Hatte ich geschrieben, dass es einfach zurück geht, ich glaube nicht. Die strömung ist gegen diese reise, es weht noch immer kein wind und es gibt regenzellen. Diese zeichnen sich durch einen durchmesser von zehn seemeilen aus und sind fettschwarz. Außen ist zuerst kein wind, dann nimmt er extrem zu. Wenn dann der regen dazukommt, werden es fünfunddreißig plus knoten. Danach in der mitte wieder ruhe. Sollte sich der kreis der wolken geschlossen haben, so erwartet einen am ausgang das gleiche schauspiel. Megahektoliter an wasser fallen vom himmel. In den letzten tagen habe ich mehr regen abbekommen als auf der gesamten reise bisher in summe.
Der motor läuft mit, leichtes segeln unter zehn knoten, die genua steht gerade mal so. So werde ich jeden tag zehn stunden motoren und das ergibt hier auf dem meer vierzig meilen. Also bin ich in fünf tagen auf Bali. Wenn nichts dazwischen kommt. Heute ist der erste Januar.
Der zweite tag der rückreise und es ist wind. Gute drei windstärken seit dem aufstehen und jetzt zwei stunden später habe ich auch das groß hochgezogen. Es bringt einen knoten mehr fahrt, denn ich denke, dass der wind stabil sein könnte.
Gestern war es ein sehr feuchter tag, der viele liter trinkwasser bescherte. In der nacht kam der himmel noch einmal runter und der schlaf war mies. Vielleicht nachher ein nickerchen. Wir segeln schneller als mit dem motor, sehr schön. Wenn dieser wind ein paar tage früher gekommen wäre, würde ich nicht umkehren. Er kommt aus nordwest, kann sein, dass sich der monsum stabilisiert hat.
Der wind macht mir schon wieder einen strich durch meinen plan. Ich bin zu schnell und am ende zu langsam. Heute ist Freitag der dritte Januar und ich bin nur noch fünfzig meilen vom hafen Benoa auf Bali entfernt. Geplante ankunft ist Sonntag, aber ich bin ja auch noch nicht da. Mit rückenwind und über sechs knoten geht es voran. Schön, dass ich vorgestern schon mal eine gastlandflagge produziert habe. Hätte ich nicht die polnische als material für die französische benutzt, dann wäre das alles nicht nötig gewesen. Polen drehen und man erhält Indonesien. So habe ich Monaco zurecht gestutzt, ein wenig umgenäht und das logo sieht man kaum, muss so gehen.
Ich war dann doch vor sonnenuntergang in Benoa. Habe es aber vorgezogen, vor der zufahrt zum hafen zu ankern, eine gute entscheidung. Eine riesige luxusjacht, ein kreuzfahrtschiff und ein katamaran lagen schon vor anker und ich dazu.
Am nächsten morgen nach dem frühstücen dann in den hafen, sehr unübersichtlich. Die marina habe ich gefunden, außer betonschwimmstegen war kaum etwas zu erkennen. Aber einige mitarbeiter kamen, um zu helfen. Was auf anhieb nicht funktioniert, ist das internet. Es ist mittag und ich warte auf den zoll mit der immigration.
Der erste eindruck von Bali sind riesige touristenbauruinen an der steilküste. Oben die häuser, dann eine straße in den sandstein geschlagen, um zum strand zu kommen. Oder es geht eine art seilbahn hinab. Das zweite fiel mir ins gehör, hier ist das land der zweitakteraußenbordmotoren. Sie sind riesig, laut, qualmen und stinken. Und es gib sehr viele davon. Das dritte sind die flugzeuge, alle zwei minuten kommt eins. Das hier ist eine touristenhochburg, ein ballermann von asien.
Den zweiten eindruck gewonnen, nachdem die zwei von der immigration endlich kamen, sie gaben mir zwei zettel für die noch erforderlichen stempel. Danach kamen zwei von der gesundheitsinspektion, einen nutzlosen zettel ausgefüllt und auf einen stempel gewartet. Währenddessen auf zum zoll. Ging gut, die jungs halfen mir beim anlegen meines profils im netz, vom schiff und meiner wenigkeit. Sie suchten nach bildern vom schiff zum einfügen und machten auch ein bild vom captain. Kurze unterbrechung und zur immigration gelaufen, denn die machen um zwei uhr zu.
