Bienvenue chez les Ch’tis

Problemlose wohnungsübergabe, entspannter umzug, fähige möbelpacker, ich hatte nur einen karton zu wenig. Mittags um zwei war alles vorbei, noch schnell ein plausch bei der nachbarin und danach los. Zeit hatte ich noch genug, also einmal mit der ringbahn um Berlin herum gefahren, abschied nehmen.
Der busbahnhof war am Fr abend voll und der bus nach Paris wollte mich nicht mitnehmen. Ich war schon genervt, schnell zum fahrkartenschalter und siehe da, der bus nach London ist meiner. Erster einsteiger, fensterplatz und neben mir frei, ging es fahrplanmässig einmal durch alle Beneluxländer pünktlich zum ziel. Der umzugsunternehmer war bei ankunft auch schon da und wieder waren die jungs am mittag fertig und verschwitzt. Alle kartons auf drei ebenen verteilt, meine schränke waren auch zerlegt, weil der umzugswagen zum platzen voll war.

20160811 Lille

 

Nach fünf tagen waren die schränke wieder zusammen gebaut, die bücherregale mit der wand verdübelt, und ich habe den ersten kontakt zur bausubstanz bekommen. Die ursprünglichen wände des hauses sind mit einem gemisch aus lehm und pflanzenfasern verputzt worden. Der gleiche aufbau wie die decken, dort auch noch mit einer hauchdünnen gipsschicht. Mal eben eine lampe dort aufhängen wurde zur tagesbaustelle und einem handgroßen loch.
Die neueren senkrechten raumbegrenzungen sind oft hohlraumwände und nur mit spezialdübeln zum halten der regale zu überreden. Der dafür angesetzte baumarktbesuch war für mich enttäuschend. Der laden war riesig, ich fand mich thematisch zu recht, doch sind mir die produkte fremd. Die beschreibung in der landessprache und meine über jahrzehnte geliebten produkte gibt es hier natürlich nicht. Der vergoldungsfaktor hat mir dann noch den atem geraubt, pauschal alles um die hälfte teurer.

Der anschließende supermarktbesuch war hingegen gigantisch. Der sichtbare hauptgang war so um dreihundert meter lang. Die gemüseabteilung war so groß wie ein handballfeld, dafür die frischfischdarbietung für französiche verhältnisse nur normal, eher unterdimensioniert, aber trotzdem beeindruckend.

20160801 fischallee

 

20160801 kaesestrasse

 

Wo es in deutschland eine käsetheke gibt, sind es hier dreimal dreißig meter käsestraße plus einer zwanzig meter darbietung weiterer sorten mit bedienung, die hiesige theke. Das gleiche gibt es auch für fleisch mit angeschlossenem pastetenbereich.
Nur braucht man die riesige auswahl von zehn oder zwantig verschiedenen sorten jeglichen lebensmittels? Oftmals auch dasselbe produkt in unterschiedlicher verpackung. Ich empfinde auch fünfzig meter weinregal als entdeckungsabenteuer, zumal der großteil der flaschen aus diesen land kommt. Im gleichen verhältnis gibt es reiniger, tiernahrung, kaffee, konserven und und und…
Da wir mit dem bus und zu fuß angereist waren, war die tragekapazität beschränkt, aber ansonsten konsumiert man in der verwirrung automatisch mehr als gewollt. Die kreditkarten glühen und die zusätzlichen kalorien wandern an die hüften. Was keinen kunden findet, geht in den müll.

Ich lebe nun schon seit wochen zwischen kartons und das ende ist noch nicht in sicht. Wohin nur mit den ganzen sachen, und in der steigerung wird das neue heim auch noch gestrichen. Wenigstens gibt es wieder internet, hat nur über eine woche gedauert. Der provider musste den servicetechniker losschicken, um im verteilerkasten an der straßenecke ein paar kabel neu zu patchen. Und dann merkt man, dass sich nichts weltbewegendes ereignet hat, keine wichtigen mails, kein neuer aktiver krieg in der welt, nur weitere vorbereitungen.

Was ist hier anders als am alten standort: Zum einen kann man auch seine falsch gekauften artikel oder die zuviel gekauften im baumarkt zurückgeben. Leider spricht man/frau an der rezeption aber gar kein englisch oder deutsch, und somit habe ich die arschkarte. Sprachtechnisch ist das hier ein ignorantes volk, mit teilweisen lichtblicken. Abbuchen von der kreditkarte geht, zurückbuchen nicht. Sehr wahrscheinlich mein eigenes kartenproblem.
Das bier hier ist trinkbar und es haben sich die kronkorkendrehverschlüsse durchgesetzt, bei den hiesigenn viertelliterflaschen muss also häufiger gedreht werden. Die mülltrennung ist auch gut, zwei mülltonnen. Die eine ist für wieder verwertbar in form von plastik, glas, papier, metall und der rest in die andere tonne. Das führt dazu, dass die wiederverwertung nicht nur termisch funktioniert, sondern billiglohnkräfte den recyclingmüll trennen. Finde ich besser als trennen und alles zusammen verfeuern, das können wir selber, denn hier gibt es auch einen kamin. Werbung im postkasten, ja bitte – braucht man auch zum anfeuern.

20160811 industrieruine

 

Dann ist mein neuer wohnsitz in einer gegend, in der es nur grobe bauvorschriften gab, oft sind zwei häuser nebeneinander gleich oder es ursprünglich gewesen, der rest ist recht frei gestaltet. Das material, die dachschrägen und weitere kleinigkeiten wurden vorgegeben und bei der kleinen grundfäche der oft zweistöckigen häuschen hat sich vieles angeglichen. Das gefällt mir, alles sieht anders aus, und als krönung gibt es auf den häusern noch alte aktiv genutzte fernsehantennen. Dazu kommen die freikabel entlang der hauswände über der eingangstür, für die stromvesorgung. Für meinen geschmack besser als die briten mit ihren abwasserrohrgeflechten außen an der fassade. Als netter abschluss ist noch der wetterhahn auf der nicht nervigen kirche zu erwähnen. Hier gibt es keine aktive unnötige sektenheranlockung, nur alle halbe stunde ein pling und zur vollen die stundenzahl, aber erst morgens ab acht.

20160812 kabel antennen

 

20160812 moderate kirche

 

Ich persönlich muss meine spähenden augen in der signalaktivierung massiv unterrücken. Sollte ein pfandsystem doch für eine längere nutzung von getränkeflaschen dienen, so wurde in Deutschland das system von der getränkelobby ausgehöhlt und pervertiert. Wenn ich dosen oder flaschen am boden sehe, so bin ich willig, diese aufzusammeln – bringt doch eine dose fünfundzwanzig cent. Das sind fünfzig pfennig und das war früher mein taschengeld für eine woche. Heute wie damals kann ich doch kein wochentaschengeld auf der straße liegen lassen. Aber die dosen in Frankreich haben kein pfand, nur der pawlowsche reflex erzeugt für einen sehr kurzen augenblick ein strahlendes lächeln, ich arbeite daran.

Die anzahl der kartons reduziert sich nun rasch und bei zweidrittel stagniert die reduktion. Dafür haben wir schon sechzig stück davon, sowie einen badezimmerschrank und einen kleinen aktenschrank über das französische kleinanzeigensystem an neue besitzer gebracht. Wir haben nämlich zu wenig platz, es fehlen die stellwände und der keller ist wegen feuchtigkeit nicht zu nutzen. Das gartenhaus platzt aus allen nähten. Es ist immer leichter, wenn man sich beim umzug auf der fläche vergrößert. Doch ewiges wachstum ist eine illusion und jetzt kommt der erste einbruch im leben. Wo sollte denn hier noch der schiffsinhalt untergebracht werden, kein platz.

Mein schiff soll nach neuesten nachrichten noch schwimmen, alles bestens, und in drei wochen bin ich wieder im urwald.

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Abschied von Berlin und mein TOxit

Das waren jetzt sechs jahre Berlin. Zum anfang bin ich noch nach Hamburg zur schiffsbaustelle gependelt und dann auf dem wasserweg zum zweiten schiffsfriedhof meiner laufbahn nach Spandau geschippert. Dann den job geschmissen, das schiff fertig gestellt und losgesegelt. Wie schnell doch die zeit vergeht.

Zum monatsanfang mal etwas erfreuliches von der arztfront, die blutwerte sind sehr viel besser geworden, und die plötzliche entzündung ist weg, einfach so. Der gesündere lebenswandel zeigt also wirkung. Das ct der nebenhöhlen ist auch in ordnung, also muss ich nur noch zweimal zum zahnarzt. Der marathonmann läuft im kopf immer mit.

Das aufräumen und einpacken für den umzug soll diesmal auch zu einem ausräumen führen. Da kommen alte schellackplatten und viele überflüssige bücher zum vorschein. Letztere füllen zwei kartons und sind zum verschenken. Dabei habe ich eine unschöne art der ebaymitmenschen kennengelernt: Zusagen und nicht kommen. Erst beim dritten mal hat es dann doch funktioniert.
Viele weitere ladenhüter haben dann noch den besitzer gewechselt, auch die schellackplatten, die ich mitte der siebziger vom sperrmüll gezogen habe. Seitdem sind sie ständig mit mir mitgezogen, wurden nicht abgespielt, doch jetzt ist damit schluss.

Der zweite zahnarzttermin ging auch glimpflich ohne narkose ab, die entzündung geht zurück. Zurück hatte sich auch die provisorische füllung vom ersten termin gezogen. Glücklicherweise am abend vor der zahnstuhlsitzung.
Die zweite neue füllung hielt leider nur vier stunden, vielleicht ist die weingummimischung daran schuld. Also am nächsten tag eine weitere dritte provisorische füllung für den zahn. Ich hoffe, dass die finale dann etwas länger in der angedachten position bleibt.

