiff und fragt mich auf deutsch, ob das ein Anton Luft schiff ist. Mir sind die ohren abgefallen. Er kommt aus Uruguay und spricht ein gutes deutsch. Er wollte auch mal eins bauen, die kleinere version und hat dann doch abstand genommen, gut so. Außerdem hat er noch kein fertiges boot von Anton gesehen, nur welche im bau. Eins hatte er mal im bau vor fünfzehn jahren in Köln gesehen, von einem älteren ehepaar. Da war die welt wieder sehr klein, denn das ist jetzt mein schiff, unglaublich.
Auch habe ich eine neue sicht auf filme gewonnen. Der auslöser war wahrscheinlich in Argentinien, ein paar gespräche mit dem nachbarschiff, später fing mein gehirn an zu denken. Denn hier habe ich ein gutes internet am büro auf der bank und sauge so viel, wie möglich herunter. Gerade bin ich im großstadtrevier abgetaucht. Früher fand ich diese serie nur schrecklich. Nicht existierende straßennamen, falsche einstellungen, schlechte schnitte und spielorte mit falscher adresse. Ich kannte Hamburg ziemlich sehr gut und so war es ein graus für mich, die fehler zu sehen. Meine wandlung kam vor ein paar tagen, einfach die flache story sehen und ein bisschen vom alten Hamburg. Es ist halt kein dokumentarfilm.
Dieses Puerto Sauce ist ein guter platz, um zu warten, man kann hier auch länger verweilen. Mich hindert nun allerdings nichts mehr, also weiter in richtung süden. Heute habe ich noch einmal einen tag strom und wasser geordert. Die unsinnigkeit von flatrates wird hier recht deutlich. Es ist ein enormer aufwand, den verbrauchten strom oder das wasser zu messen, das sehe ich ein. Aber im gegenzug sauge ich in die batterien was geht, die dusche wird mit dem heizlüfter getrocknet und am morgen die kabine von der nacht.
Was nicht mehr geht, ist der wasserkocher, obsolezenz. Auch sollte man eine elektrische kochplatte oder zwei dabei haben, das senkt den gasverbrauch. Habe ich leider nicht und noch extra eine kaufen, muss nicht sein, ich bin kein marinasegler oder will es nicht sein.
Die große wäsche ist durch, die lebensmittel sind bis zu den Falklands an bord und am Mi morgen geht es hier los.
Der nächste halt ist in Piriápolis, und mit dem passenden wind geht es dann weiter nach Mar del Plata.
Was macht die Knabberleiste? Geht es Dir da schon wieder besser?
Gruß und weiterhin gute Reise!
Jörg
Es wird, aber langsam. Morgendliche dehnungsübungen und danach kann ich schon fast eine banane in den mund schieben. Das dauert halt sehr lange und ich habe nicht so recht die geduld.
es wird schon
Wolfgang
Hey,
also noch nix mit großer Klappe
Schön daß du ein paar Erfolgserlebnisse hast.
Wünsche dir eine gute Zeit.
LG
Andy
die klappe geht schon weiter auf, das dauert halt sehr lange
grüsse aus
mar del plata
Wolfgang