Die anderen dokumente seien in bearbeitung und dann es gab ein visum für dreißig tage. Kurz beim hafenkapitän vorbei geschaut, aber der wollte noch keinen stempel geben. Der zoll war noch da und ab zum schiff, mal schauen, ob was da ist. Zurück zum zoll, einen besichtigungsbericht unterschrieben und fertig. Zurück und die gesundheitsfritzen gesucht, gefunden nach einem kilometer hin und her. Eine gebühr abgedrückt, ich weiß nicht wofür, war wenig, keine zwei euro. Der hafenmeister war der letzte stempel und es gab auch gleich ein paar zettel für die ausreise. Auf dem rückweg etwas trinkbares und cracker gekauft und um halbsechs war ich wieder auf dem schiff. Ende dieser aktion, das gleiche kommt noch einmal in vier tagen bei der abreise. Das ein- und ausklarieren dauert hier.
Meine erste sicht auf die allgemeine situation: es wird viel angefangen und nicht richtig durchgezogen. Diese marina wurde noch vor zwanzig jahren als beginn der yachtszene in Indonesien gepriesen. Genug ausbaufläche bis zur nächsten straßenkreuzung ist vorhanden, nur ist sie die abgerockteste in meiner reise. Geschüttete schwimmende betonstege um einen styroporkern herum. Die anlegefinger sind lamiert um einen identischen kern herum, die elektrischen installationen entsprechen keiner norm. Nun, ich bin der einzige hier, der den charme würdigen kann. Mal sehen, ob sie den diesel organisieren können, das wlan ist natürlich defekt, aber man arbeitet daran.
Was war hier besonders in Benoa? Die cruisingfirma auf dem nachbargrundstück hat mir zugangscodes für ihr wlan kostenfrei gegeben. Das war sehr nett. Alternativ hätte es irgendwo im hafenbereich ein cafe gegeben, nur erstmal finden.
Das abenteuer war auf dem moped mit dem zoll. Dieser wollte mein schiff sehen, den motor und hat einen sehr groben blick geworfen. Dadurch gab es eine kleine rundreise durch diesen hafen. Eine eckige künstliche insel als hafengebiet angelegt. Der hauptort ist aber eigentlich Depensar, wie Benoa auch über eine stelzenstrasse mit dem hafen verbunden.
Die taxifahrt zum einkaufen war aufregend und vor lauter staunen und gucken habe ich keine fotos gemacht. Der autoverkehr in Indonesien ist nichts für schwache nerven. Um die fahrzeuge herum schwirren mopeds.
Mein französischer lieblingssupermarkt hat auch hier eine dependance. Voller einkaufswagen und für vier euro wieder zurück zur marina. Durch irgendwelche wege bin ich auch am fluss vorbeigekommen. Dieser war halb zu mit plastikmüll.
Einen rundgang auf der hafeninsel habe ich dann doch gemacht und mir dabei auch eine blase mit dem flipflops gelaufen. Alles überschaubar, auf der anderen seite liegen die fischerboote, über hundert mindestens. Auf den wegen dorthin kleine betriebe für die reparatur und ein paar kleinere läden.
Natürlich konnte die marina kein diesel organisieren, erst ab fünfhundert liter, ich brauchte die hälfte. Auch konnten sie keinen finden für meine gasflaschen. Unterm strich konnten sie recht wenig.
Immerhin, morgens werden hier kleine blütenapplikationen mit räucherstäbchen auf dem grundstück verstreut und im dem anwesen eigenen kleinen tempel verbreitet. Und diese duftausbringung gab es auch in den behörden. Im groben war die marina sauber, aber in die jahre gekommen. Der bücherschrank zum tauschen moderte vor sich hin, das dach hatte löcher und der eingang, an dem wasser an steinen herunterläuft, war schon fast zugewachsen. Im hof war der zerfall auch schon aktiv.
Mein restliches geld, um fünfunddreißig euronen habe ich einem schiffsbesitzer in der marina gegeben. Dieser ist für eine reparatur gekommen und hat mir seinen diesel verkauft. Jetzt habe ich wenigstens neunzig liter als reserve.