Meinen TOxit habe ich dann auch gleich vollzogen. Hatte ich doch gehofft, dass der “verein zur förderung des hochseesegelns” (TO) wieder zurück ins fahrwasser gerät – ist aber so nicht gekommen. Da werden stützpunktleiter mit hilfe von konspirativen yachtzeitschriften in einem laufenden verfahren diffamiert und dadurch gleichzeitig vorstandsunschädlich ins off transferiert. Ich empfand den vom verein geduldeten und inoffiziellen stützpunktleiter auf den Kapverden als hilfsbereit und nett, zumal diese person null geld für ihre arbeit erhält. Er hat nur einen groben fehler begangen, hat er doch einen antrag auf neuwahl des vorstandes eingereicht. Eine anwesende gerontenmehrheit auf der hauptversammlung stimmte dagegen.
So läuft das im TransOcean verein ab, das hat tradition. Bei der letzten jahreshauptversamlung in Cuxhaven wurde mit einer kleinen mehrheit auch die erhöhung der mitgliedsbeiträge um fünfundzwanzig prozent beschlossen. Insgesamt waren um neunzig mitglieder vor ort, von über viertausendfünfhundert. Sieht so ein mehrheitsbeschluss aus, wenn menschen, die nicht vor ort sind, keine stimme haben. Dieser versuchte hasenzüchterverein ist in der bredouille, will er das hochseesegeln fördern, doch die aktiven mitglieder dürfen nicht mit abstimmen, keine stimmübertragung oder vollmachten an andere abgeben. Dazu noch zu viele unsinnige, kostspielige klagen, personalaufstockungen und in meinen augen misswirtschaft. Dies ist eine demokratievariante auf einer gefangenengaleere, allerdings mit ausstiegsoption einmal im jahr, auch TOxit genannt.
Transparenz gibt es nur im sauberen bootslack. Es geht auch ohne diesen verein. Die segler untereinander helfen sich meiner erfahrung nach gegenseitig, und die stützpunktleiter helfen auch nichtmitgliedern, wie ich es persönlich beansprucht habe.

Die chilebuchbestellung teil zwei ist auch nicht angekommen. Sie ist schon zwei wochen überfällig, mit dem brexit hat das wohl nicht zu tun. Der buchhändler ist diesmal mailaktiv und der oberbuchversender hat auch die mögliche rückabwicklung schon abgenickt. Nur das hilft gerade gar nicht, weil ich es schnell brauche. Mal sehen, ob das buch notfalls hier auf dem kontinent zu bekommen ist.

Tage später: Das musste ja so kommen, rückabwicklung die zweite und buchbestellung die dritte. Ich hätte es auch direkt beim RCC bestellen können, die sind aber auch auf der insel. Somit das ganze bei einem deutschen nautikbuchhändler. Über die hälfte teurer, als die letzten beide versuche.

Umzugsszenerie: Die wohnung verschwindet jetzt sehr schnell im karton, die wände sind bilderlos und die regale alle leer. Den neuen nachmietern gönne ich die wohnung, zicken sie auch nicht rum und sind freundlich. Schlimmer ist die hausverwaltung, denn da wird am Fr nachmittag nicht gearbeitet. Wir sollten doch einfach am Mo die wohnung übergeben, während der geschäftszeiten, geht’s noch? Wenn alles gut läuft, sind die umzugsmenschen verschwitzt am mittag fertig, dann folgt die wohnungsübergabe und ich sitze abends im bus in richtung Lille. Alles schon gebucht, unstornierbar. Aber da sind die grausamen realitätsgrenzen des arbeitswütigen dienstleistungsgewerbes. Weil es so warm ist, geht am Fr nach zwölf nichts mehr, was für ein unglaublicher wohnungsverwalterservice. Somit machen wir die neuen nachmieter zu bevollmächtigten der wohnungsübergabe, und damit hoffentlich nicht den bock zum gärtner.

Zurück zum buch: Beim dritten mal hat es jetzt endlich gedruckt, der revierführer für Chile in der neuen dritten auflage wurde heute von den braunen männchen abgeliefert. Wie immer freundlich, schnell und unbeschädigt. Die gelbroten versuchen das schon seit vielen jahren. Vielleicht sollte es auch so sein, die beiden ersten bestellversuche hätten nur die alte zweite auflage gebracht.

Und zum schluss noch eine gute nachricht von der farbbeschaffungsproblematik. Ein fünfliter gebinde meiner lieblingsfarbe in Berlin zu erstehen, scheiterte schon vor einem jahr. Jetzt hatte sich ein weiterer motubauer auf den weg noch Holland gemacht, um größere mengen zu kaufen. Die abwicklung für meinen topf lief schwierig und doch ist er jetzt da. Vielen dank, Richard, für deine mühe.

 

20160728 BRDdigung

 

Das war es erstmal mit diesem system. Mehr das nächste mal aus dem land des weißbrotes.

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Back to my roots

Aufregen und ausrasten vor dem rechner bringt ja rein gar nichts, nada, also lass ich das mal sein. Der buchversender von der englischen insel hat anscheinend mein geld genommen und das einiger anderer auch und hat den laden einfach dicht gemacht. Das ist ärgerlich, zumal ich den weiteren seeweg meiner reise planen wollte. Das muss also noch erfolgen.
Der internetbasierte oberbuchhändler hat mir mein geld aber erstattet und eine neue order ist schon auf dem weg. Hoffentlich kommt diese an. Alternativ habe ich viele beschreibungen aus dem netz heruntergeladen – wird auch reichen müssen, im schlimmsten fall.

Meine planungen laufen also erstmal ohne die notwendige literatur weiter. Ich habe über fünfzig ankerplätze und mögliche häfen in meine karten eingetragen. Dazu habe ich noch eine weitere wetterseite gefunden (leider nur online) mit strömungen und wellen, das ganze von jedem ort auf der welt.

Und damit fangen die überlegungen an: Es wird keine spazierfahrt bis nach Kap Hoorn. Was danach dort abgeht, kann indes entspannter gesehen werden.
Zum einen habe ich ein zeitfenster, das man einhalten sollte, da unten in Patagonien. Am besten von januar bis spätestens april sollte das revier durchfahren sein, danach kommt der südwinter. Der zweite aspekt ist die entfernung dorthin, der kürzeste weg von Franz. Guayana wären viertausendsechshundert seemeilen, die aber so nicht gesegelt werden können. Das thema richtiger wind kann erstmal vernachlässigt werden. Zum anfang muss ich zum passatwind gegenan, das bringt wenig spaß und geht langsam.
Dafür muss ich erstmal ein stück zurücksegeln, richtung Afrika, aber innerhalb eines korridors, in dem die strömung gegen mich am geringsten ist. Nach eintausendfünfhundert seemeilen kann ich dann rechts abbiegen, richtung süden.

Realistisch denke ich mal dauert das einen monat. Das sind viele tage, an denen ich mich fragen kann, warum und muss das sein und warum habe ich den masochisten in mir nicht früher entdeckt. Danach noch weitere achthundert meilen südlich bis nach Brasilien. Dort kann ich dann lebensmittel und andere vorräte auffüllen. Aber ich bin dann erst im norden des kontinents. Bis Rio de Janeiro sind es noch dreizehnhundert meilen und da ist auch schon der zweite monat verbraucht.
In Montevideo bin ich nach weiteren tausend meilen. Da ich aus Guayana nicht vor ende september wegkommen werde, wäre es jetzt schon ende november. Den rest bis Kap Hoorn von zwölfhundert meilen schaffe ich bis ende dezember. In der summe sind dies fünftausendachthundert seemeilen, im optimalen fall.
Soweit alles gut, nur ich sehe von den ländern kaum etwas und der wind muss mit mir gut sein, das ist wunschdenken. Wenn das alles einigermaßen klappt, kann ich mir drei weitere monate den arsch in Patagonien abfrieren. Das ist das ziel und meine idee. So schnell komme ich da auch nicht wieder hin, und es soll sich ja landschaftlich lohnen. Karg, öde und einsam gefällt mir, jetzt noch aus der warmen perspektive Berlin gesprochen.

Für ein paar tage bin ich nach Hamburg gefahren, um nach dem rechten zu sehen. So bald werde ich dort auch nicht mehr auflaufen, wenn alles nach plan läuft.
Diese kurze reise hat sich um einen tag verschoben, fieber, irgendeine nicht schmerzhafte entzündung. Arzttermin, besorgnis und blutabnahme, wenn es akut ist, meldet er sich.
Und das hat er auch getan, also ist das nicht lustig, aber ich bin erstmal in Hamburg und habe den arzttermin auf nächsten Montag gelegt. Positiv denken, immerhin ist es keine malaria, das wurde auch getestet.
Der zweite termin war schon besser, wieder aderlass und kein rückruf. Dafür war ich noch beim halsnasenohrenarzt, gleiches haus, gleicher stock, nur andere seite. Auch nichts konkretes, aber vielleicht bringt ein ct der chronischen nebenhöhlen eine erkenntnis. Und da altwerden auch probleme mit sich bringt, bin ich noch den kurzen schmerzen im zahnbereich nachgegangen. Jetzt habe ich eine wurzelbehandlung bekommen, bis zwei tage vor dem umzug, na klasse, hat mir noch gefehlt.

Diese roots meinte ich allerdings nicht. Vielmehr war doch über vierzig jahre Hamburg meine heimat. Während des kurzen aufenthalts konnte ich nur ein paar sehr wichtige freunde treffen, die vielen schönen plätze der stadt müssen noch warten. Und ein paar der speziellen orte, die ich in guter erinnerung habe, sind auch schon weggebaggert, leichte wehmut. Zum beispiel die damals ganz neue klinik im krankenhaus, wo ich das licht erblickt habe. Heute schon platt und durch ein neues haus ersetzt.

Das erste buch über ankerplätze im südlichen pazifik ist mittlerweile angekommen und hat sich schon bewährt. Die auf zwei blogs erwähnten inseln in der südsee habe ich sofort im buch gefunden. Jetzt fehlt nur noch das andere buch über Chile. Eigentlich läuft es sehr gut, der backupkompass ist auch eingetroffen. Und für die warmen gewässer habe ich noch ein neues tauchset geordert. Zwei tage später, im exakten zeitintervall wurde es angeliefert. Einer unterwasserreinigung des schiffsrumpfs steht nur noch die ekelige braune brühe in Guayana im sichtweg.
Dann fehlen nur noch mitsegler, aber an der front ist stille. Für eine langweilige atlantiküberquerung findet man genügend leute, für Kap Hoorn sieht es schlechter aus. Ein netter hat sich gemeldet, mal sehen, wie und ob es weiter geht.