Heute ist der fünfzehnte Januar und ich habe es bis in die Javasee geschafft. Das war sehr anstrengend und es klappte mit dem dritten anlauf. Zum sonnenuntergang drehte der wind wieder einmal und was nun? Beim driften ohne alles geht es direkt nach Osten mit zwei knoten. Die insel, die ich passiert hatte, hätte in fünf stunden eine beule von meinem schiff. Nur mit dem motor gegen die wellen angehen macht drei knoten, der rest wird durch welle und strömung geschluckt. Wieder die genua ausrollen und einen südkurs segeln? Da kommt das riff in die quere, das ich zwei stunden zuvor passiert hatte. Somit blieb nur noch nach nordosten segeln, so gut es geht, achtzig grad sind besser als driften. Aber was war davor?
Am siebenten Januar habe ich ausklariert und am nachmittag den hafen verlassen. Drei meilen weiter mit dem ablaufenden wasser fiel der anker auf dem platz vor dem einklarieren. Ausruhen, sammeln und am nächten tag in richtung norden aufbrechen.
Das war dann auch ein schnelles segeln an der ostküste von Bali vorbei. Mit der tide lief es über sieben knoten und endete in der Balisee. Bis zum sonnenuntergang waren es siebenundsechzig seemeilen, nicht schlecht. Segel bergen und pause in der nacht.
Die windvorhersage zeigte drei tage flaute an, aber vielleicht geht doch noch etwas mit landwind und seewind. Aber ich komme nicht von der insel weg. Viel schlimmer, ich drifte schnell nach osten in das befahrene schifffahrtsgebiet. So versuche ich, mit dem motor den schiffen zu entkommen, teilweise geht es nach norden und am ende nur hin und her. Drei tage lang warten auf einen wind.
Es ist verdammt viel dreck im wasser, hauptsächlich plastik. Warum versauen die hier ihr meer damit? Dazu kommt noch viel abgeschnittenes holz und wurzeln. Die leeren flaschen, flipflops und tüten können doch auch anders entsorgt werden. Was mich beunruhigt, das zeug ist nicht nur an der oberfläche, je nach zerfall auch unter wasser. Wenn der motor so etwas ansaugt, ist die fahrt vorbei.
Am zwölften Januar war dann der erste tag segeln und ein aufholen der vertreibung. Dies war der erste versuch, weiter zu kommen. Nur die kurse sind nicht brauchbar, mit dem wind stimmt etwas nicht. Das groß hat einen lattenbruch in der dritten latte, schwund. Nebenbei waren es über zehn schiffe an diesen tag. Spannend war vor zwei tagen nachts ein schlepper mit barge.
Es ist eine hauptroute für leere tanker und schüttgutfrachter. Zehn meilen in richtung westen waren möglich, an der route entlangsegeln. Ansonsten ist der kurs nur nach norden oder südsüdwest. Wenn das schiff nicht auf über zwei knoten über grund kommt, fängt es an zu driften.
Seit der nacht läuft der motor, um nach nordwest zukommen, und seit dem morgen mit der genua zusätzlich. Leichte erfolge, das hätte ich mal früher machen sollen, anstatt auf den vorhergesagten wind zu warten, der dann auch noch falsch kam. Doch diesen versuch zwei am dreizehnten habe ich abgebrochen. Am ende drehte der wind drehte und danach war der kurs südwest. In der nacht kamen dann noch fischerboote hinzu. Ehemalige segler mit einem großbaum und einer stange vom bug bis zur mitte. Das wird dann zu einem zelt, ohne beleuchtung, ohne radarreflektor. Beim sonnenuntergang konnte ich zehn davon zählen.
Der versuch drei am vierzehnten gelang endlich, der frust war schon sehr groß. Ich musste ein wenig schlafen und wurde vom radar geweckt. Seit fünf uhr lief der motor und mit dem segel ging es nach norden. Teilweise ging es wieder flott, durch die riffenge an der insel vorbei und danach drehte der wind wieder. Also irgendwie einen nordkurs mit ost-einschlag, um nicht in das korallen- und riffgebiet zu kommen. Immerhin waren es siebenundsiebzig seemeilen an diesem tag.
Die erste woche ist mehr als rum. Das war wieder ein griff ins klo oder auch nicht besser als auf dem ozean. Drei tage flaute mit schiffsbewegungen durch strömung und wieder aufholen mit dem motor. Ich bin nun von meiner route hundertsiebzig meilen weiter in richtung Singapore. Dafür habe ich dreihundertunddreißig seemeilen gebraucht. Mit den drei versuchen habe ich auch über hundert liter diesel verballert. Kein guter anfang.