In weniger als einen monat ist hier der umzugstermin, also nachmieter finden, packen, versorger kündigen und so weiter. In ein paar wochen gibt es neues zu berichten.

 

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Ausflug nach Frankreich

Schon wieder ist ein monat vergangen und ich sitze noch immer in Berlin. Meistens am rechner, um die verschiedenen segelblogs zu verfolgen oder um das hirn in bewegung zu halten. Aber das ist überwiegend leichte kost. Schön, wenn es mal einen ausflug gibt, und der war vor kurzem.

Am morgen noch einen umzugsunternehmer durch die wohnung geschleust und danach zum flughafen richtung Paris Charles de Gaulle. Wieder einmal hat sich ein kreis geschlossen, denn das letzte mal war ich vor neun jahren dort, als ich mein schiff das erste mal besichtigt habe. Danach noch eine stunde mit dem tgv und Lille begrüßte uns mit sonnenschein.
Das ist was ganz besonderes, regnet es dort doch mehr, als in Hamburg.

Die stadt ist die viertgrößte in Frankreich und hat die gleiche dimension von Hamburg, jedoch aus der sicht als fußgänger zum fahrradfahrer. An der Elbe braucht man mit dem rad eine stunde quer durch die stadt, in Lille das gleiche per pedes. Alles recht beschaulich und der althausbestand ist im zwei- bis dreigeschossigen bereich. Leider etwas zu wenig grün das ganze, nur die breiten straßen werden von riesigen alten platanen gesäumt. Ein paar kleine parks und das war’s.
Die häuser sind meistens aus rotem backstein, so auch unser neues heim. Dieses liegt auf einer insel in der stadt, ehemals ein kleinbürgerliches viertel sowie arbeiterquartier für den binnenhafen. Die industrie ist schon seit langem verschwunden und neue modernere, flache wohnhäuser füllen die lücken, na ja.

Ein schnelldurchgang durch viele stadtteile am wochenende und am Mo kam der typische regen mit wind, also quer von der seite. Also noch schnell eine rundreise mit ein paar buslinien, rund um die stadt und danach zurück zum flughafen. Wäre alles ganz gut gegangen, keine spur vom streik. Doch es sollte nicht sein. Koffer abgegeben, fummelkontrolle mit wischtüchern über meine handflächen, meine hose, meinen rechner, ob da nicht mit sprengstoff gefingert wurde. Meine fresse ist diese angstmache krank, als dschihadist eigne ich mich wirklich nicht. Das war der erste nerv.

Das flugzeug war verspätet und danach gecanceled, abends um neun. Zweihundert leute genervt, hilflos und schon leicht aggressiv. Nach zwei stunden hatten wir einen neuen flug, vierundzwanzig stunden später. Ich habe den aufgegebenen koffer organisiert und Sabine die hotelgutscheine mit verpflegung. Kurz vor mitternacht haben wir das zimmer im ibis bezogen und danach noch schnell etwas gegessen, den resten eine chance, die getränke gingen extra.
Einen tag in Paris bei dauerregen kann ich mir klemmen, also nur auf den flug warten, wobei das zimmer mittags geräumt werden musste. Gerädert sind wird dann kurz vor mitternacht wieder in der berliner wohnung angekommen, einen tag später als geplant.

Meine vermutung ist, dass der hinflug nach Paris unterbucht war und somit unter einem technischen vorwand gestrichen wurde. Denn unser voller flug von Paris konnte in den nächsten beiden flügen am folgenden tag untergebracht werden. Ergo waren diese beiden maschinen auch nur halb besetzt. So hatte die billiglinie der grufthansa zwei flüge gespart und zwei weitere sind vollbesetzt. Das rechnet sich auch mit den entschädigungszahlungen und der unterkunft im hotel. Wer dabei böses denkt.

In der welt der segler passiert nichts aufregendes, sobald die ersten größeren strecken über ein meer geschafft wurden, reduziert sich der buchstabenerguss oder filmschnipselauswurf deutlich. Dabei bin ich schon bei den refitprojekten im englischsprachigen raum angekommen, wie davor schon bei den filmdokus. Dort verzeichne ich allerdings ein hohe zahl von bettelnden seglern, die für ihre filmchen gern daumen, subcribers oder spenden erhalten wollen. Neuerdings werden als einnahmequelle preisige t-shirts mit logo angeboten.
Für meinen geschmack sind langatmige monologe über den zustand der refit holzlackierung oder die dauernden delphin-sequenzen in diesen filmen eher ermüdend und abschreckend. Und gleichzeitig aus der perspektive des schnöseligen betrachters humorvoll amüsant. Habe ich das doch schon alles hinter mir und kann die leute mit ihren kleinen problemen ein wenig verstehen. Dort wird schon ein keilriemenwechsel am motor zum großen projekt und das erfolgreiche lösen einer rostigen schraube zum meilenstein.

Meine beschaffungstasks im ersatzteilbereich sind so gut wie abgeschlossen. Aufwendig war es, die passenden druckrutscher für das großsegel zu finden, und dazu jemanden, der sie mir auch verkaufen will. Da haben viele segelmacher gekniffen, liegt die bestellmenge doch bei zehn und ich benötige nur die hälfte. Aber nun habe ich sie hier in Berlin erhalten.
Dann ist eine sehr günstige bestellung eines bowdenzugs auf dem weg von China bis Berlin irgendwo hängen geblieben. Nach zwei monaten wartezeit habe ich das teil storniert. Schade für den verkäufer. Nach zwei weiteren wochen kam es dann doch noch an, ein kleines schlechtes gefühl meinerseits.
Fast die gleiche situation, wie mit meinen headsets zum skypen. Da diese nicht sehr haltbar sind, habe ich gleich drei geordert für insgesamt sechs euronen mit versand. Diese waren einen monat überfällig, obwohl sie entfernungmäßig nur aus der exzone kommen sollten. Vorsichtige reklamation und sofortige nachlieferung. Diese traf dann zwei wochen später zusammen mit dem ersten, von der post halb geschredderten päckchen ein. Nun habe ich sechs sets, der rückversand würde den warenwert sprengen.

Vor einem jahr war ich in Lissabon, das ist gefühlt sehr lange her. Im nachhinein habe ich mir meine backuplösungen durch den kopf gehen lassen und handlungsbedarf gefunden. Ich habe nur einen kompass und ein fernglas auf dem schiff. Meine sehhilfe ist nicht schwimmfähig und ein replikat ist schon gekauft. Der billigkompass ist noch auf dem weg, billig sollte beim stahlschiff genügen.

20160606 druckrutscher

 

20160606 fernglas

 

Die umzugvorbereitungen schreiten voran, der termin ist auf ende juli fixiert. Der umzugunternehmer ist bestellt und die kartons werden bald angeliefert. Auch habe ich mich von vielen alten pflanzen getrennt. Diese werden irgendwo in Berlin weiter wachsen, hoffentlich.

Die revierführer von Brasilien, Argentinien und Chile sind noch immer nicht angekommen. Das buch von Argentinien ist noch nicht einmal versendet worden, also habe ich es wieder storniert.
Mehr zu den reiseplänen im nächsten monat.

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Frühling auf der Nordhalbkugel

Die zeit vergeht wie im fluge und die fünfte jahreszeit in Berlin ist auch schon vorbei. Ich bin sehr entspannt, wie auch sonst. Es gab da ein paar wenige aufregende momente, aber alles im griff, so denke ich.
Meine arzttermine sind auch abgehakt, sie hat gar nicht gebohrt. Beim internisten war es nicht so lustig. Mein blutbild ist nicht rosig, eher kurz vor zwölf. Das gamma-gt ist extrem hoch und muss sofort gesenkt werden. Und ich dachte, rotwein hat keinen alkohol. Somit wird der konsum sofort für die meisten tage in der woche auf null reduziert. Die monate in Französisch Guayana waren ein wenig zuviel des legalen rauschmittels, zumal bei meiner medizinischen disposition.

Inzwischen ist auch meine lösung zur umlenkung der genuaschot eingetroffen. Da meine gelddruckmaschine defekt ist, habe ich mir keine zwei neuen genuaschlitten für die kauflösung zu je zweihundertfünfzig talern geordert. Die behelfslösung während der atlantiküberfahrt habe ich verbessert. Auf jede seite wird an den süllrand eine ringmutter der größe m12 montiert, durchgeschraubt. Daran kommt die günstigere ausführung einer umlenkrolle. Das modell mit einem wirbel kostet das doppelte, ich muss nur die obere niete wegflexen und durch eine schraube ersetzen. Diese lösung für 16mm schoten kostet unter sechzig taler für beide seiten.

20160502 umlenkrollen

 

Meine restliche ersatzteilbeschaffung geht auch dem ende zu, heute kam der generator von meinem windgenerator an. Eigentlich sollte es ganz anders ablaufen. Mein letzter mitsegler, der panikartig das schiff in Guayana verlassen hat, nahm das teil mit und wollte es zum hersteller senden. Ich dachte mir, zeit sparen, weil so etwas immer länger dauert. Als ich vor einem monat zurückgekommen bin, fragte ich mal bei ihm nach. Da erzählte er mir eine horrorstorry, ihm drohe eine anzeige wegen betrugs, weil das teil nicht mit seiner rechnung korrespondiere. Und er sei raus, so seine mail. Keine unterlagen, kein versandschein, keine mails mit dem hersteller.
Als ich dort beim hersteller anrief, war kein generator eingegangen. Die frau am telefon konnte mir sogar den ebaynamen meines mitseglers nennen, weil er den windgenerator gekauft hatte. Also kein wareneingang, aber eine angeblich drohung der klage, wie geht das? Nun, ich denke mir, dass der erfahrene regattasegler das teil einfach in der nächsten mülltonne entsorgt hat und mir eine geschichte auftischt. Klartext ist etwas anderes, zumal er nicht mehr auf mails oder anrufe reagiert. Dann frage ich mich, wie viel von dem auf der fünfwöchigen reise erzählten ist wahr gewesen. Auf was für einen menschen habe ich mich da eingelassen und verlassen?
Ohne das defekte teil hat mich der neue generator hundertzwanzig euronen gekostet. Nicht wirklich viel geld, aber mir geht es hier um vertrauen.

20160502 windgenerator

 

Somit bin ich bei der nächsten überlegung: allein weiter zu segeln. Das beispiel vom letzten absatz macht deutlich, in welche umstände ich mich begebe. Ich hatte ja schon ein paar griffe ins klo mit den mitseglern. Muss ich mir das wieder antun? Eine steigerung der mitnahme eines psychopathen, wohlmöglich noch eines schizophren, kann ich gut verzichten. Die neue anzeige bei hgk ist leider schon geschaltet und vielleicht will ja jemand ohne psychisch symptomatischen schaden mit mir auf die kalte südhalbkugel. Aber vorher wird sich ein wenig länger ausgetauscht, völlige sicherheit bietet es dennoch nicht. Ich werde davon berichten.

Als ich Guayana war, hatte ich die nase vom segeln erstmal voll und wollte an land und ab in die heimat. Das hat sich bis jetzt gelegt und eine weiterreise ist im kopf schon durchgeplant. So ist das vielleicht: ist man auf dem meer, will man festen boden unter den füßen haben. Und ist man auf dem trockenen, mag das segeln auf dem meer doch so schön erscheinen.
Das liegt auch an meinem derzeitigen extensiven konsum von youtubevideos im thema segeln und living abord. Ich empfinde diese dokumentationen oft als peinlich und zugleich aufschlussreich. Sie reparieren sich um die welt, wie ich auch. All die probleme vom ankern, kaputten motoren, keinem strom und schlechtem wetter sind mir ein begriff. Aber sie sind fast alle zu zweit, und das macht es oft einfacher, wenn auch nicht unbedingt besser.

Sollte ich auch einen videoblog anfangen und meinen verändern? Eine kamera ist schnell gekauft, ein wenig üben, filme schneiden und vertonen. Schnell gemacht und dann ist es so elendig schlecht, wie viele beiträge. Es kostet viel zeit, ein super internet für die vielen gigabytes und neue ansprechende themen. Bilder und sprache wären sehr viel intimer an meinem leben dran, narzismus brauch ich nicht wirklich. Und in welcher sprache, mein schlimmes ausländisch, wie bei anderen auch, oder das ganze mit hamburger akzent. Als einnahmequelle ist die videoplattform nur sehr bedingt geeignet – mit dem hut an der ecke in einer favela kommt mehr herum.
Einkommensgenerierung wäre schön zur beruhigung, muss aber noch nicht sein. Somit bleibt es hier beim alten konzept: eigenwilliger text und bilder. Zumal ich auch aus anderen textblogs die informationen von ankerplätzen und hafeninformationen speichern kann. In den videos fehlen diese hinweise durchweg.

Die nächsten revierführer von Brasilien, Argentinien und Chile sind geordert und auf dem weg. Mit dem finger auf der landkarte bin ich auch schon im süden angekommen und in der navigationssoftware sind viele neue häfen und ankerplätze hinzugekommen.

Ich bin schon gespannt, wie die realität aussieht.

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In der kalten Heimat

Jetzt bin ich schon über eine woche wieder zurück in Berlin und es ist arschkalt hier. Die menschen freuen sich über fünf bis acht grad, nur ich komme aus der dreißig grad zone. Eine erkältung blieb mir bis jetzt erspart, trage ich doch eine mütze und schal. Die leute schauen ein wenig irritiert, was soll’s.

Die letzten drei tage habe ich meinen rechnerpark auf den neusten stand gebracht, und musste leider feststellen, dass ich den treiber für das CD-ROM laufwerk vor einiger zeit zerschossen habe. Auch alle meine datensicherungen sind somit wertlos. Also entweder von vorn beginnen oder die festplatte vom ersten rechner aufpimpen, was ich dann auch getan habe. Die idee, aus den beiden kaputten rechnern einen lauffähigen zu machen, ist auch gescheitert, ergo kaufe ich einen weiteren.

Die beschaffung eines neuen getriebes für die ankerwinsch ist auch schon fast abgeschlossen und ich bin um zweihundertfünfzig euronen erleichtert. Hoffentlich passt das teil auch.

Die rückreise zum schiff ist auch schon umgebucht und wird am siebenten september sein, einen monat später als gedacht. So ein umzug in ein anderes land ist halt doch kein spaziergang.

Was mache ich sonst noch so, eigentlich sehr wenig. Irgendwie ist es hier zu hektisch, laut und die leute sind schlecht gelaunt. Aber der frühling fängt auch hier an, das erste zarte grün an den bäumen kommt heraus. Und dann habe ich mich auf mein fahrrad geschwungen und bin mal nach Spandau gefahren. Dort habe ich ja vier jahre an dem schiff gebaut.
Was soll ich sagen, alle schiffe sind verschwunden, die hallen sind leer und bereits mit autos wieder verfüllt. Nur der kleine gelbe kran ist nicht mit weggezogen, der steht am anderen ende des grundstücks bei einer reederei.

20160408 winschgetriebe neu

 

Ein weiterer neuer rechner nun ist bereits in betrieb genommen und ein neues winschgetriebe ist auch schon da. Es geht demnach weiter mit der reise.

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Französisch Guayana Teil sechs und Pause

Das leben normalisiert sich jeden tag, die schmerzen werden weniger – nur eine blöde bewegungen machen und ich merke, dass ich noch lebe. Ich gewöhne mich an viele dinge hier in der marina, auch dass die lebensmittel teuer sind. Einfach die kreditkarte in den kassenschlitz und ich merke es gar nicht mehr, es ist halt nur eine zahl.
Die abarbeitungsliste ist auch erstellt, damit das schiff die nächsten sechs monate ohne mich kann. Dazu kam dann noch eine postwurfsendung von der marinaverwaltung. Mist, hatte ich doch gehofft, für lau hierbleiben zu können, so wird es wohl doch ein riese für sechs monate werden. Nur das geld dort abzuliefern ist ein problem: das eine personal kann nur kasse und kein englisch. Derjenige, der mir den briefumschlag in die plicht geworfen hat, ist nicht immer im office. Am nächsten tag habe ich geld am automaten gekauft und war danach ein wenig zu spät in der marinaverwaltung, um 13:02h. Die kassiererin war noch da, aber arbeitete nicht mehr, also morgen ein neuer versuch.

Damit es an bord weitergeht, habe ich heute die defekte ankerwinsch ausgebaut und geöffnet. Da ich oft geankert habe, ist mit verschleiß zu rechnen, dennoch ein spänesalat im winschgetriebe sollte nicht sein. Ein jahr lang habe ich das teil benutzt und nun ist es schrott. Nach der zerlegung und reinigung ist es nur die hauptwelle, die zerspant wurde, oder das aufgepresste zahnrad. Aber es hielt bis zur letzten ankerung, mein großes glück.

20160310winschgetriebe

 

20160310winschgetriebe

 

20160310 winschmotor

 

Der Fr fing ab sechs uhr mit regen an und das ging bis zum mittag durchgehend und wurde dann bis in die nacht fortgesetzt. Am nächsten morgen weiterer regen. Es stellt sich also nicht die frage, ob ich zur marinaverwaltung gelaufen bin. Mein letzter regenschirm hat keinen griff mehr, und im tropenregen durchzuweichen, gefällt mir auch nicht. Also die vorbereitungsliste für die stilllegung weiter abarbeiten, soweit dies möglich ist.

Am Sa sollte eigentlich ein bbq sein, aber es regnete noch immer und hörte mal für fünf minuten auf. Dann kann ich mal schnell zur mülltone oder mal sehen, ob sich etwas im hafen geändert hat. So sehe ich mein schiff mit anderen augen, groß ist jetzt wieder gut. Der gang von hinten nach vorn dauert schon ein paar sekunden, strecke kann ich allerdings kaum machen.

Vor zwei tagen wurde ein neuer platz frei, ein boot weg und ich dann gleich hinein. Ich hatte zwei helfer auf dem schiff und ein paar mehr auf den stegen. So einfach, wie ich mir das gedacht hatte, war es dann doch nicht. Das wasser lief schon ab und somit gab es auch strömung, mit ein paar händen und füßen gelang mir das rückwärts einparken mit einer neunzig grad kurve dann doch. Das war erstmal die letzte schiffsbewegung des nächsten halben jahres.

20160317 hafenplatz

 

20160317 hafenplatz

 

20160317 hafenplatz

 

Das wetter ist auch wieder schön, nach dem regen kommt der sonnenbrand. Dabei dachte ich, dass ich mittlerweile genug pigmente hätte. Dafür konnten die segel trocknen und sind danach im schiff verstaut worden. Das vordeck ist frei und als tanzfläche nutzbar.
Heute habe ich dann die kardanwelle ausgebaut, weil ich glaubte, ein spiel gefühlt zu haben. Dieser irrglauben hat mich den ganzen vormittag gekostet, viel schweiß und keine tränen. Alles im grünen bereich und dann das ganze wieder eingebaut, eine baustelle weniger.

Mein boatkeeper heißt Assane und kommt aus dem Senegal, alles für ein kleines geld und er muss auch nicht wirklich etwas machen. Die leinen ab und zu kontrollieren und einmal im monat für eine stunde den strom einstecken, damit die batterien überleben. Und meine restlichen offenen lebensmittel finden auch einen abnehmer.