Der neunte tag auf see war dann positiver als die letzten. Immerhin ging es segelnd sechzig meilen weiter nach norden und ein bißchen nach westen. Man muss es nehmen, wie es kommt, und das hörte dann zum sonnenuntergang auch wieder auf. Somit war die nacht ruhig, auch gut für mich zum schlafen. Leider wurde der gesamte westsegelanteil durch die nachtdrift wieder aufgelutscht.
Am morgen war der wind nicht viel besser, aber die richtung war brauchbarer. Ein guter zeitpunkt, um wieder die untere segellatte einzufädeln. Und jetzt wird es merkwürdig, denn die dritte ist nicht gebrochen, sondern hat sich verabschiedet, sie ist weg. Nur die endkappe war noch im segel. Die vierte latte ist indes zu kurz und hat eine endkappe. Da lief etwas schief, nur was?
Heute im fokus sind zwei inseln, durch die ich hindurch möchte, und zwei produktionsplattformen, die ich meiden will. Entscheidend ist, was der wind sagt, denn diesel sparen ist jetzt mal priorität. Es wird noch genug ecken geben, da brauche ich das zeug dringender.
Die beiden inseln liegen noch vor mir, der wind ist zum abend hin völlig eingeschlafen. Auf der karte war ein fleck mit zwölf meter tiefe, den habe ich verpasst. Der anker liegt nun auf dreißig für die nacht, morgen muss es besser werden. Das tagesergebnis sind nur fünfundzwanzig meilen gesegelt. Ich habe oft das ruder bedient, da der autopilot unterfordert mit dem wind war. Ein paar ungewollte wenden hat er produziert, wind weg, welle und drehung.
Bei der letzten wurde ich dann beobachter eines dreißig zentimeter dicken holzstamms, der aus dem wasser ragte. Die spitze war abgebrochen und er bewegte sich nicht im wasser. Das passende schiff steckt vielleicht noch daran, eingezeichnet in der karte ist es nicht. Ich bin nur zwanzig meter davon vorbei geschippert und gedreht, glück gehabt.
Die nacht war gut und das ankern hat mir viel weg erspart. Ich war nicht der einzige, der gewartet hatte. In der dunkelheit zählte ich über dreißig lichter, alles größere fischerboote, die ihren anker geworfen hatten. Das wasser sieht hier ähnlich der Balisee aus, fischer sind dreckschweine.
Die natur ist aber auch hier, eine flosse konnte ich am morgen ausmachen. Sie reicht vielleicht für vier suppen, aber ist auch nur eine von vielen hier. Gestern war auch der tag der seeschlange. Auf meiner kurzen strecke habe ich fünf davon gesehen. Die muscheln am heck wachsen auch, ich muss mich beeilen. Und es gibt auch fliegende besucher, libellen und diese fünf zentimeter großen flieger.
Freitag der siebzehnte Januar, der wind ist weggeblieben. Die see ist bleiernd ruhig und kein hauch. Der ankerplatz war ok, ein schiff in der nähe zu haben auch. Nur wenn der generator die ganze nacht läuft, für kühlaggregate, beleuchtung oder nur nervige laute indonesische popmusik, dann ist das eine erfahrung. Ich habe den standort fünfzehn meilen weiter zur nördlichen insel verlegt. Bis jetzt bin ich der einzige und sehe dem vorbeitreibenden müll zu. Das gleiche machen auch die fische unter dem schiff, schnell hinschwimmen, abchecken und zurück. Die wollen auch nicht an meinen köder, also weiter vegetarisch.
Eine weitere ruhige nacht, diesmal hörte ich einen diesel aus vielen meilen entfernung. Am morgen wurde ich dann durch einen einzylinder ohne auspuff geweckt, der neben meinem schiff war. Ein fischer mit seinem siebenmeter boot, wohin woher, eine kommunikation kam nicht zustande und er tuckerte wieder davon. Der wind machte anstalten zu kommen, aber das dauert wohl noch.