Und noch etwas zum thema einsommern: ich hatte glück und alles wichtige ist zum richtigen zeitpunkt passiert. Die surfsegel wurden geduscht und konnten trocknen. Das groß und die genua konnten auch trocknen und kamen zum rechten zeitpunkt ins schiff, danach war es nur noch feucht von oben. Ich versuche, so wenig feuchtigkeit ins schiff zu bringen, wie es machbar ist. Hier in diesen breiten ist es schon nass genug, der schimmel kommt schnell ins schiff. Mein test ist, so wenig licht hinein zu lassen wie möglich, und deshalb wurden die decksluken verdunkelt. Mal sehen, ob es einen positiven einfluß hat.

20160316 matratzenkabine

 

20160316 vorschifflager

 

Die letzen tage zogen sich so dahin mit kleinstarbeiten. Am letzten tag habe ich noch die gasflaschen an deck gebracht, falls.. wenn.. dann.. kann das gas dort ablaufen. Die sprayhood habe ich nicht demontiert, sondern eine alte plane über den großbaum gespannt. Hoffentlich finden die wespen keinen eingang zum schiff, denn ein nest ist schnell gemauert.

Die rückreise war sehr anstrengend und begann um vier uhr am nachmittag. Zum flughafen, gepäck aufgeben, erste passkontrolle, dann die offizielle zweite passkontrolle, fummelkontrolle, dritte passkontrolle und im abflugbereich warten. Dann später boarding, vierte passkontrolle und im gang vorm flugzeug die fünfte. Der flieger war zum glück leer und jeder hatte eine sitzreihe für sich, nur den schlaf konnte ich nicht finden. Nach über siebentausend kilometern um neun uhr morgens in Paris gelandet, passkontrolle sechs. Wieder warten, gepäck im gewicht verringern und neu aufgeben, passkontrolle sieben. Erneute fummelei mit passkontrolle acht und wieder auf den abflug warten. Um ein uhr boarding mit passkontrolle neun, langsam wirkt das dokument abgegrabbelt. Dieser flieger war rappelvoll und ist um vier uhr in Berlin gelandet, ohne kontrolle. Diesmal mütze und jacke aus dem gepäck gefischt und zur s-bahn gelaufen. Nach zweiundzwanzig stunden auf den beinen habe ich wieder an der eigenen haustür geklingelt.

Für den hinweg hatte ich eineinhalb jahre netto gebraucht, bin dabei achttausendsiebenhundert seemeilen gefahren und habe zweitausendeinhundert liter diesel verbraucht. Für den rückflug von viertausend meilen nach Paris gingen tausend liter kerosin auf mein konto, da das flugzeug sehr leer war. Kerosin kostet gerade um zweiundzwanzig cent pro liter. So gesehen ist fliegen wie ein siebzehn tonnen schiff zu bewegen, nur ich kann auch segeln und da braucht man keinen sprit.

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Französisch Guayana Teil fünf: Ankerplatzende

Der abschied aus Saint Laurent war recht einfach, ein bbq gab es nicht mehr und so habe ich am Mo morgen den anker geliftet. Schön brav an den fahrwegstonnen entlang, keine abkürzungen, das rächt sich. Das wetter war sogar freundlich trocken und der erste neue ankerplatz war nach fünf seemeilen gefunden. Auf der hinfahrt hatte ich mir einige plätze notiert. In der ferne sah ich noch SLM. Dann fing der regen an, zeit mal aufzuräumen.

Am nächsten morgen ging es wieder weiter, zum ersten ankerplatz am anfang des flusses. Es musste das schiff wieder seefest gemacht werden, schlauchboot verzurren, außenbordmotor ab und der rest an deck sollte fest sein. Regen und sonnenschein, aber die nacht war recht unruhig, kamen doch viele ungebetene gäste zum blutsaugen.

Früh am morgen war hochwasser und dann ging es nach einem wolkenbruch mit regenbogen los. Großsegel hoch, anker raus und festgeschraubt und ab in richtung meer. Sonnenschein mit wind und es wird ein guter tag. Leider ging es in die falsche richtung nach westen. Aber erstmal raus aus der mündung, dann eine wende und wieder zurück. Segeltechnisch war es kein erfolg, am nächsten morgen war ich nur zehn meilen vor der ansteuerungstonne entfernt. Dabei war ich bis dahin achtzig seemeilen gesegelt. In die eine richtung ging es nicht, in die andere auch kaum, dazu der strom und die wellen gegen mich.

20160224 abfahrt

 

Das radar lief die ganze nacht, strom war ausreichend vorhanden. Dann ist natürlich wieder mein großsegel kaputt gegangen, der segelkopf hat sich vom rutscher getrennt. Meine näharbeit hat nur von den Kapverden bis hier gehalten. Also alles runter und nur mit der genua weiter. Bei bis zu dreißig knoten wind erreiche ich drei knoten über grund, der rest wird vom strom geschluckt. Also alles ein wenig langsamer als gedacht.

Der zweite tag war etwas besser, zwar ging es wieder entweder mit dem wind hinaus oder zum ufer. Aber wenn der motor ein stück mitlaufen kann, dann geht es in die richtige richtung. So ging es siebzig meilen weit, bis ich für mein gefühl zu nahe am ufer war. Die wassertiefe betrug nur noch zwei meter unter dem kiel, im kartenbereich fünf bis zehn meter. Dazu gibt es hier wracks und eine begegnung mit fischern. Die hatten wohl ein netz zwischen zwei schiffen oder rund herum gelegt. Zuerst haben sie mich mit riesigen scheinwerfern angeleuchtet, dann habe ich den funk angemacht, leider nur französisch. Ich bin im abstand vorbei, aber das fanden sie nicht lustig. Ich bin vielleicht darüber gefahren.

Das ganze schleicht sich so dahin und mal die augen zu für eine längere phase ist auch schön. Hier ist das wasser fünf meter tief, kaum wellen und so habe ich die nacht vor anker auf dem meer sechs meilen vor der küste verbracht. Kräfte tanken und dann auf zu den Iles de Salut, die liegen auf dem weg.

Um neun uhr habe ich den anker gehoben, sechs stunden geschlafen und recht frisch bei der sache. Zuerst war es gut mit dem wind oder es war nur hier keine welle. Mit drei knoten ging es zum tieferen wasser. Die konsequenzen sind mehr welle, weniger geschwindigkeit. Ist diese zu gering, kommt die strömung mit in die rechnung. Der autopilot will gegenan steuern, das ruder stellt sich quer und bremst. Der wind dreht das boot, das ruder ist am anschlag, kapitulation des autopiloten, denn er weiß nicht weiter. Der kurs ist jetzt mit dem wind und der strömung dahin, wo ich nicht stranden will.
Die lösung des tages hieß Mr Perkins, weil dann auch der wind nachgelassen hatte. Durch die schraube gibt es eine bessere anströmung des ruders und mit tausend umdrehungen und dem segel geht es in eine gute richtung. Dabei durchquere ich mehrere brandungszonen, in denen sich die atlantikwellen reduzieren. Dann tauchen wieder ein kilometer breite streifen mit anderer wasserfarbe auf. Von jetzt auf gleich ändert sich die farbe von okerbraun nach graugrün. Auf steuerbord ist es grün, backbords braun.

20160226 wasserfarbenwechsel

 

20160226 wasserfarbenwechsel

 

Und in so einer wellenzone musste der motor ausgehen. Ich hatte vorsichtshalber zuvor noch einmal den tagestank aufgefüllt und auch den filter kontrolliert, alles war gut. Das gute zureden zu Perkins, er möge bitte durchhalten und die drehzahlschwankungen einstellen, halfen nicht.
Also werkzeug raus und mit leichter bekleidung den filter gereinigt. Da war kaum etwas drin, es floss aber auch nichts hinein. Im schlauch vor dem eingangsstutzen hatten sich die berühmten reste gesammelt. Es war so warm im schiff, dass ich auf den bodenbrettern im eigenen saft hin und her geschwenkt wurde. Danach noch die filter entlüftet und der motor schnurrte wie immer.
Um dreiundzwanzig uhr fiel der anker vor der Ile de Royale, den platz kenne ich schon. Trotzdem leichte anspannung, denn es war das erste mal im dunkeln, dass ich genau ankern musste. Dazu kam noch, dass ein anderes segelboot dort lag, ohne ankerlicht, kaum zu erkennen. Das tagesende war nach sechundvierzig meilen erreicht und ich bin geschafft.

Als zusammenfassung dieser drei tage bin ich froh, das große stück schon geschafft zu haben. Für die theoretischen hundert seemeilen habe ich hundertsiebzig benötigt, davon unnötige sechzig am ersten tag. Der motor hat sich fünfunddreißig liter genehmigt und lief dabei achtzehn stunden, das gefällt mir. Nur bin ich am Mi morgen um halbneun losgefahren und am Fr abend um elf angekommen, sieben stunden davon vor anker. Also fünfundfünfzig stunden segeln und motoren für die optimalen hundert meilen, das ist mir zuviel.
Ich war nicht richtig verzweifelt, wütend ja und auch nicht panisch, als der motor ausfiel. Und dabei war es richtig gutes wetter, warm mit sonne und selten ein bisschen regen. Also eigentlich gute bedingungen.

Das letzte stück von vierzig meilen werde ich mit diesen erfahrungen gleich besser angehen.
Es ist ein vorgeschmack auf die strecke richtung Brasilien und weitere gebiete in der welt, wo es einen gegenstrom gibt. Die wellen können gegenan nur im richtigen winkel genommen werden und der wind muss ausreichend wehen. Hier mussten mindestens fünfzehn knoten wind wehen, damit ich zwei knoten über grund fahren konnte, und der bewuchs spielte die kleinste rolle.

Auf den bildern ist der track vom ersten tag in mangenta und der zweite tag ist rot. Die blau gestrichelte linie ist die hinfahrt mit hundertundfünf seemeilen. Das zweite bild ist das letzte stück von tag zwei und drei, dieser track ist wieder mangenta.

20160224 ruechfahrt1

 

20160224 ruechfahrt2

 

Die frage, mit der ich mich und der segler mit mir sich die letzten drei tage befasst haben, ist, will ich das wirklich noch. Mal sehen.

Die erholung ist gut voran geschritten und ich wollte heute am Mo weiter fahren. Doch da kam etwas sehr schmerzliches dazwischen. Angefangen hat es vorgestern am abend als ich mal nach den abwassertanks schauen wollte. Ich machte die tür auf und da huschte etwas heraus, blieb dann aber still in einer ecke stehen. Ich griff zum shirt, das dort zum trocknen hing und es bewegte sich schräg von fußboden aus am waschtisch hoch und versuchte, sich in einem fach zu verstecken. Mit einem shirt habe ich ein paar mal drauf gehauen und da lag der krabbler auf dem rücken. Sechs zentimeter lang, dunkelbraun und er ging auch gleich über bord.
Ziemlich dumm von mir, so weiss ich nicht, was es war. Der erste gedanke, eine kakerlake, hoffentlich männlichen geschlechts. Dann die überlegung, können die teile fliegen, sollte nicht so sein, aber wie ist es an bord gekommen. Die letzte landverbindung war vor fünf wochen und große gebinde an lebensmitteln kaufe ich nicht. Also wie, und es ist bestimmt kein einzelgänger.

Gestern habe ich mir einen kartoffel-kraut-auflauf gemacht. Jetzt kommt der zweite teil der geschichte, denn als ich die kartoffeln heraus geholt habe, war eine sehr matschig und eine nur matschig und die anderen drei noch gut. Von der ersten fehlte ein großes stück, ein wenig mehr als das insekt vom vorabend. Die kartoffeln haben die größe für den seewolf zum zerquetschen. Und dabei sind sie von mir handverlesen worden aus dem super-u vom letzten Fr. Vielleicht war es ein kartoffelkäfer, denn eine kakerlake mit einem shirt zur strecke zu bringen, halte ich nicht für wahrscheinlich.

Als der auflauf fertig war habe ich mir eine portion abgenommen und bin damit die treppe hinauf. Ich kann sehr gut mit dem schwell vor dieser insel umgehen, doch da kam etwas größeres an und hat mich auf dreiviertel höhe umgerissen. Der auflauf flog von ganz oben herab und ich nach hinten, habe mit dem rücken etwas touchiert und landete auf dem boden, wie ein käfer in rückenlage. Nach dem schreck habe ich den größten dreck beseitigt und der schmerz fing an.
Ich habe jetzt rücken und nicht nur ein bisschen. Mit zwei tabletten habe ich mich schlafen gelegt, in der nacht noch eine und am morgen dasselbe. Nur keine schonhaltung einnehmen.

Heute morgen als erste handlung musste ich wegen rücken den fußboden und die treppe auf allen vieren reinigen. So kann ich nicht segeln und verschiebe erstmal die abfahrt auf morgen. Na, das wird ein schlechter start in den märz hinein.

Ich habe mir noch einen tag erholung verschrieben, wenig tun und den rücken beobachten. Es fällt einem sonst kaum auf, wie oft man die treppe im schiff hoch- und runtergeht, oder wie oft man sich bückt. Jetzt geht alles im schneckentempo, wird es zu schmerzhaft, gibt es eine portion droge.

Auch die nächste nacht war nicht besonders gut und trotzdem ging der anker um acht uhr hoch. Das ziel waren die inseln La Mère und Le Père, letztere war kürzer zu erreichen. Obwohl das großsegel wieder einsatzbereit ist, habe ich nur die genua ausgerollt, das war schon anstrengend genug. Der motor lief den ganzen tag und so ging es zum anfang mit einem und dann mit zwei knoten zu den inseln. Der wind war sehr schwach, aber der kurs war gut zu halten und selten fuhr ich auch mal zweieinhalb knoten.
Sitzen war schwer, stehen auch, liegen ging nicht und alle drei stunden eine tablette, die sind schon abgelaufen und wirken noch immer. Erst als es dunkel wurde, kam ein wenig mehr wind, doch da war ich schon am ziel. Zum schluss bin ich blind nach meinem alten track gefahren, denn es war stockfinster, als um halbneun abends der anker fiel. Elf stunden für dreiunddreißig seemeilen, so langsam war ich noch nie bei sonnigem wetter.

Der nächste ortswechsel erfolgte am nächsten morgen, das ziel ist die bucht vor der küste. Mit dem auflaufenden wasser wollten auch andere in den hafen, und ich sollte mich bitte außerhalb des tonnenwegs aufhalten, meinte der lotse. Spätestens hundert meter vor dem dampfer hätte ich es sowieso getan, denn ich musste rechts abbiegen. Der weg in die bucht ist recht flach, oft nur noch zehn zentimeter unterm kiel, also mehr als eine handbreit.

20160302 verfolger

 

Eigentlich ist der neue ankerplatz nur drei meilen enfernt, fahren musste ich dann doch sechs. Ich bin hier bei hochwasser herein gekommen, hinter mir das festland und vor mir die offene see mit der insel Le Père. Das gute ist, dass kein anderes schiff hier liegt und die wellen nicht bis hierher laufen können. Was nicht so schön ist: das schiff hat zuviel tiefgang und steht bei ebbe im schlick, geht aber.

20160302 bucht anse de remiere

 

20160302 bucht anse de remiere

 

20160302 bucht anse de remiere

 

Übermorgen will ich dann zurück in die marina, machen kann ich erstmal kaum etwas. Die tablettendosis habe ich mal verdoppelt, weil ich eine neue packung aus der bordapotheke angefangen habe, und das sind vierhunderter portionen.
Segeln mit einem gequetschten daumen, schnittwunden an den händen, einem verstauchten fuß oder mit einem halben rücken ist absoluter mist. Ich komme so noch nicht einmal an land mit dem schlauchboot, kann keinen motor heben und rudern geht auch nicht. Dafür habe ich bislang kein backup und das gibt mir doch zu denken. Einhandsegeln ist ok, doch einarmsegeln ist nicht mein ding. Man überfliegt diese probleme gern schnell in der vorbereitungsphase, soll ja auch nicht passieren, nur wenn doch, ist es nicht mehr lustig.

Auch wenn ich gern hier in dieser bucht bleibe würde, meine bestände gehen zur neige. Mein wassertank ist seit heute leer, im kühlschrank ist nichts frisches, mein trinkwasser ist noch für fünf liter gut. Also morgen mittag anker hoch und zurück.
Der rücken wird auch nicht wesentlich besser, nur in nuancen. Dabei zieht es oft schon bis ins knie herunter, spaß machen ist etwas anderes. Auch versuche ich, zur zeit nicht über die weiterreise nachzudenken, denn das wäre im moment eine klare entscheidung für’s ende.

Morgen will ich weiter oder eher zurück, wenn das wetter mitspielt. Hoffentlich gibt es wieder einen guten platz in der marina, viel rumhüpfen und springen ist nicht drin. Na ja, das wetter war gut, bis zum anlegen und dann kam ein platzregen.
Aber davor musste ich noch einmal kotzen, extrem dicker hals. Alles schön vorbereitet, alle fender auf der linken seite befestigt, leinen klar, die vordere auf einer stange, so dass jemand vom steg aus diese ergreifen kann. Nur die ankerwinch hat den dienst eingestellt und so kam ich erstmal nicht los. Mit hilfe einer kralle, einer kurbel und rudimentär mit der winch habe ich das zweiunddreißig kilogramm stück eisen aus dem schlick gezogen. Dann noch die boje heraus, die sich auch eingegraben hat und dann ab in richtung hafen.

Hier liege ich erstmal am hydrographischen boot, da alles voll ist, so ein schiet. Ich hoffe die situation bessert sich in den nächsten tagen, denn ich will hier fünf monate liegen, heimaturlaub. Dies war erstmal die letzte fahrt und der letzte reisebericht vorerst.

Nachtrag: der rücken bessert sich von tag zu tag und die drogen sind abgesetzt.

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Französisch Guayana Teil vier

Der ausflug mit drei erwachsenen, vier kindern und mit mir, dem schnorrer, sowie Denis, der das boot steuert. Er lebt seit vierzehn jahren hier und hat sich vor fünf jahren das grüne segelboot gekauft. Vierzig jahre alt, bedarf eines kleinen refits und der erstbesitzer kam auch aus Hamburg. Das kanu oder piroge hat er gebraucht mit neuem motor für sechzehnhundert gekauft. Und davon lebt er jetzt, ausflüge in die umgebung. Das wasser im boot ist hier normal, einer muss immer schöpfen.

20160212 wasser im kanu

 

20160212 durch einen bach

 

20160212 leben am wasser

 

Zuerst fuhren wir einen bach direkt beim ort hinein, er nennt es crique. Mit fünfzehn ps am heck ging es oft rasant um die kurven. Ich habe vorsichtshalber mal eine lange hose und ein shirt mit ärmeln an, ich weiß nicht, was mich erwartet. Leider sind viele aufnahmen verwackelt. Am ende des kleinen flüsschens konnten man aussteigen, fester roter boden.

20160212 urwald bäume

 

20160212 urwald bäume

 

20160212 urwald bäume

 

220160212 urwald bäume

 

Mit einem schlauchboot ist dieses gewässer nicht zu befahren, oft flach oder über baumstämme hinweg. Wenn es eng wird, muss vorn jemand paddeln zum lenken. Interessant ist der wilde kakao mit seiner lustigen blüte, er soll aber nicht so richtig schmecken.

20160212 wilder kakao

 

20160212 wilder kakao blüte

 

Danach ging es zu einer bootsmanufaktur. Ausgehölte baumstämme lagern am ufer im wasser. Diese werden über einem feuer erwärmt und dann biegt man sie auf. Sie bilden den boden der pirogen, dann ein paar spanten hinein, dicke bretter an den seiten und nach ein paar vielen stunden ist es fertig. Die kleine größe für sechs bis acht personen kostet dann sechzehnhundert. Die lange fünfzehn meter-variante das doppelte. Bin ich ja schon mitgefahren, rüber nach Surimane.

Das leben dieser menschen auf den flussinseln ist sehr sehr einfach und verdammt durstig. So viele leergutkisten habe ich selten gesehen.