Ich habe nicht die ruhe weg und bei sechs knoten wind habe ich die reise fortgeführt. Dann frischte er noch ein wenig auf und wieder ab. Für die ersten vier meilen habe ich zwei stunden gebraucht. Umkehren oder weiter, und das nächste ziel war dann die zweite insel. Im norden davon ist eine kleinere insel, inselhopping. Zuerst dachte ich an einen fehler in der karte, doch am ende habe ich sie gefunden. Das ergebnis sind zwölf meilen weiter westlich.
Nur der untergrund ist nicht schön, sand mit korallen und sechs meter tiefe. Das wasser ist warm und so habe ich den anker vorsichtshalber abgetaucht. Klare sicht seit vielen tausend meilen. Er liegt halb im sand vor einem stein, muss reichen.
Was nicht reicht, ist mein tierleben vom mangelhaftem antifouling aus Noumea. Was dort geht, lässt hier am rumpf die stabmuscheln und andere wachsen. Also nicht nur am heck, sondern entlang der wasserlinie und an der ruderhacke. Aus zwei zentimeter werden aber bald fünf. Dann muss ich wieder ins wasser.
Das zweite tierleben ist mein aquarium in den speigattrohren. Vier kleine gestreifte fische sind so heute mitgefahren.
Die nächste insel angelaufen, da ich schon wieder im windloch verhungert bin. Die größere der beiden inseln, auch ein ort ist eingezeichnet. Die route habe ich schön auf mindestens fünfzehn meter tiefe abgesteckt und los ging es. Dann tauchte das wrack auf, schon blöd so aufzulaufen.
Ebend noch fotos geschossen und was werfen die aus ihrem boot ins wasser? Sind das kokusnüsse und warum ist vor mir ein felsen leicht überspühlt im wasser? Vollbremsung und rechts ab. Teilweise nur einen meter unterm kiel und nach zweihundert metern wieder im tiefen. Man war ich nass. Ab und zu sollte man sich nicht auf die karten verlassen, wenn man nicht neben dem wrack als zweites liegen möchte. Dann habe ich draußen im tiefen geankert.
Doch da kamen zwei fischer vorbei, es sei nicht gut, steine. Geradeaus und rechts abbiegen, alles mit zeichensprache und dem ellenbogen.
Nun liege ich vor dem ort und werde von drei lautsprechern beschallt, einmal die bekannte popmusik und dann zwei moscheen. Dazu kommen hundert kleinere fischerboote um neun meter länge und jeder hat einen Lister ohne auspuff. Heute ist Sonntag.
Danach war ich die atraktion, es kamen viele vorbei, um den mister mit dem segelboot zu sehen. Auch zwei fischer kamen vorbei, einer sprach etwas englisch und so war ein gespräch möglich. So wollten mir helfen diesel zu organisieren, kannten jemanden mit einem wifi, wollten mich zum supermarkt bringen, alles easy und ihr geschäft war auch dabei. Aber alles am nächsten tag, morgens um sieben.
Das ist kein problem, gibt es doch eintausend fischerboote auf Masalembo und zwanzigtausend einwohner. Die motoren der boote sind nicht aus England, sondern aus China, einzylinder, zwanzig pferdestärken. Dazu rufen ab fünf uhr die drei moscheen zum gebet.
Sie kamen um acht und vielleicht gibt es ja jemanden auf der insel, der meinen chinesen reparieren kam. Der fischer schaute und meinte, er kann das. Nur soviel sachverstand habe ich auch, ich wollte einen profi. Diesen sollte es hier nicht geben, so ihre aussage.
An land ging es dann zuerst zur polizei, ich wollte das so, da ich nicht mehr in Indonesien bin. Alles kein problem und dann zum juwelier, der hat ein kreditkartenlesegerät und gibt geld. Es dauerte bis zum mittag, bis er ein gutes signal in der telefonleitung hatte und dann gab es trotzdem kein geld. Falsche kreditkarte, meine von V wird hier auf der insel nicht akzeptiert. Kein geld, kein diesel.
Der junge fischer hatte aber mir schon mal etwas geliehen, damit konnte ich etwas gemüse kaufen, bei seinen verwandten.
Das wifi beim bürgermeister war so langsam, dass ich nicht einmal eine kleine grip wetter datei herunterladen konnte.
Zurück auf dem schiff wollten die beiden unbedingt mein unterwasserschiff von den muscheln befreien, also bitte. Danach sind wir noch um die ecke gefahren, da soll es schön sein, es gibt kokusnüsse und kein plastik. Das letzte konnte ich wiederlegen, die nüsse mussten gekauft werden, aber es war recht schön dort.