20160212 kanus bauplatz

 

20160212 kanus im bau

 

20160212 kanu neu

 

20160212 siedlung kanubau

 

20160212 siedlung kanubau

 

Und danach ging es weiter, könnte feucht werden, meinte Denis. Macht nichts, ist ja warm und kann wieder trocknen. Nur mit einem solchen kanu gegen den Maroni an und dann quer ist es richtig nass geworden. Das ziel war eine siedlung in Suriname und schon wieder ohne visum. Das gleiche einfache leben, die gleichen leeren getränkekisten, mangos am boden und die energie kommt aus dem generator. Die leute hängen auch nur herum, warten auf touristen, denen sie getränke verkaufen oder selbst gemachten schmuck.

20160212 sirinam ex stromerzeugung

 

20160212 sirinam mangos am boden

 

Für die kinder beim ausflug wird noch eine sandbank an der ersten insel im fluss angesteuert, zum baden. Ich hatte vor kurzem gegenüber der zweiten insel geankert. Mit dem baden ist das so eine sache, es gibt viele piranhas. Mit denen aus dem horrorfilmen sind sie aber nicht vergleichbar, aber mit wunden sollte man nicht so weit weg vom ufer schwimmen.

20160212 sandbank

 

20160212 sandbank im maroni

 

Das war ein sehr interessanter drei stunden-ausflug – und wer hierher nach St Jean kommt, sollte Denis kontaktieren.

Im restaurant hundert meter vom ankerplatz entfernt gibt es ein wlan und ich habe den schlüssel. Als ich dort etwas getrunken habe, konnte ich gerade mal meine mails abrufen, schlechte verbindung. Am abend konnte ich aber schon telefonieren und das ganze vom schiff aus. Und da es hier sehr warm ist, ich noch zusätzlich die kabine aufheize mit meinem körper, bin ich des häufigeren wach in der nacht. Das ist nicht entspannend, aber um fünf uhr morgens ist keiner im wlan, und so konnte ich viele bilder hochladen und den neuen bericht fertigstellen.

Am vormittag habe ich dann wieder den müll zur offiziellen tonne gebracht, der motor ging vierzig meter vorher aus, er wollte einfach nicht mehr. Also rudern. Ein anwohner mit seinem aluboot hat mich dann zum schiff zurückgeschleppt. Die strömung ist auch bei wasserhochstand sehr anstrengend. Eine vergaserreinigung und danach wollte der motor wieder.

Am Mo bin ich dann um die mittagszeit los, alles war entspannt. Noch kurz bei Denis vorbei, gehupt, bedankt und aufwiedersehen. Die flussfahrt war dann easy und an der stelle, an der der ich auf grund gelaufen war, habe ich die außenkurve im fluss bei zehn meter wassertiefe genutzt, geht doch.
Wieder in Saint Laurent liege ich jetzt am ende des marinabereiches und habe mal einen anderen blick auf die schiffe. Zur feier des tages wollte ich abends einen film sehen und dazu ein selbstgebrautes bier trinken. Leider war da soviel druck in der flasche, dass der springbrunnen sich über den rechner nummer drei und das bett ergoss. Eigentor, treffer, rechner versenkt.

Am nächsten morgen wollte ich dann aus dell rechner zwei und drei einen neuen bauen, nach vier stunden habe ich aufgegeben. Somit ist rechner nummer vier wieder einmal der letzte in der reihe. Da ist der wurm drin, so geht es nicht mit meinem konzept. Also werde ich in der BRD wieder zwei neue kaufen müssen, die werden immer günstiger.

Ich liege ziemlich weit weg vom landungssteg, so um vierhundert meter oder nasse hosen beim hin- und herfahren. Der Maroni ist gerade nicht so freundlich, eine ekelige welle. Aber auch auf dieser entfernung geht das wifi, wenigstens etwas.
Und daher habe ich mal nachgeschaut, was es mit den blinkenden codes an den anderen rechnern auf sich hat, fehler im speicher. Noch einmal geschraubt und getauscht und nummer drei lebt wieder, hurra.

Wurzeln will ich hier keine schlagen und so werde ich schon die rückreise zum ersten hafen in Guayna vorbereiten. Die wasserreserve habe ich wieder aufgefüllt, zwanzig liter für den notfall. Weiter kam ich heute nicht, der außenborder muckte schon wieder und das zurückrudern nervt sehr. Dadurch kam ich auch nicht zum einkaufen, konnte aber mit Tristan für morgen etwas vereinbaren. Zusätzlich hat er mir zwanzig liter diesel geschenkt, an deck will er es nicht mehr lagern und nach drinnen soll es auch nicht. Ich habe kapazitäten im tank frei.

Den nördlichen teil des städtchens habe ich am Fr erkundet. Das alte lagerhaus aus der jahrhundertwende ist jetzt zu wohnungen umgebaut worden. Zum glück gibt es oft hinweisschilder. Es gab sogar damals eine eisenbahn von Saint Laurent nach St. Jean. Die reste konnte ich dort sehen, drei meter schmalspurgleis mit zwei fahrgestellen darauf.
Die alte halle am ufer wird sich selbst überlassen oder der natur. Genau wie das schiffswrack davor.

20160219 alte halle

 

20160219 alte halle

 

20160219 alte halle

 

20160219 alte halle

 

20160219 schiffswrack

 

20160220 alter landungssteg

 

20160220 schiffswrack

 

Die tage schleichen so dahin. Will ich zum ufer, muss ich das planen, mehrfach fahren ist anstrengend. Aber ich lasse zuerst immer den außenborder ein wenig laufen, mal sehen, ob er ausgeht. Inzwischen geht das zerlegen des vergasers recht schnell, nur ich finde nichts. Komischerweise geht der motor dann wieder. Nur gestern war der zweite fehler in der geschichte, der bowdenzug verhakt sich und geht nicht mehr zurück. Also austauschen und da fing die fummelei schon an.
Nach zwei stunden ging es dann, und noch schnell mal beim markt vorbei geschaut. Aber dann musste ich noch ein wenig warten mit dem aufbruch, denn ich liege in der rennstrecke vom kanurennen. Sieht aus wie beim drachenbootrennen, nur kein trommler. Auch ist das hier kein kurzstreckenrennen und der fluss hat eine irre strömung.

20160220 kanurennen

 

20160220 kanurennen

 

20160220 kanurennen

 

20160220 kanurennen

 

20160220 kanurennen

 

20160220 kanurennen

 

20160220 kanurennen

 

Bei ankunft am markt war es schon zwei uhr und viele stände waren abgebaut. Macht auch nichts, da ich ja gerade beim supermarkt war. Somit habe ich nur zwei kokosnüsse für einen euro gekauft, mehr wollte ich nicht zahlen. Zu marktzeiten kostet sonst eine nuss zwei euro.
Seit Fr war es angedacht ein bbq zu machen, es läuft aber nicht an und wird jeden tag verschoben. Vielleicht ja heute am So, nur regnet es heute.
Lange ausschlafen war auch nicht möglich, um halb neun kamen die ersten kanus vorbei. Bis zehn kann ich auch schon auf französisch zählen, dann wechseln sie ihre position im boot.

Morgen will ich weiter oder eher zurück, wenn das wetter mitspielt.

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Französisch Guayana Teil drei

Den ersten ausflug ans land habe ich noch mit den paddeln am schlauchboot gemacht. Hin ging es noch, es sind nur hundert meter, aber zurück war es ein akt. Die strömung war so stark, dass ich nur quer fahren konnte und hinter meinem schiff ist der strom nicht so stark. Nach dieser sportlichen veranstaltung war ich pitschnass. Schafft man es nicht, landet man im fluss.
Der erste rundgang war ernüchternd. Die stadt ist maximal zweigeschossig, was charmant ist. Aber vieles ist heruntergekommen, verwohnt, vermüllt. Alle läden sind alle in chinesischer hand, fußwege und straßen desolat. Zum abendbrot habe ich mir eine packung fischstäbchen gegönnt, ein kleiner teurer luxus.

Das marinabüro hatte dann unerwarteter weise doch geöffnet und somit habe ich nun wieder internet. Alles hat seinen preis, zehn euro für die mooring finde ich zu hoch, kein strom, kein wasser. Waschmaschine kostet, ok, nur dafür muss ich ein member der anlage werden, wenn ich die einrichtungen nutzen will, auch das kostet. Das bedeutet auch, dass das schiff hier nicht liegen bleiben kann, dreihundert im monat sind mehr als zuviel.

Der zweite ausflug am Sa war schon entspannter, da der motor das schlauchboot anschob. Hinüber zum anleger und auf ein taxiboot warten, das mich nach Suriname bringt. Der kleine grenzverkehr wird geduldet, auch ohne visum, wenn man im zentrum bleibt.
Wenn man kein taxiboot braucht, kommen sie hier alle fünf minuten vorbei, meine wartezeit betrug eine stunde. Genug zeit, um den alten schlepper zu begutachten.

20160206 dampfschlepper

 

20160206 dampfschlepper

 

Die fahrt auf die andere seite war recht flott für fünf euro, doch leider war ich viel zu schnell mit dem einkaufen durch. Von den vielen läden habe ich nur drei gesehen, und ihr dürft raten, in wessen hand die läden sind. Warum haben die menschen auch hier den handel abgegeben?

20160206 hinfahrt suriname

 

20160206 hinfahrt suriname

 

20160206 krankenhaus saint laurent

 

20160207 saint laurent insel im fluss

 

Die rückfahrt erfolgte mit einem traditionellen holzboot, auch schnell, nur feuchter. Diesmal habe ich vier euro bezahlt und somit war der einkauf genau so teuer, als wenn ich die sachen auf der franz. guyanischen seite gekauft hätte. Dann aber ohne das kleine abenteuer im nachbarland.

20160206 rueckfahrt suriname

 

20160206 rueckfahrt suriname

 

20160206 rueckfahrt suriname

 

Am Sa ist hier in Saint Laurent markt. Viele junge dunkelhäutige menschen hängen vor den chinesenläden herum und trinken dort gekauftes bier. Es gibt viele ecken und viele läden, die straße ist voll. Der zahltag vom vortag, welcher nach anstehen in einer langen schlange vor der post eingesammelt wurde, geht hier durch die kehlen.
Der markt bietet leider den import-einheitsbrei an, das einzige aus eigener produktion sind mangos und kokusnüsse. Beides kann man am straßenrand auflesen. Eine hand voll tomaten oder ein kleiner kohl für vier euro, da verzichte ich auf meinem einkauf. Eine wassermelone für zehn euro, geht es noch? Dieses land ist fruchtbar, nur muss jemand etwas anbauen. Der versuch, noch einen bäcker zu finden, scheiterte, entweder zu oder geschlossen. Und das pappbrot im chinaladen muss ich mir nicht antun.

Am So bin ich ins marinabüro zum wäsche waschen. Kann ich auch selber, nur mit dem kloakenflusswasser wird es nicht so gut, und es gibt hier kein wasser zum bunkern. Während die maschine lief, bin ich erstmal durch das hiesige ehemalige aufnahmegefängnis gelaufen.
Es gab drei kategorien von gefangenen. Die dritte war richtig am arsch: holzschlagen im urwald und weitere harte arbeiten. Sie mussten in massenquartieren schlafen. Kategorie zwei war für die versorgung des systems eingeplant, und die gruppe eins durfte in familien dienen oder im krankenhaus arbeiten. Das waren die mit glück. Das krankenhaus liegt hinter dem gefängnis.

20160207 saint laurent

 

20160207 saint laurent gefaengnis

 

20160207 saint laurent gefaengnis aussen

 

20160207 saint laurent gefaengnis hauptweg

 

20160207 saint laurent gefaengnis innen

 

20160207 saint laurent gefaengnis kueche

 

20160207 saint laurent gefaengnis tuer

 

20160207 saint laurent gefaengnis unrestauriert

 

20160207 saint laurent gefaengnis unterkunft

 

20160207 saint laurent gefaengnis unterkunft

 

20160207 saint laurent krankenhaus

 

20160207 saint laurent krankenhaus

 

Vor dem hintergrund der ganzen eindrücke und der netten emails, die ich erhalte, werde ich mir das buch zur realität zu gemüte führen: Papillon. Der film soll mist sein. Habe ihn zwar schon mal gesehen, ist lange her, aber die inseln im film waren es nicht, die originalen habe ich ja schon besucht.

Den Super U supermarkt im ort habe ich auch gefunden, er hatte am So geöffnet und war voll. Lange schlangen an den kassen. Das krasseste produkt, das wie warme semmeln wegging, waren zehn kilogramm gefrorene geflügelteile für sechszehn euro. Nur bis die leute an der kasse waren, sind – bei durchschnittlich 29 grad – die keulen und flügel schon angetaut, lecker.

Dann habe ich noch die kurze geschichte zum wrack zwanzig meter vor mir erfahren. Die SS Edith Cavell war ein hundert meter langes dampfschiff und wurde achtzehnachtundneunzig in england gebaut. Mitte der zwanziger jahre, im Dezember hatte dieses schiff lebensmittel und weitere güter für das gefängnis gebracht. Ein englischer kapitän mit französischer besatzung und da war noch der lotse. Der kapitän hörte nicht auf den lotsen, die mannschaft verstand nur bahnhof und die felsen wurden zur letzten ruhestätte für das schiff, es zerbrach einen tag vor sylvester neunzehnvierundzwanzig. Dann kam die natur zurück. Jeden abend sitzen dort um hundert weiße tropical birds, leider nicht mit der kamera festzuhalten.

20160204 saint laurent schiffswrack

 

20160204 saint laurent schiffswrack

 

Ein älterer weltumsegler ist nach dreiundzwanzig jahren hierher zu seinem startpunkt zurückgekommen. Er hat mir auf einem stück papier die flusskarte bis St. Jean aufgemalt. Am Di werde ich hier mal ablegen und ein stück flussaufwärts fahren, ein kleines abenteuer, denn weitere karten habe ich keine.

Der regengott meint es nicht gut mit mir oder meiner wäsche. Am So nachmittag habe ich sie aufgehängt und der regen fing an. So wird sie noch einmal gespült, ist aber nach dreißig stunden immernoch nicht trocken. Ich bin währenddessen noch einmal zum supermarkt gelaufen, mit regenschirm. Es kam mir schon komisch vor, die ganze stadt war geschlossen, auch die chinesen. Der Super U natürlich dann auch, nette wanderung für nix. Es ist karnevalsmontag, kein kommentar.

Der segler verfolgt mich schon lange oder ich ihn. Tristan hat mich das erste mal in Mindelo auf den Kapverden gesehen und ich ihn vor der Ile Royale. Dann wieder in Kourou und jetzt ist er hier. Er kann das auto seiner schwester nutzen und hat mich am nächsten tag zum einkaufen mitgenommen.

Die regenzeit setzt wohl jetzt ein, sechsundzwanzig grad im schiff bei neunzig prozent luftfeuchtigkeit. Die wäsche trocknet jetzt im schiff oder versucht es. Um zehn uhr morgens war ein kurzes trockenfenster, was zum einkaufen genutzt wurde.
Bier, wein, obst, etwas gemüse, fisch und putenfleisch gefroren, ein baguette und zwei croissants für schlappe fünfundachtzig euro, das leben ist teuer hier. Dafür gab es in der freundlichen marina einen kleinen discount für T.O. mitglieder.
Und wenn es heute nachmittag trocken ist, lege ich ab, denn im regen im fluss zu motoren, ist nicht lustig.

20160208 saint laurent sonnenuntergang

 

Der wettergott meinte es gut mit mir, bis zur dunkelheit. Um halbvier habe ich den mooringbereich verlassen und bin nach der gemalten karte gefahren. Die elektronischen karten sind nur noch als grobe orientierung zu gebrauchen, oft fahre ich damit angeblich über land. Doch als ich an der quarantäne-insel vorbeikam, war der spaß aus, das erste mal gestrandet. Zurück ging nicht und vorwärts keine chance, also anker raus.
Nach einer halben stunde wartezeit, stieg das wasser, denn ich mache solche sachen nur bei genügend auflaufendem wasser. Die genua halb raus und das schiff bewegte sich wieder.

20160209 maroni ile de quarantane

 

20160209 maroni aufgelaufen

 

Ich hätte jetzt aufhören können, bin dann aber nahe dem ufer weitergefahren, dreihundert meter weit. Diesmal war die sandbank fester und das schiff legte sich leicht auf die seite.

Zwanzig minuten später, als ich den anker wieder eingeholt habe, schwamm Themroc wieder auf und es ging weiter. Ein kleines stück weiter und der Maroni war wieder sechs meter tief. Ich habe noch drei kleinere siedlungen passiert und nach sechs seemeilen den anker geworfen, zeit für die nacht. Am nächsten nachmittag sollte es weitergehen.

20160210 ankerplatz maroni

 

20160210 ankerplatz maroni

 

20160210 ankerplatz maroni 20160210 ankerplatz maroni

 

Zum nachmittag hin kam die sonne wieder und das schiff musste nur noch aufschwimmen, ich hatte es leicht im schlamm geparkt. Die karte vom alten mann ist leider nicht detailgetreu, so muss ich raten. Dazu kommt, dass abgespeicherte googlekarten nicht sichtbar sind, scheiß kostenfreies angebot. Somit glaube ich, dass ich die zweite nacht im fluss hinter St Jean verbringen werde, weil ich daran vorbeigefahren bin.
In meinem kopf sah es nicht so aus, wie auf den satellitenbildern. Andererseits bin ich schon zehn meilen von der marina entfernt, zu weit für mein ziel. Also morgen zurück und dort anlegen, wo es vermutlich sein kann.

Vorsichtshalber bin ich am morgen noch ein stück weiter gefahren, aber bei der insel nummer sechs im fluss habe ich gewendet. Der einzige anhaltspunkt war ein auf der karte vermerktes restaurant, das ich gestern nicht gesehen hatte. Heute hing dort ein dickes großes rotes schild. Als der anker hielt, kam ein franzose aus dem Elsass mit seinem einbaum an und begrüßte mich in St. Jean, warum nicht gleich so. Ich habe viel kette rausgelassen, aber die strömung ist hier nicht besonders, vielleicht kommt es ja noch.

20160211 maroni st jean

 

20160211 maroni st jean

 

20160211 maroni st jean

 

20160211 maroni st jean

 

20160211 maroni st jean

 

20160211 maroni st jean

 

Am Fr ist endlich die sonne wieder herausgekommen und ich bin in den ort. Auf dem hügel haben sich die legion und das mititär festgesetzt. Abends um sechs werden die nationale und andere lieder geträllert, kann ich vom schiff aus hören. Ansonsten ist hier die straße zu ende.

20160212 maroni st jean militär

 

20160212 maroni st jean militär

 

Unten am fluss haust man in holzhütten mit blechdach, das autowrack vor der tür und der müll im straßengraben.
Vielleicht haben einige einen job, doch der rest hängt herum, hört reggae musik, etwas rauchen und ein paar biere. Dazwischen spielen die kinder im dreck. Hunde mit ausschlägen wälzen sich am boden.

20160212 maroni st jean ort

 

20160212 maroni st jean ort

 

20160212 maroni st jean ort

 

20160212 maroni st jean ort strasse

 

Dann musste ich noch diese bambusbüsche ablichten, höhe um fünfzehn meter. In Cayenne hatte ich solche auch schon gesehen.

20160212 maroni st jean bambus

 

20160212 maroni st jean bambus

 

Ich muss nicht erwähnen, dass auch hier die schrottwagen oder alte baumaschinen einfach am straßenrand abgestellt werden. Den rest erledigt die natur.
Morgen geht es mit dem netten franzosen und einer gruppe in den urwald – eine tour, zu der ich eingeladen bin.

Veröffentlicht unter Reise_2016 | 1 Kommentar