Dann wieder zurück zum schiff und es sei jetzt bierzeit meinte sie. Somit gingen die drei dosen, die ich teuer erworben hatte durch die durstigen kehlen. Noch ein paar tips, wo ich auf Borneo diesel kaufen könnte, und dann zogen sie wieder ab, es war schon wieder dunkel, wie am abend zuvor.
Am Di, dem einundzwanzigsten war der plan, das wetter zu bekommen. Zuerst wurde der imam gebeten, sein wlan anzuschalten. Nach fünf abbrüchen hatte mein laptop auch keinen strom mehr. Steckdosen gibt es kaum, so gab es solarstrom mit spannungswandler. Jedoch war das netz zu langsam.
Dann auf zum bürgermeister wifi, auch hier zuerst kein strom, aber jemand wirft den generator für mich an. Nach drei versuchen, der letzte mit rudimentären wetterinformationen, weiß ich für die nächsten zehn tage mehr.
Dann bekam ich noch mehr kokusnüsse und mangos. Zeit für ein barbecue mit fisch und besucher, die mich sehen wollen. Am nachmittag ging es dann zurück zum schiff. Das war Indonesien privat, morgen soll etwas wind kommen.
Etwas zum thema navigation, besonders hier in Indonesien. Bisher war alles einfach, meine seekarten waren sehr gut. Nur schon auf dem weg zu dieser insel kam der erste fehler, die dimensionen stimmten nicht. Ich wollte die kleine insel finden und fand eine sandbank, dahinter war die gesuchte insel, aber viel größer. Dann auf dem weg zu Masalembo der nächste fast fatale fehler. Ich war laut karte im tiefen wasser und real benahe auf dem riff. Bei diesen beiden inseln stimmt vieles nicht. Das konnte auch schon eine andere deutsche yacht erleben, die sy nuko alowa, die hier aufs riff gelaufen ist und von den beiden fischern gerettet wurde. Dabei muss man nur zum roten leuchtfeuer fahren und dann nach osten. Hinterher ist man natürlich klüger.
Die zweite woche war ein tagsüber fahren, von insel zu insel. Zuerst mit fischern geankert und dann drei inseln. Dabei habe ich grobe fehler in meinen karten gefunden, die mich fast auf einen felsen laufen hätte lassen. Die letzte insel war Masalembo mit hilfsbereiten netten menschen. Keine stromversorgung, keine wasserver- und -entsorgung und ein schlechtes wifi. Geld gibt es nur mit der M karte, die V karte geht hier nicht. Wer vorbei kommt, sollte hier anhalten. Somit waren es auch nur zweihundert seemeilen und zuviel diesel.
Der nächste tag auf see war etwas anders. Morgens kam ein wenig wind und ich habe den motor dazu angeworfen. Ziel war es, der wolke hinterher zu fahren. Als dann der wind richtig da war, ging der motor auch wieder aus. Das erste mal segeln mit vier bis sechs knoten und in die genau richtige richtung. Das habe ich seit über zwei wochen nicht gehabt. Danach wieder flaute und das spiel wiederholt bis zum sonnenuntergang. Es waren es drei fette wolkenbänder. Diese nacht wird sehr sportlich auf dem fußboden werden. Der letzte wind brachte einen sehr hohen schwell mit sich, das schiff tanzt. Die wettervorhersage stimmte überhaupt nicht.
Dritter tag auf see und ich bin müde, die nacht war grottig. Das tagesziel ist es eine bohrinsel, ein felsen, der aus dem siebzig meter tiefen wasser ragt, und ein wrack zu umfahren. Hinterher sollte noch genügend abstand sein, um zu driften. Dann kamen einige gewitter dazwischen, ich bin trocken geblieben, und am ende war der schöne direkte kurs futsch.
Auch ist eine tüte mit kichererbsen und grünen erbsen ohne verpackung über bord gegangen. Die flugverbotszone im schiff wurde zu lange nicht eingehalten. Auch andere trocken hülsenfrüchte sind betroffen, aber noch nicht so schlimm. Als nächstes muss ich mir mal das mehl anschauen, wahrscheinlich auch mit eiweiß versetzt.
Wenn das so weitergeht, ist bald der diesel aus, das essen transformiert und ich bekomme einen dauerschreikrampf. Der wind ist alles andere als der vorhergesagte. Hoffentlich wird diese nacht besser, denn im schiff ist es schon wieder muckelig warm.
Nächster tag, der fünfundzwanzigste Januar. Ich war vor der sonne wach und habe die segel gesetzt, es sah verheißungsvoll aus. Ein stunde später die totale flaute. Entweder einen knoten nach osten oder mit motor drei in die gute richtung. Am nachmittag kamen dann gewitterwolken, auch nicht brauchbar, entweder nach norden oder südwest. Dabei totale winddreher, kein spaß. Ich muss dringend nach nordwest, wo der wind herkommt. Alles nervt, kein vorankommen und die angst, der diesel konnte ausgehen.
Wenn sich jemand fragt, warum ich schnell nach Thailand will, dann ist es der zeitplan. Ich muss spätestenz im dezember in Kapstadt sein, die sicherste jahreszeit. In der werft plane ich mit zwei monaten, wenn es schlecht läuft drei. Über den indischen ozean dauert es zwei monate, ein stop auf Mauritius und Reunion und ein monat nach Südafrika. Da ist nicht mehr viel luft, und ich bin froh, wenn ich anfang märz aus dem wasser bin. Die restzeit ist mit reisen in der gegend, nach süden will ich vielleicht von Phuket aus. Soviel dazu.
Die letzte nacht war mal gut, das segel zog die ganzen stunden hindurch nach nord und am ende waren es dreißig meilen, zwölf davon in richtung westen. Zur zeit sind es noch hundertfünfzig meilen bis zum nächsten wegepunkt und die gleiche strecke noch einmal bis ins südchinesische meer.
In dieser nacht ging leider auch mein einer bootshaken über bord. Er stützte meine sonnenregenplane und nach einer böe fiel er um, landete auf mir und ich habe den angreifer aus dem schlaf heraus abgewehrt, schade.
Das segeln war gemischt, vielleicht eine stunde ohne motor und insgesamt achtunddreißig meilen. Kurz vor sonnenuntergang fiel auch der wind aus, zeit zum essen. Das kam mir fast wieder hoch, als ich auf dem gps die richtung ost mit einskommafünf knoten las. Also habe ich den anker auf vierzig meter geworfen und stehe jetzt. Das meer rauscht vorbei.
Nächster abend und schon wieder geankert, diesmal auf zweiundvierzig meter. Der letzte grund war schwerer matsch, sollte dieser auch sein. Und beim tagestank füllen ist nun auch der große tank leer. Drei kanister habe ich hineingegeben und das sollte bis Borneo und zum diesel reichen. Sonst habe ich nur noch neunzig liter und dann ist aus. Die idee nördlicher zu tanken fällt flach, zu weit.
Heute lief die ganze zeit der motor, auch während die segel oben waren. Zwei windstärken reichen hier einfach nicht aus, der strom ist dagegen.
Auf nach Kumai, einem ort, nach dem die bucht benannt ist, und deshalb sollte er auch nicht so klein sein. Fünfzig meilen lief der motor heute, teilweise mit segelunterstützung. So etwas ist mega langweilig. Der blick ins wasser ist da eine abwechslung. Noch nie habe ich soviel holz im wasser gesehen. Nicht nur die vielen kleinen kanthölzer und faustdicke bambusstangen unter einem meter. Oft sah ich holz in der größe einer eisenbahnschwelle oder der zweifachen länge. Neben dem vielen plastik mal etwas anderes. Ich habe ein paar baumstämme fotografiert und eine mögliche ursache. Die barge hat einen ladezaun von ungefähr fünf meter höhe. Das holz darauf ist noch einmal so hoch darüber. Ein bißchen wind, ein paar wellen und schon schwimmt die ladung.
Die dritte woche ist auch vorbei. Mehr diesel und noch mehr motorstunden sind verbraucht. Ich bin weiter nach westen gekommen, aber zu was für einem preis. Am ende musste ich nach Borneo, um zu tanken und frisches obst und gemüse zu kaufen. Seit Masalembo sind es weitere dreihundert meilen geworden. In der nacht habe ich, wenn es möglich war geankert, die strömung ist zu stark.
Weiter geht es hoffentlich bald, von Borneo nach Batam.